Thiaw: "Davon habe ich geträumt"

Malik Thiaw feierte beim knappen 0:1 in Polen sein Debüt bei der deutschen Nationalmannschaft und stand dabei auch gleich in der Startelf. Als Innenverteidiger zeigte der 21-Jährige seine Stärken, kurz vor dem Spielende wäre dem Profi vom AC Mailand sogar beinahe aus der Drehung ein Tor gelungen. Im DFB.de-Interview spricht Thiaw über einen erfüllten Kindheitstraum, Nachrichten nach dem Spiel und seine Rückkehr nach Gelsenkirchen, wo es am Dienstag (ab 20.45 Uhr, live bei RTL) gegen Kolumbien geht.

DFB.de: Malik Thiaw, im März, als Sie das erste Mal im Kreis der Nationalmannschaft eingeladen waren, haben Sie im Interview mit DFB.de gesagt, dass Sie auf Deutsch träumen – obwohl Sie auch Finnisch, Englisch, ein bisschen Wolof und mittlerweile auch Italienisch sprechen. Am Freitag haben Sie in Polen das erste Mal für Deutschland gespielt. Ist damit ein Traum in Erfüllung gegangen?

Malik Thiaw: Ja, zu hundert Prozent! Davon habe ich geträumt, seit ich Fußball spiele. Am Freitag habe ich mir einen Kindheitswunsch erfüllen können. Meine Familie saß vor dem Fernseher und hat sich sehr, sehr gefreut für mich.

DFB.de: Sie haben gegen Polen ein starkes Debüt in der Innenverteidigung gefeiert, fast ein Tor erzielt und im Anschluss an die 87 Minuten von Warschau viel Lob bekommen, nicht nur von Bundestrainer Hansi Flick und Sportdirektor Rudi Völler. Gleichzeitig ging das Spiel 0:1 verloren. Fühlt man sich nach solch einem Spiel dennoch als Gewinner?

Thiaw: Auf keinen Fall habe ich mich als Gewinner gefühlt. Fußball ist ein Mannschaftssport. Gewinner bist du nur dann, wenn du auch wirklich zusammen mit deinem Team gewinnst. Das ist uns leider nicht gelungen. Ich war zwar mit meiner persönlichen Leistung zufrieden und glücklich, dass ich mein Länderspiel-Debüt geben konnte. Aber ich wollte vor allem das Spiel gewinnen.

DFB.de: Sie wirkten auf dem Feld sehr souverän und abgeklärt. Sah es in Ihnen auch so aus, oder waren Sie doch ein wenig aufgeregt vor dem ersten Länderspiel?

Thiaw: Vor dem Spiel war ich schon ein bisschen aufgeregt. Aber das war eine gute Aufregung. Es ist wichtig für mein Spiel, dass ich eine gewisse Aufregung spüre. Das hat mich also nicht gestört. 

DFB.de: Sie werden viele Nachrichten nach Ihrem gelungenen Debüt bekommen haben. Welche war die überraschendste?

Thiaw: Da kann ich keine herausheben. Dafür waren es einfach zu viele (lacht). Familie, Freunde, Mannschaftskameraden von früher, aus der Bundesliga, aus Mailand – es haben sich wirklich viele gemeldet. Und alle haben sich für mich gefreut.

DFB.de: Sie haben in diesem Jahr Ihr Debüt für den AC Mailand in der Champions League gefeiert und jetzt in der Nationalmannschaft. Wie können Sie das in der Kürze der Zeit überhaupt alles verarbeiten?

Thiaw: Es war für mich auf jeden Fall ein sehr schönes Jahr. Aber auch, wenn das nicht in dieser Saison war: den Aufstieg mit Schalke darf man in dieser Reihe nicht vergessen, das war großartig. Und das liegt auch nicht sehr lange zurück. Bei all diesen Erfolgen bleibe ich aber demütig. So bin ich erzogen worden. Fußball gibt mir Freude, aber es gibt noch andere Dinge im Leben. Nur weil ich erfolgreich Fußball spiele, werde ich kein anderer Mensch. Und ich bin kein besserer Mensch als andere.

DFB.de: Wenn man wie Sie so früh seine Ziele erreicht, welche neuen setzt man sich dann?

Thiaw: Ich habe schon einige Ziele erreicht, aber noch lange nicht alle. Ich habe noch viele mehr. Und ich muss weiter hart an mir arbeiten, um sie zu erreichen. Ich habe dieses Jahr zum Beispiel keinen Titel gewonnen.

DFB.de: Das trübt die Bilanz natürlich ein bisschen…

Thiaw: Es gibt eben immer etwas zu verbessern.

