Thiaw beim A-Team: "Ich habe verstanden, worauf es ankommt"

Beim italienischen Meister AC Mailand hat sich Malick Thiaw fest ins Team gespielt, nun ist der 21 Jahre alte Innenverteidiger von der deutschen U 21 in die A-Nationalmannschaft befördert worden und hofft auf sein Debüt am Samstag (ab 20.45 Uhr, live im ZDF) in Mainz gegen Peru oder am Dienstag (ab 20.45 Uhr, live bei RTL) in Köln gegen Belgien. Vor den ersten Länderspielen des Jahres spricht der U 21-Europameister von 2021 mit DFB.de über sein Standing in der Serie A, seinen Aufstieg in die Nationalmannschaft und Träume.

DFB.de: Malick Thiaw, in welcher Sprache träumen Sie?

Malick Thiaw: (lacht) Auf Deutsch.

DFB.de: Schließlich sprechen Sie neben Deutsch auch Finnisch, Englisch und ein bisschen Wolof. Und mittlerweile wahrscheinlich auch Italienisch, oder?

Thiaw: Ein bisschen. Noch nicht wirklich gut. Ich verstehe schon viel Italienisch, aber das Sprechen muss noch besser werden, das ist ausbaufähig.

DFB.de: Egal in welcher Sprache: Haben Sie davon geträumt, Profifußballer zu werden, einst für den FC Schalke 04 in der Bundesliga und den AC Mailand in der Champions League zu spielen und nun auch noch zur deutschen Nationalmannschaft eingeladen zu werden? Oder waren Ihre Träume einst bescheidener?

Thiaw: Als ich klein war, habe ich nur daran gedacht, Fußball zu spielen. Und davon geträumt, für die großen Klubs und die deutsche Nationalmannschaft aufzulaufen. Bis zum Alter von 14, 15 Jahren. Danach habe ich dann gemerkt, dass ich es tatsächlich schaffen kann, Profi zu werden, wenn ich alles gebe und wenn ich hart an mir arbeite. Ich habe verstanden, worauf es ankommt.  

DFB.de: Wenn ein Traum wahr wird wie in diesen Tagen bei der Nationalmannschaft: Wie fühlt sich das an?

Thiaw: Super. Das macht mich glücklich und stolz. Und es beweist, dass sich all die harte Arbeit der vergangenen Jahre, die bedingungslose Unterstützung meiner Familie, die immer für mich da war, auszahlt. Aber auch jetzt, da ich hier bin bei der Nationalmannschaft, möchte ich nicht stehenbleiben in meiner Entwicklung. Ich möchte lernen und mich weiter verbessern.

DFB.de: Wie schafft man es, geerdet zu bleiben, wenn es so schnell nach oben geht? Die italienische Presse, die nicht für ihre Zurückhaltung bekannt ist, hat Sie schon als "neue Legende" bezeichnet.

Thiaw: Da hat jeder seinen eigenen Weg. Bei mir ist es meine Familie. Meine Eltern haben mich so erzogen, dass ich immer ein bescheidener und bodenständiger Mensch bleibe. Das war eine gute Schule. Sie haben mir vermittelt, worauf es im Leben ankommt. Daran werde ich mich immer orientieren - egal, was ich als Fußballer noch erreichen werde.  

DFB.de: Auch eine Milan-Klublegende wie Paolo Maldini, fünfmaliger Champions-League-Sieger und Vizeweltmeister mit Italien, schwärmt von Ihnen.

Thiaw: Als Sportdirektor schaut er sich jedes Training an. Er weiß ganz genau, in welchen Bereichen ich mich verbessern muss und was ich schon ganz gut mache. Das gibt er mir mit, und dafür bin ich sehr dankbar.

DFB.de: Paolo Maldini haben Sie nicht mehr spielen sehen. Welchen Spieler haben Sie als Kind mit dem AC Mailand verbunden?

Thiaw: Als ersten Ronaldinho. Aber wen ich im Rückblick am allerstärksten mit dem AC Mailand verbinde, ist Kevin-Prince Boateng. Seine beiden Tore gegen den FC Barcelona und gegen den FC Arsenal haben mich damals schwärmen lassen. Ich war noch sehr jung, habe die Spiele im Fernsehen gesehen und gedacht: Wow!

DFB.de: Jetzt tragen Sie selbst das rot-schwarze Trikot. Was bedeutet es Ihnen?

Thiaw: Es ist wirklich so, dass ich jedes Mal, wenn ich in die Kabine komme und mein Trikot mit meinem Namen und meiner Rückennummer sehe, sehr stolz und glücklich bin. Und kann es immer noch gar nicht so richtig realisieren.

