Tommy Stroot: "Wir wollen Meister werden"

Die Google Pixel Frauen-Bundesliga nimmt weiter an Fahrt auf: Heute (ab 15 Uhr, live auf MagentaSport, DAZN und im ZDF) steht das Spitzenspiel zwischen dem FC Bayern München und dem VfL Wolfsburg auf dem Programm. Für die Wolfsburgerinnen ist die Saison schon jetzt wie eine Achterbahnfahrt der Gefühle – einerseits das frühe Aus in der Champions League, andererseits die Tabellenführung in der Google Pixel Frauen-Bundesliga. Im DFB.de-Interview spricht VfL-Trainer Tommy Stroot (34) über Positives und Negatives – vor allem aber über das Duell beim amtierenden Deutschen Meister.

DFB.de: Tommy Stroot, am Sonntag steht zum ersten Mal in dieser Saison der Klassiker gegen den FC Bayern auf dem Programm. Mit welchen Gefühlen reisen Sie nach München?

Tommy Stroot: Wir wissen, dass eine große Herausforderung auf uns wartet und auf diese bereiten wir uns in dieser Woche vor. Dabei haben wir nur zwei Einheiten mit dem kompletten Kader. Eine Situation, die wir aus den letzten Jahren kennen, die aber immer speziell ist. Es braucht immer eine gewisse Zeit, bis man wieder in den gewohnten Abläufen ist. Aber klar, das gilt auch für den FC Bayern München.

DFB.de: Sie haben mit einigen personellen Problemen in Ihrer Mannschaft zu kämpfen. Wie ist hier die aktuelle Lage?

Stroot: Fest steht, dass Rebecka Blomqvist, Sveindis Jonsdottir und Tabea Sellner definitiv fehlen werden. Und dann gibt es noch Marina Hegering, Dominique Janssen und Alexandra Popp, die muskuläre Probleme haben. Ein Fragezeichen steht auch noch hinter dem Einsatz von Merle Frohms. Ich denke, dass wir hier erst am Samstag nach dem Abschlusstraining genau wissen, wer in den Flieger nach München steigen wird. Erfreulich ist, dass Camilla Küver wieder spielfähig ist und wir somit eine Option mehr haben.

DFB.de: Wie schätzen Sie den FC Bayern nach den bisherigen Erkenntnissen in dieser Saison ein?

Stroot: Sicherlich war das 2:2 beim SC Freiburg zum Auftakt ein wenig überraschend. Auf der anderen Seite zeigt es, dass auch der FC Bayern München die extrem kurze Vorbereitungsphase infolge der späten WM-Rückkehr der Nationalspielerinnen nicht einfach so weggesteckt hat. Über die Qualität der Münchnerinnen müssen wir aber nicht sprechen. Sie verfügen über einen hervorragend besetzten Kader, auch in der Breite.

DFB.de: Sie thronen derzeit ganz oben in der Google Pixel Frauen-Bundesliga. Wie bewerten Sie Ihren Start in die neue Saison?

Stroot: Wir sind gut reingekommen und haben unsere Punkte geholt. Das ist erst einmal das Wichtigste. Gerade zu Saisonbeginn ist es doch logisch, dass bei den Top-Teams noch nicht alles rund laufen kann. Das hat Bayern in Freiburg erlebt, Frankfurt hat in Essen verloren. Wir haben unsere ersten vier Spiele gewonnen, darunter auch in Frankfurt. Deshalb können wir mit dem Bundesliga-Start sehr zufrieden sein.

DFB.de: Zuletzt gab es ein 2:2 gegen die TSG Hoffenheim. Warum tut sich Ihre Mannschaft im Moment teilweise etwas schwerer, als man es aus den vergangenen Jahren gewohnt ist.

Stroot: Zur Einordnung dieses Ergebnisses muss man auf der einen Seite berücksichtigen, dass die TSG Hoffenheim ein gewachsenes Team ist, das an einem guten Tag immer in der Lage ist, einem vermeintlichen Topteam ein Bein zu stellen. In der letzten Saison haben wir zu Hause 1:2 verloren. Auf der anderen Seite muss man sich auch einmal den Spielverlauf ansehen. Wir hatten insgesamt 27:5 Torschüsse und lagen zur Pause 0:2 hinten. Für mich war es bislang unser bestes Saisonspiel, auch wenn wir es trotz zahlreicher Möglichkeiten leider nicht geschafft haben, die Partie noch komplett zu drehen.

