Sylvia Collenette: "Nur mit Rumlabern ist keinem geholfen"

Der kleine Fußball ist in Deutschland riesengroß. In fast 26.000 Vereinen wird unter dem Dach des DFB Fußball gespielt. Das Rampenlicht gehört normalerweise den Stars. Die heimlichen Helden spielen und engagieren sich an der Basis. Heute: Sylvia Collenette, E-Jugendtrainerin der Spielvereinigung 02 Griesheim.

"In 100 Metern bitte rechts abbiegen, dann noch 150 Meter und sie haben ihr Ziel erreicht." Die Ansage des Navigationsgerätes verwirrt. Wäre es nicht schon dunkel und würden nicht helle Flutlichtmasten aus den Betonblöcken herausragen, man würde nicht glauben, dass hier irgendwo ein Fußballplatz in der Nähe ist. Doch zwischen Wohnblocks‚ Industrieanlagen und Getränkegroßhändlern findet man ihn: den Platz der Spielvereinigung 02 Griesheim. Viel Raum zum Ausbau gibt es nicht. Links daneben eine Autowerkstatt, rechts daneben auch. Zum Glück gibt es Navigationsgeräte…

Es ist Montagabend, kurz nach 17 Uhr. Zwanzig Spieler, zwischen zehn und elf Jahren springen unorganisiert über den Platz, bis ein kurzer Ruf das Durcheinander beendet: "Jungs, zusammenkommen!" Absenderin ist Sylvia Collenette, 38 Jahre, E-Jugendtrainerin. Sie gibt kurze, klare Anweisungen, dann weiß jeder, was zu tun ist. Das E-Juniorentraining in Griesheim hat begonnen.

"Eigentlich habe ich keine Ahnung vom Fußball", beginnt Sylvia Collenette, wenn man sie darauf anspricht, wie sie Trainerin geworden ist und ergänzt: "Oder besser gesagt: hatte". Denn mittlerweile ist sie stolze Besitzerin der Trainer C-Breitenfußball-Lizenz und damit fast ein Unikum in den unteren Jugend-Spielklassen Frankfurts. „Mir ist wichtig, dass die Kinder hier Spaß haben und gerne ins Training kommen“, sagt sie. Doch das war nicht immer so.

Als Collenette, die aus Frankfurt stammt, 2011 mit ihrem englischen Ehemann und ihrem Sohn Linus von einem dreijährigen Aufenthalt in der Nähe Londons nach Hessen zurück kommt, fängt der damals Achtjährige in Grieshem an, Fußball zu spielen. Nach kurzer Zeit merkt die Mutter, dass Linus, "der normalerweise mit dem Ball ins Bett geht", keine Lust mehr auf Fußball hat. Collenette, deren Sohn die letzten Jahre beim FC Chelsea trainiert hat, fragt sich warum, schaut Training und Spiele der Jugend an und merkt: Es läuft alles ziemlich chaotisch ab.

Okay: Griesheim ist nicht Chelsea, "aber es soll doch zumindest Spaß machen". Die gelernte Biologielaborantin spricht Vorstand und Jugendleiter an, die "froh waren, überhaupt einen Trainer für die Jugend stellen zu können". Da wollten sie nicht noch Hürden wie Lizenzen oder Führungszeugnisse einbauen. All das lässt der Mutter keine Ruhe. Sie nervt weiterhin, bis jemand sagt: Dann machen Sie es doch selber! Würde sie ja gern. Nur leider hat sie keine Ahnung vom Fußball…

Aber soviel weiß sie: Trainer kann man werden. Es gibt Ausbildungsmöglichkeiten. Für den Bereich Frankfurt ist der Hessische Fußballverband verantwortlich. Sylvia Collenette macht sich schlau. Im nächsten Basislehrgang ist sie dabei. "Ich hab eigentlich gedacht, dass das Basiswissen (30 Lerneinheiten à 45 Minuten, Anm. d. Red.) für die E-Jugend vollkommen ausreicht. Aber der Lehrgang hat solch einen Spaß gemacht und wir hatten so ein tolles Team, dass ich die beiden Profile (jeweils 40 Lerneinheiten) samt Prüfung noch dran gehängt habe."