DFB.de: Am Dienstag kehren Sie mit der Nationalmannschaft nach Gelsenkirchen zurück, wo Sie sieben Jahre lang für Schalke gespielt haben, zunächst in der Jugend, dann in der Bundesliga. Wie emotional wird diese Rückkehr?

Thiaw: Ich freue mich sehr auf Schalke. Das wird für mich wirklich ein bedeutendes Spiel. Mit meiner Zeit dort verbinde ich viele Erinnerungen. Den Bundesliga-Aufstieg habe ich schon erwähnt. Das war etwas sehr Besonderes. Außerdem wird dann meine Familie auf der Tribüne sitzen und viele Freunde werden da sein.

DFB.de: Was muss auf dem Feld besser laufen, damit gegen Kolumbien ein Erfolg für die ganze Mannschaft herausspringt und nicht nur ein ganz persönlicher?

Thiaw: Wir müssen mit der letzten Konsequenz verteidigen. Auch wenn wir gegen die Polen nicht viel zugelassen haben, haben sie trotzdem ein Tor erzielen können. Und vorne müssen wir unsere Chancen nutzen. Wir hatten ja genug. Wir müssen aber auch treffen.

DFB.de: Gelsenkirchen ist einer der zehn Spielorte der Europameisterschaft in Deutschland im kommenden Jahr. Wie groß ist Ihre Vorfreude auf diese EM?

Thiaw: Riesig. Eine Heim-EM ist etwas Besonderes. Ich kann es mir zwar noch nicht richtig vorstellen, weil ich das noch nie erlebt habe, aber ich freue mich sehr darauf. Bei der WM 2006 war ich fünf Jahre alt, daran habe ich keine Erinnerungen mehr.

DFB.de: Sie sind bereits Europameister, 2021 haben Sie mit der U 21 die EM in Slowenien und Ungarn gewonnen. Die U 21 startet am Donnerstag in die EURO in Rumänien und Georgien. Wie werden Sie das Turnier verfolgen?

Thiaw: Ich werde versuchen, jedes Spiel zu schauen. Die Mannschaft ist sehr, sehr gut. Sie kann sehr erfolgreich sein.

DFB.de: Was wünschen Sie Ihren Nachfolgern in der U 21?

Thiaw: Ich wünsche ihnen natürlich den Titel! Und dass sie viel Spaß haben und viele Erfahrungen sammeln.

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Malik Thiaw feierte beim knappen 0:1 in Polen sein Debüt bei der deutschen Nationalmannschaft und stand dabei auch gleich in der Startelf. Als Innenverteidiger zeigte der 21-Jährige seine Stärken, kurz vor dem Spielende wäre dem Profi vom AC Mailand sogar beinahe aus der Drehung ein Tor gelungen. Im DFB.de-Interview spricht Thiaw über einen erfüllten Kindheitstraum, Nachrichten nach dem Spiel und seine Rückkehr nach Gelsenkirchen, wo es am Dienstag (ab 20.45 Uhr, live bei RTL) gegen Kolumbien geht.

DFB.de: Malik Thiaw, im März, als Sie das erste Mal im Kreis der Nationalmannschaft eingeladen waren, haben Sie im Interview mit DFB.de gesagt, dass Sie auf Deutsch träumen – obwohl Sie auch Finnisch, Englisch, ein bisschen Wolof und mittlerweile auch Italienisch sprechen. Am Freitag haben Sie in Polen das erste Mal für Deutschland gespielt. Ist damit ein Traum in Erfüllung gegangen?

Malik Thiaw: Ja, zu hundert Prozent! Davon habe ich geträumt, seit ich Fußball spiele. Am Freitag habe ich mir einen Kindheitswunsch erfüllen können. Meine Familie saß vor dem Fernseher und hat sich sehr, sehr gefreut für mich.

DFB.de: Sie haben gegen Polen ein starkes Debüt in der Innenverteidigung gefeiert, fast ein Tor erzielt und im Anschluss an die 87 Minuten von Warschau viel Lob bekommen, nicht nur von Bundestrainer Hansi Flick und Sportdirektor Rudi Völler. Gleichzeitig ging das Spiel 0:1 verloren. Fühlt man sich nach solch einem Spiel dennoch als Gewinner?

Thiaw: Auf keinen Fall habe ich mich als Gewinner gefühlt. Fußball ist ein Mannschaftssport. Gewinner bist du nur dann, wenn du auch wirklich zusammen mit deinem Team gewinnst. Das ist uns leider nicht gelungen. Ich war zwar mit meiner persönlichen Leistung zufrieden und glücklich, dass ich mein Länderspiel-Debüt geben konnte. Aber ich wollte vor allem das Spiel gewinnen.