DFB.de: Das Ausscheiden in der Champions League gegen den Paris FC ist ebenfalls Teil der bisherigen Saison. Wie schauen Sie mit etwas Abstand auf die beiden Partien gegen die Französinnen zurück?

Stroot: Unser Anspruch ist es, in der Gruppenphase der Champions League dabei zu sein. Das haben wir nicht geschafft und deshalb war die Enttäuschung bei uns allen sehr groß. Wir hatten auch im mit 0:2 verlorenen Rückspiel noch alle Möglichkeiten, das Geschehen in unsere Richtung zu lenken, wenn ich etwa an den vergebenen Elfer denke. Von daher ist es sehr bitter, dass unsere internationale Reise in dieser Saison so früh endet. Auf der anderen Seite muss man aber auch sehen, dass wir nicht gegen irgendwen ausgeschieden sind. Paris FC hatte zuvor Arsenal ausgeschaltet, unseren letzten Halbfinalgegner. Das heißt, dass zwei der besten vier europäischen Teams der Vorsaison nicht in der Gruppenphase dabei sind. Natürlich hat das mit dem Qualifikationsmodus zu tun, in dem sich die Zweit- und Drittplatzierten der großen Verbände gegenseitig eliminieren. England hat zum Beispiel mit Chelsea nur den Meister durchgebracht. Auf diesem Niveau gibt es mittlerweile keine Garantien mehr, wie man sieht.

DFB.de: Wie groß ist Ihre Enttäuschung ganz persönlich über diesen Rückschlag im internationalen Wettbewerb, in dem die Wolfsburgerinnen in den vergangenen Jahren durchweg für positive Schlagzeilen gesorgt haben?

Stroot: Ich, die Spielerinnen, mein Trainerteam, unsere Mitarbeiter, unsere Fans, unsere Sponsoren – alle waren enttäuscht. Aber es gilt im Sport, auch Rückschläge gemeinsam zu verarbeiten, noch enger zusammenzurücken und bestenfalls sogar neue Energie aus ihnen zu ziehen. Wir können nicht die ganze Saison über das Ausscheiden sprechen, sondern jetzt gilt es, den Blick auch wieder nach vorne zu werfen.

DFB.de: Dann lassen Sie uns nun den Blick nach vorne werfen: Geht es jetzt darum, möglichst das Double zu holen?

Stroot: Tatsache ist, dass wir uns nun auf die nationalen Wettbewerbe fokussieren können. Mit Blick auf die Gesamtbelastung haben wir einen Vorteil gegenüber unseren Konkurrenten, die viele englische Wochen spielen werden. Aber wir geben jetzt nicht das Double als ein Muss aus. Wir wollen Deutscher Meister werden und gerne auch wieder das DFB-Pokalfinale erreichen und gewinnen. Aber das ist alles noch weit weg. Erst einmal geht es darum, unsere gute Ausgangsposition in der Liga zu behaupten, demnächst gegen Werder das DFB-Pokal-Viertelfinale zu erreichen und in den nächsten Wochen verstärkt an Inhalten zu arbeiten.

DFB.de: Teilen Sie also den Eindruck, dass auch vermeintlich schwächere Teams, den großen Klubs immer häufiger Probleme bereiten können.

Stroot: Das ist ja keine ganz neue Entwicklung. Vor zehn Jahren war es recht sicher, dass der Tabellenführer zum Beispiel gegen den Sechsten gewinnt. Das ist heute kein Automatismus mehr. Wir bereiten uns auf jeden Gegner mit der gleichen Ernsthaftigkeit vor, alles andere kann man sich nicht mehr erlauben. Und trotzdem gehört es ja auch zur Wahrheit, dass es immer noch deutliche Resultate gibt – in dieser Saison war schon ein 9:0 dabei. Ich bin mir aber sicher, dass der Trend weiter anhält und die Qualität in der Breite in den nächsten Jahren weiter zunehmen wird.

