SV Rödinghausen: Die Analyse des FC Bayern

Bundesligisten beschäftigen häufig mindestens einen Spielanalysten, um die Taktik der Kontrahenten bis ins letzte Detail zu durchleuchten. Doch wie funktioniert die Gegneranalyse eines Regionalligisten? DFB.de hat vor dem Pokalduell gegen den Rekordpokalsieger FC Bayern München beim SV Rödinghausen nachgefragt.

"Wir sind ein Zwei-Mann-Team", fasst Sebastian Block die personelle Lage beim SV Rödinghausen zusammen. Der Co-Trainer übernahm die erste Mannschaft des Regionalligisten in der Schlussphase der Vorsaison und rückte im Sommer 2018 nach der Verpflichtung von Enrico Maaßen wieder ins zweite Glied. "Enrico ist der Cheftrainer und trifft die Entscheidungen, aber die Zusammenarbeit läuft sehr kooperativ ab", beschreibt Block. "Wir stimmen alles miteinander ab."

Während der 37 Jahre alte Assistent sich vorwiegend um die Gegneranalyse kümmert, verantwortet Maaßen die Spielanalyse der eigenen Mannschaft und führt mit den Spielern teils individuelle Videoschulungen durch. Eine stereotype Verteilung gibt es nicht. Rollen variieren. Immer abhängig von den jeweiligen Trainingsinhalten und der Gruppeneinteilung der Spieler. "Ich bin nicht nur zum Hütchen aufstellen da", sagt Block, der hauptberuflich als Lehrer beschäftigt ist. "Wir arbeiten Hand in Hand."

Bis zu 90 Prozent über Videomaterial

Die berufliche Auslastung erfordert eine effektive Planung. Die Abläufe des Trainerduos sind längst eingespielt. Auch die Gegneranalyse folgt einem automatisierten Plan. Im Regionalliga-Alltag läuft die Analyse bis zu 90 Prozent über Video-Aufzeichnungen, die Block bereits einen Tag nach dem Spieltag erhält. "Wenn es der Spielplan zulässt, sind wir auch live vor Ort. Die Erkenntnisse im Stadion kann keine Video-Analyse ersetzen."

Spätestens am Montag oder Dienstag entscheidet der Co-Trainer in Absprache mit Chefcoach Maaßen, welche Szenen der Mannschaft gezeigt werden. "Natürlich wollen wir uns auf unser Spiel konzentrieren, aber eine Gegneranalyse ist essentiell, um gewisse Muster und Abläufe zu erkennen", weiß der 37-Jährige, der in der Regionalliga eine spezielle Herausforderung bewältigen muss. Im Teilnehmerfeld finden sich vier Zweitvertretungen der Bundesligisten. Dort variieren die Kader innerhalb einer Woche teilweise beträchtlich.

Matchplan zwei Tage vor dem Spiel

"Bei den U 23-Teams achten wir eher auf mannschaftstaktische Dinge, die konstanter bleiben. Bei anderen Teams wie Rot-Weiß Oberhausen legen wir den Fokus eher auf einzelne Spieler", erklärt Block. Die Erkenntnisse sollen die Spieler des SV Rödinghausen allerdings nicht in Schablonen pressen: "Wir wollen ihnen Lösungsoptionen an die Hand zu geben: Wo lässt sich ansetzen, um den Ball schnell zu gewinnen?"

Erst zwei Tage vor dem Spiel stimmen Maaßen und Block dann alle Inhalte auf den nächsten Gegner ab. Vor der Trainingseinheit stellt das Duo dem Team die Videoanalyse vor, Sequenzen zu den signifikanten Mustern des Gegners werden gezeigt, um anschließend den Matchplan an der Tafel zu erläutern. Danach wird dessen Umsetzung auf dem Rasen trainiert. Am Spieltag geht das Duo nur noch kurz auf den Matchplan ein, die Kernpunkte hängen zudem in der Kabine aus. "Wir machen die Gegneranalyse nicht direkt vor dem Spiel und auch nicht im Abschlusstraining, weil wir überzeugt sind, dass die Spieler unsere Vorgaben so nachhaltiger verinnerlichen."