DFB.de: Sie wirkten auf dem Feld sehr souverän und abgeklärt. Sah es in Ihnen auch so aus, oder waren Sie doch ein wenig aufgeregt vor dem ersten Länderspiel?

Thiaw: Vor dem Spiel war ich schon ein bisschen aufgeregt. Aber das war eine gute Aufregung. Es ist wichtig für mein Spiel, dass ich eine gewisse Aufregung spüre. Das hat mich also nicht gestört. 

DFB.de: Sie werden viele Nachrichten nach Ihrem gelungenen Debüt bekommen haben. Welche war die überraschendste?

Thiaw: Da kann ich keine herausheben. Dafür waren es einfach zu viele (lacht). Familie, Freunde, Mannschaftskameraden von früher, aus der Bundesliga, aus Mailand – es haben sich wirklich viele gemeldet. Und alle haben sich für mich gefreut.

DFB.de: Sie haben in diesem Jahr Ihr Debüt für den AC Mailand in der Champions League gefeiert und jetzt in der Nationalmannschaft. Wie können Sie das in der Kürze der Zeit überhaupt alles verarbeiten?

Thiaw: Es war für mich auf jeden Fall ein sehr schönes Jahr. Aber auch, wenn das nicht in dieser Saison war: den Aufstieg mit Schalke darf man in dieser Reihe nicht vergessen, das war großartig. Und das liegt auch nicht sehr lange zurück. Bei all diesen Erfolgen bleibe ich aber demütig. So bin ich erzogen worden. Fußball gibt mir Freude, aber es gibt noch andere Dinge im Leben. Nur weil ich erfolgreich Fußball spiele, werde ich kein anderer Mensch. Und ich bin kein besserer Mensch als andere.

DFB.de: Wenn man wie Sie so früh seine Ziele erreicht, welche neuen setzt man sich dann?

Thiaw: Ich habe schon einige Ziele erreicht, aber noch lange nicht alle. Ich habe noch viele mehr. Und ich muss weiter hart an mir arbeiten, um sie zu erreichen. Ich habe dieses Jahr zum Beispiel keinen Titel gewonnen.

DFB.de: Das trübt die Bilanz natürlich ein bisschen…

Thiaw: Es gibt eben immer etwas zu verbessern.

DFB.de: Am Dienstag kehren Sie mit der Nationalmannschaft nach Gelsenkirchen zurück, wo Sie sieben Jahre lang für Schalke gespielt haben, zunächst in der Jugend, dann in der Bundesliga. Wie emotional wird diese Rückkehr?

Thiaw: Ich freue mich sehr auf Schalke. Das wird für mich wirklich ein bedeutendes Spiel. Mit meiner Zeit dort verbinde ich viele Erinnerungen. Den Bundesliga-Aufstieg habe ich schon erwähnt. Das war etwas sehr Besonderes. Außerdem wird dann meine Familie auf der Tribüne sitzen und viele Freunde werden da sein.

DFB.de: Was muss auf dem Feld besser laufen, damit gegen Kolumbien ein Erfolg für die ganze Mannschaft herausspringt und nicht nur ein ganz persönlicher?

Thiaw: Wir müssen mit der letzten Konsequenz verteidigen. Auch wenn wir gegen die Polen nicht viel zugelassen haben, haben sie trotzdem ein Tor erzielen können. Und vorne müssen wir unsere Chancen nutzen. Wir hatten ja genug. Wir müssen aber auch treffen.

DFB.de: Gelsenkirchen ist einer der zehn Spielorte der Europameisterschaft in Deutschland im kommenden Jahr. Wie groß ist Ihre Vorfreude auf diese EM?

Thiaw: Riesig. Eine Heim-EM ist etwas Besonderes. Ich kann es mir zwar noch nicht richtig vorstellen, weil ich das noch nie erlebt habe, aber ich freue mich sehr darauf. Bei der WM 2006 war ich fünf Jahre alt, daran habe ich keine Erinnerungen mehr.

DFB.de: Sie sind bereits Europameister, 2021 haben Sie mit der U 21 die EM in Slowenien und Ungarn gewonnen. Die U 21 startet am Donnerstag in die EURO in Rumänien und Georgien. Wie werden Sie das Turnier verfolgen?

Thiaw: Ich werde versuchen, jedes Spiel zu schauen. Die Mannschaft ist sehr, sehr gut. Sie kann sehr erfolgreich sein.

DFB.de: Was wünschen Sie Ihren Nachfolgern in der U 21?

Thiaw: Ich wünsche ihnen natürlich den Titel! Und dass sie viel Spaß haben und viele Erfahrungen sammeln.

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