Streichsbier: "Die große Testphase ist vorbei"

In den Duellen mit zwei Topteams hat die deutsche U 18-Nationalmannschaft zwei verschiedene Gesichter gezeigt. Trainer Guido Streichsbier erklärt im DFB.de-Interview, warum sein Team gegen Frankreich gut mithalten konnte und zwei Tage später gegen die Niederlande ergebnistechnisch deutlich das Nachsehen hatte.

DFB.de: Herr Streichsbier, schaut man sich die beiden Ergebnisse Ihrer Mannschaft an, könnte man zu dem Schluss kommen, dass sie zwei Gesichter gezeigt hat. Stimmen Sie dem zu?

Guido Streichsbier: Durchaus. Das erste Spiel gegen die Franzosen war absolut in Ordnung. Da sind wir nach einem frühen Gegentor zurückgekommen. Dass beim 1:4 gegen die Niederländer weniger Dinge gut waren, habe ich den Jungs deutlich gesagt. Das war eine verdiente Niederlage. Wir hatten in beiden Spielen unsere fünf, sechs Chancen. In künftigen Turnierspielen werden das nicht mehr sein. Deshalb setzen wir unter anderem an der besseren Strafraumbesetzung an, um die Wahrscheinlichkeit für Tore, auch nach Abprallern beispielsweise, zu erhöhen.

DFB.de: Fällt Ihre Bilanz nach den Tagen in Stuttgart also eher negativ aus?

Streichsbier: Nein. Gerade aus solchen Duellen nehmen die Spieler wertvolle Erfahrungen mit. Für uns ist elementar, dass wir die Jungs auf eine Turniersituation vorbereiten. Mit dieser Maßnahme hat für uns die Vorbereitung auf die EM-Qualifikation, die wir ab September spielen, begonnen.

DFB.de: Sie sind ein erfahrener Nachwuchstrainer. Wie blicken Sie auf Ihre aktuelle Mannschaft?

Streichsbier: Diesen U 18-Lehrgang im März mit zwei Spielen gegen Top-Nationen habe ich nun zum dritten Mal absolviert. Jedes Mal stellen wir fest, dass wir in Sachen Ballsicherheit das Nachsehen haben. Aber: Wenn wir uns die U 21 anschauen, fällt auf, dass rund 70 Prozent der Spieler dort vor ein paar Jahren bei uns den U 18-Lehrgang im März mitgemacht haben. Und diese Jungs haben die Stabilität und Ballsicherheit inzwischen. Der Reifeprozess setzt ein – bei unseren Spielern vielleicht ein bisschen später als im internationalen Vergleich. Mit Blick auf die bevorstehende Turniersaison stellt mich das als U 18-Trainer natürlich nicht zufrieden. Unser Ziel ist es, unsere Defizite in diesem Bereich schnell auszumerzen.

DFB.de: Lassen Sie uns etwas detaillierter auf die beiden Spiele blicken. Von den traditionell starken Franzosen trennte sich Ihre Mannschaft 1:1. Wie hat Ihnen der Auftritt gefallen?

Streichsbier: Nach dem frühen Gegentor nach drei Minuten hat sich die Mannschaft geschüttelt. Der Ausgleich nach etwa einer halben Stunde war dann verdient. In der Folge waren die Spielanteile gleichmäßig verteilt. Wir haben gespielt, wie man es gegen einen Top-Gegner machen muss: wenige Fehler machen und die wenigen Chancen nutzen. Die Jungs haben unsere Vorgaben gut umgesetzt. Sie standen kompakt in der Defensive, waren aggressiv und engagiert, haben zusammengearbeitet und dadurch wenige Torchancen zugelassen. Gefehlt hat die Konzentration bei ruhenden Bällen – das Gegentor haben wir uns nach einem langen Einwurf gefangen.

DFB.de: War Ihr Team im zweiten Spiel der Maßnahme, beim 1:4 gegen die Niederländer, so deutlich unterlegen, wie es das Ergebnis vermuten lässt?

Streichsbier: Nicht unbedingt. Die ersten drei Gegentore haben wir uns selbst eingebrockt. Zwei nach Standards, bei denen wir gar nicht mit hochspringen. Diese Leichtfertigkeit beim Verteidigen von Freistößen hat uns im Trainerteam geärgert. Denn aus dem Spiel heraus war das Chancenverhältnis ausgeglichen. Die Holländer haben gut umgeschaltet und vor allem auf Konter gespielt. Uns haben ein bisschen die Mittel im Offensivspiel gefehlt.

DFB.de: Hielt der Lehrgang, vielleicht auch abseits des Rasens, eine Überraschung parat?

