Storks und sein unverhofftes Debüt: "Ich war wie im Tunnel"

Kuriose Bundesligapremiere für Schiedsrichter Sören Storks: Der 28-Jährige musste am Freitagabend beim Duell zwischen dem 1. FC Köln und dem Hamburger SV (1:3) nach 50 Minuten für Dr. Felix Brych einspringen. Der FIFA-Schiedsrichter aus München hatte sich bei einem langen Schritt eine Verletzung an der Wade zugezogen.

Storks spricht im DFB.de-Interview über seine Eindrücke, seine Gedanken während der neunminütigen Unterbrechung, seinen Austausch mit Felix Brych und über den Platzverweis gegen Mergim Mavraj. Storks hatte zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal eine Minute auf dem Platz gestanden. Außerdem verrät er, wie das Feedback nach dem Schlusspfiff war.

DFB.de: Herr Storks, wie geht es Ihnen nach Ihrem Bundesligadebüt gestern?

Sören Storks: Gut, danke. Es ist sehr viel passiert seitdem. Mein Handy steht eigentlich nicht mehr still. Ich habe sehr viele Glückwünsche und Nachrichten bekommen, die ich nun nach und nach abarbeiten muss. Dazu bin ich noch gar nicht wirklich gekommen. Ich musste die ganze Geschichte zunächst mal für mich persönlich verarbeiten. Gerade war ich frühstücken, da habe ich mein Handy auf dem Zimmer gelassen. Danach waren schon wieder neue Nachrichten eingegangen. Ich konnte noch gar nicht alles lesen. Das werde ich in Ruhe nachholen.

DFB.de: Wie haben Sie persönlich den Tag gestern erlebt?

Storks: Eigentlich war alles zunächst wie immer. Ich war morgens sogar noch ganz normal arbeiten. Mittags habe ich mich dann in den Zug gesetzt und bin nach Köln gefahren. Dort habe ich nachmittags im Hotel eingecheckt und danach hat unsere Vorbereitung auf die Partie am Abend begonnen.

DFB.de: Auch während der Begegnung lief alles erst ohne größere Auffälligkeiten ab.

Storks: Bis irgendwann kurz vor 22 Uhr war tatsächlich alles wie immer. Ich habe das Spiel in meiner Rolle als Vierter Offizieller begleitet. Bis dann Felix Brych signalisiert hat, dass er nicht mehr weitermachen kann. 

DFB.de: Die Partie wurde daraufhin fast zehn Minuten unterbrochen. Was ist in dieser Zeit passiert?

Storks: Es gab eine kurze Übergabe zwischen Felix und mir. Er konnte nicht mehr laufen, so hat es für ihn keinen Sinn mehr gemacht. Wir haben einmal kurz die Situation auf dem Platz durchgesprochen, haben die Kartenverteilung verglichen, dann bin ich mit meinen Kollegen verkabelt worden. Und dann ging es schon wieder raus auf den Platz. Ich war wie im Tunnel. 

DFB.de: Blieb überhaupt Zeit, nervös zu werden?

Storks: Nein, eigentlich nicht. Ich habe eine Anspannung gespürt, die dazu gehört. Ansonsten habe ich einfach den Schalter umgelegt und mich total auf meine Aufgaben als Schiedsrichter konzentriert – Situation bewerten, entscheiden, handeln. Alles andere habe ich ausgeblendet. Felix Brych hatte mir vorher nochmal mit auf den Weg gegeben, dass ich mir keine Sorgen machen soll und dass er mir die Aufgabe absolut zutraut. Das hat mir Sicherheit gegeben. Auch meine Assistenten haben mir Mut zugesprochen. Das hat gut getan. Es war ein tolles Teamwork. 

DFB.de: Wer hat dann die Rolle des vierten Offiziellen übernommen?

Storks: Das hat Mark Borsch gemacht, der gestern Assistent 1 war. Genau so also, wie es früher auch der Fall war. 

