Tobias Sippel: "Nach der Auslosung ist mein Handy explodiert"

17 Jahre trug Tobias Sippel das Trikot des 1. FC Kaiserslautern, seit 2015 spielt er für Borussia Mönchengladbach. Nun treffen diese beiden Klubs heute (ab 20.45 Uhr, live in der ARD und bei Sky) im Topspiel der 1. Runde des DFB-Pokals aufeinander. Die 33 Jahre alte Nummer 2 der Fohlenelf spricht im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Tobias Gonscherowski über den Trip in die alte Heimat und die ganz besondere Betzenberg-Atmosphäre.

DFB.de: Tobias Sippel, die Auslosung im DFB-Pokal beschert der Borussia ein Flutlichtspiel am Betzenberg. Mit welchen Gefühlen werden Sie die Reise nach Kaiserslautern antreten?

Tobias Sippel: Da kommen in mir Heimatgefühle auf. Ich habe 17 Jahre für den FCK gespielt und immer darauf gehofft, dass wir dieses Los mal ziehen. Und jetzt ist es so weit. Ich freue mich extrem darauf, mal wieder nach Hause zu kommen und viele Bekannte zu treffen. Ich bin seit meinem Abschied in Kaiserslautern fast gar nicht mehr im Stadion gewesen.

DFB.de: Wie war Ihre spontane Reaktion auf das Los?

Sippel: Ich habe die Auslosung eher zufällig verfolgt. Als Kaiserslautern gezogen wurde, sagte meine Frau sofort: Jetzt kommen wir, jetzt kommt Gladbach. Und so kam es. Ich habe das erst gar nicht glauben können. Danach ist mein Handy explodiert.

DFB.de: Wie intensiv sind Ihre Kontakte zum FCK noch?

Sippel: Ich kenne die beiden Verantwortlichen im Teammanagement sehr gut. Mit Fabian Schönheim und Florian Dick habe ich noch zusammengespielt. Auch zu den Physios und Zeugwarten habe ich noch Kontakt. Ebenso zu meinem ehemaligen Torwarttrainer Gerry Ehrmann.

DFB.de: Im letzten Jahr gab es bei der Borussia eine klare Rollenverteilung. Yann Sommer hat als Nummer 1 die Bundesliga- und Champions-League-Spiele absolviert, sie durften im Pokal ran. Gab es schon Signale des neuen Trainers Adi Hütter, dass es wieder so laufen könnte?

Sippel: Stand jetzt gibt es noch keine Tendenz. In der vergangenen Saison haben wir in drei Wettbewerben gespielt und hatten dementsprechend viele Spiele. Da wurde die Lösung seitens des Trainers klar kommuniziert. Jetzt ist Yann erst seit ein paar Tagen wieder im Training. Die Entscheidung wird in den nächsten Tagen fallen – wie diese ausfallen wird, weiß ich noch nicht. Aber es wird das letzte Spiel vor dem Bundesliga-Start sein. Wahrscheinlich will der Trainer in Kaiserslautern die Mannschaft aufs Feld schicken, die auch ein paar Tage später gegen Bayern München in die Bundesliga-Saison startet. Dafür hätte ich auch Verständnis. Aber ich würde mich natürlich auch sehr freuen, wenn ich spielen dürfte.

DFB.de: Wie sehr verfolgen Sie die sportliche Entwicklung des 1. FC Kaiserslautern?

Sippel: Ich verfolge die Spiele nach wie vor. Ich hoffe, dass sie den Sprung nach oben und vielleicht den Aufstieg in die 2. Liga schaffen. Vom Potenzial her ist für den 1. FC Kaiserslautern mehr drin als die 3. Liga. Die Tradition, das Stadion, die super Atmosphäre – all das hat in der 3. Liga nichts verloren. Eigentlich gehört der FCK mit dem Background nicht mal in die 2. Liga, sondern in die Bundesliga. Zum Drittliga-Auftakt waren wieder Fans im Stadion. Das hilft der Mannschaft sehr. Das könnte der Bonus werden, den es letztes Jahr nicht gab. Ich traue ihnen viel mehr zu als in der vergangenen Saison.

