SVWW-Torhüter Florian Stritzel: "Von Emotionen tragen lassen"

2007, 2019 und nun auch noch 2023: Der SV Wehen Wiesbaden ist zum dritten Mal in seiner Vereinsgeschichte in die 2. Bundesliga aufgestiegen. Wie schon vor vier Jahren behielten die Hessen auch diesmal als Tabellendritter der 3. Liga in der Relegation die Oberhand. Im DFB.de-Interview spricht Torhüter Florian Stritzel (29) mit Mitarbeiter Dominik Dittmar über den Erfolg gegen Arminia Bielefeld.

DFB.de: Der SV Wehen Wiesbaden spielt in der nächsten Saison in der 2. Bundesliga. Wie hört sich das für Sie an, Herr Stritzel?

Florian Stritzel: Das ist einfach genial. Vor der Saison hatten wir uns dieses große Ziel gesetzt. Es jetzt über die Extra-Etappe in der Relegation geschafft zu haben, ist ein befreiendes Gefühl. Wir freuen uns sehr darauf, uns bald auf einer noch größeren Bühne zeigen zu können.

DFB.de: Wie würden Sie Ihre Gefühle unmittelbar nach dem Schlusspfiff in Bielefeld beschreiben?

Stritzel: Auch jetzt kann ich das noch nicht wirklich greifen. Wirklich realisieren werde ich das wohl erst in den nächsten Tagen. Bis dahin lassen wir uns von den Emotionen tragen.

DFB.de: Bereits im Hinspiel hatte Ihr Team mit dem 4:0-Heimerfolg gegen die Arminia ein Ausrufezeichen gesetzt und sich in eine sehr gute Ausgangsposition gebracht. Musste die Euphorie zunächst gebremst werden?

Stritzel: Die Euphorie ist vor allem im Umfeld entstanden. Innerhalb des Teams waren wir uns weiterhin darüber im Klaren, dass das Rückspiel kein Selbstläufer wird. Am Tag vor unserem Rückspiel hatten wir uns das zweite Relegationsduell zwischen dem Hamburger SV und dem VfB Stuttgart, der nach seinem 3:0 im ersten Duell in einer ganz ähnlichen Situation war wie wir, gemeinsam angeschaut. Schon da wurde es deutlich, wie wichtig es ist, einen kühlen Kopf zu bewahren.

DFB.de: Für Sie begann das Rückspiel dann ebenfalls denkbar schlecht, oder?

Stritzel: Absolut. Das Gegentor nehme ich auch auf meine Kappe. Der Ball kam zu nah an meinen Körper heran, um ihn so abzuwehren, wie ich das in der Situation eigentlich vorhatte. Ich hatte den Fehler aber schnell abgehakt, schlimmer hätte es für mich anschließend ja auch gar nicht mehr kommen können. Danach habe ich auch gut in das Spiel gefunden und konnte dem Team mit einigen Aktionen helfen.

DFB.de: Was war entscheidend, um die Partie noch zu drehen?

Stritzel: Uns war klar, dass wir über den Willen, unser Tor zu verteidigen, auch selbst in Offensivaktionen kommen werden. Jeder aus dem Team hat sich mit allem, was er hatte, in jeden Ball geworfen. Allein Gino Fechner hat in der zweiten Halbzeit zweimal super geklärt. Und mit unseren schnellen Außenbahnen sowie Spielern wie Ivan Prtajin und Benedict Hollerbach sind wir nur schwer zu stoppen.

DFB.de: Wie kurz war die Nacht nach dem Aufstieg in die 2. Bundesliga?

Stritzel: Welche Nacht? (lacht) Um kurz vor 5 Uhr sind wir wieder in Wiesbaden angekommen. In einer kleinen Disco haben wir dann mit den Fans und den Mitarbeitern der Geschäftsstelle ein bisschen was getrunken. Gegen 7 Uhr habe ich mich für zwei Stunden hingelegt. Länger konnte ich dann aber auch schon nicht mehr schlafen. Schon am Nachmittag ging es dann mit den offiziellen Feierlichkeiten auf einem Stadtfest in Taunusstein-Wehen sowie im Rathaus in Wiesbaden weiter. Es war wunderbar, gemeinsam mit den Fans diesen großen Erfolg genießen zu können.

DFB.de: Wer hat sich bislang besonders als "Feierbiest" hervorgetan?

Stritzel: Da sind wir ganz gut aufgestellt. (lacht) Dennis Kempe ist da weit vorne dabei, wie auch Florian Carstens und Sebastian Mrowca. Mit ein wenig Abstand kommt dann das restliche Team, wobei wir auch gut feiern können.

DFB.de: Noch einmal zusammengefasst zum Saisonabschluss: Warum hat der SV Wehen Wiesbaden den Aufstieg in die 2. Bundesliga verdient?

