Theune: "In 40 Jahren ist sehr viel passiert"

Zum Start in die Europameisterschaft trifft die DFB-Auswahl heute (ab 21 Uhr, live im ZDF) auf Dänemark. Es ist nicht nur das wichtige Auftaktduell, sondern auch die 500. Begegnung in der Geschichte des deutschen Frauenfußballs. Entscheidenden Einfluss darauf hatte auch Tina Theune. Die 68-Jährige war lange Assistentin unter Gero Bisanz und führte das deutsche Team von 1997 bis 2005 als Cheftrainerin zu drei Europameistertiteln und 2003 zum Gewinn der Weltmeisterschaft. Auf DFB.de blickt Theune auf beeindruckende Zeiten zurück.

DFB.de: Frau Theune, wir starten gegen Dänemark in die Europameisterschaft. Danach trifft die DFB-Auswahl in den weiteren Gruppenspielen auf Spanien und Finnland. Wie sehen Sie die Ausgangslage?

Tina Theune: Es ist schwer zu sagen, wie stark Dänemark wirklich ist. Gegen den EM-Zweiten von 2017 brauchen wir einen guten Start, um voller Energie und Zuversicht in die nächsten Spiele gegen Mitfavorit Spanien und Finnland zu gehen. Ein überzeugendes Spiel mit einem klaren Erfolg gegen Dänemark wäre sehr hilfreich für den weiteren Weg.

DFB.de: So wie zuletzt beim 7:0 gegen die Schweiz?

Theune: Die Generalprobe in Erfurt gegen die Schweiz war mitreißend, der Auftritt sehr vielsprechend. Mit unaufhaltsamer Spielfreude haben wir viele Chancen herausgespielt und diese dann mit feiner Übersicht oder durch ein kompromissloses Nachsetzen genutzt. Ich habe ein großes Potenzial und viel Vertrauen in die eigenen Stärken gesehen. Das macht definitiv Lust auf mehr.

DFB.de: Was ist also möglich?

Theune: Wenn die Spielerinnen das auf den Platz bringen, zu was sie in der Lage sind, ist sehr viel möglich. Aber Mannschaften mit Ambitionen auf den Titel brauchen im Laufe eines Turniers neben der Lust auf die Duelle gegen stärkste Gegner immer auch etwas Glück in den entscheidenden Momenten. Zumindest habe ich das so erlebt.

DFB.de: Nennen Sie bitte mal ein Beispiel.

Theune: Für mich persönlich ist das letzte Gruppenspiel gegen Dänemark während der Europameisterschaft 1997 das beste Beispiel. Maren Meinert und Sandra Minnert saßen gelb-gesperrt auf der Tribüne und unsere Kapitänin Martina Voss hatte sich schon im ersten Spiel schwer verletzt. Wir brauchten gegen Dänemark unbedingt einen Sieg, um weiter zu kommen... Es stand gefühlt eine Ewigkeit 0:0, dann trafen die Däninnen die Unterkante der Latte. Der Ball ist von unserer Torlinie zurück ins Feld gesprungen. Wir hatten riesiges Glück in dem Moment. Aber dann haben Monika Meyer und Birgit Prinz mit einer unfassbaren Gelassenheit und Deutlichkeit in den Schlussminuten die Tore für uns gemacht.

DFB.de: Und dann?

Theune: Wir sind mit einer sehr jungen Mannschaft Europameister geworden. Im Halbfinale haben wir Schweden besiegt, im Endspiel Italien, jeweils ohne Gegentor. Manchmal braucht man so einen Moment, wie wir ihn gegen Dänemark hatten, um mit der Mannschaft etwas ganz Großes zu erreichen. Ganz nach der Überzeugung von Doris Fitschen: "Never train for second place".

DFB.de: Das Duell am Freitag gegen Dänemark ist nicht nur das erste Spiel für Deutschland bei der EM, sondern auch die 500. Begegnung in der Geschichte des deutschen Frauen-fußballs. Sie haben diese Zeit mitgeprägt. Wie denken Sie über die vergangenen 40 Jahre?

