SV Issum International: Sterne des Fußballs

Man muss die Sprache lernen, andere Werte und Normen verstehen, Dutzende Anträge ausfüllen, eine Wohnung und im besten Fall eine Anstellung finden. Wer in ein neues Land kommt, dem ist vieles fremd. Mehr als 3000 Fußballvereine werden durch die DFB-Stiftung Egidius Braun und die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration dabei unterstützt, Flüchtlingen bei der Integration in Deutschland zur Seite zu stehen. Für DFB.de stellt der freie Journalist Rainer Kalb sechs dieser Klubs vor. Heute: Sterne des Fußballs beim SV Issum International.

Die Bayern, der BVB genauso wie der SC Freiburg oder auch tausende Amateurvereine träumen Jahr für Jahr davon. "Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin", skandieren Fans von Flensburg bis Garmisch-Partenkirchen. "Wir fahren nach Berlin", sagt auch Uwe Tebeck, der mit seinem SV 1930 Issum in der Hauptstadt den großen Preis beim bundesweiten Wettbewerb "Sterne des Sports" einsacken möchte.

Erst kürzlich gab's den Bronzestern. Damit honoriert der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) bemerkenswertes ehrenamtliches und gesellschaftliches Engagement. Später im Jahr wird über die Vergabe des Silber-Sterns entschieden und Issum macht sich Hoffnungen. Gelingt das, darf man 2018 tatsächlich nach Berlin reisen. Den Goldenen Stern an den Gesamtsieger überreicht dann der Bundespräsident. Als Standortverein für Integration hat der DOSB den SV Issum bereits auserkoren, dafür fließen immerhin 2500 Euro. "Wir haben viele Ideen und sind voller Tatendrang", sagt Tebeck.

"Die erste Spende der DFB-Stiftung war Initialzündung"

Und auch die DFB-Stiftung Egidius Braun ist schon aufmerksam geworden. Im Rahmen der Initiativen "1:0 für ein Willkommen" im Jahr 2016 und "2:0 für ein Willkommen" in diesem Jahr hat man den Verein unterstützt. Zuletzt gab es von der Beauftragten der Bunderegierung für Migration, Flüchtlinge und Integration sowie der Stiftung jeweils 250 Euro als Solidarspende für ein Sommerfest und Turnierteilnahmen. "Die erste Spende der DFB-Stiftung bedeutete für uns damals die Initialzündung", erinnert sich Tebeck.

"Der SV Issum ist ein Verein mit rund 450 Mitgliedern am linken Niederrhein. 16 Mannschaften in allen Altersstufen von den Bambini bis zu den alten Herren sowie zwei Mädchenteams gehören dazu", beschreibt er seinen Klub. Anfang 2016 wurden in der westlich von Duisburg gelegenen Ortschaft 250 Zuwanderer kommunal untergebracht. Ein Deutschlehrer der Flüchtlinge fragte nach, ob der Vereine die Einwanderer zum Fußballspielen einladen würden. Die neuen Mitbürger selbst trauten sich nicht, auf den Verein zuzukommen.

"Für die Jungs sind wir wie eine zweite Familie"

Alles begann an einem Montag im April 2016 nach einer Deutschstunde. Erst Konjugieren, dann Kicken. Das erste Fußballtraining für Flüchtlinge wurde angeboten. "Acht Spieler waren dabei, sie kamen in Jeans und Straßenschuhen, einer spielte barfuß", erinnert sich Tebeck, "trotzdem waren alle mit Feuereifer dabei und hatten einen Riesenspaß." Über Spendenaufrufe konnten bald Fußballschuhe, Trikots und Trainingshosen besorgt werden.

Schnell wuchs die Zahl, heute sind es 20 Flüchtlinge, die beim SV Issum mitspielen. Sie kommen aus Nigeria, Syrien, Irak, Ägypten, Eritrea, Guinea, Bangladesch und Albanien. Der Sport hat geholfen, Gräben zu schließen, auch unter den Flüchtlingen selbst. Die Integration ins dörfliche Leben wurde gefördert. Man hat sich kennengelernt, auch besser verstehen gelernt. "Wir haben sogar einen Spieler aus Krefeld, der immer anderthalb Stunden Fahrt zum Training auf sich nimmt, weil es ihm bei uns so gut gefällt", äußerte Tebeck, "für die Jungs sind wir sowas wie eine zweite Familie." Und einige der Spieler sind mehr als talentiert – nicht nur im Fußball. Auf Facebook ist beispielsweise Festus aus Nigeria zu bewundern, der einen Flickflack nach dem anderen turnen kann.

"Wir haben uns außerdem entschlossen, die Mannschaft mit Trainingsanzügen auszustatten", berichtete Tebeck: "Um das Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken, sollte zum Vereinsnamen ein weiteres Detail in die Beschriftung einfließen. So entstand der Mannschaftsname 'SV Issum International'. Seitdem ziert er die Rückenpartie unserer Trainingsanzüge." Stolz präsentierte sich die Mannschaft bei der Übergabe des Bronze-Sterns im roten Outfit. So würde man dann gerne auch den Goldenen Stern in Empfang nehmen. In Berlin.