Stritzel: Unabhängig davon, wie viele gesperrte oder verletzte Spieler wir während der Saison hatten: Wir konnten das als Mannschaft immer auffangen. Bei uns hat sich ein ganz besonderer Teamgeist entwickelt. Alle Jungs, die dann eingesprungen sind, haben einen super Job gemacht. Das gilt zum Beispiel auch für meinen Torwartkollegen Arthur Lyska, der mich während meiner sechsmonatigen Pause wegen einer Schulterverletzung sehr gut vertreten hatte. Schon bei der Busfahrt zurück nach Wiesbaden herrschte eine unbeschreibliche Stimmung, weil jeder Einzelne wusste: Ich habe einen wichtigen Beitrag zum Erfolg geleistet.

DFB.de: Kann das Team auch in der 2. Bundesliga bestehen?

Stritzel: Das wird man letztlich sehen, wenn es soweit ist. Wir bekommen es mit einer Menge namhafter Vereine zu tun. Wenn wir so wie gegen Arminia Bielefeld auftreten, bin ich guter Dinge, dass wir auch in der 2. Bundesliga einige Gegner ärgern werden.

DFB.de: Was nehmen Sie sich für die nächste Saison vor?

Stritzel: Es ist mein Ziel, eine Zweitligasaison erstmals als Stammspieler zu bestreiten. Als Torhüter gibt es die besondere Situation, dass eben nur einer spielen kann. Während meiner Zeit beim Karlsruher SC und beim SV Darmstadt 98 habe ich mich auf jedes Spiel so vorbereitet, als würde ich von Beginn an spielen, um dann im Worst-Case-Szenario helfen zu können. Dafür muss man mental stark sein. Meine Familie und Freunde haben mich immer wieder motiviert und mich auch bei Rückschlägen unterstützt. Umso mehr Lust habe ich auf die kommende Saison.

DFB.de: Schon am 28./29./30. Juli steht der erste Spieltag in der 2. Bundesliga an. Viel Zeit für Urlaub bleibt nicht, oder?

Stritzel: Da wir in sechs Wochen zum dritten Mal Eltern werden, ist meine Frau schon mit den Kindern sowie einer befreundeten Familie nach Innsbruck gefahren. Weil der Geburtstermin schon relativ zeitnah ist, wollten wir mit Zeitpunkt des Urlaubs nicht länger warten. Durch die Relegation werde ich nun noch nachreisen.

[mspw]

2007, 2019 und nun auch noch 2023: Der SV Wehen Wiesbaden ist zum dritten Mal in seiner Vereinsgeschichte in die 2. Bundesliga aufgestiegen. Wie schon vor vier Jahren behielten die Hessen auch diesmal als Tabellendritter der 3. Liga in der Relegation die Oberhand. Im DFB.de-Interview spricht Torhüter Florian Stritzel (29) mit Mitarbeiter Dominik Dittmar über den Erfolg gegen Arminia Bielefeld.

DFB.de: Der SV Wehen Wiesbaden spielt in der nächsten Saison in der 2. Bundesliga. Wie hört sich das für Sie an, Herr Stritzel?

Florian Stritzel: Das ist einfach genial. Vor der Saison hatten wir uns dieses große Ziel gesetzt. Es jetzt über die Extra-Etappe in der Relegation geschafft zu haben, ist ein befreiendes Gefühl. Wir freuen uns sehr darauf, uns bald auf einer noch größeren Bühne zeigen zu können.

DFB.de: Wie würden Sie Ihre Gefühle unmittelbar nach dem Schlusspfiff in Bielefeld beschreiben?

Stritzel: Auch jetzt kann ich das noch nicht wirklich greifen. Wirklich realisieren werde ich das wohl erst in den nächsten Tagen. Bis dahin lassen wir uns von den Emotionen tragen.

DFB.de: Bereits im Hinspiel hatte Ihr Team mit dem 4:0-Heimerfolg gegen die Arminia ein Ausrufezeichen gesetzt und sich in eine sehr gute Ausgangsposition gebracht. Musste die Euphorie zunächst gebremst werden?

Stritzel: Die Euphorie ist vor allem im Umfeld entstanden. Innerhalb des Teams waren wir uns weiterhin darüber im Klaren, dass das Rückspiel kein Selbstläufer wird. Am Tag vor unserem Rückspiel hatten wir uns das zweite Relegationsduell zwischen dem Hamburger SV und dem VfB Stuttgart, der nach seinem 3:0 im ersten Duell in einer ganz ähnlichen Situation war wie wir, gemeinsam angeschaut. Schon da wurde es deutlich, wie wichtig es ist, einen kühlen Kopf zu bewahren.

DFB.de: Für Sie begann das Rückspiel dann ebenfalls denkbar schlecht, oder?

