Tobias Rau: Vom Fußballstadion in den Hörsaal

Über dem Eingang leuchtet in großen roten Buchstaben die Aufschrift „Universität Bielefeld“. Es ist ein graues Gebäude, das von außen nicht sehr einladend aussieht. Für Tobias Rau ist es zu einer zweiten Heimat geworden. Dort beginnt in wenigen Tagen das Sommersemester 2010.

Früher war sein Arbeitsplatz der Rasen. Die Arenen in Wolfsburg, München oder Bielefeld. Es sind die großen Stadien in Deutschland, in denen Tobias Rau als junger Fußballer und eines der größten Talente in Deutschland wöchentlich unterwegs war.

Aber dann kam der große Schnitt. Der heute 28-Jährige wollte etwas anderes machen, nicht mehr jeden Tag trainieren, jedes Wochenende spielen. Nur Fußballspielen, das war ihm nicht mehr genug. Deshalb hat sich Tobias Rau dazu entschieden, ein Lehramtsstudium mit den Fächern Pädagogik, Sport und Chemie zu beginnen. DFB.de-Mitarbeiter Sven Winterschladen hat sich mit dem ehemaligen A-Nationalspieler und angehenden Gymnasiallehrer in der Mensa der Bielefelder Universität getroffen.

"Fußballprofi, das ist Geschichte"

Er hat eine Entscheidung getroffen, über die noch heute viele den Kopf schütteln. Er war ein gefeierter Fußballer. Nationalspieler. Deutscher Meister. DFB-Pokalsieger. Er hat unter anderem für den FC Bayern München, den VfL Wolfsburg und Arminia Bielefeld in der Bundesliga gespielt. Dafür hat er viel Geld bekommen.

Und dann hat Tobias Rau mit 27 Jahren gesagt: Stopp. Ende. Aus. Vorbei. "Jetzt will ich studieren. Fußballprofi, das ist Geschichte." Vom Großverdiener zum Studiengebührenzahler, sozusagen.

Was zunächst nach einem heftigen Absturz klingt, ist für den heute 28-Jährige der Aufstieg in ein neues Leben. "Ich bin wie befreit. Es war genau die richtige Entscheidung. Ich habe sie zu keiner Sekunde bereut", sagt Rau. "Ich genieße das Studentenleben. Ich muss langsam damit klarkommen, dass der riesige Druck weg ist."

Neues Berufsziel: Gymnasiallehrer

Jahrelang, Woche für Woche, ist er vor einem Millionenpublikum seinem Job nachgegangen. Nichts blieb unbeobachtet. Eine große Last für einen jungen Sportler.

Das ist erst mal vorbei. Allerdings, und das betont der siebenmalige A-Nationalspieler ganz deutlich, hat er diesen Schritt nicht gemacht, um jetzt tagelang im Bett zu bleiben und vor dem Fernseher abzuhängen. Tobias Rau hat ein ganz konkretes Ziel: "Lehrer am Gymnasium werden." Die Arbeit mit Jugendlichen mache ihm Spaß, das merkt er schon jetzt. Er macht gerade ein Praktikum an einer Schule in Bielefeld.

Sport, Pädagogik und bald Chemie sind seine Fächer. Dafür geht er zur Uni. Jeden Tag. So wie ein ganz normaler Student. Denn so einer will er auch sein. Viermal pro Woche beginnt sein Tag mit dem ersten Seminar um acht Uhr morgens. "Ich will keine Extrabehandlung", sagt Rau. "Natürlich wird mal getuschelt, wenn ich an einer Gruppe vorbeigehe. Aber im Grunde bin ich einer von vielen."

"Musste wieder lernen zu lernen"

Sein erstes Semester hat Tobias Rau bereits hinter sich. Das zweite beginnt nun Anfang April. Manchmal war der Start ins Unileben hart. "Ich musste erst wieder lernen zu lernen", so der Ex-Berufsfußballer. "Das war ich überhaupt nicht mehr gewöhnt. Als Profi wird dir fast alles abgenommen."