DFB.de: Ihre persönliche Pokalbilanz ist durchaus positiv. Zwei Halbfinals und zwei Viertelfinals stehen zu Buche. Bei drei dieser vier Spiele standen Sie im Tor. Welchen Stellenwert hat der DFB-Pokal für Sie?

Sippel: Wir haben national nur zwei Wettbewerbe: die Meisterschaft und den DFB-Pokal. Da wollen wir natürlich so weit kommen, wie es geht. Dafür braucht man dann auch ein bisschen Losglück. Zu meiner Zeit in Kaiserslautern hatten wir nicht immer unbedingt Losglück, trotz vieler Heimspiele. Wir haben mal zuhause und auch in Leverkusen gewonnen. Im Halbfinale sind wir dann an den Bayern gescheitert. Da hat man dann schon den Unterschied zwischen 2. Liga und 1. Liga gemerkt. Aber wenn man so weit kommt, ist man stolz darauf. Auch wenn es natürlich auch schön gewesen wäre, einmal ein Finale zu erreichen.

DFB.de: Gibt es ein Spiel im Pokal, dass Sie gerne noch einmal spielen würden?

Sippel: Schwer zu sagen. Wir sind einmal 2014 in München im Halbfinale mit 1:5 ausgeschieden. Da waren wir hoffnungslos überfordert. Wir haben deutlich zu spüren bekommen, wie es ist, wenn die Bayern die Zügel einmal anziehen. Aber für uns war das Erreichen des Halbfinals als Zweitligist super.

DFB.de: Beschreiben Sie doch einmal die besondere, typische Betzenberg-Atmosphäre.

Sippel: Alleine das Flutlicht macht schon sehr viel aus, wenn man zum Stadion hochfährt. Das ist kein normaler Anfahrtsweg. Für die Mannschaften geht es mit dem Aufzug hoch in die Kabine. Es herrscht schon pure Anspannung. Wenn das Stadion dann mit knapp 50.000 Zuschauern voll ist, entsteht eine Atmosphäre, die es nicht oft gibt. Da können nicht viele Vereine mithalten. Bei uns in Mönchengladbach haben wir aber auch so eine Stimmung.

DFB.de: Was für ein Spiel erwarten Sie bei der Partie, bei der die Rollen klar verteilt sind. Borussia ist Favorit, der FCK Außenseiter. Aber man hat auch schon in der 1. Runde des DFB-Pokals viel erlebt.

Sippel: Ja, das sieht man in jedem Jahr. Ein Pokalspiel ist kein Selbstläufer. Ein Duell gegen einen Drittligisten ist immer unangenehm, weil die Erwartungshaltung sehr hoch ist. Es wird ein schwieriges Spiel, bei dem wir von Anfang an sofort da sein müssen. Wir müssen zudem vermeiden, dass das Publikum ein Faktor wird.

DFB.de: Was fällt Ihnen ansonsten ein, wenn Sie an den DFB-Pokal denken. Welche Ereignisse sind Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

Sippel: Ein Highlight war der Pokalsieg des FCK im Abstiegsjahr 1996. Damals habe ich mir erst die Tränen wegen des Abstiegs aus den Augen gewischt, eine Woche später kamen die Freudentränen.

DFB.de: Also waren Sie schon als kleiner Junge glühender FCK-Fan?

Sippel: Ja, das ist doch klar, wenn man in der Pfalz groß wird - und ich wuchs 30 km von Kaiserslautern entfernt auf. Ich kenne keinen aus der Region, der nicht FCK-Fan ist. Ich wurde als kleines Kind schon mit zum Betzenberg genommen und habe schon in der E-Jugend für den FCK gespielt.

DFB.de: Und was war Ihr persönliches Pokal-Highlight?

Sippel: Unser Heimspiel gegen Leverkusen (im September 2009, Anm. d. Red.), das wir als normaler Zweitligist gegen einen guten Erstligisten 2:1 gewonnen haben. Da war diese besondere Betzenberg-Atmosphäre jederzeit spürbar.

