Titsch Rivero: "Führungsrolle übernehmen"

Für den Halleschen FC läuft ab sofort ein Bundesliga-Rekordhalter in der 3. Liga auf. Marcel Titsch Rivero hatte in der Saison 2010/2011 im Trikot von Eintracht Frankfurt nur 43 Sekunden nach seiner Einwechslung die Rote Karte gesehen. Im DFB.de-Interview spricht der 30-Jährige mit Mitarbeiter Dominik Dittmar über seine Ziele mit dem HFC sowie die Aufstiege mit dem 1. FC Heidenheim und dem SV Wehen Wiesbaden.

DFB.de: Am Samstag steht gegen den dänischen Zweitligisten HB Köge die erste Partie für Ihren neuen Verein an. Sind Sie da mit 30 Jahren noch aufgeregt, Herr Titsch Rivero?

Marcel Titsch Rivero: Aufregung im Sinn von Vorfreude, ja. Die ist auf jeden Fall spürbar. Die Mannschaft hat mich gut aufgenommen. Nun bin ich gespannt, wie gut das Zusammenspiel schon im Rahmen eines Testspiels funktioniert. Das ist dann noch einmal etwas anderes, als auf dem Trainingsplatz zu stehen.

DFB.de: Wie wertvoll ist es, dass Sie noch während des Trainingslagers zur Mannschaft gestoßen sind?

Titsch Rivero: Das war definitiv gutes Timing. Ein Trainingslager ist nicht nur sportlich, sondern auch zwischenmenschlich eine Findungsphase. Abseits des Platzes ging es zum Beispiel zum Paddeln auf einen Stausee. Auch die Abläufe rund um die Mannschaft habe ich so besser kennengelernt.

DFB.de: Wie schon zuvor mit dem 1. FC Heidenheim waren Sie auch mit ihrem vorherigen Verein SV Wehen Wiesbaden in die 2. Bundesliga aufgestiegen. Nur ein Jahr später folgte der direkte Wiederabstieg. Haben Sie sich deshalb für einen Vereinswechsel entschieden?

Titsch Rivero: Wir sind einvernehmlich zu dem Ergebnis gekommen, dass wir eine Veränderung wollen. Beim SVWW habe ich Höhen und Tiefen erlebt. Ein Abstieg ist für mich so ziemlich das Schlimmste, was einem Fußballer passieren kann. Das habe ich zum Anlass genommen, um eine neue Herausforderung zu suchen.

DFB.de: Was hat den Ausschlag für den Halleschen FC gegeben?

Titsch Rivero: Der Anruf des Halleschen FC kam für mich relativ plötzlich. Ich war auch mit anderen ambitionierten Drittligisten in Kontakt, das zog sich aber hin. Bei HFC-Trainer Florian Schnorrenberg und Sportdirektor Ralf Heskamp habe ich besonders gespürt, dass sie mich unbedingt verpflichten wollten. Deswegen hat der Verein dann auch schnell Nägel mit Köpfen gemacht.

DFB.de: Stimmt es, dass Ihr bisheriger Mitspieler Marvin Ajani Sie bestärkt hat, zum HFC zu wechseln?

Titsch Rivero: Er hat auf jeden Fall immer positiv vom familiären Umgang im Verein, der Infrastruktur und der Innenstadt gesprochen. Daher hatte ich ihn auch kurz vor meinem Wechsel noch einmal angerufen. Ich freue mich schon, mir Schritt für Schritt selbst ein Bild davon zu machen, ob er die Wahrheit gesagt hat. (lacht) Durch das Trainingslager war dafür noch nicht ganz so viel Zeit. Daher steht auch als nächstes bei mir die Wohnungssuche auf dem Programm. Sich im privaten Umfeld wohl zu fühlen, ist eine wichtige Voraussetzung, damit man auch sportlich seine Ziele erreicht.

DFB.de: Sie haben während Ihrer Karriere schon 133 Partien in der 2. Bundesliga und 73 Spiele in der 3. Liga absolviert. Das sorgt nun in Halle auch für eine gewisse Verantwortung innerhalb des Teams, oder?

Titsch Rivero: In einer jungen Mannschaft eine Führungsrolle übernehmen zu können, war für mich ein weiterer Grund dafür, dass ich mich für den Halleschen FC entschieden habe. Ich bin auf dem Platz nicht der Lauteste, spreche Dinge aber offen an. Am wohlsten fühle ich mich auf der Sechser-Position. Dort kann ich den Spielaufbau gestalten und habe Einfluss auf das Geschehen. Ich habe aber auch schon offensiver als Achter und Zehner gespielt.

DFB.de: Mal ehrlich: Wie oft werden Sie noch auf Ihren Bundesliga-Rekord angesprochen?

