Tina Theune: "Eine weltweit einmalige Konstellation"

Tina Theune ist derzeit voll und ganz in ihrem Element. Die DFB-Sportlehrerin mit besonderen Aufgaben ist bei der U 20-Frauen-Weltmeisterschaft in der Technical Study Group der FIFA aktiv. Die Mitglieder der Expertengruppe schauen sich nicht nur alle Spiele der WM an, sie analysieren auch die Leistungen der Mannschaften und Spielerinnen.

Der DFB-Nachwuchs hat dabei bisher sehr gute Noten erhalten. Sehr zur Freude von Tina Theune, die, wie sie im Exklusiv-Interview mit DFB.de-Redakteur Niels Barnhofer erklärt, die Komplimente lediglich mit einem stillen Nicken quittiert.

Mehr lässt sie nicht zu. Mehr Verantwortung lässt sie sich nicht zuschreiben. Dabei gehört zu ihren Aufgaben beim DFB unter anderem die Koordination der Talentförderung einschließlich des Schulfußballs für Mädchen im Leistungsbereich, die Fortbildung von Vereins-Trainerinnen und -Trainern bis in die Bundesliga und die Koordination sportwissenschaftlicher Projekte im Frauen- und Mädchenfußball.

DFB.de: Frau Theune, mit welchen Emotionen verfolgen sie dieser Tage die Auftritte der deutschen U 20-Nationalmannschaft?

Tina Theune: Ich finde die Spiele begeisternd, die Atmosphäre in den Stadien klasse. Die Mannschaft und das Publikum reißen einen mit. Das sind richtig schöne Feste während und nach den Spielen.

DFB.de: Und wie sieht es in Ihnen aus?

Tina Theune: Vor den Spielen macht sich in mir immer eine positive Gespanntheit breit. Ich beobachte die Begegnungen sehr intensiv.

DFB.de: Was lösen die Erfolge der DFB-Auswahl bei Ihnen aus?



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Tina Theune ist derzeit voll und ganz in ihrem Element. Die DFB-Sportlehrerin mit besonderen Aufgaben ist bei der U 20-Frauen-Weltmeisterschaft in der Technical Study Group der FIFA aktiv. Die Mitglieder der Expertengruppe schauen sich nicht nur alle Spiele der WM an, sie analysieren auch die Leistungen der Mannschaften und Spielerinnen.

Der DFB-Nachwuchs hat dabei bisher sehr gute Noten erhalten. Sehr zur Freude von Tina Theune, die, wie sie im Exklusiv-Interview mit DFB.de-Redakteur Niels Barnhofer erklärt, die Komplimente lediglich mit einem stillen Nicken quittiert.

Mehr lässt sie nicht zu. Mehr Verantwortung lässt sie sich nicht zuschreiben. Dabei gehört zu ihren Aufgaben beim DFB unter anderem die Koordination der Talentförderung einschließlich des Schulfußballs für Mädchen im Leistungsbereich, die Fortbildung von Vereins-Trainerinnen und -Trainern bis in die Bundesliga und die Koordination sportwissenschaftlicher Projekte im Frauen- und Mädchenfußball.

DFB.de: Frau Theune, mit welchen Emotionen verfolgen sie dieser Tage die Auftritte der deutschen U 20-Nationalmannschaft?

Tina Theune: Ich finde die Spiele begeisternd, die Atmosphäre in den Stadien klasse. Die Mannschaft und das Publikum reißen einen mit. Das sind richtig schöne Feste während und nach den Spielen.

DFB.de: Und wie sieht es in Ihnen aus?

Tina Theune: Vor den Spielen macht sich in mir immer eine positive Gespanntheit breit. Ich beobachte die Begegnungen sehr intensiv.

DFB.de: Was lösen die Erfolge der DFB-Auswahl bei Ihnen aus?

Tina Theune: Stolz wäre der falsche Ausdruck. Ich sehe, wie das Trainer-Team mit Maren Meinert, Bettina Wiegmann und Silke Rottenberg sich freut. Wir haben viel miteinander erlebt. Und ich habe die Mannschaft in der Vorbereitung gesehen, da war ich mir nicht so sicher, ob sie in eine solch bestechende weltmeisterliche Form kommen wird. Jetzt finde ich es einfach nur klasse, wie die Drei es mit ihrer Crew geschafft haben, die Mannschaft zu formen. Das Team ruft ihre beste Leistung ab. Alles stimmt.

DFB.de: Ist denn vielleicht auch ein bisschen Genugtuung dabei?