DFB.de: Sie sind jetzt seit sechs Jahren bei der Borussia die Nummer 2. Wie empfinden Sie Ihr Standing und Ihre Wertschätzung in Mönchengladbach?

Sippel: Es ist sehr schwer, an einem der besten Keeper der Liga vorbeizukommen. Das Gute für mich ist, dass ich nie als Nummer 2 abgestempelt werde. Deswegen habe ich Spaß in diesem sehr familiären Verein. Ich habe viele Freunde im Club und viele tolle Menschen kennengelernt. Meine Familie und ich fühlen uns hier sehr wohl. Ich kann mir auch durchaus vorstellen, hier einmal meine Karriere zu beenden, weil mir der Club genau das gibt, was ich brauche. Ich freue mich über jede Einsatzminute. Ich gebe in jedem Training alles, um für den Tag und die Minute X bereit zu sein. Als Ersatztorwart musst Du in der Lage sein, ohne Aufwärmen sofort zu funktionieren. Das habe ich mir auch erarbeiten müssen.

DFB.de: Wie ist Ihr Verhältnis zu Yann Sommer? Herrscht eine große Rivalität, ist es kollegial oder freundschaftlich?

Sippel: Wir verstehen uns wirklich blind. Er nimmt auch viele Ratschläge von mir an, die ich ihm während eines Spiels in der Halbzeit gebe. Nach dem Spiel diskutieren wir manche Situationen. Wir pushen uns gegenseitig. Er weiß, dass ich ihn niemals verbal attackieren würde. Das tut ihm auch gut. Ich bin ein Mannschaftsspieler. Wenn das Team Erfolg hat, freue ich mich auch mit. Wenn er in seiner absoluten Topform ist, ist es schwer ihn aus dem Tor zu verdrängen.

DFB.de: Eben haben Sie bereits den Namen Gerry Ehrmann ins Spiel gebracht. Jetzt trainieren Sie in Mönchengladbach auch unter Uwe Kamps. Wie würden Sie die beiden Torwarttrainer beschreiben?

Sippel: Bei Gerry habe ich alles gelernt, was ich am Anfang gebraucht habe, um ein guter Torwart zu werden. Du lernst die Power, keine Angst zu haben, konsequent zu sein, mutig zu sein. Ich bin schon in der D-Jugend zu Gerry gekommen. Er hat keinen Unterschied zwischen mir als ganz jungen Torwart und einem Profikeeper gemacht. Heute muss ich sagen, dass mir das extrem gut getan hat. Ich profitiere heute noch davon, dass ich so fit bin. In Gladbach pflegen wir einen ganz anderen Spielstil. Wir spielen viel mehr Fußball. Hier habe ich unter anderem unter Uwe Kamps, vor allem aber auch unter Steffen Krebs den Feinschliff bekommen und mich fußballerisch noch einmal verbessert.

DFB.de: Seit ein paar Wochen hat Adi Hütter den Trainerposten bei der Borussia übernommen. Wie haben Sie ihn bisher erlebt?

Sippel: Zum Trainingsstart war die Hälfte des Kaders noch bei der Europameisterschaft im Einsatz oder noch im Urlaub. Er hat sich vieles erst einmal angeschaut. Er ist relativ ruhig. Seitdem nun alle Spieler ins Training eingestiegen sind, hat sich das Bild etwas verändert. Er greift mehr ein und wird sicher bald seine Karten auf den Tisch legen.

DFB.de: Was erwarten Sie von der kommenden Saison? Ist mehr drin als im letzten Jahr, als die Borussia viele Punkte nach Führung liegen ließ?

Sippel: 2020/2021 war eine komplizierte Saison. Das kann man aber nicht nur darauf schieben, dass der Trainer (Marco Rose, Anm. d. Red.) bekannt gegeben hat, dass er zum Saisonende geht. Das Thema hat in der Öffentlichkeit extrem polarisiert. Wir haben in der Phase leider extrem viele Punkte liegen gelassen. Wir hätten viel weiter oben landen können. Dieses Jahr rechnen wir uns dadurch, dass wir keine Dreifachbelastung haben und in jedes Spiel gut regeneriert gehen können, mehr aus und glauben daran, das internationale Geschäft erreichen zu können.