Aber er hat es geschafft, die ersten Prüfungen hat er schon bestanden. Ähnlich souverän hat er die Integration bewerkstelligt. Wer nicht weiß, dass hier in der Mensa gerade ein ehemaliger Bundesligastar sitzt, käme auch niemals auf diesen Gedanken. Tobias Rau passt genau in das Profil eines Studenten. Schicke weiße Turnschuhe, eine Jeans, ein dezenter blauer Pullover und eine ordentliche Frisur.

Es ist das Zusammengehörigkeitsgefühl, das ihn so fasziniert. "In einer Bundesligamannschaft kämpft oft jeder gegen jeden, in jedem Training - da gibt es eigentlich keine Freundschaften", erzählt Rau. Und das sei auch kein Wunder, denn es gehe um Stammplätze, um Einsatzprämien und um Ansehen. "Das ist hier anders. Wir treffen und helfen uns gegenseitig. Man unterstützt sich, gerade vor Prüfungen."

Von 80.000 Fans gefeiert - einzigartig

Andererseits kann Tobias Rau, der in den vergangenen 20 Jahren fast jeden Tag irgendwo gegen den Ball getreten hat, die Leidenschaft für seine Lieblingssportart nicht einfach abschalten. Das will er auch gar nicht.

Wenn man ihn nach seinen schönsten Erlebnissen während seiner Karriere fragt, beginnen die Augen umgehend zu glänze: "Ganz klar das Länderspiel 2003 gegen Schottland in Dortmund vor 80.000 Zuschauern. Wir brauchten einen Punkt, um uns für die EM zu qualifizieren. Am Ende hatten wir 2:1 gewonnen. Die ganze Nation hat uns gefeiert. Das war einzigartig", beschreibt der frühere Linksverteidiger.

Oder im selben Jahr das 4:1 mit Deutschland gegen Kanada in Wolfsburg, seinem Heimstadion. Eine Begegnung, die er mit seinem einzigen Länderspieltreffer krönte.

Vom Traumberuf zum Traumberuf

Es sind diese besonderen Erlebnisse, vor allem im Trikot der DFB-Auswahl, die Tobias Rau auf seinem Weg begleitet haben: vom Traumberuf zum Traumberuf. Vom Fußballprofi zum Studenten und irgendwann zum Lehrer.

"Natürlich macht man sich Gedanken. Soll ich das wirklich alles aufgeben? Ist das Risiko nicht zu groß? Mache ich einen Fehler?“ Aber diese Fragen musste er sich schon häufiger stellen. Zum Beispiel vor dem Wechsel vom VfL Wolfsburg zum FC Bayern München. "Dort hatte ich es schwer", sagt Rau rückblickend. "Es war bestimmt nicht meine beste Karrierestation. Aber trotzdem war es die richtige Entscheidung, die ich damals getroffen habe. Ich stehe dazu, damals wie heute. Ich stehe zu jeder meiner Entscheidungen.“

Mit 28 Jahren in die DFB-Traditionsmannschaft

Trotzdem, ganz ohne den Ball am Fuß geht es auch nicht. Kürzlich hat Dieter Burdenski angerufen. Tobias Rau sollte in der DFB-Traditionsauswahl mitspielen. Mit 28 Jahren. Kurios einerseits, aber eine besondere Ehre anderseits. Dennoch hat er abgesagt - weil er lernen musste.

Aber beim nächsten Mal will er dabei sein. Um zum Beispiel mit Lothar Matthäus, Frank Ordenewitz oder Dieter Eilts zu spielen. Außerdem wird Rau im Sommersemester im Rahmen seines Sportstudiums einen Fußballkurs besuchen. Und dass es kein Uniteam gibt, kann er nicht verstehen: "Da werde ich mich als nächstes drum kümmern. Das will ich ändern."

Aber bei allem ist Tobias Rau eines ganz wichtig: Fußball ist für ihn nur noch Spaß und keine Pflicht mehr. Deshalb hat er auch allen Amateurklubs abgesagt, die den Blondschopf gerne verpflichtet hätten. Eine Zeitlang riefen Vereinsverantwortliche fast täglich an. Aber Tobias Rau hat eine Entscheidung getroffen. Ganz oder gar nicht. Das ist sein Motto. Und im Moment lautet es: gar nicht.