Theune: In den vierzig Jahren ist so unglaublich viel passiert. Ich denke natürlich gerne an unsere erste EM-Teilnahme 1989 zurück. Ich war damals Co-Trainerin von Gero Bisanz. Die Euphorie nach dem erstmals live übertragenen Elfmeter-Krimi im Halbfinale war riesig. Der 4:1-Sieg im Endspiel gegen Norwegen im ausverkauften Osnabrücker Stadion wurde 90 Minuten lange von einer "La-Ola-Welle" begleitet. Während der Besprechung in der Halbzeit konnten wir kein einziges Wort verstehen. Tausende Fans standen ohne Eintrittskarte vor dem Stadion beim ersten Public Viewing eines Frauenfußball-Endspiels. Das war ein Eisbrecher.

Allerdings war die höchste Liga, in der wir zu der Zeit gespielt haben, "nur" die Regionalliga. Nach und nach wurden nicht nur die Spielregeln angepasst. Auf internationaler Ebene gab es noch keine Wettbewerbe für U-Nationalmannschaften. Dennoch hat der DFB schon damals in vielen Punkten vorausgedacht. Seit meiner Festanstellung ab 1990 war ich als Trainerin der U-16- bzw. U-19-Nachwuchsmannschaften auch für die Entwicklung junger Spielerinnen verantwortlich. Nur den VW Golf für die Fahrten zu den Spielen quer durch Deutschland hatte damals meine Mutter gesponsert...

DFB.de: Fast 15 Jahre später, 2003, gewannen Sie dann die Weltmeisterschaft?

Theune: Wir hatten eine grandiose Mannschaft mit überragenden Teamplayerinnen, die sich mit permanenter Initiative und großem Selbstvertrauen durchgesetzt haben. Wir sind raus und haben an uns geglaubt. Wir waren bereit, den Titel nach Deutschland zu holen. Nia Künzer’s Golden Goal sahen damals 13,58 Millionen Menschen. Das war neuer TV-Rekord. Bei der Landung in Frankfurt, von Helikoptern begleitet, wurden wir als erste deutsche Frauenmannschaft auf dem Balkon des Römers von gut aufgelegten Fans empfangen.

Silvia Neid und ich waren übrigens auch das erste "weltmeisterliche" Trainerinnen-Duo.
Und eine ganze Reihe der Weltmeisterinnen von 2003 haben später bewiesen, dass sie auf höchster professioneller Ebene in einem Trainerinnen-Team oder in anderen Bereichen des Leistungssports arbeiten können.

DFB.de: 2005 haben Sie sich dann mit einem weiteren EM-Titel verabschiedet.

Theune: Vor dem Endspiel gegen Norwegen, unmittelbar vor der Spielbesprechung, gab es plötzlich einen Feueralarm und wir mussten Hals über Kopf das Hotel verlassen. Die Mannschaftsbesprechung unter einem schattigen Baum in der Nähe des Hotels war sehr kurz. Ich zeigte ohne zu zögern Plan A und B der Norwegerinnen, die ich unterwegs "mitgehen ließ", und sagte mit einem Schmunzeln: "Ich möchte heute Abend feiern." So ist es dann auch gekommen. Das Finale in Preston dauerte etwas mehr als 90 Minuten. Plötzlich fiel in der Nachspielzeit beim Stand von 3:1 meine orangefarbene Swatch vom Handgelenk zu Boden. Der Armbandansatz hatte sich gelöst. Ziemlich krass, denn fast auf die Sekunde genau war damit auch meine Zeit als Trainerin der Frauen-Nationalmannschaft abgelaufen. Was für ein Timing!

DFB.de: Lassen Sie uns in die Gegenwart zurückkehren. Wie sehen Sie die Entwicklung im Frauenfußball?

Theune: Die ist nicht aufzuhalten. Große Wettbewerbe waren schon immer Wegbereiter für Entwicklungen. Die Rekordkulisse von 90.000 Zuschauern in der Rose Bowl beim WM-Finale in den USA 1999 führte 2001 zur Gründung der ersten Profiliga, der WUSA, und anschließend zur Einführung des UEFA Women’s Cup 2002. Besonders auf europäischer Ebene sehe ich große Fortschritte. Das Erreichen des WM-Viertelfinales 2019 von sieben europäischen Teams unterstreicht die Dominanz der Fußball-Nationen, deren Wettkampstruktur von starken Ligen und bewährten Synergien mit dem Männerfußball geprägt ist. Was die Anpassung der UEFA-Wettbewerbe angeht, wäre für mich die Einführung einer U 21-Europameisterschaft in einem Zweijahresrhythmus im Wechsel zur FIFA U-20 Frauen-WM der nächste Schritt. Ein kurzer Rückblick auf das hochklassige WM-Halbfinale der US-Amerikanerinnen gegen England 2019 zeigt, was die Zukunft verspricht: Beide Teams setzten neue Standards, die auf einer Ebene im Vergleich zum Männerfußball zu sehen ist. Das Spiel war der Quotenrenner, ein mediales Ereignis, geprägt von höchster Dynamik und taktischer Reife. Die US-Amerikanerin Megan Rapinoe und Ellen White beziehungsweise Lucy Bronze waren prägende Gesichter dieser WM. Solche Typen werden gebraucht. Und...