DFB.de: Legendär sind auch die Sprüche Ihres Mitspielers Zlatan Ibrahimovic. Was hat er Ihnen schon mitgegeben?

Thiaw: Jedes einzelne Training gibt er seinen Mitspielern etwas mit. Er ist ein super Typ, ein echter Chef. Und er hasst es zu verlieren. Es ist etwas Gigantisches, mit ihm zusammenspielen zu dürfen. Das ist eine große Ehre und macht mich unheimlich stolz. Auch ihn habe ich als kleiner Junge im Fernsehen verfolgt und bewundert.

DFB.de: Wie hat er auf Ihre Nominierung für die Nationalmannschaft reagiert?

Thiaw: Er hat mir gesagt, dass ich ruhig bleiben soll. Und dass das erst der Anfang ist.

DFB.de: Der italienische Fußball erlebt gerade wieder eine Renaissance, im Viertelfinale der Champions League stehen drei italienische Mannschaften, so viele wie aus keiner anderen Nation. Wie nehmen Sie den Fußball in Italien wahr?

Thiaw: In Deutschland wurde die Serie A in den vergangenen Jahren nicht unbedingt starkgeredet. Deshalb hat mich das hohe Niveau schon überrascht, als ich nach Mailand kam. Es war viel besser als erwartet. Alle Mannschaften sind taktisch stark geschult, gegen jedes Team ist es schwer zu gewinnen, gerade auswärts. Sie verteidigen sehr gut.  

DFB.de: Tabellenführer Neapel wird in der Liga nicht mehr einzuholen sein, in der Champions League schon - Sie treffen mit Mailand im Viertelfinale auf Napoli. Welchen Stellenwert hat diese Partie?

Thiaw: Neapel spielt eine super Saison in der Meisterschaft, in der Champions League auch. Aber hoffentlich war es das dann jetzt auch. Wir sind der AC Mailand. Wer unsere Tradition kennt, mit sieben Titelgewinnen in der Champions League, weiß, dass das eher unser Zuhause ist.  

DFB.de: Sie haben familiäre Wurzeln im hohen Norden und im Süden. Jetzt sind Sie geografisch gesehen etwa in der Mitte gelandet. Ist es logisch, dass Sie sich in Italien wohlfühlen?

Thiaw: Die italienische Kultur passt sehr gut zu mir. Die Menschen dort sind sehr offen und locker. Ich bin hier von Beginn an sehr gut klargekommen. Auch wenn es anfangs mit der Verständigung etwas schwierig war.

DFB.de: Ihr Nachname wird wie "Ciao" ausgesprochen. Geht das Italienern leichter über die Lippen?

Thiaw: Das hatte ich erwartet. Aber sie tun sich genauso schwer damit wie alle anderen. (lacht)

DFB.de: Sie hätten auch für Finnland und den Senegal in der Nationalmannschaft spielen können. War Ihnen immer klar, dass Sie sich für Deutschland entscheiden?

Thiaw: Das war immer mein Ziel. Deutschland ist eine sehr große Fußballnation, ein echtes Fußballland mit einer sehr erfolgreichen Nationalmannschaft, mit der ich als Kind bei allen Spielen mitgefiebert habe. Ich habe immer daran geglaubt, dass ich die Qualität habe, für Deutschland zu spielen. Aber ich konnte natürlich nie sicher sein, dass ich es tatsächlich schaffe. Bis hierhin hat alles gut geklappt. Jetzt bin ich bei der Nationalmannschaft.

DFB.de: Wie haben Sie dem Werben der anderen Nationen widerstanden?

Thiaw: Gerade Finnland hat sich sehr um mich bemüht. Aber meine Familie und ich hatten unser festes Ziel: dass ich für Deutschland auflaufe.

DFB.de: Bei der deutschen Nationalmannschaft ist es für Sie ja schließlich auch fast wie bei einem Klassentreffen, so viele U 21-Europameister wie Sie hier wiedersehen.

Thiaw: Es tut gut, hier so viele bekannte Gesichter zu sehen. Ich kenne sie gut, wir sind Freunde. So fühlt man sich auf Anhieb wohl. Wir haben große Ziele, aber auch viel Spaß zusammen. Insgesamt haben Hansi Flick und die Mannschaft uns Neue super aufgenommen.

DFB.de: Wenn man sich in jungen Jahren schon so viele Träume erfüllt hat wie Sie: Welche bleiben dann überhaupt noch?

Thiaw: Noch sehr viele. Eine Europameisterschaft im eigenen Land ist ein Traum, schon nächstes Jahr findet sie in Deutschland statt. Und ich möchte noch viele Titel gewinnen. Jeder Titel macht Lust auf mehr. Das macht Champions aus.