"Nicht mehr für den Fußball leben"

Ob sich das noch einmal ändern wird? "Auf keinen Fall in die Richtung, dass ich noch einmal richtig angreifen will. Wenn, dann nur aus Freude." Dann wahrscheinlich irgendwo in der Kreisliga. Oder noch besser: in der von ihm selbst gegründeten Unimannschaft.

Aber bis dahin will er sein neues Leben erst einmal richtig genießen: "Dadurch, dass ich sehr früh Profi geworden bin, habe ich viel von meiner Jugend eingebüßt. Das will ich jetzt nicht alles nachholen, aber ich will nicht mehr nur für den Fußball leben."

Keine Nervosität bei Klausuren

Lieber will er sich die Bundeliga und Länderspiele im Fernsehen anschauen. Die Konferenz. Samstagnachmittags zum Beispiel. "Ich weiß, wie die Jungs sich dann fühlen, wenn sie einlaufen. Einerseits großartig vor so vielen tollen Fans", sagt er. "Aber andererseits haben sie dabei auch einen Adrenalinspiegel bis zum Anschlag. Das erleben andere nur ein- bis zweimal im Leben."

Auch Tobias Rau hat das oft genug gehabt. Deshalb kann er das Studentendasein ganz realistisch einschätzen. Nervosität vor oder während Klausuren kennt er nicht. Er hat schon ganz andere Prüfungen erlebt.

Zur Person: Tobias Rau

Tobias Rau wurde am 31. Dezember 1981 in Braunschweig geboren. Seine sportliche Laufbahn begann der heute 28-Jährige bei den Sportfreunden Ölper (1986 bis 1996). Danach wechselte der Linksverteidiger zu Eintracht Braunschweig (1996 bis 2000). Von dort ging es in die Bundesliga zum VfL Wolfsburg (2001 bis 2003), danach zum FC Bayern München (2003 bis 2005) und schließlich zu Arminia Bielefeld (2005 bis 2009).

Danach entschied sich Rau, mit 27 Jahren seine Fußballkarriere zu beenden und stattdessen ein Lehramtsstudium mit den Fächern Pädagogik, Sport und Chemie an der Universität Bielefeld zu beginnen. Er bestritt insgesamt 93 Bundesligaspiele (1 Treffer) und sieben A-Länderspiele (1 Tor).

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Über dem Eingang leuchtet in großen roten Buchstaben die Aufschrift „Universität Bielefeld“. Es ist ein graues Gebäude, das von außen nicht sehr einladend aussieht. Für Tobias Rau ist es zu einer zweiten Heimat geworden. Dort beginnt in wenigen Tagen das Sommersemester 2010.

Früher war sein Arbeitsplatz der Rasen. Die Arenen in Wolfsburg, München oder Bielefeld. Es sind die großen Stadien in Deutschland, in denen Tobias Rau als junger Fußballer und eines der größten Talente in Deutschland wöchentlich unterwegs war.

Aber dann kam der große Schnitt. Der heute 28-Jährige wollte etwas anderes machen, nicht mehr jeden Tag trainieren, jedes Wochenende spielen. Nur Fußballspielen, das war ihm nicht mehr genug. Deshalb hat sich Tobias Rau dazu entschieden, ein Lehramtsstudium mit den Fächern Pädagogik, Sport und Chemie zu beginnen. DFB.de-Mitarbeiter Sven Winterschladen hat sich mit dem ehemaligen A-Nationalspieler und angehenden Gymnasiallehrer in der Mensa der Bielefelder Universität getroffen.

"Fußballprofi, das ist Geschichte"

Er hat eine Entscheidung getroffen, über die noch heute viele den Kopf schütteln. Er war ein gefeierter Fußballer. Nationalspieler. Deutscher Meister. DFB-Pokalsieger. Er hat unter anderem für den FC Bayern München, den VfL Wolfsburg und Arminia Bielefeld in der Bundesliga gespielt. Dafür hat er viel Geld bekommen.

Und dann hat Tobias Rau mit 27 Jahren gesagt: Stopp. Ende. Aus. Vorbei. "Jetzt will ich studieren. Fußballprofi, das ist Geschichte." Vom Großverdiener zum Studiengebührenzahler, sozusagen.

