Studentinnen-Nationalmannschaft: Historische Reise nach Uruguay

Der Flug länger als geplant, das Training kürzer. Tag eins der Länderspielreise nach Uruguay verlief alles andere als planmäßig. Nach 40 Minuten musste die erste Trainingseinheit in Montevideo abgebrochen werden, zu viel Wasser, zu wenig bespielbarer Rasen. Auch an Tag zwei war an reguläres Training nicht zu denken. Die Rasenplätze waren gesperrt, in der Kunstrasenhalle stand lediglich ein Kleinfeld zur Verfügung. Die erste reguläre Einheit unter freiem Himmel fand am Mittwochmorgen statt, am Tag des großen Spiels.

Uruguay gegen Deutschland – klangvolle Namen in der Fußballwelt. Große Nationen, mit großer Fußballgeschichte. Das Spiel am Mittwoch war gleichwohl ein Novum, eine Premiere. Für Deutschland spielte die deutsche Nationalmannschaft, die der Studentinnen, nicht die der Bundestrainerin Steffi Jones. Die Studentinnen spielten gegen die A-Nationalmannschaft der Frauen Uruguays – und schlugen sich mehr als achtbar. Zumal angesichts der Vorzeichen. 1:1 hieß es nach 90 Minuten nach Toren von Maria Paz Vila (46.) für Uruguay und Elisabeth Mayr (63.) für Deutschland. Es ging ordentlich zur Sache im "Parque Saroldi", die deutschen Studentinnen mussten sich an die körperbetonte Spielweise erst gewöhnen. Katharina Hackmann im deutschen Tor stand zu Beginn mehrfach im Mittelpunkt, einmal rettete die Latte.

Geschichte schreiben

Doch nach und nach übernahm die weitegehend aus Spielerinnen der 2. Frauen-Bundesliga, sowie wenigen Spielerinnen aus der Allianz-Frauen-Bundesliga und Regionalliga zusammengestellte Mannschaft die Initiative, und nach dem Ausgleich erspielte sich das deutsche Team Chance um Chance. Zum Sieg reichte es am Ende dennoch nicht, das Trainerteam aus Dr. Carolin Braun und Phil Weimer war gleichwohl sehr einverstanden mit dem Auftritt der Mannschaft.

"Das Spiel wurde von Beginn an sehr aggressiv in den Zweikämpfen geführt, womit wir unsere Schwierigkeiten hatten und erst in der zweiten Hälfte so richtig ins Spiel kamen. Am Ende hätten wir noch ein weiteres Tor verdient gehabt, dennoch sind wir mit dem Ergebnis aufgrund unserer geringen Vorbereitungszeit zufrieden", sagte Carolin Braun. "Ich bin sehr zufrieden mit der Art und Weise wie wir das Spiel angenommen und uns trotz der knappen Vorbereitung und den vielen Strapazen in die Partie reingekämpft haben", sagte Phil Weimer. "Leider konnten wir uns für den hohen Aufwand in der zweiten Halbzeit nicht belohnen und müssen so mit dem Unentschieden leben. Ein Sieg wäre aufgrund der Chancen verdient gewesen."

Das Ergebnis war wichtig, natürlich, und doch war es nachgelagert. Vornehmlich ging es bei der Partie darum, Geschichte zu schreiben bzw. an der Geschichtsschreibung mitzuwirken. Denn nichts anderes ist am Mittwoch in Montevideo geschehen.

Langzeitprojekt zur Förderung des Frauenfußballs in Uruguay

Der Fußball in Uruguay hat eine lange Tradition und ist traditionell eher fortschrittlich. Die erste Weltmeisterschaft fand in Uruguay statt, Uruguay wurde erster Weltmeister. 1930 war das. Eine Eintagsfliege war der Erfolg nicht. Schon 1950 folgte der zweite Triumpf, in Brasilien wurde Uruguay wieder Weltmeister. In der Liste der Erfolge stehen daneben zwei Goldmedaillen bei Olympischen Spielen und 15 Titel bei der Copa America, der Südamerika-Meisterschaft. Mit dieser Bilanz stellt Uruguay die erfolgreichste Nationalmannschaft überhaupt. Vor Brasilien. Vor Deutschland. Mit einer Einschränkung: Bei den Männern.

Bei den Frauen ist das Bild ein anderes. Wer einen Blick auf die FIFA-Weltrangliste wirft, muss weit nach unten gucken, ehe der Name Uruguay auftaucht. Das Land ist gelistet noch hinter Bhutan, Andorra und Botswana auf den Plätzen 120, 121 und 122. Uruguay ist so schlecht platziert, nicht weil seine Frauen-Nationalmannschaft so schlecht Fußball spielt, sondern weil sie gar nicht Fußball spielt. Nicht in den vergangenen 18 Monaten – damit fällt sie als inaktiv aus der Wertung.