Streichsbier: Erik Meijer war drei Tage lang als Hospitant bei uns. Wir hatten uns in der Sky-Sendung "Fußball 360 Grad" näher kennengelernt. Jetzt ist er meiner Einladung gefolgt und hat mit den Jungs über seinen interessanten Karriereweg gesprochen. Spielzeit war ihm das Wichtigste, um sie zu bekommen, musste er sich auch immer wieder durchbeißen. Ansonsten war Erik auch für fünf Einheiten mit auf dem Trainingsplatz. Gerade für unsere Offensivleute hatte er den ein oder anderen Tipp parat.

DFB.de: Mit Blick auf den Kader fallen einige Änderungen im Vergleich zur letzten Maßnahme in Israel auf. Wie stellte sich die personelle Situation in der U 18 vor dem Lehrgang und auch aktuell dar?

Streichsbier: Mit Linus Gechter, Anton Kade und Tom Rothe waren drei unserer 2004er-Jungs erfreulicherweise bereits mit der U 19 in Finnland. Krankheitsbedingt gefehlt haben uns Lucas Copado, Mohammed Tolba, Justin Diehl und Daniel Bunk. Melkamu Frauendorf ist angeschlagen angereist und konnte dann leider nicht mitwirken. Das sind in Summe acht Spieler, die normalerweise zum engeren Kreis bei uns zählen. Stattdessen kamen fünf Jungs zu ihrem Debüt. Wir haben also durchaus nochmal neue Gesichter eingebaut. Aber ich habe auch klar gemacht, dass die große Testphase vorbei ist. Im Mai treffen wir auf Belgien. Danach beginnt im September die EM-Qualifikation.

DFB.de: Der Fahrplan für die Mannschaft steht also. Wie geht es für Sie und das Trainerteam in den nächsten Wochen weiter?

Streichsbier: Wir nutzen die Saisonendphase bis Ende April natürlich, um nochmal viel zu sichten. Gemeinsam mit den Vereinstrainern checken wir, wie die Spieler ihre "Hausaufgaben" machen und sich entwickeln. Ansonsten bleiben wir im Austausch: Beim LZ-Forum geben wir den Verantwortlichen der Klubs einen Überblick zu unserer Maßnahme. Bei der A+ Lizenz bin ich als Talkgast an einem Abend mit dabei. Ende April findet die LZ-Leiter-Tagung statt. Der Kalender ist durchaus voll. (lacht)

[jf]

In den Duellen mit zwei Topteams hat die deutsche U 18-Nationalmannschaft zwei verschiedene Gesichter gezeigt. Trainer Guido Streichsbier erklärt im DFB.de-Interview, warum sein Team gegen Frankreich gut mithalten konnte und zwei Tage später gegen die Niederlande ergebnistechnisch deutlich das Nachsehen hatte.

DFB.de: Herr Streichsbier, schaut man sich die beiden Ergebnisse Ihrer Mannschaft an, könnte man zu dem Schluss kommen, dass sie zwei Gesichter gezeigt hat. Stimmen Sie dem zu?

Guido Streichsbier: Durchaus. Das erste Spiel gegen die Franzosen war absolut in Ordnung. Da sind wir nach einem frühen Gegentor zurückgekommen. Dass beim 1:4 gegen die Niederländer weniger Dinge gut waren, habe ich den Jungs deutlich gesagt. Das war eine verdiente Niederlage. Wir hatten in beiden Spielen unsere fünf, sechs Chancen. In künftigen Turnierspielen werden das nicht mehr sein. Deshalb setzen wir unter anderem an der besseren Strafraumbesetzung an, um die Wahrscheinlichkeit für Tore, auch nach Abprallern beispielsweise, zu erhöhen.

DFB.de: Fällt Ihre Bilanz nach den Tagen in Stuttgart also eher negativ aus?

Streichsbier: Nein. Gerade aus solchen Duellen nehmen die Spieler wertvolle Erfahrungen mit. Für uns ist elementar, dass wir die Jungs auf eine Turniersituation vorbereiten. Mit dieser Maßnahme hat für uns die Vorbereitung auf die EM-Qualifikation, die wir ab September spielen, begonnen.

DFB.de: Sie sind ein erfahrener Nachwuchstrainer. Wie blicken Sie auf Ihre aktuelle Mannschaft?