Ein abweichendes Vorgehen vor dem größten Spiel der Vereinsgeschichte in der zweiten DFB-Pokalrunde gegen den FC Bayern sucht man in Rödinghausen vergeblich. Zunächst liegt der Fokus noch auf dem Regionalligaspiel am Samstag gegen den 1. FC Kaan-Marienborn, erst danach rückt der Rekordpokalsieger in den Vordergrund. "Auch gegen Dresden hatten wir wenig Zeit und haben gute Erfahrungen gemacht", spielt Block auf das überraschende 3:2 in der 1. Runde an.

Riesige Vorfreude im Umfeld

Ohnehin ginge es zwischen Samstag und dem Anpfiff am Dienstag (ab 20.45 Uhr, live in der ARD und auf Sky) überwiegend um die Regeneration der Spieler. Den 3:1-Auswärtssieg des FC Bayern beobachteten Maaßen und Block in der Volkswagen Arena. Auch Video-Material wird gesichtet. Doch Block stellt klar: "Die Spielvorbereitung unterscheidet sich nicht von einem Regionalligaspiel."

Ticketverkauf, Medieninteresse, Vorfreude – abgesehen von der Spielvorbereitung unterscheidet sich das DFB-Pokalspiel jedoch sehr deutlich von einer Partie in der 4. Liga. Am Tag vor dem Verkaufsstart der Tickets campierten Fans bereits vor der Geschäftsstelle, um sich eine der begehrten Eintrittskarten zu ergattern. Aufgrund des hohen Andrangs zieht der Regionalligist nach Osnabrück um, die Begegnung im Stadion an der Bremer Brücke ist längst ausverkauft.

"So etwas hat der Verein vorher nicht gesehen. Das hätte sich niemand erträumt. Die Vorfreude ist riesig", sagt Block, der vor dem Aufeinandertreffen demütig bleibt. "Nicht viele können von sich behaupten, in einem Pflichtspiel gegen den FC Bayern gespielt zu haben. Für uns ist es etwas Besonderes gegen diese Weltklassemannschaft zu spielen."

[tn]

Bundesligisten beschäftigen häufig mindestens einen Spielanalysten, um die Taktik der Kontrahenten bis ins letzte Detail zu durchleuchten. Doch wie funktioniert die Gegneranalyse eines Regionalligisten? DFB.de hat vor dem Pokalduell gegen den Rekordpokalsieger FC Bayern München beim SV Rödinghausen nachgefragt.

"Wir sind ein Zwei-Mann-Team", fasst Sebastian Block die personelle Lage beim SV Rödinghausen zusammen. Der Co-Trainer übernahm die erste Mannschaft des Regionalligisten in der Schlussphase der Vorsaison und rückte im Sommer 2018 nach der Verpflichtung von Enrico Maaßen wieder ins zweite Glied. "Enrico ist der Cheftrainer und trifft die Entscheidungen, aber die Zusammenarbeit läuft sehr kooperativ ab", beschreibt Block. "Wir stimmen alles miteinander ab."

Während der 37 Jahre alte Assistent sich vorwiegend um die Gegneranalyse kümmert, verantwortet Maaßen die Spielanalyse der eigenen Mannschaft und führt mit den Spielern teils individuelle Videoschulungen durch. Eine stereotype Verteilung gibt es nicht. Rollen variieren. Immer abhängig von den jeweiligen Trainingsinhalten und der Gruppeneinteilung der Spieler. "Ich bin nicht nur zum Hütchen aufstellen da", sagt Block, der hauptberuflich als Lehrer beschäftigt ist. "Wir arbeiten Hand in Hand."

Bis zu 90 Prozent über Videomaterial

Die berufliche Auslastung erfordert eine effektive Planung. Die Abläufe des Trainerduos sind längst eingespielt. Auch die Gegneranalyse folgt einem automatisierten Plan. Im Regionalliga-Alltag läuft die Analyse bis zu 90 Prozent über Video-Aufzeichnungen, die Block bereits einen Tag nach dem Spieltag erhält. "Wenn es der Spielplan zulässt, sind wir auch live vor Ort. Die Erkenntnisse im Stadion kann keine Video-Analyse ersetzen."

