SV Mosbach: U 17 trainiert im Homeoffice

Wie in ganz Deutschland ist auch beim SV Mosbach der Spielbetrieb bis auf Weiteres ausgesetzt. Die Brüder und Trainer Marcus (31) und Alex (29) Baumann haben sich für ihre U 17-Mädels aber etwas einfallen lassen: Fußball im Homeoffice, digital als Video und immer montags und mittwochs zu den bekannten Trainingszeiten. Über die Idee, die Umsetzung und die große Beteiligung am Hometraining reden sie im DFB.de-Interview.

DFB.de: Die Corona-Pandemie hat den deutschen Breitensport momentan fest im Griff – ein kurzer Blick zurück: Wann haben Sie das letzte Mal Ihre U 17-Mädels trainiert?

Marcus Baumann: Das war am Montag, 9. März, kurz nach unserem Trainingslager.

DFB.de: War Ihnen zu dem Zeitpunkt des letzten Trainings schon bewusst, dass Sie sich in dieser Konstellation für längere Zeit nicht mehr sehen werden?

Alex Baumann: Nein, überhaupt nicht. Das war für uns genauso überraschend wie für jeden anderen Amateursportlicher sicherlich auch.

Marcus Baumann: Wir haben uns eigentlich auf das erste Rückrundenspiel am 15. März gegen Steinachgrund vorbereitet – das wäre ein echtes Spitzenspiel geworden, da beide Mannschaften noch kein Spiel zuvor verloren hatten. Man hatte zwar das Thema Coronavirus schon im Hinterkopf, es aber immer getreu dem Motto "Wird schon nicht zu uns kommen..." verdrängt. Ich hätte zum damaligen Zeitpunkt Schulschließungen und die Einstellung des Trainings- beziehungsweise Spielbetriebs nicht für möglich gehalten.

DFB.de: Waren Sie beide sich schnell einig, dass Sie diese Situation – diese "Zwangspause" – nicht einfach so hinnehmen wollten?

Alex Baumann: Wir sind beide nicht diejenigen, die nur still zuhause rumsitzen. Ich habe bereits im Trainingslager in der Türkei Mitte Februar für jeden Tag einen kleinen Videozusammenschnitt gebastelt. Teilweise wurde der erst kurz nach Mitternacht fertig und dann saßen da auf einmal 16 Leute vor meinem Hotelzimmer und warteten, dass sie reinkommen dürfen, um sich das Video anzuschauen! So haben wir schnell gemerkt, dass sich unsere Mädels über die Mitschnitte sehr freuen. Dementsprechend war uns schnell klar, dass wir unsere Spielerinnen in dieser schwierigen Situation nicht "alleine" lassen wollen und so etwas auch jetzt anbieten möchten.

DFB.de: Wem kam die zündende Idee, ein digitales Fußball-Homeworkout zu starten?

Marcus Baumann: Der Gedanke kam im Endeffekt mir. Über die Umsetzung machte sich Alex Gedanken, der bereits im Trainingslager, wie eben erwähnt, schon Videofrequenzen zusammengeschnitten hatte.

Alex Baumann: Als die Spiel- und Trainingspause verkündet wurde, war überall die Rede von "Arbeit im Homeoffice". Warum also nicht auch beim Fußballtraining? Dadurch, dass jeder ein Video zum "Beweis" (augenzwinkernd) in unsere WhatsApp-Gruppe stellt, trainiert man im Endeffekt wieder gemeinsam - nur eben von zu Hause aus, digital.

DFB.de: Von der Idee bis zum fertigen Video – wie lange hat der Prozess gedauert und wer hat sich um was gekümmert?

Alex Baumann: Marcus hat meist die sportlichen Ideen - auch aufgrund von diversen Trainerfortbildungen kann er aus einem großen Portfolio schöpfen. Und ich bin derjenige, der nur Flausen im Kopf hat. Die Videos sind meist relativ improvisiert, aber das macht es glaube ich auch so unterhaltsam, insbesondere dann, wenn mal etwas schiefläuft.

Marcus Baumann: Vom Fußball-ABC bis hin zur Athletik kann man abwechslungsreich trainieren lassen. Jedoch soll auch der Spaß, der momentan in vielen Bereichen verständlicherweise zu kurz kommt, nicht fehlen. Uns ist eine gesunde Mischung aus Ernsthaftigkeit, vor allem bei der Ausführung und Umsetzung der Trainingsinhalte, und Gaudi wichtig.