[dfb]

Man muss die Sprache lernen, andere Werte und Normen verstehen, Dutzende Anträge ausfüllen, eine Wohnung und im besten Fall eine Anstellung finden. Wer in ein neues Land kommt, dem ist vieles fremd. Mehr als 3000 Fußballvereine werden durch die DFB-Stiftung Egidius Braun und die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration dabei unterstützt, Flüchtlingen bei der Integration in Deutschland zur Seite zu stehen. Für DFB.de stellt der freie Journalist Rainer Kalb sechs dieser Klubs vor. Heute: Sterne des Fußballs beim SV Issum International.

Die Bayern, der BVB genauso wie der SC Freiburg oder auch tausende Amateurvereine träumen Jahr für Jahr davon. "Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin", skandieren Fans von Flensburg bis Garmisch-Partenkirchen. "Wir fahren nach Berlin", sagt auch Uwe Tebeck, der mit seinem SV 1930 Issum in der Hauptstadt den großen Preis beim bundesweiten Wettbewerb "Sterne des Sports" einsacken möchte.

Erst kürzlich gab's den Bronzestern. Damit honoriert der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) bemerkenswertes ehrenamtliches und gesellschaftliches Engagement. Später im Jahr wird über die Vergabe des Silber-Sterns entschieden und Issum macht sich Hoffnungen. Gelingt das, darf man 2018 tatsächlich nach Berlin reisen. Den Goldenen Stern an den Gesamtsieger überreicht dann der Bundespräsident. Als Standortverein für Integration hat der DOSB den SV Issum bereits auserkoren, dafür fließen immerhin 2500 Euro. "Wir haben viele Ideen und sind voller Tatendrang", sagt Tebeck.

"Die erste Spende der DFB-Stiftung war Initialzündung"

Und auch die DFB-Stiftung Egidius Braun ist schon aufmerksam geworden. Im Rahmen der Initiativen "1:0 für ein Willkommen" im Jahr 2016 und "2:0 für ein Willkommen" in diesem Jahr hat man den Verein unterstützt. Zuletzt gab es von der Beauftragten der Bunderegierung für Migration, Flüchtlinge und Integration sowie der Stiftung jeweils 250 Euro als Solidarspende für ein Sommerfest und Turnierteilnahmen. "Die erste Spende der DFB-Stiftung bedeutete für uns damals die Initialzündung", erinnert sich Tebeck.

"Der SV Issum ist ein Verein mit rund 450 Mitgliedern am linken Niederrhein. 16 Mannschaften in allen Altersstufen von den Bambini bis zu den alten Herren sowie zwei Mädchenteams gehören dazu", beschreibt er seinen Klub. Anfang 2016 wurden in der westlich von Duisburg gelegenen Ortschaft 250 Zuwanderer kommunal untergebracht. Ein Deutschlehrer der Flüchtlinge fragte nach, ob der Vereine die Einwanderer zum Fußballspielen einladen würden. Die neuen Mitbürger selbst trauten sich nicht, auf den Verein zuzukommen.

"Für die Jungs sind wir wie eine zweite Familie"

Alles begann an einem Montag im April 2016 nach einer Deutschstunde. Erst Konjugieren, dann Kicken. Das erste Fußballtraining für Flüchtlinge wurde angeboten. "Acht Spieler waren dabei, sie kamen in Jeans und Straßenschuhen, einer spielte barfuß", erinnert sich Tebeck, "trotzdem waren alle mit Feuereifer dabei und hatten einen Riesenspaß." Über Spendenaufrufe konnten bald Fußballschuhe, Trikots und Trainingshosen besorgt werden.

Schnell wuchs die Zahl, heute sind es 20 Flüchtlinge, die beim SV Issum mitspielen. Sie kommen aus Nigeria, Syrien, Irak, Ägypten, Eritrea, Guinea, Bangladesch und Albanien. Der Sport hat geholfen, Gräben zu schließen, auch unter den Flüchtlingen selbst. Die Integration ins dörfliche Leben wurde gefördert. Man hat sich kennengelernt, auch besser verstehen gelernt. "Wir haben sogar einen Spieler aus Krefeld, der immer anderthalb Stunden Fahrt zum Training auf sich nimmt, weil es ihm bei uns so gut gefällt", äußerte Tebeck, "für die Jungs sind wir sowas wie eine zweite Familie." Und einige der Spieler sind mehr als talentiert – nicht nur im Fußball. Auf Facebook ist beispielsweise Festus aus Nigeria zu bewundern, der einen Flickflack nach dem anderen turnen kann.

"Wir haben uns außerdem entschlossen, die Mannschaft mit Trainingsanzügen auszustatten", berichtete Tebeck: "Um das Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken, sollte zum Vereinsnamen ein weiteres Detail in die Beschriftung einfließen. So entstand der Mannschaftsname 'SV Issum International'. Seitdem ziert er die Rückenpartie unserer Trainingsanzüge." Stolz präsentierte sich die Mannschaft bei der Übergabe des Bronze-Sterns im roten Outfit. So würde man dann gerne auch den Goldenen Stern in Empfang nehmen. In Berlin.

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