[sw]

Die Google Pixel Frauen-Bundesliga nimmt weiter an Fahrt auf: Heute (ab 15 Uhr, live auf MagentaSport, DAZN und im ZDF) steht das Spitzenspiel zwischen dem FC Bayern München und dem VfL Wolfsburg auf dem Programm. Für die Wolfsburgerinnen ist die Saison schon jetzt wie eine Achterbahnfahrt der Gefühle – einerseits das frühe Aus in der Champions League, andererseits die Tabellenführung in der Google Pixel Frauen-Bundesliga. Im DFB.de-Interview spricht VfL-Trainer Tommy Stroot (34) über Positives und Negatives – vor allem aber über das Duell beim amtierenden Deutschen Meister.

DFB.de: Tommy Stroot, am Sonntag steht zum ersten Mal in dieser Saison der Klassiker gegen den FC Bayern auf dem Programm. Mit welchen Gefühlen reisen Sie nach München?

Tommy Stroot: Wir wissen, dass eine große Herausforderung auf uns wartet und auf diese bereiten wir uns in dieser Woche vor. Dabei haben wir nur zwei Einheiten mit dem kompletten Kader. Eine Situation, die wir aus den letzten Jahren kennen, die aber immer speziell ist. Es braucht immer eine gewisse Zeit, bis man wieder in den gewohnten Abläufen ist. Aber klar, das gilt auch für den FC Bayern München.

DFB.de: Sie haben mit einigen personellen Problemen in Ihrer Mannschaft zu kämpfen. Wie ist hier die aktuelle Lage?

Stroot: Fest steht, dass Rebecka Blomqvist, Sveindis Jonsdottir und Tabea Sellner definitiv fehlen werden. Und dann gibt es noch Marina Hegering, Dominique Janssen und Alexandra Popp, die muskuläre Probleme haben. Ein Fragezeichen steht auch noch hinter dem Einsatz von Merle Frohms. Ich denke, dass wir hier erst am Samstag nach dem Abschlusstraining genau wissen, wer in den Flieger nach München steigen wird. Erfreulich ist, dass Camilla Küver wieder spielfähig ist und wir somit eine Option mehr haben.

DFB.de: Wie schätzen Sie den FC Bayern nach den bisherigen Erkenntnissen in dieser Saison ein?

Stroot: Sicherlich war das 2:2 beim SC Freiburg zum Auftakt ein wenig überraschend. Auf der anderen Seite zeigt es, dass auch der FC Bayern München die extrem kurze Vorbereitungsphase infolge der späten WM-Rückkehr der Nationalspielerinnen nicht einfach so weggesteckt hat. Über die Qualität der Münchnerinnen müssen wir aber nicht sprechen. Sie verfügen über einen hervorragend besetzten Kader, auch in der Breite.

DFB.de: Sie thronen derzeit ganz oben in der Google Pixel Frauen-Bundesliga. Wie bewerten Sie Ihren Start in die neue Saison?

Stroot: Wir sind gut reingekommen und haben unsere Punkte geholt. Das ist erst einmal das Wichtigste. Gerade zu Saisonbeginn ist es doch logisch, dass bei den Top-Teams noch nicht alles rund laufen kann. Das hat Bayern in Freiburg erlebt, Frankfurt hat in Essen verloren. Wir haben unsere ersten vier Spiele gewonnen, darunter auch in Frankfurt. Deshalb können wir mit dem Bundesliga-Start sehr zufrieden sein.

DFB.de: Zuletzt gab es ein 2:2 gegen die TSG Hoffenheim. Warum tut sich Ihre Mannschaft im Moment teilweise etwas schwerer, als man es aus den vergangenen Jahren gewohnt ist.

Stroot: Zur Einordnung dieses Ergebnisses muss man auf der einen Seite berücksichtigen, dass die TSG Hoffenheim ein gewachsenes Team ist, das an einem guten Tag immer in der Lage ist, einem vermeintlichen Topteam ein Bein zu stellen. In der letzten Saison haben wir zu Hause 1:2 verloren. Auf der anderen Seite muss man sich auch einmal den Spielverlauf ansehen. Wir hatten insgesamt 27:5 Torschüsse und lagen zur Pause 0:2 hinten. Für mich war es bislang unser bestes Saisonspiel, auch wenn wir es trotz zahlreicher Möglichkeiten leider nicht geschafft haben, die Partie noch komplett zu drehen.