Was zunächst nach einem heftigen Absturz klingt, ist für den heute 28-Jährige der Aufstieg in ein neues Leben. "Ich bin wie befreit. Es war genau die richtige Entscheidung. Ich habe sie zu keiner Sekunde bereut", sagt Rau. "Ich genieße das Studentenleben. Ich muss langsam damit klarkommen, dass der riesige Druck weg ist."

Neues Berufsziel: Gymnasiallehrer

Jahrelang, Woche für Woche, ist er vor einem Millionenpublikum seinem Job nachgegangen. Nichts blieb unbeobachtet. Eine große Last für einen jungen Sportler.

Das ist erst mal vorbei. Allerdings, und das betont der siebenmalige A-Nationalspieler ganz deutlich, hat er diesen Schritt nicht gemacht, um jetzt tagelang im Bett zu bleiben und vor dem Fernseher abzuhängen. Tobias Rau hat ein ganz konkretes Ziel: "Lehrer am Gymnasium werden." Die Arbeit mit Jugendlichen mache ihm Spaß, das merkt er schon jetzt. Er macht gerade ein Praktikum an einer Schule in Bielefeld.

Sport, Pädagogik und bald Chemie sind seine Fächer. Dafür geht er zur Uni. Jeden Tag. So wie ein ganz normaler Student. Denn so einer will er auch sein. Viermal pro Woche beginnt sein Tag mit dem ersten Seminar um acht Uhr morgens. "Ich will keine Extrabehandlung", sagt Rau. "Natürlich wird mal getuschelt, wenn ich an einer Gruppe vorbeigehe. Aber im Grunde bin ich einer von vielen."

"Musste wieder lernen zu lernen"

Sein erstes Semester hat Tobias Rau bereits hinter sich. Das zweite beginnt nun Anfang April. Manchmal war der Start ins Unileben hart. "Ich musste erst wieder lernen zu lernen", so der Ex-Berufsfußballer. "Das war ich überhaupt nicht mehr gewöhnt. Als Profi wird dir fast alles abgenommen."

Aber er hat es geschafft, die ersten Prüfungen hat er schon bestanden. Ähnlich souverän hat er die Integration bewerkstelligt. Wer nicht weiß, dass hier in der Mensa gerade ein ehemaliger Bundesligastar sitzt, käme auch niemals auf diesen Gedanken. Tobias Rau passt genau in das Profil eines Studenten. Schicke weiße Turnschuhe, eine Jeans, ein dezenter blauer Pullover und eine ordentliche Frisur.

Es ist das Zusammengehörigkeitsgefühl, das ihn so fasziniert. "In einer Bundesligamannschaft kämpft oft jeder gegen jeden, in jedem Training - da gibt es eigentlich keine Freundschaften", erzählt Rau. Und das sei auch kein Wunder, denn es gehe um Stammplätze, um Einsatzprämien und um Ansehen. "Das ist hier anders. Wir treffen und helfen uns gegenseitig. Man unterstützt sich, gerade vor Prüfungen."

Von 80.000 Fans gefeiert - einzigartig

Andererseits kann Tobias Rau, der in den vergangenen 20 Jahren fast jeden Tag irgendwo gegen den Ball getreten hat, die Leidenschaft für seine Lieblingssportart nicht einfach abschalten. Das will er auch gar nicht.

Wenn man ihn nach seinen schönsten Erlebnissen während seiner Karriere fragt, beginnen die Augen umgehend zu glänze: "Ganz klar das Länderspiel 2003 gegen Schottland in Dortmund vor 80.000 Zuschauern. Wir brauchten einen Punkt, um uns für die EM zu qualifizieren. Am Ende hatten wir 2:1 gewonnen. Die ganze Nation hat uns gefeiert. Das war einzigartig", beschreibt der frühere Linksverteidiger.

Oder im selben Jahr das 4:1 mit Deutschland gegen Kanada in Wolfsburg, seinem Heimstadion. Eine Begegnung, die er mit seinem einzigen Länderspieltreffer krönte.

Vom Traumberuf zum Traumberuf

Es sind diese besonderen Erlebnisse, vor allem im Trikot der DFB-Auswahl, die Tobias Rau auf seinem Weg begleitet haben: vom Traumberuf zum Traumberuf. Vom Fußballprofi zum Studenten und irgendwann zum Lehrer.