Im April 2013 hat sie die Trainer C-Breitenfußball-Lizenz in der Tasche und damit auch den Trainerjob der Griesheimer E-Jugend. "Viele im Verein sind nun froh, dass ich das Amt übernommen habe. Selbst die, die am Anfang von mir genervt waren", erzählt die 38-Jährige. Denn: mittlerweile hat ein zweiter Trainer mit der Ausbildung begonnen und für den Jugendbereich gilt nun ein erweitertes Führungszeugnis als Einstellungskriterium.



Der kleine Fußball ist in Deutschland riesengroß. In fast 26.000 Vereinen wird unter dem Dach des DFB Fußball gespielt. Das Rampenlicht gehört normalerweise den Stars. Die heimlichen Helden spielen und engagieren sich an der Basis. Heute: Sylvia Collenette, E-Jugendtrainerin der Spielvereinigung 02 Griesheim.

"In 100 Metern bitte rechts abbiegen, dann noch 150 Meter und sie haben ihr Ziel erreicht." Die Ansage des Navigationsgerätes verwirrt. Wäre es nicht schon dunkel und würden nicht helle Flutlichtmasten aus den Betonblöcken herausragen, man würde nicht glauben, dass hier irgendwo ein Fußballplatz in der Nähe ist. Doch zwischen Wohnblocks‚ Industrieanlagen und Getränkegroßhändlern findet man ihn: den Platz der Spielvereinigung 02 Griesheim. Viel Raum zum Ausbau gibt es nicht. Links daneben eine Autowerkstatt, rechts daneben auch. Zum Glück gibt es Navigationsgeräte…

Es ist Montagabend, kurz nach 17 Uhr. Zwanzig Spieler, zwischen zehn und elf Jahren springen unorganisiert über den Platz, bis ein kurzer Ruf das Durcheinander beendet: "Jungs, zusammenkommen!" Absenderin ist Sylvia Collenette, 38 Jahre, E-Jugendtrainerin. Sie gibt kurze, klare Anweisungen, dann weiß jeder, was zu tun ist. Das E-Juniorentraining in Griesheim hat begonnen.

"Eigentlich habe ich keine Ahnung vom Fußball", beginnt Sylvia Collenette, wenn man sie darauf anspricht, wie sie Trainerin geworden ist und ergänzt: "Oder besser gesagt: hatte". Denn mittlerweile ist sie stolze Besitzerin der Trainer C-Breitenfußball-Lizenz und damit fast ein Unikum in den unteren Jugend-Spielklassen Frankfurts. „Mir ist wichtig, dass die Kinder hier Spaß haben und gerne ins Training kommen“, sagt sie. Doch das war nicht immer so.

Als Collenette, die aus Frankfurt stammt, 2011 mit ihrem englischen Ehemann und ihrem Sohn Linus von einem dreijährigen Aufenthalt in der Nähe Londons nach Hessen zurück kommt, fängt der damals Achtjährige in Grieshem an, Fußball zu spielen. Nach kurzer Zeit merkt die Mutter, dass Linus, "der normalerweise mit dem Ball ins Bett geht", keine Lust mehr auf Fußball hat. Collenette, deren Sohn die letzten Jahre beim FC Chelsea trainiert hat, fragt sich warum, schaut Training und Spiele der Jugend an und merkt: Es läuft alles ziemlich chaotisch ab.