DFB.de: ...ja?

Theune: ... ich finde es übrigens sehr schade, dass sich Spaniens Weltfußballerin Alexia Putellas so unmittelbar vor der EM schwer verletzt hat. Aber ich bin davon überzeugt, dass wir inzwischen viele Spiele auf einem ähnlich atemberaubenden Niveau wie beim Halbfinale der WM sehen werden. Gerade in der deutschen Mannschaft gibt es eine Reihe von Anführerinnen. Sie zeigen eine Entwicklung hin zu einem höchst rasanten, entschlossenen, immer unterhaltsamen Spiel, in dem auch Positionsvariabilität und insbesondere Spielintelligenz gefragt sind.

DFB.de: Wie werden Sie die Euromeisterschaften verfolgen?

Theune: Von zu Hause aus als sehr interessierte Zuschauerin. Ich freue mich riesig auf das Turnier und insbesondere auf das erste Spiel der deutschen Nationalmannschaft. Vor Ort werde ich nicht sein, denn ich bin im Moment sehr stark in andere Projekte eingebunden.
Im August werde ich während der U20-Weltmeisterschaft in Costa Rica im Rahmen des "FIFA Mentorship Programms" als Coach tätig sein. Außerdem bin ich als Kuratoriumsmitglied und Botschafterin der DFB Stiftung Sepp Herberger inzwischen Patin der Blindenfußball-National-Mannschaft, die im September beim "World Grand Prix" in Straßburg mitspielen wird. Mir wird ganz sicher nicht langweilig.

[sw]

Zum Start in die Europameisterschaft trifft die DFB-Auswahl heute (ab 21 Uhr, live im ZDF) auf Dänemark. Es ist nicht nur das wichtige Auftaktduell, sondern auch die 500. Begegnung in der Geschichte des deutschen Frauenfußballs. Entscheidenden Einfluss darauf hatte auch Tina Theune. Die 68-Jährige war lange Assistentin unter Gero Bisanz und führte das deutsche Team von 1997 bis 2005 als Cheftrainerin zu drei Europameistertiteln und 2003 zum Gewinn der Weltmeisterschaft. Auf DFB.de blickt Theune auf beeindruckende Zeiten zurück.

DFB.de: Frau Theune, wir starten gegen Dänemark in die Europameisterschaft. Danach trifft die DFB-Auswahl in den weiteren Gruppenspielen auf Spanien und Finnland. Wie sehen Sie die Ausgangslage?

Tina Theune: Es ist schwer zu sagen, wie stark Dänemark wirklich ist. Gegen den EM-Zweiten von 2017 brauchen wir einen guten Start, um voller Energie und Zuversicht in die nächsten Spiele gegen Mitfavorit Spanien und Finnland zu gehen. Ein überzeugendes Spiel mit einem klaren Erfolg gegen Dänemark wäre sehr hilfreich für den weiteren Weg.

DFB.de: So wie zuletzt beim 7:0 gegen die Schweiz?

Theune: Die Generalprobe in Erfurt gegen die Schweiz war mitreißend, der Auftritt sehr vielsprechend. Mit unaufhaltsamer Spielfreude haben wir viele Chancen herausgespielt und diese dann mit feiner Übersicht oder durch ein kompromissloses Nachsetzen genutzt. Ich habe ein großes Potenzial und viel Vertrauen in die eigenen Stärken gesehen. Das macht definitiv Lust auf mehr.

DFB.de: Was ist also möglich?

Theune: Wenn die Spielerinnen das auf den Platz bringen, zu was sie in der Lage sind, ist sehr viel möglich. Aber Mannschaften mit Ambitionen auf den Titel brauchen im Laufe eines Turniers neben der Lust auf die Duelle gegen stärkste Gegner immer auch etwas Glück in den entscheidenden Momenten. Zumindest habe ich das so erlebt.

