Svenja Huth: "Wir waren auf den Punkt da"

Jubel und Erleichterung bei den Frauen des VfL Wolfsburg: Nach dem Ausscheiden aus der Champions League hat die Mannschaft am Sonntagnachmittag durch ein 2:0 gegen Bayern München das Endspiel um den DFB-Pokal erreicht (30. Mai) – zum siebten Mal in Folge. Im DFB.de-Interview spricht die deutsche Nationalspielerin Svenja Huth (30) über diese herausragende Serie, den hart erkämpften Erfolg gegen die Bayern und die beiden anstehenden Länderspiele mit der DFB-Auswahl.

DFB.de: Svenja, wie gut tut dieser Sieg nach komplizierten Tagen mit dem Ausscheiden zuletzt in der Champions League gegen den FC Chelsea?

Svenja Huth: Wir sind alle überglücklich. Uns war vorher klar, dass der DFB-Pokal der einzige verbliebene Wettbewerb ist, den wir aus eigener Kraft gewinnen können. Genau mit diesem Wissen haben wir die Begegnung gegen die Bayern angenommen. Ich glaube, dass wir von der ersten bis zur letzten Minute eine absolute Energieleistung auf den Platz gebracht und am Ende verdient mit 2:0 gewonnen haben. Wir freuen uns darauf, am 30. Mai erneut nach Köln zum DFB-Pokalfinale fahren zu dürfen.

DFB.de: Der VfL Wolfsburgs ist damit zum siebten Mal in Folge dabei – eine beeindruckende Serie.

Huth: Ja – und trotzdem ist das keine Selbstverständlichkeit. Bayern spielt bisher eine sehr konstante und souveräne Saison. Aber wir haben sie heute stoppen können. Uns ist das bei aller individuellen Qualität als Team gelungen. Wir haben unser eigenes Tor perfekt verteidigt und die Münchnerinnen kaum zu Möglichkeiten kommen lassen. Gleichzeitig haben wir unsere Chancen konsequent ausgenutzt. Jetzt ist bei uns pure Freude.

DFB.de: Im Endspiel treffen Sie auf Eintracht Frankfurt, das sich gegen den SC Freiburg durchgesetzt hat. Wie schätzen Sie den Finalgegner ein?

Huth: Das ist eine sehr junge und hungrige Truppe. Für die Eintracht wird dieses DFB-Pokalfinale logischerweise das Spiel des Jahres sein. Aber auch wir wollen den Titel holen. Es gibt natürlich auch bei uns Spielerinnen, die noch nie in Köln waren und diesem Tag entgegenfiebern. Aber auch für die, die schon dort waren, ist das ein absolutes Highlight.  Die Frankfurterinnen werden alles reinwerfen. Darauf müssen wir uns intensiv und fokussiert vorbereiten. Ich freue mich einfach darauf, wieder in Köln dabei sein zu dürfen. Aber heute genießen wir erstmal diesen Erfolg gegen die Bayern, für den wir hart arbeiten mussten.

DFB.de: Es war ein sehr intensiv geführtes Duell.

Huth: Und es war auch sehr anstrengend – gerade nach dem Spiel gegen Chelsea am Mittwoch. Allerdings muss man auch sagen, dass die Bayern dieselbe Belastung hatten. Es war ein echtes Topspiel, in dem es über 90 Minuten hin- und hergegangen ist. Wir mussten unheimlich viel laufen und immer hellwach sein, weil Bayern logischerweise in jedem Augenblick für ein Tor gut ist.

DFB.de: Die Tore nach etwa zehn Minuten und unmittelbar vor der Pause sind zu sehr günstigen Zeitpunkten gefallen.

Huth: Ein 2:0 zur Pause wirkt immer nur auf den ersten Blick beruhigend. Wenn der Anschlusstreffer fällt, kann die Partie ganz schnell kippen. In der Halbzeit haben wir uns nochmal darauf eingeschworen, dass uns genau das nicht passieren wird. Wir haben alles reingeworfen und sind dafür belohnt worden.