DFB.de: War es eine Überlegung, dass Felix Brych diese Aufgabe ausfüllt?

Storks: Nein, er ist in der Kabine geblieben, weil er behandelt werden musste. Mit seiner Verletzung hätte alles andere keinen Sinn gemacht. 

DFB.de: Wie geht es ihm heute?

Storks: Er hat noch Schmerzen, aber es ist alles in Ordnung. Er hat zum Glück frühzeitig signalisiert, dass es nicht weitergeht. So hat er wahrscheinlich eine schlimmere Verletzung vermieden. Er wird noch einmal etwas genauer untersucht und wird wahrscheinlich ein paar Wochen Pause machen müssen. Aber es ist nichts Dramatisches. 

DFB.de: Hatten Sie nach dem Spiel direkt Kontakt mit ihm?

Storks: Wir haben uns später noch lange unterhalten. Ich habe ihm meine Erlebnisse auf dem Platz geschildert und er hat die ganze Geschichte mit seiner Erfahrung eingeordnet. Das war ein wichtiges Feedback für mich. Er hat mir hinterher auch noch einmal gratuliert. Er hat mir die Rückmeldung gegeben, dass er in den verschiedenen Situationen genauso entschieden hätte wie ich. 

DFB.de: Sie standen nicht einmal eine Minute auf dem Platz, da haben Sie mit der Gelb-Roten-Karte gegen Mergim Mavraj den ersten Platzverweis Ihrer Bundesligakarriere ausgesprochen. Wie haben Sie den Augenblick erlebt?

Storks: Ich habe einfach nur die Aktion bewertet. Aus meiner Sicht war das deutlich ein verwarnungswürdiges Foul von Mavraj. Ich hatte keine andere Wahl, als ihn vom Platz zu stellen. Dass das alles in der ersten Minute meines ersten Bundesligaspiels passiert ist, ist sicher eine außergewöhnliche Situation. Aber es passte zu diesem ganz besonderen Tag. 

DFB.de: Wie war es unmittelbar nach dem Schlusspfiff?

Storks: Ich habe mich zunächst für 20 Minuten in meine Kabine zurückgezogen, weil ich einfach nur meine Ruhe haben wollte. Ich musste durchatmen und die ganze Geschichte kurz für mich selbst verarbeiten. Dann habe ich auf mein Handy geschaut und da war wirklich schon einiges eingegangen. Wenn ich heute zurückschaue, bin ich glücklich und zufrieden mit meinem Debüt – auch wenn ich es mir natürlich anders vorgestellt hatte und mir die Umstände für Felix Brych leid tun.

[sw]

Kuriose Bundesligapremiere für Schiedsrichter Sören Storks: Der 28-Jährige musste am Freitagabend beim Duell zwischen dem 1. FC Köln und dem Hamburger SV (1:3) nach 50 Minuten für Dr. Felix Brych einspringen. Der FIFA-Schiedsrichter aus München hatte sich bei einem langen Schritt eine Verletzung an der Wade zugezogen.

Storks spricht im DFB.de-Interview über seine Eindrücke, seine Gedanken während der neunminütigen Unterbrechung, seinen Austausch mit Felix Brych und über den Platzverweis gegen Mergim Mavraj. Storks hatte zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal eine Minute auf dem Platz gestanden. Außerdem verrät er, wie das Feedback nach dem Schlusspfiff war.

DFB.de: Herr Storks, wie geht es Ihnen nach Ihrem Bundesligadebüt gestern?

Sören Storks: Gut, danke. Es ist sehr viel passiert seitdem. Mein Handy steht eigentlich nicht mehr still. Ich habe sehr viele Glückwünsche und Nachrichten bekommen, die ich nun nach und nach abarbeiten muss. Dazu bin ich noch gar nicht wirklich gekommen. Ich musste die ganze Geschichte zunächst mal für mich persönlich verarbeiten. Gerade war ich frühstücken, da habe ich mein Handy auf dem Zimmer gelassen. Danach waren schon wieder neue Nachrichten eingegangen. Ich konnte noch gar nicht alles lesen. Das werde ich in Ruhe nachholen.