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Beim italienischen Meister AC Mailand hat sich Malick Thiaw fest ins Team gespielt, nun ist der 21 Jahre alte Innenverteidiger von der deutschen U 21 in die A-Nationalmannschaft befördert worden und hofft auf sein Debüt am Samstag (ab 20.45 Uhr, live im ZDF) in Mainz gegen Peru oder am Dienstag (ab 20.45 Uhr, live bei RTL) in Köln gegen Belgien. Vor den ersten Länderspielen des Jahres spricht der U 21-Europameister von 2021 mit DFB.de über sein Standing in der Serie A, seinen Aufstieg in die Nationalmannschaft und Träume.

DFB.de: Malick Thiaw, in welcher Sprache träumen Sie?

Malick Thiaw: (lacht) Auf Deutsch.

DFB.de: Schließlich sprechen Sie neben Deutsch auch Finnisch, Englisch und ein bisschen Wolof. Und mittlerweile wahrscheinlich auch Italienisch, oder?

Thiaw: Ein bisschen. Noch nicht wirklich gut. Ich verstehe schon viel Italienisch, aber das Sprechen muss noch besser werden, das ist ausbaufähig.

DFB.de: Egal in welcher Sprache: Haben Sie davon geträumt, Profifußballer zu werden, einst für den FC Schalke 04 in der Bundesliga und den AC Mailand in der Champions League zu spielen und nun auch noch zur deutschen Nationalmannschaft eingeladen zu werden? Oder waren Ihre Träume einst bescheidener?

Thiaw: Als ich klein war, habe ich nur daran gedacht, Fußball zu spielen. Und davon geträumt, für die großen Klubs und die deutsche Nationalmannschaft aufzulaufen. Bis zum Alter von 14, 15 Jahren. Danach habe ich dann gemerkt, dass ich es tatsächlich schaffen kann, Profi zu werden, wenn ich alles gebe und wenn ich hart an mir arbeite. Ich habe verstanden, worauf es ankommt.  

DFB.de: Wenn ein Traum wahr wird wie in diesen Tagen bei der Nationalmannschaft: Wie fühlt sich das an?

Thiaw: Super. Das macht mich glücklich und stolz. Und es beweist, dass sich all die harte Arbeit der vergangenen Jahre, die bedingungslose Unterstützung meiner Familie, die immer für mich da war, auszahlt. Aber auch jetzt, da ich hier bin bei der Nationalmannschaft, möchte ich nicht stehenbleiben in meiner Entwicklung. Ich möchte lernen und mich weiter verbessern.

DFB.de: Wie schafft man es, geerdet zu bleiben, wenn es so schnell nach oben geht? Die italienische Presse, die nicht für ihre Zurückhaltung bekannt ist, hat Sie schon als "neue Legende" bezeichnet.

Thiaw: Da hat jeder seinen eigenen Weg. Bei mir ist es meine Familie. Meine Eltern haben mich so erzogen, dass ich immer ein bescheidener und bodenständiger Mensch bleibe. Das war eine gute Schule. Sie haben mir vermittelt, worauf es im Leben ankommt. Daran werde ich mich immer orientieren - egal, was ich als Fußballer noch erreichen werde.  

DFB.de: Auch eine Milan-Klublegende wie Paolo Maldini, fünfmaliger Champions-League-Sieger und Vizeweltmeister mit Italien, schwärmt von Ihnen.

Thiaw: Als Sportdirektor schaut er sich jedes Training an. Er weiß ganz genau, in welchen Bereichen ich mich verbessern muss und was ich schon ganz gut mache. Das gibt er mir mit, und dafür bin ich sehr dankbar.

DFB.de: Paolo Maldini haben Sie nicht mehr spielen sehen. Welchen Spieler haben Sie als Kind mit dem AC Mailand verbunden?

Thiaw: Als ersten Ronaldinho. Aber wen ich im Rückblick am allerstärksten mit dem AC Mailand verbinde, ist Kevin-Prince Boateng. Seine beiden Tore gegen den FC Barcelona und gegen den FC Arsenal haben mich damals schwärmen lassen. Ich war noch sehr jung, habe die Spiele im Fernsehen gesehen und gedacht: Wow!

DFB.de: Jetzt tragen Sie selbst das rot-schwarze Trikot. Was bedeutet es Ihnen?

Thiaw: Es ist wirklich so, dass ich jedes Mal, wenn ich in die Kabine komme und mein Trikot mit meinem Namen und meiner Rückennummer sehe, sehr stolz und glücklich bin. Und kann es immer noch gar nicht so richtig realisieren.