Alex Baumann: Das Filmen und den Schnitt übernehme ich dann wieder. Das reine Filmen dauert meist nur eine gute halbe Stunde. Schneiden, Musik, Übergänge, Sequenzen, Toneffekte, Fotos, Lautstärke – das wiederum kostet enorm viel Zeit, etwa eineinhalb Stunden pro fertiger Videominute.

DFB.de: Wie haben Ihre Mädels auf das Workout reagiert?

Marcus Baumann: Beim ersten Workout wussten sie noch gar nicht, was auf sie zukommt. Wir haben das Video einen Tag vorher gedreht und geschnitten und die Mädels dann aufgefordert, wie bei einem normalen Training um spätestens 17.25 Uhr - pünktlich fünf Minuten vor Trainingsbeginn - in Trainingsklamotten bereit zu stehen. Die Mädels mussten das mit einem Foto ihrerseits "beweisen". Um Punkt 17.30 Uhr hat Alex das fertige Video dann in die Gruppe gestellt und den Mädels bis zum Ende des regulären Trainings - 19.00 Uhr - Zeit gegeben, einen "Beweis" ihres Trainings zu liefern.

Alex Baumann: Zuerst haben wir lachende Smilies und Rückfragen wie "Meint ihr das ernst?" erhalten. Die Reaktion danach war aber sensationell! Ausnahmslos alle Mädels haben ein kleines Video geschickt, bei dem sie eine Übung nachmachen. Und für mich war klar: das muss mit ins Video! Und seitdem geht das seinen geregelten Gang, mittlerweile haben wir vier Videos veröffentlicht. Aber nicht nur die U 17 macht mit; mittlerweile ist auch die U 15 dabei und etliche andere Sportler aus dem Verein, zum Beispiel Thomas Ballbach, der Amateur des Jahres 2018. Mit Thore Beck vom 1.FC Dombühl hat sich jetzt auch erstmals ein Fußballer eines anderen Vereins angeschlossen. Einfach genial!

DFB.de: Normalerweise trainieren Sie Ihre U 17 zweimal die Woche – war Ihnen nach der Veröffentlichung des ersten Videos schon klar, dass es eine Fortsetzung geben würde?

Alex Baumann: Nachdem wir nur positives Feedback von den Mädels, deren Eltern und Verantwortlichen des Vereins bekommen haben, war uns recht zügig klar - ab in Baumanns Garten: Rasen mähen, denn es muss weitergehen!

DFB.de: Homeoffice im Fußball – und alle machen mit. Wie viele weitere Workouts sind denn noch in Planung?

Alex Baumann: So viele bis wir wieder gemeinsam auf dem Sportplatz trainieren dürfen. Es gibt so viele tolle Initiativen und Angebote für hilfsbedürftige Menschen, wir wollen nur einen kleinen Teil dazu beitragen, dass in den Alltag unserer Mädels ein Stück weit Normalität einkehrt - und das versuchen wir mit den Trainings am Montag und Mittwoch umzusetzen…

Marcus Baumann: …zumindest bis zu den Osterferien – dann ruht auch in Mosbach mal kurz der Ball.

DFB.de: Gibt es konkrete Ideen, die in den nächsten Videos umgesetzt werden sollen?

Alex Baumann: Ideen für kommende Videos gibt es genügend. Wir holen uns immer wieder neue "Stargäste" in die Videos. Aber wir wollen die Vorfreude ja nicht schmälern, dementsprechend bleiben alle weiteren Ideen das Geheimnis der Baumann-Brüder.

DFB.de: Hand aufs Herz – Homeoffice im Fußball ist eine super Alternative, aber auf was freuen Sie sich am meisten, wenn der Ball wieder rollt?

Alex Baumann: Die direkte Interaktion mit den Mädels! Man kann vieles digital machen - aber das ersetzt niemals den persönlichen Kontakt oder Austausch. Mal ein blöder Spruch hier, mal ein freundliches Anrempeln da. Das fehlt einem.

Marcus Baumann: Ich freue mich auf den persönlichen Austausch mit meinen "Zicken" - so nennen wir unsere Spielerinnen liebevoll - von Angesicht zu Angesicht am meisten. Wenn man für längere Zeit auf eine Sache verzichten muss, für die man seit Jahren sein Herzblut investiert, weiß man diese Sache im Nachhinein vermutlich noch mehr zu schätzen. Es ist für mich als Coach ein wahrlicher Segen, dass die Zicken einen als Vorbild ansehen und man seinen Beitrag zu deren Entwicklung leisten darf.