DFB.de: Nennen Sie bitte mal ein Beispiel.

Theune: Für mich persönlich ist das letzte Gruppenspiel gegen Dänemark während der Europameisterschaft 1997 das beste Beispiel. Maren Meinert und Sandra Minnert saßen gelb-gesperrt auf der Tribüne und unsere Kapitänin Martina Voss hatte sich schon im ersten Spiel schwer verletzt. Wir brauchten gegen Dänemark unbedingt einen Sieg, um weiter zu kommen... Es stand gefühlt eine Ewigkeit 0:0, dann trafen die Däninnen die Unterkante der Latte. Der Ball ist von unserer Torlinie zurück ins Feld gesprungen. Wir hatten riesiges Glück in dem Moment. Aber dann haben Monika Meyer und Birgit Prinz mit einer unfassbaren Gelassenheit und Deutlichkeit in den Schlussminuten die Tore für uns gemacht.

DFB.de: Und dann?

Theune: Wir sind mit einer sehr jungen Mannschaft Europameister geworden. Im Halbfinale haben wir Schweden besiegt, im Endspiel Italien, jeweils ohne Gegentor. Manchmal braucht man so einen Moment, wie wir ihn gegen Dänemark hatten, um mit der Mannschaft etwas ganz Großes zu erreichen. Ganz nach der Überzeugung von Doris Fitschen: "Never train for second place".

DFB.de: Das Duell am Freitag gegen Dänemark ist nicht nur das erste Spiel für Deutschland bei der EM, sondern auch die 500. Begegnung in der Geschichte des deutschen Frauen-fußballs. Sie haben diese Zeit mitgeprägt. Wie denken Sie über die vergangenen 40 Jahre?

Theune: In den vierzig Jahren ist so unglaublich viel passiert. Ich denke natürlich gerne an unsere erste EM-Teilnahme 1989 zurück. Ich war damals Co-Trainerin von Gero Bisanz. Die Euphorie nach dem erstmals live übertragenen Elfmeter-Krimi im Halbfinale war riesig. Der 4:1-Sieg im Endspiel gegen Norwegen im ausverkauften Osnabrücker Stadion wurde 90 Minuten lange von einer "La-Ola-Welle" begleitet. Während der Besprechung in der Halbzeit konnten wir kein einziges Wort verstehen. Tausende Fans standen ohne Eintrittskarte vor dem Stadion beim ersten Public Viewing eines Frauenfußball-Endspiels. Das war ein Eisbrecher.

Allerdings war die höchste Liga, in der wir zu der Zeit gespielt haben, "nur" die Regionalliga. Nach und nach wurden nicht nur die Spielregeln angepasst. Auf internationaler Ebene gab es noch keine Wettbewerbe für U-Nationalmannschaften. Dennoch hat der DFB schon damals in vielen Punkten vorausgedacht. Seit meiner Festanstellung ab 1990 war ich als Trainerin der U-16- bzw. U-19-Nachwuchsmannschaften auch für die Entwicklung junger Spielerinnen verantwortlich. Nur den VW Golf für die Fahrten zu den Spielen quer durch Deutschland hatte damals meine Mutter gesponsert...

DFB.de: Fast 15 Jahre später, 2003, gewannen Sie dann die Weltmeisterschaft?

Theune: Wir hatten eine grandiose Mannschaft mit überragenden Teamplayerinnen, die sich mit permanenter Initiative und großem Selbstvertrauen durchgesetzt haben. Wir sind raus und haben an uns geglaubt. Wir waren bereit, den Titel nach Deutschland zu holen. Nia Künzer’s Golden Goal sahen damals 13,58 Millionen Menschen. Das war neuer TV-Rekord. Bei der Landung in Frankfurt, von Helikoptern begleitet, wurden wir als erste deutsche Frauenmannschaft auf dem Balkon des Römers von gut aufgelegten Fans empfangen.

Silvia Neid und ich waren übrigens auch das erste "weltmeisterliche" Trainerinnen-Duo.
Und eine ganze Reihe der Weltmeisterinnen von 2003 haben später bewiesen, dass sie auf höchster professioneller Ebene in einem Trainerinnen-Team oder in anderen Bereichen des Leistungssports arbeiten können.