[tg]

17 Jahre trug Tobias Sippel das Trikot des 1. FC Kaiserslautern, seit 2015 spielt er für Borussia Mönchengladbach. Nun treffen diese beiden Klubs heute (ab 20.45 Uhr, live in der ARD und bei Sky) im Topspiel der 1. Runde des DFB-Pokals aufeinander. Die 33 Jahre alte Nummer 2 der Fohlenelf spricht im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Tobias Gonscherowski über den Trip in die alte Heimat und die ganz besondere Betzenberg-Atmosphäre.

DFB.de: Tobias Sippel, die Auslosung im DFB-Pokal beschert der Borussia ein Flutlichtspiel am Betzenberg. Mit welchen Gefühlen werden Sie die Reise nach Kaiserslautern antreten?

Tobias Sippel: Da kommen in mir Heimatgefühle auf. Ich habe 17 Jahre für den FCK gespielt und immer darauf gehofft, dass wir dieses Los mal ziehen. Und jetzt ist es so weit. Ich freue mich extrem darauf, mal wieder nach Hause zu kommen und viele Bekannte zu treffen. Ich bin seit meinem Abschied in Kaiserslautern fast gar nicht mehr im Stadion gewesen.

DFB.de: Wie war Ihre spontane Reaktion auf das Los?

Sippel: Ich habe die Auslosung eher zufällig verfolgt. Als Kaiserslautern gezogen wurde, sagte meine Frau sofort: Jetzt kommen wir, jetzt kommt Gladbach. Und so kam es. Ich habe das erst gar nicht glauben können. Danach ist mein Handy explodiert.

DFB.de: Wie intensiv sind Ihre Kontakte zum FCK noch?

Sippel: Ich kenne die beiden Verantwortlichen im Teammanagement sehr gut. Mit Fabian Schönheim und Florian Dick habe ich noch zusammengespielt. Auch zu den Physios und Zeugwarten habe ich noch Kontakt. Ebenso zu meinem ehemaligen Torwarttrainer Gerry Ehrmann.

DFB.de: Im letzten Jahr gab es bei der Borussia eine klare Rollenverteilung. Yann Sommer hat als Nummer 1 die Bundesliga- und Champions-League-Spiele absolviert, sie durften im Pokal ran. Gab es schon Signale des neuen Trainers Adi Hütter, dass es wieder so laufen könnte?

Sippel: Stand jetzt gibt es noch keine Tendenz. In der vergangenen Saison haben wir in drei Wettbewerben gespielt und hatten dementsprechend viele Spiele. Da wurde die Lösung seitens des Trainers klar kommuniziert. Jetzt ist Yann erst seit ein paar Tagen wieder im Training. Die Entscheidung wird in den nächsten Tagen fallen – wie diese ausfallen wird, weiß ich noch nicht. Aber es wird das letzte Spiel vor dem Bundesliga-Start sein. Wahrscheinlich will der Trainer in Kaiserslautern die Mannschaft aufs Feld schicken, die auch ein paar Tage später gegen Bayern München in die Bundesliga-Saison startet. Dafür hätte ich auch Verständnis. Aber ich würde mich natürlich auch sehr freuen, wenn ich spielen dürfte.

DFB.de: Wie sehr verfolgen Sie die sportliche Entwicklung des 1. FC Kaiserslautern?

Sippel: Ich verfolge die Spiele nach wie vor. Ich hoffe, dass sie den Sprung nach oben und vielleicht den Aufstieg in die 2. Liga schaffen. Vom Potenzial her ist für den 1. FC Kaiserslautern mehr drin als die 3. Liga. Die Tradition, das Stadion, die super Atmosphäre – all das hat in der 3. Liga nichts verloren. Eigentlich gehört der FCK mit dem Background nicht mal in die 2. Liga, sondern in die Bundesliga. Zum Drittliga-Auftakt waren wieder Fans im Stadion. Das hilft der Mannschaft sehr. Das könnte der Bonus werden, den es letztes Jahr nicht gab. Ich traue ihnen viel mehr zu als in der vergangenen Saison.