Titsch Rivero: Das kommt hin und wieder zur Sprache. (lacht) Nur 43 Sekunden nach meiner Einwechslung die Rote Karte wegen einer Notbremse gezeigt zu bekommen, war für mich als damals 21-Jähriger ein Albtraum. Zumal es für uns mit Eintracht Frankfurt am 34. Spieltag bei Borussia Dortmund noch um den Klassenverbleib ging. Wir hätten in der 80. Minute beim Zwischenstand von 1:2 noch einen Sieg benötigt, um in der Bundesliga zu bleiben. Am Ende haben wir 1:3 verloren und sind leider abgestiegen. Im Laufe der Zeit habe ich den Rekord akzeptiert, er gehört zu meiner Karriere dazu. Für mich ging es anschließend noch ordentlich weiter. Daher kann ich heute über den Rekord auch ein wenig schmunzeln.

DFB.de: Die zurückliegende Spielzeit des Halleschen FC glich einer Achterbahnfahrt: Erst Aufstiegsaspirant, dann Abstiegskandidat. Erst am vorletzten Spieltag gelang der Klassenverbleib. Wohin soll die Reise nun gehen?

Titsch Rivero: Dass der HFC Ende Oktober Tabellenführer war, dann aber noch in Abstiegsgefahr geraten ist, zeigt eindrucksvoll, wie ausgeglichen die 3. Liga insgesamt ist. Bei meinen Aufstiegen mit dem 1. FC Heidenheim und dem SV Wehen Wiesbaden habe ich gesehen, was mit einer positiven Serie alles möglich ist. Uns hatte dabei neben einer hohen Qualität auch jeweils ein guter Teamgeist ausgezeichnet. In den nächsten Wochen wird sich herauskristallisieren, was möglich ist. Mit 13 Punkten aus den acht Spielen unter der Regie von Trainer Florian Schnorrenberg hatte der HFC einen guten Weg eingeschlagen. Mein Ziel ist es, irgendwann nochmal in der 2. Bundesliga zu spielen.

DFB.de: Haben die Mitspieler schon mit Ihnen über die Bedeutung des Derbys am 1. Spieltag beim 1. FC Magdeburg gesprochen?

Titsch Rivero: Noch nicht explizit. Gleich im ersten Pflichtspiel ein Derby zu haben, ist ein geiler Start. Wobei die Partie wegen der Auswirkungen der Corona-Pandemie leider nicht mit den Vorjahren zu vergleichen sein wird. Vielleicht lässt es die Situation aber bis dahin zu, dass zumindest einige Zuschauer das Spiel verfolgen dürfen. Das würde meine Vorfreude noch weiter steigern.

[mspw]

Für den Halleschen FC läuft ab sofort ein Bundesliga-Rekordhalter in der 3. Liga auf. Marcel Titsch Rivero hatte in der Saison 2010/2011 im Trikot von Eintracht Frankfurt nur 43 Sekunden nach seiner Einwechslung die Rote Karte gesehen. Im DFB.de-Interview spricht der 30-Jährige mit Mitarbeiter Dominik Dittmar über seine Ziele mit dem HFC sowie die Aufstiege mit dem 1. FC Heidenheim und dem SV Wehen Wiesbaden.

DFB.de: Am Samstag steht gegen den dänischen Zweitligisten HB Köge die erste Partie für Ihren neuen Verein an. Sind Sie da mit 30 Jahren noch aufgeregt, Herr Titsch Rivero?

Marcel Titsch Rivero: Aufregung im Sinn von Vorfreude, ja. Die ist auf jeden Fall spürbar. Die Mannschaft hat mich gut aufgenommen. Nun bin ich gespannt, wie gut das Zusammenspiel schon im Rahmen eines Testspiels funktioniert. Das ist dann noch einmal etwas anderes, als auf dem Trainingsplatz zu stehen.

DFB.de: Wie wertvoll ist es, dass Sie noch während des Trainingslagers zur Mannschaft gestoßen sind?

Titsch Rivero: Das war definitiv gutes Timing. Ein Trainingslager ist nicht nur sportlich, sondern auch zwischenmenschlich eine Findungsphase. Abseits des Platzes ging es zum Beispiel zum Paddeln auf einen Stausee. Auch die Abläufe rund um die Mannschaft habe ich so besser kennengelernt.

DFB.de: Wie schon zuvor mit dem 1. FC Heidenheim waren Sie auch mit ihrem vorherigen Verein SV Wehen Wiesbaden in die 2. Bundesliga aufgestiegen. Nur ein Jahr später folgte der direkte Wiederabstieg. Haben Sie sich deshalb für einen Vereinswechsel entschieden?

Titsch Rivero: Wir sind einvernehmlich zu dem Ergebnis gekommen, dass wir eine Veränderung wollen. Beim SVWW habe ich Höhen und Tiefen erlebt. Ein Abstieg ist für mich so ziemlich das Schlimmste, was einem Fußballer passieren kann. Das habe ich zum Anlass genommen, um eine neue Herausforderung zu suchen.