DFB.de: 2005 haben Sie sich dann mit einem weiteren EM-Titel verabschiedet.

Theune: Vor dem Endspiel gegen Norwegen, unmittelbar vor der Spielbesprechung, gab es plötzlich einen Feueralarm und wir mussten Hals über Kopf das Hotel verlassen. Die Mannschaftsbesprechung unter einem schattigen Baum in der Nähe des Hotels war sehr kurz. Ich zeigte ohne zu zögern Plan A und B der Norwegerinnen, die ich unterwegs "mitgehen ließ", und sagte mit einem Schmunzeln: "Ich möchte heute Abend feiern." So ist es dann auch gekommen. Das Finale in Preston dauerte etwas mehr als 90 Minuten. Plötzlich fiel in der Nachspielzeit beim Stand von 3:1 meine orangefarbene Swatch vom Handgelenk zu Boden. Der Armbandansatz hatte sich gelöst. Ziemlich krass, denn fast auf die Sekunde genau war damit auch meine Zeit als Trainerin der Frauen-Nationalmannschaft abgelaufen. Was für ein Timing!

DFB.de: Lassen Sie uns in die Gegenwart zurückkehren. Wie sehen Sie die Entwicklung im Frauenfußball?

Theune: Die ist nicht aufzuhalten. Große Wettbewerbe waren schon immer Wegbereiter für Entwicklungen. Die Rekordkulisse von 90.000 Zuschauern in der Rose Bowl beim WM-Finale in den USA 1999 führte 2001 zur Gründung der ersten Profiliga, der WUSA, und anschließend zur Einführung des UEFA Women’s Cup 2002. Besonders auf europäischer Ebene sehe ich große Fortschritte. Das Erreichen des WM-Viertelfinales 2019 von sieben europäischen Teams unterstreicht die Dominanz der Fußball-Nationen, deren Wettkampstruktur von starken Ligen und bewährten Synergien mit dem Männerfußball geprägt ist. Was die Anpassung der UEFA-Wettbewerbe angeht, wäre für mich die Einführung einer U 21-Europameisterschaft in einem Zweijahresrhythmus im Wechsel zur FIFA U-20 Frauen-WM der nächste Schritt. Ein kurzer Rückblick auf das hochklassige WM-Halbfinale der US-Amerikanerinnen gegen England 2019 zeigt, was die Zukunft verspricht: Beide Teams setzten neue Standards, die auf einer Ebene im Vergleich zum Männerfußball zu sehen ist. Das Spiel war der Quotenrenner, ein mediales Ereignis, geprägt von höchster Dynamik und taktischer Reife. Die US-Amerikanerin Megan Rapinoe und Ellen White beziehungsweise Lucy Bronze waren prägende Gesichter dieser WM. Solche Typen werden gebraucht. Und...

DFB.de: ...ja?

Theune: ... ich finde es übrigens sehr schade, dass sich Spaniens Weltfußballerin Alexia Putellas so unmittelbar vor der EM schwer verletzt hat. Aber ich bin davon überzeugt, dass wir inzwischen viele Spiele auf einem ähnlich atemberaubenden Niveau wie beim Halbfinale der WM sehen werden. Gerade in der deutschen Mannschaft gibt es eine Reihe von Anführerinnen. Sie zeigen eine Entwicklung hin zu einem höchst rasanten, entschlossenen, immer unterhaltsamen Spiel, in dem auch Positionsvariabilität und insbesondere Spielintelligenz gefragt sind.

DFB.de: Wie werden Sie die Euromeisterschaften verfolgen?

Theune: Von zu Hause aus als sehr interessierte Zuschauerin. Ich freue mich riesig auf das Turnier und insbesondere auf das erste Spiel der deutschen Nationalmannschaft. Vor Ort werde ich nicht sein, denn ich bin im Moment sehr stark in andere Projekte eingebunden.
Im August werde ich während der U20-Weltmeisterschaft in Costa Rica im Rahmen des "FIFA Mentorship Programms" als Coach tätig sein. Außerdem bin ich als Kuratoriumsmitglied und Botschafterin der DFB Stiftung Sepp Herberger inzwischen Patin der Blindenfußball-National-Mannschaft, die im September beim "World Grand Prix" in Straßburg mitspielen wird. Mir wird ganz sicher nicht langweilig.

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