Stritzel: Absolut. Das Gegentor nehme ich auch auf meine Kappe. Der Ball kam zu nah an meinen Körper heran, um ihn so abzuwehren, wie ich das in der Situation eigentlich vorhatte. Ich hatte den Fehler aber schnell abgehakt, schlimmer hätte es für mich anschließend ja auch gar nicht mehr kommen können. Danach habe ich auch gut in das Spiel gefunden und konnte dem Team mit einigen Aktionen helfen.

DFB.de: Was war entscheidend, um die Partie noch zu drehen?

Stritzel: Uns war klar, dass wir über den Willen, unser Tor zu verteidigen, auch selbst in Offensivaktionen kommen werden. Jeder aus dem Team hat sich mit allem, was er hatte, in jeden Ball geworfen. Allein Gino Fechner hat in der zweiten Halbzeit zweimal super geklärt. Und mit unseren schnellen Außenbahnen sowie Spielern wie Ivan Prtajin und Benedict Hollerbach sind wir nur schwer zu stoppen.

DFB.de: Wie kurz war die Nacht nach dem Aufstieg in die 2. Bundesliga?

Stritzel: Welche Nacht? (lacht) Um kurz vor 5 Uhr sind wir wieder in Wiesbaden angekommen. In einer kleinen Disco haben wir dann mit den Fans und den Mitarbeitern der Geschäftsstelle ein bisschen was getrunken. Gegen 7 Uhr habe ich mich für zwei Stunden hingelegt. Länger konnte ich dann aber auch schon nicht mehr schlafen. Schon am Nachmittag ging es dann mit den offiziellen Feierlichkeiten auf einem Stadtfest in Taunusstein-Wehen sowie im Rathaus in Wiesbaden weiter. Es war wunderbar, gemeinsam mit den Fans diesen großen Erfolg genießen zu können.

DFB.de: Wer hat sich bislang besonders als "Feierbiest" hervorgetan?

Stritzel: Da sind wir ganz gut aufgestellt. (lacht) Dennis Kempe ist da weit vorne dabei, wie auch Florian Carstens und Sebastian Mrowca. Mit ein wenig Abstand kommt dann das restliche Team, wobei wir auch gut feiern können.

DFB.de: Noch einmal zusammengefasst zum Saisonabschluss: Warum hat der SV Wehen Wiesbaden den Aufstieg in die 2. Bundesliga verdient?

Stritzel: Unabhängig davon, wie viele gesperrte oder verletzte Spieler wir während der Saison hatten: Wir konnten das als Mannschaft immer auffangen. Bei uns hat sich ein ganz besonderer Teamgeist entwickelt. Alle Jungs, die dann eingesprungen sind, haben einen super Job gemacht. Das gilt zum Beispiel auch für meinen Torwartkollegen Arthur Lyska, der mich während meiner sechsmonatigen Pause wegen einer Schulterverletzung sehr gut vertreten hatte. Schon bei der Busfahrt zurück nach Wiesbaden herrschte eine unbeschreibliche Stimmung, weil jeder Einzelne wusste: Ich habe einen wichtigen Beitrag zum Erfolg geleistet.

DFB.de: Kann das Team auch in der 2. Bundesliga bestehen?

Stritzel: Das wird man letztlich sehen, wenn es soweit ist. Wir bekommen es mit einer Menge namhafter Vereine zu tun. Wenn wir so wie gegen Arminia Bielefeld auftreten, bin ich guter Dinge, dass wir auch in der 2. Bundesliga einige Gegner ärgern werden.

DFB.de: Was nehmen Sie sich für die nächste Saison vor?

Stritzel: Es ist mein Ziel, eine Zweitligasaison erstmals als Stammspieler zu bestreiten. Als Torhüter gibt es die besondere Situation, dass eben nur einer spielen kann. Während meiner Zeit beim Karlsruher SC und beim SV Darmstadt 98 habe ich mich auf jedes Spiel so vorbereitet, als würde ich von Beginn an spielen, um dann im Worst-Case-Szenario helfen zu können. Dafür muss man mental stark sein. Meine Familie und Freunde haben mich immer wieder motiviert und mich auch bei Rückschlägen unterstützt. Umso mehr Lust habe ich auf die kommende Saison.

DFB.de: Schon am 28./29./30. Juli steht der erste Spieltag in der 2. Bundesliga an. Viel Zeit für Urlaub bleibt nicht, oder?

Stritzel: Da wir in sechs Wochen zum dritten Mal Eltern werden, ist meine Frau schon mit den Kindern sowie einer befreundeten Familie nach Innsbruck gefahren. Weil der Geburtstermin schon relativ zeitnah ist, wollten wir mit Zeitpunkt des Urlaubs nicht länger warten. Durch die Relegation werde ich nun noch nachreisen.

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