[jsc]

Wie in ganz Deutschland ist auch beim SV Mosbach der Spielbetrieb bis auf Weiteres ausgesetzt. Die Brüder und Trainer Marcus (31) und Alex (29) Baumann haben sich für ihre U 17-Mädels aber etwas einfallen lassen: Fußball im Homeoffice, digital als Video und immer montags und mittwochs zu den bekannten Trainingszeiten. Über die Idee, die Umsetzung und die große Beteiligung am Hometraining reden sie im DFB.de-Interview.

DFB.de: Die Corona-Pandemie hat den deutschen Breitensport momentan fest im Griff – ein kurzer Blick zurück: Wann haben Sie das letzte Mal Ihre U 17-Mädels trainiert?

Marcus Baumann: Das war am Montag, 9. März, kurz nach unserem Trainingslager.

DFB.de: War Ihnen zu dem Zeitpunkt des letzten Trainings schon bewusst, dass Sie sich in dieser Konstellation für längere Zeit nicht mehr sehen werden?

Alex Baumann: Nein, überhaupt nicht. Das war für uns genauso überraschend wie für jeden anderen Amateursportlicher sicherlich auch.

Marcus Baumann: Wir haben uns eigentlich auf das erste Rückrundenspiel am 15. März gegen Steinachgrund vorbereitet – das wäre ein echtes Spitzenspiel geworden, da beide Mannschaften noch kein Spiel zuvor verloren hatten. Man hatte zwar das Thema Coronavirus schon im Hinterkopf, es aber immer getreu dem Motto "Wird schon nicht zu uns kommen..." verdrängt. Ich hätte zum damaligen Zeitpunkt Schulschließungen und die Einstellung des Trainings- beziehungsweise Spielbetriebs nicht für möglich gehalten.

DFB.de: Waren Sie beide sich schnell einig, dass Sie diese Situation – diese "Zwangspause" – nicht einfach so hinnehmen wollten?

Alex Baumann: Wir sind beide nicht diejenigen, die nur still zuhause rumsitzen. Ich habe bereits im Trainingslager in der Türkei Mitte Februar für jeden Tag einen kleinen Videozusammenschnitt gebastelt. Teilweise wurde der erst kurz nach Mitternacht fertig und dann saßen da auf einmal 16 Leute vor meinem Hotelzimmer und warteten, dass sie reinkommen dürfen, um sich das Video anzuschauen! So haben wir schnell gemerkt, dass sich unsere Mädels über die Mitschnitte sehr freuen. Dementsprechend war uns schnell klar, dass wir unsere Spielerinnen in dieser schwierigen Situation nicht "alleine" lassen wollen und so etwas auch jetzt anbieten möchten.

DFB.de: Wem kam die zündende Idee, ein digitales Fußball-Homeworkout zu starten?

Marcus Baumann: Der Gedanke kam im Endeffekt mir. Über die Umsetzung machte sich Alex Gedanken, der bereits im Trainingslager, wie eben erwähnt, schon Videofrequenzen zusammengeschnitten hatte.

Alex Baumann: Als die Spiel- und Trainingspause verkündet wurde, war überall die Rede von "Arbeit im Homeoffice". Warum also nicht auch beim Fußballtraining? Dadurch, dass jeder ein Video zum "Beweis" (augenzwinkernd) in unsere WhatsApp-Gruppe stellt, trainiert man im Endeffekt wieder gemeinsam - nur eben von zu Hause aus, digital.

DFB.de: Von der Idee bis zum fertigen Video – wie lange hat der Prozess gedauert und wer hat sich um was gekümmert?

Alex Baumann: Marcus hat meist die sportlichen Ideen - auch aufgrund von diversen Trainerfortbildungen kann er aus einem großen Portfolio schöpfen. Und ich bin derjenige, der nur Flausen im Kopf hat. Die Videos sind meist relativ improvisiert, aber das macht es glaube ich auch so unterhaltsam, insbesondere dann, wenn mal etwas schiefläuft.

Marcus Baumann: Vom Fußball-ABC bis hin zur Athletik kann man abwechslungsreich trainieren lassen. Jedoch soll auch der Spaß, der momentan in vielen Bereichen verständlicherweise zu kurz kommt, nicht fehlen. Uns ist eine gesunde Mischung aus Ernsthaftigkeit, vor allem bei der Ausführung und Umsetzung der Trainingsinhalte, und Gaudi wichtig.