Streichsbier: Diesen U 18-Lehrgang im März mit zwei Spielen gegen Top-Nationen habe ich nun zum dritten Mal absolviert. Jedes Mal stellen wir fest, dass wir in Sachen Ballsicherheit das Nachsehen haben. Aber: Wenn wir uns die U 21 anschauen, fällt auf, dass rund 70 Prozent der Spieler dort vor ein paar Jahren bei uns den U 18-Lehrgang im März mitgemacht haben. Und diese Jungs haben die Stabilität und Ballsicherheit inzwischen. Der Reifeprozess setzt ein – bei unseren Spielern vielleicht ein bisschen später als im internationalen Vergleich. Mit Blick auf die bevorstehende Turniersaison stellt mich das als U 18-Trainer natürlich nicht zufrieden. Unser Ziel ist es, unsere Defizite in diesem Bereich schnell auszumerzen.

DFB.de: Lassen Sie uns etwas detaillierter auf die beiden Spiele blicken. Von den traditionell starken Franzosen trennte sich Ihre Mannschaft 1:1. Wie hat Ihnen der Auftritt gefallen?

Streichsbier: Nach dem frühen Gegentor nach drei Minuten hat sich die Mannschaft geschüttelt. Der Ausgleich nach etwa einer halben Stunde war dann verdient. In der Folge waren die Spielanteile gleichmäßig verteilt. Wir haben gespielt, wie man es gegen einen Top-Gegner machen muss: wenige Fehler machen und die wenigen Chancen nutzen. Die Jungs haben unsere Vorgaben gut umgesetzt. Sie standen kompakt in der Defensive, waren aggressiv und engagiert, haben zusammengearbeitet und dadurch wenige Torchancen zugelassen. Gefehlt hat die Konzentration bei ruhenden Bällen – das Gegentor haben wir uns nach einem langen Einwurf gefangen.

DFB.de: War Ihr Team im zweiten Spiel der Maßnahme, beim 1:4 gegen die Niederländer, so deutlich unterlegen, wie es das Ergebnis vermuten lässt?

Streichsbier: Nicht unbedingt. Die ersten drei Gegentore haben wir uns selbst eingebrockt. Zwei nach Standards, bei denen wir gar nicht mit hochspringen. Diese Leichtfertigkeit beim Verteidigen von Freistößen hat uns im Trainerteam geärgert. Denn aus dem Spiel heraus war das Chancenverhältnis ausgeglichen. Die Holländer haben gut umgeschaltet und vor allem auf Konter gespielt. Uns haben ein bisschen die Mittel im Offensivspiel gefehlt.

DFB.de: Hielt der Lehrgang, vielleicht auch abseits des Rasens, eine Überraschung parat?

Streichsbier: Erik Meijer war drei Tage lang als Hospitant bei uns. Wir hatten uns in der Sky-Sendung "Fußball 360 Grad" näher kennengelernt. Jetzt ist er meiner Einladung gefolgt und hat mit den Jungs über seinen interessanten Karriereweg gesprochen. Spielzeit war ihm das Wichtigste, um sie zu bekommen, musste er sich auch immer wieder durchbeißen. Ansonsten war Erik auch für fünf Einheiten mit auf dem Trainingsplatz. Gerade für unsere Offensivleute hatte er den ein oder anderen Tipp parat.

DFB.de: Mit Blick auf den Kader fallen einige Änderungen im Vergleich zur letzten Maßnahme in Israel auf. Wie stellte sich die personelle Situation in der U 18 vor dem Lehrgang und auch aktuell dar?

Streichsbier: Mit Linus Gechter, Anton Kade und Tom Rothe waren drei unserer 2004er-Jungs erfreulicherweise bereits mit der U 19 in Finnland. Krankheitsbedingt gefehlt haben uns Lucas Copado, Mohammed Tolba, Justin Diehl und Daniel Bunk. Melkamu Frauendorf ist angeschlagen angereist und konnte dann leider nicht mitwirken. Das sind in Summe acht Spieler, die normalerweise zum engeren Kreis bei uns zählen. Stattdessen kamen fünf Jungs zu ihrem Debüt. Wir haben also durchaus nochmal neue Gesichter eingebaut. Aber ich habe auch klar gemacht, dass die große Testphase vorbei ist. Im Mai treffen wir auf Belgien. Danach beginnt im September die EM-Qualifikation.

DFB.de: Der Fahrplan für die Mannschaft steht also. Wie geht es für Sie und das Trainerteam in den nächsten Wochen weiter?

Streichsbier: Wir nutzen die Saisonendphase bis Ende April natürlich, um nochmal viel zu sichten. Gemeinsam mit den Vereinstrainern checken wir, wie die Spieler ihre "Hausaufgaben" machen und sich entwickeln. Ansonsten bleiben wir im Austausch: Beim LZ-Forum geben wir den Verantwortlichen der Klubs einen Überblick zu unserer Maßnahme. Bei der A+ Lizenz bin ich als Talkgast an einem Abend mit dabei. Ende April findet die LZ-Leiter-Tagung statt. Der Kalender ist durchaus voll. (lacht)

###more###