Okay: Griesheim ist nicht Chelsea, "aber es soll doch zumindest Spaß machen". Die gelernte Biologielaborantin spricht Vorstand und Jugendleiter an, die "froh waren, überhaupt einen Trainer für die Jugend stellen zu können". Da wollten sie nicht noch Hürden wie Lizenzen oder Führungszeugnisse einbauen. All das lässt der Mutter keine Ruhe. Sie nervt weiterhin, bis jemand sagt: Dann machen Sie es doch selber! Würde sie ja gern. Nur leider hat sie keine Ahnung vom Fußball…

Aber soviel weiß sie: Trainer kann man werden. Es gibt Ausbildungsmöglichkeiten. Für den Bereich Frankfurt ist der Hessische Fußballverband verantwortlich. Sylvia Collenette macht sich schlau. Im nächsten Basislehrgang ist sie dabei. "Ich hab eigentlich gedacht, dass das Basiswissen (30 Lerneinheiten à 45 Minuten, Anm. d. Red.) für die E-Jugend vollkommen ausreicht. Aber der Lehrgang hat solch einen Spaß gemacht und wir hatten so ein tolles Team, dass ich die beiden Profile (jeweils 40 Lerneinheiten) samt Prüfung noch dran gehängt habe."

Im April 2013 hat sie die Trainer C-Breitenfußball-Lizenz in der Tasche und damit auch den Trainerjob der Griesheimer E-Jugend. "Viele im Verein sind nun froh, dass ich das Amt übernommen habe. Selbst die, die am Anfang von mir genervt waren", erzählt die 38-Jährige. Denn: mittlerweile hat ein zweiter Trainer mit der Ausbildung begonnen und für den Jugendbereich gilt nun ein erweitertes Führungszeugnis als Einstellungskriterium.

Sylvia Collenette hat schon einiges bewegt bei der Spielvereinigung 02. Schluss ist aber noch lange nicht. Was sie antreibt? "Ich möchte die Welt ein bisschen besser machen. Dafür muss man nicht in die Ferne schweifen. Auch vor der Haustür gibt es genug zu tun." Gerade für den Stadtteil Griesheim trifft das insbesondere zu.

Der kinderreichste Bezirk Frankfurts ist geprägt von Industrieanlagen und Arbeiterwohnungen. Viele Grünflächen gibt es nicht. Klar, dass dem ortsansässigen Fußballverein dann nicht nur die Vermittlung des richtigen Innenseitstoßes zukommt. "Ich mache natürlich auch viel Erziehungs- und Aufbauarbeit mit den Kids", so Collenette. "Wir haben ganz unterschiedliche Voraussetzungen, was die Mentalitäten und die Herkunft angeht." Für sozial schwache Kinder organisiert die Trainerin Tauschbörsen oder einen Vereinsflohmarkt, so dass jeder Spieler samstags in passenden Schuhen auflaufen kann.

Auch mit dem Internationalen Bund (Dienstleister in den Bereichen der Jugend-, Sozial- und Bildungsarbeit, Anm. d. Red.) arbeitet die Spielvereinigung 02 Griesheim und Sylvia Collenette zusammen, um "vielleicht irgendwann mal eine Mädchenmannschaft auf die Beine zu stellen". Dazu sitzt sie noch im Jugendausschuss und im Vorstandsbeirat. "Ich habe immer schon ehrenamtlich gearbeitet. Es gibt einfach Dinge, die erledigt werden müssen und nur mit Rumlabern ist keinem geholfen". Stimmt!

Wie es weitergeht? Neben der Jugend kann sich Collenette gut vorstellen, im Erwachsenenbereich zu arbeiten. "Dann muss ich weniger vormachen", lacht sie und versucht den Ball hochzuhalten. Ein- bis zweimal funktioniert das. "Und ich müsste mir nicht mehr vorwerfen lassen, dass ich nur Kindertrainerin bin". Entschlossenheit liegt in ihren Augen. Wer Sylvia Collenette etwas nicht zutraut, macht einen Fehler. "Vorher würde ich natürlich noch das Modul Erwachsenenfußball absolvieren, damit ich die Jungs auch richtig ran nehmen kann", lacht sie und beendet das Gespräch. "Ich muss jetzt noch Plätzchen backen, morgen haben wir Weihnachtsfeier."