"Natürlich macht man sich Gedanken. Soll ich das wirklich alles aufgeben? Ist das Risiko nicht zu groß? Mache ich einen Fehler?“ Aber diese Fragen musste er sich schon häufiger stellen. Zum Beispiel vor dem Wechsel vom VfL Wolfsburg zum FC Bayern München. "Dort hatte ich es schwer", sagt Rau rückblickend. "Es war bestimmt nicht meine beste Karrierestation. Aber trotzdem war es die richtige Entscheidung, die ich damals getroffen habe. Ich stehe dazu, damals wie heute. Ich stehe zu jeder meiner Entscheidungen.“

Mit 28 Jahren in die DFB-Traditionsmannschaft

Trotzdem, ganz ohne den Ball am Fuß geht es auch nicht. Kürzlich hat Dieter Burdenski angerufen. Tobias Rau sollte in der DFB-Traditionsauswahl mitspielen. Mit 28 Jahren. Kurios einerseits, aber eine besondere Ehre anderseits. Dennoch hat er abgesagt - weil er lernen musste.

Aber beim nächsten Mal will er dabei sein. Um zum Beispiel mit Lothar Matthäus, Frank Ordenewitz oder Dieter Eilts zu spielen. Außerdem wird Rau im Sommersemester im Rahmen seines Sportstudiums einen Fußballkurs besuchen. Und dass es kein Uniteam gibt, kann er nicht verstehen: "Da werde ich mich als nächstes drum kümmern. Das will ich ändern."

Aber bei allem ist Tobias Rau eines ganz wichtig: Fußball ist für ihn nur noch Spaß und keine Pflicht mehr. Deshalb hat er auch allen Amateurklubs abgesagt, die den Blondschopf gerne verpflichtet hätten. Eine Zeitlang riefen Vereinsverantwortliche fast täglich an. Aber Tobias Rau hat eine Entscheidung getroffen. Ganz oder gar nicht. Das ist sein Motto. Und im Moment lautet es: gar nicht.

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"Nicht mehr für den Fußball leben"

Ob sich das noch einmal ändern wird? "Auf keinen Fall in die Richtung, dass ich noch einmal richtig angreifen will. Wenn, dann nur aus Freude." Dann wahrscheinlich irgendwo in der Kreisliga. Oder noch besser: in der von ihm selbst gegründeten Unimannschaft.

Aber bis dahin will er sein neues Leben erst einmal richtig genießen: "Dadurch, dass ich sehr früh Profi geworden bin, habe ich viel von meiner Jugend eingebüßt. Das will ich jetzt nicht alles nachholen, aber ich will nicht mehr nur für den Fußball leben."

Keine Nervosität bei Klausuren

Lieber will er sich die Bundeliga und Länderspiele im Fernsehen anschauen. Die Konferenz. Samstagnachmittags zum Beispiel. "Ich weiß, wie die Jungs sich dann fühlen, wenn sie einlaufen. Einerseits großartig vor so vielen tollen Fans", sagt er. "Aber andererseits haben sie dabei auch einen Adrenalinspiegel bis zum Anschlag. Das erleben andere nur ein- bis zweimal im Leben."

Auch Tobias Rau hat das oft genug gehabt. Deshalb kann er das Studentendasein ganz realistisch einschätzen. Nervosität vor oder während Klausuren kennt er nicht. Er hat schon ganz andere Prüfungen erlebt.

Zur Person: Tobias Rau

Tobias Rau wurde am 31. Dezember 1981 in Braunschweig geboren. Seine sportliche Laufbahn begann der heute 28-Jährige bei den Sportfreunden Ölper (1986 bis 1996). Danach wechselte der Linksverteidiger zu Eintracht Braunschweig (1996 bis 2000). Von dort ging es in die Bundesliga zum VfL Wolfsburg (2001 bis 2003), danach zum FC Bayern München (2003 bis 2005) und schließlich zu Arminia Bielefeld (2005 bis 2009).

Danach entschied sich Rau, mit 27 Jahren seine Fußballkarriere zu beenden und stattdessen ein Lehramtsstudium mit den Fächern Pädagogik, Sport und Chemie an der Universität Bielefeld zu beginnen. Er bestritt insgesamt 93 Bundesligaspiele (1 Treffer) und sieben A-Länderspiele (1 Tor).