Alex Baumann: Das Filmen und den Schnitt übernehme ich dann wieder. Das reine Filmen dauert meist nur eine gute halbe Stunde. Schneiden, Musik, Übergänge, Sequenzen, Toneffekte, Fotos, Lautstärke – das wiederum kostet enorm viel Zeit, etwa eineinhalb Stunden pro fertiger Videominute.

DFB.de: Wie haben Ihre Mädels auf das Workout reagiert?

Marcus Baumann: Beim ersten Workout wussten sie noch gar nicht, was auf sie zukommt. Wir haben das Video einen Tag vorher gedreht und geschnitten und die Mädels dann aufgefordert, wie bei einem normalen Training um spätestens 17.25 Uhr - pünktlich fünf Minuten vor Trainingsbeginn - in Trainingsklamotten bereit zu stehen. Die Mädels mussten das mit einem Foto ihrerseits "beweisen". Um Punkt 17.30 Uhr hat Alex das fertige Video dann in die Gruppe gestellt und den Mädels bis zum Ende des regulären Trainings - 19.00 Uhr - Zeit gegeben, einen "Beweis" ihres Trainings zu liefern.

Alex Baumann: Zuerst haben wir lachende Smilies und Rückfragen wie "Meint ihr das ernst?" erhalten. Die Reaktion danach war aber sensationell! Ausnahmslos alle Mädels haben ein kleines Video geschickt, bei dem sie eine Übung nachmachen. Und für mich war klar: das muss mit ins Video! Und seitdem geht das seinen geregelten Gang, mittlerweile haben wir vier Videos veröffentlicht. Aber nicht nur die U 17 macht mit; mittlerweile ist auch die U 15 dabei und etliche andere Sportler aus dem Verein, zum Beispiel Thomas Ballbach, der Amateur des Jahres 2018. Mit Thore Beck vom 1.FC Dombühl hat sich jetzt auch erstmals ein Fußballer eines anderen Vereins angeschlossen. Einfach genial!

DFB.de: Normalerweise trainieren Sie Ihre U 17 zweimal die Woche – war Ihnen nach der Veröffentlichung des ersten Videos schon klar, dass es eine Fortsetzung geben würde?

Alex Baumann: Nachdem wir nur positives Feedback von den Mädels, deren Eltern und Verantwortlichen des Vereins bekommen haben, war uns recht zügig klar - ab in Baumanns Garten: Rasen mähen, denn es muss weitergehen!

DFB.de: Homeoffice im Fußball – und alle machen mit. Wie viele weitere Workouts sind denn noch in Planung?

Alex Baumann: So viele bis wir wieder gemeinsam auf dem Sportplatz trainieren dürfen. Es gibt so viele tolle Initiativen und Angebote für hilfsbedürftige Menschen, wir wollen nur einen kleinen Teil dazu beitragen, dass in den Alltag unserer Mädels ein Stück weit Normalität einkehrt - und das versuchen wir mit den Trainings am Montag und Mittwoch umzusetzen…

Marcus Baumann: …zumindest bis zu den Osterferien – dann ruht auch in Mosbach mal kurz der Ball.

DFB.de: Gibt es konkrete Ideen, die in den nächsten Videos umgesetzt werden sollen?

Alex Baumann: Ideen für kommende Videos gibt es genügend. Wir holen uns immer wieder neue "Stargäste" in die Videos. Aber wir wollen die Vorfreude ja nicht schmälern, dementsprechend bleiben alle weiteren Ideen das Geheimnis der Baumann-Brüder.

DFB.de: Hand aufs Herz – Homeoffice im Fußball ist eine super Alternative, aber auf was freuen Sie sich am meisten, wenn der Ball wieder rollt?

Alex Baumann: Die direkte Interaktion mit den Mädels! Man kann vieles digital machen - aber das ersetzt niemals den persönlichen Kontakt oder Austausch. Mal ein blöder Spruch hier, mal ein freundliches Anrempeln da. Das fehlt einem.

Marcus Baumann: Ich freue mich auf den persönlichen Austausch mit meinen "Zicken" - so nennen wir unsere Spielerinnen liebevoll - von Angesicht zu Angesicht am meisten. Wenn man für längere Zeit auf eine Sache verzichten muss, für die man seit Jahren sein Herzblut investiert, weiß man diese Sache im Nachhinein vermutlich noch mehr zu schätzen. Es ist für mich als Coach ein wahrlicher Segen, dass die Zicken einen als Vorbild ansehen und man seinen Beitrag zu deren Entwicklung leisten darf.

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