Thom: "Steiniger Weg bis zur Profikarriere"

Seit 18 Jahren hat kein Verein mehr den Titel des Deutschen B-Junioren-Meisters verteidigt. Dieses Kunststück, das bisher überhaupt nur dem VfB Stuttgart gelang (1994 und 1995), könnte bald einen Nachahmer finden. Mit der U 17 von Hertha BSC ist Trainer Andreas Thom nicht nur aktueller Deutscher Meister, sondern in dieser Saison auch schon wieder seit 15 Partien ungeschlagen (davon 14 Siege) und mit neun Punkten Vorsprung in der Staffel Nord/Nordost der B-Junioren-Bundesliga auf dem besten Weg, erneut in die Meisterschafts-Endrunde einzuziehen.

Ex-Nationalspieler Thom, der im Januar 1990 als erster Spieler nach dem Fall der Berliner Mauer aus der damaligen DDR-Oberliga vom BFC Dynamo in die Bundesliga zu Bayer Leverkusen gewechselt war, ist seit 2010 Trainer von Herthas U 17. Bis auf ein einjähriges Gastspiel als Co-Trainer bei Holstein Kiel (Januar 2009 bis Februar 2010) ist der 47-Jährige bereits seit 1998 als Profi sowie später als Co-, Interims- und Jugendtrainer immer für den Hauptstadtklub tätig.

Im DFB.de-Interview spricht Andreas Thom mit dem Journalisten Daniel Sobolewski über eine mögliche Titelverteidigung, die erfolgreiche Talentschmiede der Hertha und die Ehre einer Nominierung für die Nationalmannschaft.

DFB.de: Hertha BSC steht in der B-Junioren-Bundesliga erneut ganz oben. Ist Ihrer Mannschaft der erneute Gewinn der Staffelmeisterschaft angesichts des großen Vorsprungs überhaupt noch zu nehmen, Herr Thom?

Andreas Thom: Wir sind auf einem sehr guten Weg. Es sind aber noch zehn Partien zu absolvieren. Deshalb verbietet es sich, uns schon als Staffelmeister zu feiern. Klar haben wir das Erreichen der Endrunde als Ziel und wollen unseren Titel verteidigen. Das liegt aber nicht an der guten Ausgangslage. Das Ziel hatten wir uns schon zu Saisonbeginn gesteckt.

DFB.de: Was macht die U 17 der Hertha aktuell so stark?

Thom: Die Spieler arbeiten sehr ordentlich und setzen auf dem Platz viel von dem um, was sie auszeichnet. Wir mussten aus mehreren Gründen oft rotieren. Dass wir trotzdem fast immer gewonnen haben, zeigt die Qualität im gesamten Kader.

DFB.de: Zum Jahresauftakt zeigte sich Ihre Mannschaft besonders torhungrig. Beim 6:0 gegen Eintracht Norderstedt und dem 4:0 bei RB Leipzig gab es gleich zehn Treffer. Sind Sie der Konkurrenz jetzt noch weiter voraus als noch vor der Winterpause?



[bild1]

Seit 18 Jahren hat kein Verein mehr den Titel des Deutschen B-Junioren-Meisters verteidigt. Dieses Kunststück, das bisher überhaupt nur dem VfB Stuttgart gelang (1994 und 1995), könnte bald einen Nachahmer finden. Mit der U 17 von Hertha BSC ist Trainer Andreas Thom nicht nur aktueller Deutscher Meister, sondern in dieser Saison auch schon wieder seit 15 Partien ungeschlagen (davon 14 Siege) und mit neun Punkten Vorsprung in der Staffel Nord/Nordost der B-Junioren-Bundesliga auf dem besten Weg, erneut in die Meisterschafts-Endrunde einzuziehen.

Ex-Nationalspieler Thom, der im Januar 1990 als erster Spieler nach dem Fall der Berliner Mauer aus der damaligen DDR-Oberliga vom BFC Dynamo in die Bundesliga zu Bayer Leverkusen gewechselt war, ist seit 2010 Trainer von Herthas U 17. Bis auf ein einjähriges Gastspiel als Co-Trainer bei Holstein Kiel (Januar 2009 bis Februar 2010) ist der 47-Jährige bereits seit 1998 als Profi sowie später als Co-, Interims- und Jugendtrainer immer für den Hauptstadtklub tätig.