DFB.de: Was hat den Ausschlag für den Halleschen FC gegeben?

Titsch Rivero: Der Anruf des Halleschen FC kam für mich relativ plötzlich. Ich war auch mit anderen ambitionierten Drittligisten in Kontakt, das zog sich aber hin. Bei HFC-Trainer Florian Schnorrenberg und Sportdirektor Ralf Heskamp habe ich besonders gespürt, dass sie mich unbedingt verpflichten wollten. Deswegen hat der Verein dann auch schnell Nägel mit Köpfen gemacht.

DFB.de: Stimmt es, dass Ihr bisheriger Mitspieler Marvin Ajani Sie bestärkt hat, zum HFC zu wechseln?

Titsch Rivero: Er hat auf jeden Fall immer positiv vom familiären Umgang im Verein, der Infrastruktur und der Innenstadt gesprochen. Daher hatte ich ihn auch kurz vor meinem Wechsel noch einmal angerufen. Ich freue mich schon, mir Schritt für Schritt selbst ein Bild davon zu machen, ob er die Wahrheit gesagt hat. (lacht) Durch das Trainingslager war dafür noch nicht ganz so viel Zeit. Daher steht auch als nächstes bei mir die Wohnungssuche auf dem Programm. Sich im privaten Umfeld wohl zu fühlen, ist eine wichtige Voraussetzung, damit man auch sportlich seine Ziele erreicht.

DFB.de: Sie haben während Ihrer Karriere schon 133 Partien in der 2. Bundesliga und 73 Spiele in der 3. Liga absolviert. Das sorgt nun in Halle auch für eine gewisse Verantwortung innerhalb des Teams, oder?

Titsch Rivero: In einer jungen Mannschaft eine Führungsrolle übernehmen zu können, war für mich ein weiterer Grund dafür, dass ich mich für den Halleschen FC entschieden habe. Ich bin auf dem Platz nicht der Lauteste, spreche Dinge aber offen an. Am wohlsten fühle ich mich auf der Sechser-Position. Dort kann ich den Spielaufbau gestalten und habe Einfluss auf das Geschehen. Ich habe aber auch schon offensiver als Achter und Zehner gespielt.

DFB.de: Mal ehrlich: Wie oft werden Sie noch auf Ihren Bundesliga-Rekord angesprochen?

Titsch Rivero: Das kommt hin und wieder zur Sprache. (lacht) Nur 43 Sekunden nach meiner Einwechslung die Rote Karte wegen einer Notbremse gezeigt zu bekommen, war für mich als damals 21-Jähriger ein Albtraum. Zumal es für uns mit Eintracht Frankfurt am 34. Spieltag bei Borussia Dortmund noch um den Klassenverbleib ging. Wir hätten in der 80. Minute beim Zwischenstand von 1:2 noch einen Sieg benötigt, um in der Bundesliga zu bleiben. Am Ende haben wir 1:3 verloren und sind leider abgestiegen. Im Laufe der Zeit habe ich den Rekord akzeptiert, er gehört zu meiner Karriere dazu. Für mich ging es anschließend noch ordentlich weiter. Daher kann ich heute über den Rekord auch ein wenig schmunzeln.

DFB.de: Die zurückliegende Spielzeit des Halleschen FC glich einer Achterbahnfahrt: Erst Aufstiegsaspirant, dann Abstiegskandidat. Erst am vorletzten Spieltag gelang der Klassenverbleib. Wohin soll die Reise nun gehen?

Titsch Rivero: Dass der HFC Ende Oktober Tabellenführer war, dann aber noch in Abstiegsgefahr geraten ist, zeigt eindrucksvoll, wie ausgeglichen die 3. Liga insgesamt ist. Bei meinen Aufstiegen mit dem 1. FC Heidenheim und dem SV Wehen Wiesbaden habe ich gesehen, was mit einer positiven Serie alles möglich ist. Uns hatte dabei neben einer hohen Qualität auch jeweils ein guter Teamgeist ausgezeichnet. In den nächsten Wochen wird sich herauskristallisieren, was möglich ist. Mit 13 Punkten aus den acht Spielen unter der Regie von Trainer Florian Schnorrenberg hatte der HFC einen guten Weg eingeschlagen. Mein Ziel ist es, irgendwann nochmal in der 2. Bundesliga zu spielen.

DFB.de: Haben die Mitspieler schon mit Ihnen über die Bedeutung des Derbys am 1. Spieltag beim 1. FC Magdeburg gesprochen?

Titsch Rivero: Noch nicht explizit. Gleich im ersten Pflichtspiel ein Derby zu haben, ist ein geiler Start. Wobei die Partie wegen der Auswirkungen der Corona-Pandemie leider nicht mit den Vorjahren zu vergleichen sein wird. Vielleicht lässt es die Situation aber bis dahin zu, dass zumindest einige Zuschauer das Spiel verfolgen dürfen. Das würde meine Vorfreude noch weiter steigern.

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