DFB.de: Auch über Ihre eigene Leistung? Sie haben beide Tore vorbereitet.

Huth: Ich bin froh, dass ich meinen Teil zum Erfolg beitragen konnte. In erster Linie bin ich allerdings unglaublich stolz auf das Team, dass wir es zusammen geschafft haben. Das zählt! Wir haben alle ein gutes Spiel gemacht. Die eine war über 90 Minuten für die andere da. Das war entscheidend. Es war insgesamt ein sehr zweikampfbetontes Spiel. Ich hatte jedoch den Eindruck, dass wir die Mehrzahl dieser Pressschläge gewonnen haben. Das sind zwar nur Kleinigkeiten. Aber die sind wichtig, wenn man auf dem Platz steht.

DFB.de: Ihr Trainer Stephan Lerch hat vorher im DFB.de-Interview gesagt, dass er eine Jetzt-erst-recht-Reaktion von der Mannschaft erwartet. Hat er diese bekommen?

Huth: Ja, das würde ich schon sagen. Wir haben uns vorher darauf eingestimmt, dass es auf die Basics ankommen wird: kämpfen, laufen, es dem Gegner so schwer wie möglich machen. Dass wir die spielerische Qualität haben, das haben wir schon mehrfach bewiesen. Daran bestand aus meiner Sicht kein Zweifel. Wichtig war, dass wir in einem entscheidenden Spiel wieder die richtige Moral und die nötige Mentalität auf den Platz bekommen haben. Wir waren wieder auf den Punkt da und konnten das Spiel so in unsere Richtung drehen.

DFB.de: In den großen Spielen war der VfL Wolfsburg fast immer auf den Punkt da. Wie geht das?

Huth: Unser Slogan lautet „Immer hungrig“ – und das trifft es meiner Meinung nach ziemlich perfekt. Jede Spielerin trägt das in sich – auch diejenigen, die an einem Tag womöglich mal nicht zum Einsatz kommen und dann aber am nächsten Morgen beim Spielerersatztraining wieder Vollgas geben und so die Qualität hochhalten. Auf diese Weise entwickeln wir eine Gewinnermentalität. Das fängt schon in den Trainingsspielen oder bei Torschusswettkämpfen an. Da will jedes Team immer gewinnen. Und diese Einstellung übertragen wir auch in die Begegnungen.

DFB.de: Geben Ergebnis und Leistung heute Mut für das Saisonfinale in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga?

Huth: Da ist leider die Situation so, dass wir es bei fünf Punkten Rückstand nicht mehr in den eigenen Händen haben. Wir müssen sehen, dass wir jetzt schnell wieder alle Kräfte sammeln und München weiter unter Druck setzen, indem wir unsere Hausaufgaben machen. Wir haben noch das direkte Duell am vorletzten Spieltag. Außerdem muss Bayern unter anderem noch gegen Hoffenheim, Potsdam und Leverkusen antreten. Wir haben ebenfalls noch komplizierte Herausforderungen zu lösen. Wir schauen in erster Linie auf uns. Wenn München jedoch straucheln sollte, wollen wir da sein. Aber jetzt konzentrieren wir uns erstmal auf die beiden Partien mit der Nationalmannschaft.

DFB.de: Am 10. April (ab 16.10 Uhr, live in der ARD) geht es mit der DFB-Auswahl gegen Australien und am 13. April (ab 16 Uhr, live im ZDF) treffen Sie auf Norwegen. Wie wichtig sind die Begegnungen aus Ihrer Sicht?

Huth: Jeder Lehrgang und jedes Spiel ist wichtig für uns als Team, um uns Dinge weiter zu erarbeiten. Wir werden auch noch einmal die Duelle im Februar gegen Belgien und die Niederlande aufarbeiten und direkt wieder einen Ausblick auf die kommenden Aufgaben legen. Mit Australien und Norwegen treffen wir nun erneut auf zwei starke Gegner, die uns als Team weiterbringen.