Tina Theune: Gar nicht. Die anderen Mitglieder der Technical Study Group der FIFA reden sehr positiv von der deutschen Mannschaft. Wenn sie das machen, mische ich mich nicht unbedingt ein, sondern nicke nur.

DFB.de: Welchen Anteil am Erfolg der U 20-Nationalmannschaft haben sie?

Tina Theune: Ich? Keinen! In erster Linie ist das der Erfolg der Spielerinnen. Sie haben hart dafür gearbeitet. Sie haben das gemacht, was vom Trainer-Team vorgegeben wurde und zwar in allen Facetten. Insofern haben auch diejenigen Anteil an den derzeitigen Leistungen der Mannschaft, die in ihrem direkten Umfeld arbeiten.

DFB.de: Aber in Ihrer Funktion als DFB-Sportlehrerin mit besonderen Aufgaben schaffen Sie doch die Voraussetzungen für diese Erfolge.

Tina Theune: Ich sehe mich als Teil einer Entwicklung, die sich wie ein roter Faden durch den deutschen Frauenfußball zieht. Wir haben das Glück, dass wir von Gero Bisanz bis Silvia Neid Personen in verantwortlicher Position hatten und haben, die mit Weitsicht unseren Sport voranbringen. So sind heute Strukturen entstanden, die geprägt sind von Verbindungen und Verzahnungen in alle Richtungen. Das ist eine weltweit einmalig Konstellation, um die uns viele andere Verbände beneiden.

DFB.de: Wie sehen Sie Ihre Rolle darin?

Tina Theune: Zu meinen Bereichen gehört die Trainerfortbildung und Talentförderung. Für begabte Spielerinnen eröffnen sich viele Möglichkeiten, die wir nutzen können. Zum Beispiel die Eliteschulen. Mittlerweile haben wir neun Schulen zertifiziert, die nur Mädchenfußball anbieten. Mit Hoffenheim und München könnten zwei weitere Elitestandorte in Kürze diese Auszeichnung erhalten. Wir können aber auch auf die Eliteschulen des Fußballs zurückgreifen, die mit den Leistungszentren der Lizenzvereine kooperieren. Prominentes Beispiel dafür ist derzeit Alexandra Popp, die auf die Schule geht, mit der der FC Schalke 04 zusammenarbeitet. Dort trainiert sie mit den männlichen Talenten von Schalke.

DFB.de: Nennen Sie weitere Beispiele.

Tina Theune: Zum Beispiel erlauben wir es unseren Talenten bis zum Alter von 17 Jahren in gemischten Mannschaften zu spielen. Ab dem B-Juniorinnen-Alter, also mit 17 Jahren, können sie den Sprung in die Bundesliga oder Zweite Frauen-Bundesliga schaffen. Es gibt sogar eine Ausnahmegenehmigung für U 16-Spielerinnen, die der DFB erteilen kann. Dazu muss die Spielerin aber bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Diskutiert wird zurzeit die Einführung einer Juniorinnen-Bundesliga und auch ein Kriterienkatalog für zukünftige Leistungszentren im Frauenfußball.

DFB.de: Wie entstehen solche Ideen?

Tina Theune: Ich nenne das unseren „Runden Tisch“. Bei Besprechungen mit dem Trainerteam und den verantwortlichen Teammanagern ist das ein Dauerthema. Es geht darum, welche Strukturen wir verbessern können, um Nachwuchsspielerinnen entsprechend ihrer Fähigkeiten zu fordern und optimal zu fördern. Wir können inzwischen sehr viel Detailarbeit leisten. Schließlich hat der DFB mittlerweile acht festangestellte Trainerinnen und Trainer im Frauen- und Mädchenbereich. Zum Vergleich: Als ich mit Gero Bisanz anfing, waren wir nur zu zweit. Und nicht zu vergessen ist, dass wir von DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger große Unterstützung erfahren und mit Hannelore Ratzeburg eine DFB-Vize-Präsidentin für unsere Belange zuständig ist, die sich seit 40 Jahren für unsere Interessen stark macht.

DFB.de: Wie kommen die Entscheidungen, Ideen, Angebote bei den Vereinen an?

Tina Theune: Das ist immer eine Frage der Kommunikation. Nehmen wir das Beispiel der kommenden Bundesliga-Saison. Die wird in einem kurzen Zeitrahmen gespielt, um der Nationalmannschaft eine optimale Vorbereitung auf die WM in Deutschland zu ermöglichen. Darüber haben wir lange mit den Klubs diskutiert. Um zu überzeugen, muss man die richtigen Argumente vorlegen. Um ungewöhnliche Entscheidungen durchzusetzen, braucht man allerdings manchmal etwas Geduld.