DFB.de: Legendär sind auch die Sprüche Ihres Mitspielers Zlatan Ibrahimovic. Was hat er Ihnen schon mitgegeben?

Thiaw: Jedes einzelne Training gibt er seinen Mitspielern etwas mit. Er ist ein super Typ, ein echter Chef. Und er hasst es zu verlieren. Es ist etwas Gigantisches, mit ihm zusammenspielen zu dürfen. Das ist eine große Ehre und macht mich unheimlich stolz. Auch ihn habe ich als kleiner Junge im Fernsehen verfolgt und bewundert.

DFB.de: Wie hat er auf Ihre Nominierung für die Nationalmannschaft reagiert?

Thiaw: Er hat mir gesagt, dass ich ruhig bleiben soll. Und dass das erst der Anfang ist.

DFB.de: Der italienische Fußball erlebt gerade wieder eine Renaissance, im Viertelfinale der Champions League stehen drei italienische Mannschaften, so viele wie aus keiner anderen Nation. Wie nehmen Sie den Fußball in Italien wahr?

Thiaw: In Deutschland wurde die Serie A in den vergangenen Jahren nicht unbedingt starkgeredet. Deshalb hat mich das hohe Niveau schon überrascht, als ich nach Mailand kam. Es war viel besser als erwartet. Alle Mannschaften sind taktisch stark geschult, gegen jedes Team ist es schwer zu gewinnen, gerade auswärts. Sie verteidigen sehr gut.  

DFB.de: Tabellenführer Neapel wird in der Liga nicht mehr einzuholen sein, in der Champions League schon - Sie treffen mit Mailand im Viertelfinale auf Napoli. Welchen Stellenwert hat diese Partie?

Thiaw: Neapel spielt eine super Saison in der Meisterschaft, in der Champions League auch. Aber hoffentlich war es das dann jetzt auch. Wir sind der AC Mailand. Wer unsere Tradition kennt, mit sieben Titelgewinnen in der Champions League, weiß, dass das eher unser Zuhause ist.  

DFB.de: Sie haben familiäre Wurzeln im hohen Norden und im Süden. Jetzt sind Sie geografisch gesehen etwa in der Mitte gelandet. Ist es logisch, dass Sie sich in Italien wohlfühlen?

Thiaw: Die italienische Kultur passt sehr gut zu mir. Die Menschen dort sind sehr offen und locker. Ich bin hier von Beginn an sehr gut klargekommen. Auch wenn es anfangs mit der Verständigung etwas schwierig war.

DFB.de: Ihr Nachname wird wie "Ciao" ausgesprochen. Geht das Italienern leichter über die Lippen?

Thiaw: Das hatte ich erwartet. Aber sie tun sich genauso schwer damit wie alle anderen. (lacht)

DFB.de: Sie hätten auch für Finnland und den Senegal in der Nationalmannschaft spielen können. War Ihnen immer klar, dass Sie sich für Deutschland entscheiden?

Thiaw: Das war immer mein Ziel. Deutschland ist eine sehr große Fußballnation, ein echtes Fußballland mit einer sehr erfolgreichen Nationalmannschaft, mit der ich als Kind bei allen Spielen mitgefiebert habe. Ich habe immer daran geglaubt, dass ich die Qualität habe, für Deutschland zu spielen. Aber ich konnte natürlich nie sicher sein, dass ich es tatsächlich schaffe. Bis hierhin hat alles gut geklappt. Jetzt bin ich bei der Nationalmannschaft.

DFB.de: Wie haben Sie dem Werben der anderen Nationen widerstanden?

Thiaw: Gerade Finnland hat sich sehr um mich bemüht. Aber meine Familie und ich hatten unser festes Ziel: dass ich für Deutschland auflaufe.

DFB.de: Bei der deutschen Nationalmannschaft ist es für Sie ja schließlich auch fast wie bei einem Klassentreffen, so viele U 21-Europameister wie Sie hier wiedersehen.

Thiaw: Es tut gut, hier so viele bekannte Gesichter zu sehen. Ich kenne sie gut, wir sind Freunde. So fühlt man sich auf Anhieb wohl. Wir haben große Ziele, aber auch viel Spaß zusammen. Insgesamt haben Hansi Flick und die Mannschaft uns Neue super aufgenommen.

DFB.de: Wenn man sich in jungen Jahren schon so viele Träume erfüllt hat wie Sie: Welche bleiben dann überhaupt noch?

Thiaw: Noch sehr viele. Eine Europameisterschaft im eigenen Land ist ein Traum, schon nächstes Jahr findet sie in Deutschland statt. Und ich möchte noch viele Titel gewinnen. Jeder Titel macht Lust auf mehr. Das macht Champions aus.

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