[sw]

Jubel und Erleichterung bei den Frauen des VfL Wolfsburg: Nach dem Ausscheiden aus der Champions League hat die Mannschaft am Sonntagnachmittag durch ein 2:0 gegen Bayern München das Endspiel um den DFB-Pokal erreicht (30. Mai) – zum siebten Mal in Folge. Im DFB.de-Interview spricht die deutsche Nationalspielerin Svenja Huth (30) über diese herausragende Serie, den hart erkämpften Erfolg gegen die Bayern und die beiden anstehenden Länderspiele mit der DFB-Auswahl.

DFB.de: Svenja, wie gut tut dieser Sieg nach komplizierten Tagen mit dem Ausscheiden zuletzt in der Champions League gegen den FC Chelsea?

Svenja Huth: Wir sind alle überglücklich. Uns war vorher klar, dass der DFB-Pokal der einzige verbliebene Wettbewerb ist, den wir aus eigener Kraft gewinnen können. Genau mit diesem Wissen haben wir die Begegnung gegen die Bayern angenommen. Ich glaube, dass wir von der ersten bis zur letzten Minute eine absolute Energieleistung auf den Platz gebracht und am Ende verdient mit 2:0 gewonnen haben. Wir freuen uns darauf, am 30. Mai erneut nach Köln zum DFB-Pokalfinale fahren zu dürfen.

DFB.de: Der VfL Wolfsburgs ist damit zum siebten Mal in Folge dabei – eine beeindruckende Serie.

Huth: Ja – und trotzdem ist das keine Selbstverständlichkeit. Bayern spielt bisher eine sehr konstante und souveräne Saison. Aber wir haben sie heute stoppen können. Uns ist das bei aller individuellen Qualität als Team gelungen. Wir haben unser eigenes Tor perfekt verteidigt und die Münchnerinnen kaum zu Möglichkeiten kommen lassen. Gleichzeitig haben wir unsere Chancen konsequent ausgenutzt. Jetzt ist bei uns pure Freude.

DFB.de: Im Endspiel treffen Sie auf Eintracht Frankfurt, das sich gegen den SC Freiburg durchgesetzt hat. Wie schätzen Sie den Finalgegner ein?

Huth: Das ist eine sehr junge und hungrige Truppe. Für die Eintracht wird dieses DFB-Pokalfinale logischerweise das Spiel des Jahres sein. Aber auch wir wollen den Titel holen. Es gibt natürlich auch bei uns Spielerinnen, die noch nie in Köln waren und diesem Tag entgegenfiebern. Aber auch für die, die schon dort waren, ist das ein absolutes Highlight.  Die Frankfurterinnen werden alles reinwerfen. Darauf müssen wir uns intensiv und fokussiert vorbereiten. Ich freue mich einfach darauf, wieder in Köln dabei sein zu dürfen. Aber heute genießen wir erstmal diesen Erfolg gegen die Bayern, für den wir hart arbeiten mussten.

DFB.de: Es war ein sehr intensiv geführtes Duell.

Huth: Und es war auch sehr anstrengend – gerade nach dem Spiel gegen Chelsea am Mittwoch. Allerdings muss man auch sagen, dass die Bayern dieselbe Belastung hatten. Es war ein echtes Topspiel, in dem es über 90 Minuten hin- und hergegangen ist. Wir mussten unheimlich viel laufen und immer hellwach sein, weil Bayern logischerweise in jedem Augenblick für ein Tor gut ist.

DFB.de: Die Tore nach etwa zehn Minuten und unmittelbar vor der Pause sind zu sehr günstigen Zeitpunkten gefallen.

Huth: Ein 2:0 zur Pause wirkt immer nur auf den ersten Blick beruhigend. Wenn der Anschlusstreffer fällt, kann die Partie ganz schnell kippen. In der Halbzeit haben wir uns nochmal darauf eingeschworen, dass uns genau das nicht passieren wird. Wir haben alles reingeworfen und sind dafür belohnt worden.