DFB.de: Das Ausscheiden in der Champions League gegen den Paris FC ist ebenfalls Teil der bisherigen Saison. Wie schauen Sie mit etwas Abstand auf die beiden Partien gegen die Französinnen zurück?

Stroot: Unser Anspruch ist es, in der Gruppenphase der Champions League dabei zu sein. Das haben wir nicht geschafft und deshalb war die Enttäuschung bei uns allen sehr groß. Wir hatten auch im mit 0:2 verlorenen Rückspiel noch alle Möglichkeiten, das Geschehen in unsere Richtung zu lenken, wenn ich etwa an den vergebenen Elfer denke. Von daher ist es sehr bitter, dass unsere internationale Reise in dieser Saison so früh endet. Auf der anderen Seite muss man aber auch sehen, dass wir nicht gegen irgendwen ausgeschieden sind. Paris FC hatte zuvor Arsenal ausgeschaltet, unseren letzten Halbfinalgegner. Das heißt, dass zwei der besten vier europäischen Teams der Vorsaison nicht in der Gruppenphase dabei sind. Natürlich hat das mit dem Qualifikationsmodus zu tun, in dem sich die Zweit- und Drittplatzierten der großen Verbände gegenseitig eliminieren. England hat zum Beispiel mit Chelsea nur den Meister durchgebracht. Auf diesem Niveau gibt es mittlerweile keine Garantien mehr, wie man sieht.

DFB.de: Wie groß ist Ihre Enttäuschung ganz persönlich über diesen Rückschlag im internationalen Wettbewerb, in dem die Wolfsburgerinnen in den vergangenen Jahren durchweg für positive Schlagzeilen gesorgt haben?

Stroot: Ich, die Spielerinnen, mein Trainerteam, unsere Mitarbeiter, unsere Fans, unsere Sponsoren – alle waren enttäuscht. Aber es gilt im Sport, auch Rückschläge gemeinsam zu verarbeiten, noch enger zusammenzurücken und bestenfalls sogar neue Energie aus ihnen zu ziehen. Wir können nicht die ganze Saison über das Ausscheiden sprechen, sondern jetzt gilt es, den Blick auch wieder nach vorne zu werfen.

DFB.de: Dann lassen Sie uns nun den Blick nach vorne werfen: Geht es jetzt darum, möglichst das Double zu holen?

Stroot: Tatsache ist, dass wir uns nun auf die nationalen Wettbewerbe fokussieren können. Mit Blick auf die Gesamtbelastung haben wir einen Vorteil gegenüber unseren Konkurrenten, die viele englische Wochen spielen werden. Aber wir geben jetzt nicht das Double als ein Muss aus. Wir wollen Deutscher Meister werden und gerne auch wieder das DFB-Pokalfinale erreichen und gewinnen. Aber das ist alles noch weit weg. Erst einmal geht es darum, unsere gute Ausgangsposition in der Liga zu behaupten, demnächst gegen Werder das DFB-Pokal-Viertelfinale zu erreichen und in den nächsten Wochen verstärkt an Inhalten zu arbeiten.

DFB.de: Teilen Sie also den Eindruck, dass auch vermeintlich schwächere Teams, den großen Klubs immer häufiger Probleme bereiten können.

Stroot: Das ist ja keine ganz neue Entwicklung. Vor zehn Jahren war es recht sicher, dass der Tabellenführer zum Beispiel gegen den Sechsten gewinnt. Das ist heute kein Automatismus mehr. Wir bereiten uns auf jeden Gegner mit der gleichen Ernsthaftigkeit vor, alles andere kann man sich nicht mehr erlauben. Und trotzdem gehört es ja auch zur Wahrheit, dass es immer noch deutliche Resultate gibt – in dieser Saison war schon ein 9:0 dabei. Ich bin mir aber sicher, dass der Trend weiter anhält und die Qualität in der Breite in den nächsten Jahren weiter zunehmen wird.

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