Im DFB.de-Interview spricht Andreas Thom mit dem Journalisten Daniel Sobolewski über eine mögliche Titelverteidigung, die erfolgreiche Talentschmiede der Hertha und die Ehre einer Nominierung für die Nationalmannschaft.

DFB.de: Hertha BSC steht in der B-Junioren-Bundesliga erneut ganz oben. Ist Ihrer Mannschaft der erneute Gewinn der Staffelmeisterschaft angesichts des großen Vorsprungs überhaupt noch zu nehmen, Herr Thom?

Andreas Thom: Wir sind auf einem sehr guten Weg. Es sind aber noch zehn Partien zu absolvieren. Deshalb verbietet es sich, uns schon als Staffelmeister zu feiern. Klar haben wir das Erreichen der Endrunde als Ziel und wollen unseren Titel verteidigen. Das liegt aber nicht an der guten Ausgangslage. Das Ziel hatten wir uns schon zu Saisonbeginn gesteckt.

DFB.de: Was macht die U 17 der Hertha aktuell so stark?

Thom: Die Spieler arbeiten sehr ordentlich und setzen auf dem Platz viel von dem um, was sie auszeichnet. Wir mussten aus mehreren Gründen oft rotieren. Dass wir trotzdem fast immer gewonnen haben, zeigt die Qualität im gesamten Kader.

DFB.de: Zum Jahresauftakt zeigte sich Ihre Mannschaft besonders torhungrig. Beim 6:0 gegen Eintracht Norderstedt und dem 4:0 bei RB Leipzig gab es gleich zehn Treffer. Sind Sie der Konkurrenz jetzt noch weiter voraus als noch vor der Winterpause?

Thom: Wir schauen nur auf uns, denn nur unsere eigenen Leistungen können wir beeinflussen. Wenn ein direkter Konkurrent Punkte lässt, kommt uns das entgegen. Wir brechen aber deshalb nicht in Freudenstürme aus.

DFB.de: War das 6:0 gegen Eintracht Norderstedt zum Jahresauftakt nicht nur der höchste Saisonsieg, sondern auch die bisher beste Partie?

Thom: Nein, denn wir haben nur eine der beiden Halbzeiten dominiert. Bis zur Pause stand es lediglich 1:0 und die Partie war noch lange nicht entschieden. Als wir kurz nach der Pause nachlegen konnten, klappten alle Dinge besser und wir spielten uns in einen Rausch. Eine einzelne Partie will ich aber ohnehin nicht als beste Saisonleistung hervorheben.

DFB.de: Ärgert Sie das überraschende 0:0 gegen den Tabellenvorletzten Rot-Weiß Erfurt vom achten Spieltag noch?

Thom: Sehr sogar. Wir hatten Torchancen für gleich mehrere Spiele und hätten wahrscheinlich noch Stunden weiterspielen können, ohne ein Tor zu erzielen. Dass dieses Remis unsere Serie von 14 Siegen unterbrochen hat, ist dabei zweitrangig. Vielmehr ärgert mich einfach der Punktverlust. Ich mache der Mannschaft aber keinen Vorwurf, denn solche Tage gibt es halt manchmal. Ich kann aber nicht leugnen, dass sich das Problem von zu vielen ausgelassenen Großchancen ein wenig durch die Saison zieht.

DFB.de: Wenn Sie einen Vergleich ziehen sollten: Ist der aktuelle Jahrgang noch besser als Ihre Meistermannschaft von 2012?

Thom: Man kann die einzelnen Jahrgänge nicht miteinander vergleichen. Bis auf wenige Ausnahmen ist von der Meistermannschaft des vergangenen Jahres kein Spieler mehr da. Jetzt haben wir andere Charaktere im Kader als noch im Vorjahr.

DFB.de: Warum reicht es für Ihre Meisterspieler von 2012 in der A-Junioren-Bundesliga aktuell nur für das Mittelfeld der Tabelle?