DFB.de: Wie konnten Sie überzeugen?

Tina Theune: Wir können dafür garantieren, dass die Spielerinnen in der Obhut des DFB gut ausgebildet werden. Wenn die U 17 eine WM spielt, dann sind die Talente bis zu 80 Tage beim DFB, wenn die Frauen eine WM spielen, dann sind sie bis zu 120 Tage beim DFB. Wir verstehen schon, dass da unterschiedliche Interesse aufeinanderstoßen, aber wenn die Vereinstrainer Souveränität zeigen, können sie sich darauf einlassen. Schließlich werden ihre Spielerinnen beim DFB von lauter Experten betreut. Die Spielerinnen können von der Zeit profitieren, die sie bei den Mannschaften des DFB verbringen.

DFB.de: Der deutsche Frauenfußball ist traditionell gut. Wodurch kommt das?

Tina Theune: Ja, die Erfolge reihen sich seit dem Gewinn der ersten Europameisterschaft 1989 aneinander. Wir hatten immer herausragende Talente, die in die Fußstapfen der etablierten Spielerinnen treten konnten. Ich glaube, das liegt mit daran, dass der Fußball in Deutschland so vielen Freude macht, Männern und Frauen, Jungen und Mädchen. Dadurch haben wir ein ganz großes Potenzial hier. Als einzige Nation konnten wir die WM bei den Frauen und Männern gewinnen. Immer mehr Mädchen spielen Fußball, immer mehr Vereine der Liga öffnen sich, um Frauenfußball auf einer hochprofessionellen Ebene zu fördern. In der Öffentlichkeit haben wir ein sehr positives Image, Die Einschaltquoten im Fernsehen und die Zuschauerzahlen - wie bei der U 20-WM gesehen – sprechen für sich.

DFB.de: Gibt es denn noch etwas zu verbessern?

Tina Theune: Bisher haben wir es immer verstanden, die Dinge zu optimieren. Wir sitzen oft zusammen und haben Entscheidungen getroffen, die sich als vorausschauend erwiesen haben. So waren wir stets vorbereitet auf Veränderungen. Als Tendenz ist jedoch abzusehen, dass diese Fragen immer detaillierter und unter besonderen individuellen Aspekten beantwortet werden müssen. Es sind auf jeden Fall noch Optimierungsmöglichkeiten vorhanden.

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DFB.de: Teilen Sie einen dieser Gedanken mit uns?

Tina Theune: Ich glaube, es kommen derzeit in Deutschland viele gute Trainerinnen nach. Das liegt daran, dass vor allen Dingen die Nationalspielerinnen bereits während ihrer aktiven Laufbahn Trainerlizenzen erworben haben. Das heißt, deren fußballerisches Wissen geht nicht verloren. Sie haben auf dem Platz bewiesen, dass sie Führungspersönlichkeiten sind. Nach ihrer Karriere können sie diese Qualität in anderer Funktion im Fußball oder überhaupt in ihren Lebensalltag einbringen – das muss nicht zwingend als Trainerin sein. Wir können unsere Spielerinnen in ihrer persönlichen, sportlichen und beruflichen Karriereplanung noch viel intensiver begleiten.

DFB.de: Was schätzen sie an den Spielerinnen der aktuellen U 20-Nationalmannschaft?

Tina Theune: Sie sind sehr variabel ausgebildet. Das sieht man im Spielaufbau, beim Herausspielen von Torchancen, aber auch an der taktischen Ausrichtung gegen die unterschiedlichen Gegner. Als Mannschaft arbeiten die Spielerinnen effektiv zusammen. Wobei immer noch genug Platz für Individualität ist. Die Abwehr zeigt Entschlossenheit und Souveränität, Kim Kulig und Marina Hegering können im richtigen Moment das Tempo forcieren. Dszenifer Maroszan lebt auch von ihrer Intuition. Andere wie Svenja Huth oder Sylvia Arnold agieren richtig draufgängerisch. Alexandra Popp spielt ein überragendes Turnier. Also, die haben alle eine tolle Entwicklung genommen.

DFB.de: Wie wird die deutsche Mannschaft nun bei der WM abschneiden?

Tina Theune: Sie wird Weltmeister. Ich gönne ihnen den Titel und eine schöne Feier. Damit will ich die Leistung der anderen Mannschaften jedoch nicht schmälern. Im Gegenteil: Viele Spielerinnen werden wir bei der Frauen WM 2011 in Deutschland im nächsten Sommer wiedersehen. Darauf freue ich mich schon sehr.