Spätestens am Montag oder Dienstag entscheidet der Co-Trainer in Absprache mit Chefcoach Maaßen, welche Szenen der Mannschaft gezeigt werden. "Natürlich wollen wir uns auf unser Spiel konzentrieren, aber eine Gegneranalyse ist essentiell, um gewisse Muster und Abläufe zu erkennen", weiß der 37-Jährige, der in der Regionalliga eine spezielle Herausforderung bewältigen muss. Im Teilnehmerfeld finden sich vier Zweitvertretungen der Bundesligisten. Dort variieren die Kader innerhalb einer Woche teilweise beträchtlich.

Matchplan zwei Tage vor dem Spiel

"Bei den U 23-Teams achten wir eher auf mannschaftstaktische Dinge, die konstanter bleiben. Bei anderen Teams wie Rot-Weiß Oberhausen legen wir den Fokus eher auf einzelne Spieler", erklärt Block. Die Erkenntnisse sollen die Spieler des SV Rödinghausen allerdings nicht in Schablonen pressen: "Wir wollen ihnen Lösungsoptionen an die Hand zu geben: Wo lässt sich ansetzen, um den Ball schnell zu gewinnen?"

Erst zwei Tage vor dem Spiel stimmen Maaßen und Block dann alle Inhalte auf den nächsten Gegner ab. Vor der Trainingseinheit stellt das Duo dem Team die Videoanalyse vor, Sequenzen zu den signifikanten Mustern des Gegners werden gezeigt, um anschließend den Matchplan an der Tafel zu erläutern. Danach wird dessen Umsetzung auf dem Rasen trainiert. Am Spieltag geht das Duo nur noch kurz auf den Matchplan ein, die Kernpunkte hängen zudem in der Kabine aus. "Wir machen die Gegneranalyse nicht direkt vor dem Spiel und auch nicht im Abschlusstraining, weil wir überzeugt sind, dass die Spieler unsere Vorgaben so nachhaltiger verinnerlichen."

Ein abweichendes Vorgehen vor dem größten Spiel der Vereinsgeschichte in der zweiten DFB-Pokalrunde gegen den FC Bayern sucht man in Rödinghausen vergeblich. Zunächst liegt der Fokus noch auf dem Regionalligaspiel am Samstag gegen den 1. FC Kaan-Marienborn, erst danach rückt der Rekordpokalsieger in den Vordergrund. "Auch gegen Dresden hatten wir wenig Zeit und haben gute Erfahrungen gemacht", spielt Block auf das überraschende 3:2 in der 1. Runde an.

Riesige Vorfreude im Umfeld

Ohnehin ginge es zwischen Samstag und dem Anpfiff am Dienstag (ab 20.45 Uhr, live in der ARD und auf Sky) überwiegend um die Regeneration der Spieler. Den 3:1-Auswärtssieg des FC Bayern beobachteten Maaßen und Block in der Volkswagen Arena. Auch Video-Material wird gesichtet. Doch Block stellt klar: "Die Spielvorbereitung unterscheidet sich nicht von einem Regionalligaspiel."

Ticketverkauf, Medieninteresse, Vorfreude – abgesehen von der Spielvorbereitung unterscheidet sich das DFB-Pokalspiel jedoch sehr deutlich von einer Partie in der 4. Liga. Am Tag vor dem Verkaufsstart der Tickets campierten Fans bereits vor der Geschäftsstelle, um sich eine der begehrten Eintrittskarten zu ergattern. Aufgrund des hohen Andrangs zieht der Regionalligist nach Osnabrück um, die Begegnung im Stadion an der Bremer Brücke ist längst ausverkauft.

"So etwas hat der Verein vorher nicht gesehen. Das hätte sich niemand erträumt. Die Vorfreude ist riesig", sagt Block, der vor dem Aufeinandertreffen demütig bleibt. "Nicht viele können von sich behaupten, in einem Pflichtspiel gegen den FC Bayern gespielt zu haben. Für uns ist es etwas Besonderes gegen diese Weltklassemannschaft zu spielen."