Thom: Da ist sicherlich einiges schief gelaufen, auch wenn man nicht vergessen darf, dass viele jetzt schon als Jungjahrgänge in der U 19 zum Zug kommen. Woran es genau gelegen hat, weiß ich nicht. Aber die Mannschaft befindet sich inzwischen auf dem Weg der Besserung und stabilisiert sich. Ich wünsche ihnen, dass sie nun endgültig zurück in die Erfolgsspur gefunden haben.

DFB.de: Kevin-Prince und Jérome Boateng, Ashkan Dejagah, Manuel Schmiedebach, Assani Lukimya, Sascha Bigalke und Ibrahima Traoré sind nur einige Spieler aus der Hertha-Jugend, die vor ihrem großen Durchbruch den Verein verlassen haben. Warum konnte Hertha diese Talente nicht für die eigene erste Mannschaft gewinnen?

Thom: Meine Aufgabe ist es, die Junioren ordentlich auszubilden, damit sie später möglichst bei Hertha in der Senioren-Mannschaft spielen. Dass das nicht immer klappt, hat unterschiedliche Gründe. Es lag sicherlich nicht immer am Verein. Kevin-Prince Boateng war beispielsweise noch sehr jung und sein Zenit war nicht absehbar. Ich gönne es ihm aber von ganzem Herzen, dass er eine solch beachtliche Karriere hingelegt hat und jetzt mit dem AC Mailand in der Champions League spielt.

DFB.de: Welchem Ihrer aktuellen Spieler trauen Sie am ehesten eine Karriere wie Kevin-Prince Boateng zu?

[bild2]

Thom: Wir haben mehrere richtig gute Spieler, die es mal zu etwas bringen können. Eine Prognose für einen Einzelnen wage ich aber nicht. Für die 15- bis 16-Jährigen gibt es noch so viele Steine, die aus dem Weg geräumt werden müssen, um Profi zu werden. Talent allein genügt nicht. Es ist zu einem großen Teil auch eine Charakterfrage. Nur wer auch die richtige Einstellung hat, wird es schaffen.

DFB.de: Gibt es für Sie ein Trainer-Vorbild?

Thom: Ich hatte als Spieler viele Trainer und jeder hatte seine eigene Art. So muss auch jeder seinen eigenen Weg finden. Eine gesunde Mischung zwischen dem "Kumpeltyp" und dem "harten Hund" ist in meinen Augen richtig und wichtig.

DFB.de: Einige Ihrer Junioren werden sicherlich Nationalspieler oder sind es bereits im Juniorenbereich. Sie haben sogar für zwei Nationalmannschaften gespielt, 51-mal für die DDR und nach der Wende auch zehnmal für das DFB-Team. Was geben Sie Ihren Spielern mit auf den Weg zu Länderspielen?

Thom: Dass es eine riesige Auszeichnung ist, für sein Land antreten zu dürfen. Eine Nominierung für die Nationalmannschaft ist eine Anerkennung der Leistungen, die man im Verein gezeigt hat. Ich bin immer noch sehr stolz darauf, für Deutschland gespielt zu haben. Eine Teilnahme an Welt- oder Europameisterschaften sind die Höhepunkte einer sportlichen Karriere. Das durfte ich bei der EM 1992 genießen.

DFB.de: Sie halten immer noch einen kuriosen Bundesliga-Rekord: Sie haben die schnellste Gelb-Rote Karte der Ligageschichte bekommen, als Sie mit Hertha gegen den VfL Wolfsburg bereits nach 14 Minuten vom Platz mussten. Ein Rekord, den Sie gerne loswerden wollen?

Thom: Das war mir gar nicht bewusst. Ich erinnere mich aber noch genau an die Partie 1999 gegen Wolfsburg. Ich hatte mich selten blöd angestellt und meiner Mannschaft geschadet. Gott sei Dank haben wir trotzdem 2:0 gewonnen. Dass es die erste und letzte Gelb-Rote Karte meiner Karriere geblieben ist, zeigt aber, dass ich daraus gelernt habe.