Das soll sich ändern, und dabei hat der uruguayische Fußball Hilfe aus Deutschland. Im Oktober 2015 startete ein neues Langzeitprojekt zur Förderung des Frauenfußballs in Uruguay. Durchgeführt wird das Projekt unter Regie des DOSB von Fußballexperte Knut Auf dem Berge. Der Schwerpunkt des Projekts liegt auf der Ausbildung von Trainerinnen, die in theoretischen und praktischen Einheit ihr Wissen vertiefen, neue Erkenntnisse sammeln und diese dann wiederum an ihre Mädchen- und Frauenmannschaften weitergeben. Weitere Ziele des Projekts sind die Entwicklung lokaler, regionaler und nationaler Verbandsstrukturen sowie die Einführung eines flächendeckenden Wettkampfsystems. Generell soll den Mädchen und Frauen außerdem eine bessere Teilhabe am Sport, insbesondere im Fußball, ermöglicht werden. Um diese Ziele zu erreichen, arbeitet der Experte vor Ort eng mit dem Partnerverband, der Asociación Uruguaya de Fútbol (AUF), aber auch vielen regionalen Verbänden und Vereinen zusammen. Bei allen Maßnahmen steht auch die Außendarstellung des Projekts im Fokus, durch Berichte, Fotos, Videos sowie auf den diversen sozialen Netzwerken.

Im Zuge dieser Kooperation mit dem Ziel der Förderung des Frauenfußballs in Uruguay ist die Reise der Studentinnen aus Deutschland von großem Wert. Sie wird durchgeführt in Zusammenarbeit von DFB, DOSB und Auswärtigem Amt, sowie dem Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverband, dem die Studentinnen Nationalmannschaft angehört. Das Spiel gegen die A-Mannschaft war ein Höhepunkt, aber nicht der einzige. Für die Gäste aus Deutschland standen und stehen diverse Termine an. Dazu gehören ein Empfang in der Deutschen Botschaft, der Besuch der Universität in Montevideo oder der Besuch des DOSB-Langzeitprojekts "Ellas juegan". Am Samstag wird es dann noch einmal sportlich, diesmal steht ein Spiel auf Augenhöhe an: Die deutsche Studentinnen-Nationalmannschaft trifft auf die Studentinnen-Nationalmannschaft Uruguays.

[sl]

Der Flug länger als geplant, das Training kürzer. Tag eins der Länderspielreise nach Uruguay verlief alles andere als planmäßig. Nach 40 Minuten musste die erste Trainingseinheit in Montevideo abgebrochen werden, zu viel Wasser, zu wenig bespielbarer Rasen. Auch an Tag zwei war an reguläres Training nicht zu denken. Die Rasenplätze waren gesperrt, in der Kunstrasenhalle stand lediglich ein Kleinfeld zur Verfügung. Die erste reguläre Einheit unter freiem Himmel fand am Mittwochmorgen statt, am Tag des großen Spiels.

Uruguay gegen Deutschland – klangvolle Namen in der Fußballwelt. Große Nationen, mit großer Fußballgeschichte. Das Spiel am Mittwoch war gleichwohl ein Novum, eine Premiere. Für Deutschland spielte die deutsche Nationalmannschaft, die der Studentinnen, nicht die der Bundestrainerin Steffi Jones. Die Studentinnen spielten gegen die A-Nationalmannschaft der Frauen Uruguays – und schlugen sich mehr als achtbar. Zumal angesichts der Vorzeichen. 1:1 hieß es nach 90 Minuten nach Toren von Maria Paz Vila (46.) für Uruguay und Elisabeth Mayr (63.) für Deutschland. Es ging ordentlich zur Sache im "Parque Saroldi", die deutschen Studentinnen mussten sich an die körperbetonte Spielweise erst gewöhnen. Katharina Hackmann im deutschen Tor stand zu Beginn mehrfach im Mittelpunkt, einmal rettete die Latte.

Geschichte schreiben

Doch nach und nach übernahm die weitegehend aus Spielerinnen der 2. Frauen-Bundesliga, sowie wenigen Spielerinnen aus der Allianz-Frauen-Bundesliga und Regionalliga zusammengestellte Mannschaft die Initiative, und nach dem Ausgleich erspielte sich das deutsche Team Chance um Chance. Zum Sieg reichte es am Ende dennoch nicht, das Trainerteam aus Dr. Carolin Braun und Phil Weimer war gleichwohl sehr einverstanden mit dem Auftritt der Mannschaft.