DFB.de: Auch über Ihre eigene Leistung? Sie haben beide Tore vorbereitet.

Huth: Ich bin froh, dass ich meinen Teil zum Erfolg beitragen konnte. In erster Linie bin ich allerdings unglaublich stolz auf das Team, dass wir es zusammen geschafft haben. Das zählt! Wir haben alle ein gutes Spiel gemacht. Die eine war über 90 Minuten für die andere da. Das war entscheidend. Es war insgesamt ein sehr zweikampfbetontes Spiel. Ich hatte jedoch den Eindruck, dass wir die Mehrzahl dieser Pressschläge gewonnen haben. Das sind zwar nur Kleinigkeiten. Aber die sind wichtig, wenn man auf dem Platz steht.

DFB.de: Ihr Trainer Stephan Lerch hat vorher im DFB.de-Interview gesagt, dass er eine Jetzt-erst-recht-Reaktion von der Mannschaft erwartet. Hat er diese bekommen?

Huth: Ja, das würde ich schon sagen. Wir haben uns vorher darauf eingestimmt, dass es auf die Basics ankommen wird: kämpfen, laufen, es dem Gegner so schwer wie möglich machen. Dass wir die spielerische Qualität haben, das haben wir schon mehrfach bewiesen. Daran bestand aus meiner Sicht kein Zweifel. Wichtig war, dass wir in einem entscheidenden Spiel wieder die richtige Moral und die nötige Mentalität auf den Platz bekommen haben. Wir waren wieder auf den Punkt da und konnten das Spiel so in unsere Richtung drehen.

DFB.de: In den großen Spielen war der VfL Wolfsburg fast immer auf den Punkt da. Wie geht das?

Huth: Unser Slogan lautet „Immer hungrig“ – und das trifft es meiner Meinung nach ziemlich perfekt. Jede Spielerin trägt das in sich – auch diejenigen, die an einem Tag womöglich mal nicht zum Einsatz kommen und dann aber am nächsten Morgen beim Spielerersatztraining wieder Vollgas geben und so die Qualität hochhalten. Auf diese Weise entwickeln wir eine Gewinnermentalität. Das fängt schon in den Trainingsspielen oder bei Torschusswettkämpfen an. Da will jedes Team immer gewinnen. Und diese Einstellung übertragen wir auch in die Begegnungen.

DFB.de: Geben Ergebnis und Leistung heute Mut für das Saisonfinale in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga?

Huth: Da ist leider die Situation so, dass wir es bei fünf Punkten Rückstand nicht mehr in den eigenen Händen haben. Wir müssen sehen, dass wir jetzt schnell wieder alle Kräfte sammeln und München weiter unter Druck setzen, indem wir unsere Hausaufgaben machen. Wir haben noch das direkte Duell am vorletzten Spieltag. Außerdem muss Bayern unter anderem noch gegen Hoffenheim, Potsdam und Leverkusen antreten. Wir haben ebenfalls noch komplizierte Herausforderungen zu lösen. Wir schauen in erster Linie auf uns. Wenn München jedoch straucheln sollte, wollen wir da sein. Aber jetzt konzentrieren wir uns erstmal auf die beiden Partien mit der Nationalmannschaft.

DFB.de: Am 10. April (ab 16.10 Uhr, live in der ARD) geht es mit der DFB-Auswahl gegen Australien und am 13. April (ab 16 Uhr, live im ZDF) treffen Sie auf Norwegen. Wie wichtig sind die Begegnungen aus Ihrer Sicht?

Huth: Jeder Lehrgang und jedes Spiel ist wichtig für uns als Team, um uns Dinge weiter zu erarbeiten. Wir werden auch noch einmal die Duelle im Februar gegen Belgien und die Niederlande aufarbeiten und direkt wieder einen Ausblick auf die kommenden Aufgaben legen. Mit Australien und Norwegen treffen wir nun erneut auf zwei starke Gegner, die uns als Team weiterbringen.

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