DFB.de: Ihre persönliche Pokalbilanz ist durchaus positiv. Zwei Halbfinals und zwei Viertelfinals stehen zu Buche. Bei drei dieser vier Spiele standen Sie im Tor. Welchen Stellenwert hat der DFB-Pokal für Sie?

Sippel: Wir haben national nur zwei Wettbewerbe: die Meisterschaft und den DFB-Pokal. Da wollen wir natürlich so weit kommen, wie es geht. Dafür braucht man dann auch ein bisschen Losglück. Zu meiner Zeit in Kaiserslautern hatten wir nicht immer unbedingt Losglück, trotz vieler Heimspiele. Wir haben mal zuhause und auch in Leverkusen gewonnen. Im Halbfinale sind wir dann an den Bayern gescheitert. Da hat man dann schon den Unterschied zwischen 2. Liga und 1. Liga gemerkt. Aber wenn man so weit kommt, ist man stolz darauf. Auch wenn es natürlich auch schön gewesen wäre, einmal ein Finale zu erreichen.

DFB.de: Gibt es ein Spiel im Pokal, dass Sie gerne noch einmal spielen würden?

Sippel: Schwer zu sagen. Wir sind einmal 2014 in München im Halbfinale mit 1:5 ausgeschieden. Da waren wir hoffnungslos überfordert. Wir haben deutlich zu spüren bekommen, wie es ist, wenn die Bayern die Zügel einmal anziehen. Aber für uns war das Erreichen des Halbfinals als Zweitligist super.

DFB.de: Beschreiben Sie doch einmal die besondere, typische Betzenberg-Atmosphäre.

Sippel: Alleine das Flutlicht macht schon sehr viel aus, wenn man zum Stadion hochfährt. Das ist kein normaler Anfahrtsweg. Für die Mannschaften geht es mit dem Aufzug hoch in die Kabine. Es herrscht schon pure Anspannung. Wenn das Stadion dann mit knapp 50.000 Zuschauern voll ist, entsteht eine Atmosphäre, die es nicht oft gibt. Da können nicht viele Vereine mithalten. Bei uns in Mönchengladbach haben wir aber auch so eine Stimmung.

DFB.de: Was für ein Spiel erwarten Sie bei der Partie, bei der die Rollen klar verteilt sind. Borussia ist Favorit, der FCK Außenseiter. Aber man hat auch schon in der 1. Runde des DFB-Pokals viel erlebt.

Sippel: Ja, das sieht man in jedem Jahr. Ein Pokalspiel ist kein Selbstläufer. Ein Duell gegen einen Drittligisten ist immer unangenehm, weil die Erwartungshaltung sehr hoch ist. Es wird ein schwieriges Spiel, bei dem wir von Anfang an sofort da sein müssen. Wir müssen zudem vermeiden, dass das Publikum ein Faktor wird.

DFB.de: Was fällt Ihnen ansonsten ein, wenn Sie an den DFB-Pokal denken. Welche Ereignisse sind Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

Sippel: Ein Highlight war der Pokalsieg des FCK im Abstiegsjahr 1996. Damals habe ich mir erst die Tränen wegen des Abstiegs aus den Augen gewischt, eine Woche später kamen die Freudentränen.

DFB.de: Also waren Sie schon als kleiner Junge glühender FCK-Fan?

Sippel: Ja, das ist doch klar, wenn man in der Pfalz groß wird - und ich wuchs 30 km von Kaiserslautern entfernt auf. Ich kenne keinen aus der Region, der nicht FCK-Fan ist. Ich wurde als kleines Kind schon mit zum Betzenberg genommen und habe schon in der E-Jugend für den FCK gespielt.

DFB.de: Und was war Ihr persönliches Pokal-Highlight?

Sippel: Unser Heimspiel gegen Leverkusen (im September 2009, Anm. d. Red.), das wir als normaler Zweitligist gegen einen guten Erstligisten 2:1 gewonnen haben. Da war diese besondere Betzenberg-Atmosphäre jederzeit spürbar.

DFB.de: Sie sind jetzt seit sechs Jahren bei der Borussia die Nummer 2. Wie empfinden Sie Ihr Standing und Ihre Wertschätzung in Mönchengladbach?