"Das Spiel wurde von Beginn an sehr aggressiv in den Zweikämpfen geführt, womit wir unsere Schwierigkeiten hatten und erst in der zweiten Hälfte so richtig ins Spiel kamen. Am Ende hätten wir noch ein weiteres Tor verdient gehabt, dennoch sind wir mit dem Ergebnis aufgrund unserer geringen Vorbereitungszeit zufrieden", sagte Carolin Braun. "Ich bin sehr zufrieden mit der Art und Weise wie wir das Spiel angenommen und uns trotz der knappen Vorbereitung und den vielen Strapazen in die Partie reingekämpft haben", sagte Phil Weimer. "Leider konnten wir uns für den hohen Aufwand in der zweiten Halbzeit nicht belohnen und müssen so mit dem Unentschieden leben. Ein Sieg wäre aufgrund der Chancen verdient gewesen."

Das Ergebnis war wichtig, natürlich, und doch war es nachgelagert. Vornehmlich ging es bei der Partie darum, Geschichte zu schreiben bzw. an der Geschichtsschreibung mitzuwirken. Denn nichts anderes ist am Mittwoch in Montevideo geschehen.

Langzeitprojekt zur Förderung des Frauenfußballs in Uruguay

Der Fußball in Uruguay hat eine lange Tradition und ist traditionell eher fortschrittlich. Die erste Weltmeisterschaft fand in Uruguay statt, Uruguay wurde erster Weltmeister. 1930 war das. Eine Eintagsfliege war der Erfolg nicht. Schon 1950 folgte der zweite Triumpf, in Brasilien wurde Uruguay wieder Weltmeister. In der Liste der Erfolge stehen daneben zwei Goldmedaillen bei Olympischen Spielen und 15 Titel bei der Copa America, der Südamerika-Meisterschaft. Mit dieser Bilanz stellt Uruguay die erfolgreichste Nationalmannschaft überhaupt. Vor Brasilien. Vor Deutschland. Mit einer Einschränkung: Bei den Männern.

Bei den Frauen ist das Bild ein anderes. Wer einen Blick auf die FIFA-Weltrangliste wirft, muss weit nach unten gucken, ehe der Name Uruguay auftaucht. Das Land ist gelistet noch hinter Bhutan, Andorra und Botswana auf den Plätzen 120, 121 und 122. Uruguay ist so schlecht platziert, nicht weil seine Frauen-Nationalmannschaft so schlecht Fußball spielt, sondern weil sie gar nicht Fußball spielt. Nicht in den vergangenen 18 Monaten – damit fällt sie als inaktiv aus der Wertung.

Das soll sich ändern, und dabei hat der uruguayische Fußball Hilfe aus Deutschland. Im Oktober 2015 startete ein neues Langzeitprojekt zur Förderung des Frauenfußballs in Uruguay. Durchgeführt wird das Projekt unter Regie des DOSB von Fußballexperte Knut Auf dem Berge. Der Schwerpunkt des Projekts liegt auf der Ausbildung von Trainerinnen, die in theoretischen und praktischen Einheit ihr Wissen vertiefen, neue Erkenntnisse sammeln und diese dann wiederum an ihre Mädchen- und Frauenmannschaften weitergeben. Weitere Ziele des Projekts sind die Entwicklung lokaler, regionaler und nationaler Verbandsstrukturen sowie die Einführung eines flächendeckenden Wettkampfsystems. Generell soll den Mädchen und Frauen außerdem eine bessere Teilhabe am Sport, insbesondere im Fußball, ermöglicht werden. Um diese Ziele zu erreichen, arbeitet der Experte vor Ort eng mit dem Partnerverband, der Asociación Uruguaya de Fútbol (AUF), aber auch vielen regionalen Verbänden und Vereinen zusammen. Bei allen Maßnahmen steht auch die Außendarstellung des Projekts im Fokus, durch Berichte, Fotos, Videos sowie auf den diversen sozialen Netzwerken.

Im Zuge dieser Kooperation mit dem Ziel der Förderung des Frauenfußballs in Uruguay ist die Reise der Studentinnen aus Deutschland von großem Wert. Sie wird durchgeführt in Zusammenarbeit von DFB, DOSB und Auswärtigem Amt, sowie dem Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverband, dem die Studentinnen Nationalmannschaft angehört. Das Spiel gegen die A-Mannschaft war ein Höhepunkt, aber nicht der einzige. Für die Gäste aus Deutschland standen und stehen diverse Termine an. Dazu gehören ein Empfang in der Deutschen Botschaft, der Besuch der Universität in Montevideo oder der Besuch des DOSB-Langzeitprojekts "Ellas juegan". Am Samstag wird es dann noch einmal sportlich, diesmal steht ein Spiel auf Augenhöhe an: Die deutsche Studentinnen-Nationalmannschaft trifft auf die Studentinnen-Nationalmannschaft Uruguays.

###more###