Sippel: Es ist sehr schwer, an einem der besten Keeper der Liga vorbeizukommen. Das Gute für mich ist, dass ich nie als Nummer 2 abgestempelt werde. Deswegen habe ich Spaß in diesem sehr familiären Verein. Ich habe viele Freunde im Club und viele tolle Menschen kennengelernt. Meine Familie und ich fühlen uns hier sehr wohl. Ich kann mir auch durchaus vorstellen, hier einmal meine Karriere zu beenden, weil mir der Club genau das gibt, was ich brauche. Ich freue mich über jede Einsatzminute. Ich gebe in jedem Training alles, um für den Tag und die Minute X bereit zu sein. Als Ersatztorwart musst Du in der Lage sein, ohne Aufwärmen sofort zu funktionieren. Das habe ich mir auch erarbeiten müssen.

DFB.de: Wie ist Ihr Verhältnis zu Yann Sommer? Herrscht eine große Rivalität, ist es kollegial oder freundschaftlich?

Sippel: Wir verstehen uns wirklich blind. Er nimmt auch viele Ratschläge von mir an, die ich ihm während eines Spiels in der Halbzeit gebe. Nach dem Spiel diskutieren wir manche Situationen. Wir pushen uns gegenseitig. Er weiß, dass ich ihn niemals verbal attackieren würde. Das tut ihm auch gut. Ich bin ein Mannschaftsspieler. Wenn das Team Erfolg hat, freue ich mich auch mit. Wenn er in seiner absoluten Topform ist, ist es schwer ihn aus dem Tor zu verdrängen.

DFB.de: Eben haben Sie bereits den Namen Gerry Ehrmann ins Spiel gebracht. Jetzt trainieren Sie in Mönchengladbach auch unter Uwe Kamps. Wie würden Sie die beiden Torwarttrainer beschreiben?

Sippel: Bei Gerry habe ich alles gelernt, was ich am Anfang gebraucht habe, um ein guter Torwart zu werden. Du lernst die Power, keine Angst zu haben, konsequent zu sein, mutig zu sein. Ich bin schon in der D-Jugend zu Gerry gekommen. Er hat keinen Unterschied zwischen mir als ganz jungen Torwart und einem Profikeeper gemacht. Heute muss ich sagen, dass mir das extrem gut getan hat. Ich profitiere heute noch davon, dass ich so fit bin. In Gladbach pflegen wir einen ganz anderen Spielstil. Wir spielen viel mehr Fußball. Hier habe ich unter anderem unter Uwe Kamps, vor allem aber auch unter Steffen Krebs den Feinschliff bekommen und mich fußballerisch noch einmal verbessert.

DFB.de: Seit ein paar Wochen hat Adi Hütter den Trainerposten bei der Borussia übernommen. Wie haben Sie ihn bisher erlebt?

Sippel: Zum Trainingsstart war die Hälfte des Kaders noch bei der Europameisterschaft im Einsatz oder noch im Urlaub. Er hat sich vieles erst einmal angeschaut. Er ist relativ ruhig. Seitdem nun alle Spieler ins Training eingestiegen sind, hat sich das Bild etwas verändert. Er greift mehr ein und wird sicher bald seine Karten auf den Tisch legen.

DFB.de: Was erwarten Sie von der kommenden Saison? Ist mehr drin als im letzten Jahr, als die Borussia viele Punkte nach Führung liegen ließ?

Sippel: 2020/2021 war eine komplizierte Saison. Das kann man aber nicht nur darauf schieben, dass der Trainer (Marco Rose, Anm. d. Red.) bekannt gegeben hat, dass er zum Saisonende geht. Das Thema hat in der Öffentlichkeit extrem polarisiert. Wir haben in der Phase leider extrem viele Punkte liegen gelassen. Wir hätten viel weiter oben landen können. Dieses Jahr rechnen wir uns dadurch, dass wir keine Dreifachbelastung haben und in jedes Spiel gut regeneriert gehen können, mehr aus und glauben daran, das internationale Geschäft erreichen zu können.

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