DFB.de: Wie haben Sie persönlich den Tag gestern erlebt?

Storks: Eigentlich war alles zunächst wie immer. Ich war morgens sogar noch ganz normal arbeiten. Mittags habe ich mich dann in den Zug gesetzt und bin nach Köln gefahren. Dort habe ich nachmittags im Hotel eingecheckt und danach hat unsere Vorbereitung auf die Partie am Abend begonnen.

DFB.de: Auch während der Begegnung lief alles erst ohne größere Auffälligkeiten ab.

Storks: Bis irgendwann kurz vor 22 Uhr war tatsächlich alles wie immer. Ich habe das Spiel in meiner Rolle als Vierter Offizieller begleitet. Bis dann Felix Brych signalisiert hat, dass er nicht mehr weitermachen kann. 

DFB.de: Die Partie wurde daraufhin fast zehn Minuten unterbrochen. Was ist in dieser Zeit passiert?

Storks: Es gab eine kurze Übergabe zwischen Felix und mir. Er konnte nicht mehr laufen, so hat es für ihn keinen Sinn mehr gemacht. Wir haben einmal kurz die Situation auf dem Platz durchgesprochen, haben die Kartenverteilung verglichen, dann bin ich mit meinen Kollegen verkabelt worden. Und dann ging es schon wieder raus auf den Platz. Ich war wie im Tunnel. 

DFB.de: Blieb überhaupt Zeit, nervös zu werden?

Storks: Nein, eigentlich nicht. Ich habe eine Anspannung gespürt, die dazu gehört. Ansonsten habe ich einfach den Schalter umgelegt und mich total auf meine Aufgaben als Schiedsrichter konzentriert – Situation bewerten, entscheiden, handeln. Alles andere habe ich ausgeblendet. Felix Brych hatte mir vorher nochmal mit auf den Weg gegeben, dass ich mir keine Sorgen machen soll und dass er mir die Aufgabe absolut zutraut. Das hat mir Sicherheit gegeben. Auch meine Assistenten haben mir Mut zugesprochen. Das hat gut getan. Es war ein tolles Teamwork. 

DFB.de: Wer hat dann die Rolle des vierten Offiziellen übernommen?

Storks: Das hat Mark Borsch gemacht, der gestern Assistent 1 war. Genau so also, wie es früher auch der Fall war. 

DFB.de: War es eine Überlegung, dass Felix Brych diese Aufgabe ausfüllt?

Storks: Nein, er ist in der Kabine geblieben, weil er behandelt werden musste. Mit seiner Verletzung hätte alles andere keinen Sinn gemacht. 

DFB.de: Wie geht es ihm heute?

Storks: Er hat noch Schmerzen, aber es ist alles in Ordnung. Er hat zum Glück frühzeitig signalisiert, dass es nicht weitergeht. So hat er wahrscheinlich eine schlimmere Verletzung vermieden. Er wird noch einmal etwas genauer untersucht und wird wahrscheinlich ein paar Wochen Pause machen müssen. Aber es ist nichts Dramatisches. 

DFB.de: Hatten Sie nach dem Spiel direkt Kontakt mit ihm?

Storks: Wir haben uns später noch lange unterhalten. Ich habe ihm meine Erlebnisse auf dem Platz geschildert und er hat die ganze Geschichte mit seiner Erfahrung eingeordnet. Das war ein wichtiges Feedback für mich. Er hat mir hinterher auch noch einmal gratuliert. Er hat mir die Rückmeldung gegeben, dass er in den verschiedenen Situationen genauso entschieden hätte wie ich. 

DFB.de: Sie standen nicht einmal eine Minute auf dem Platz, da haben Sie mit der Gelb-Roten-Karte gegen Mergim Mavraj den ersten Platzverweis Ihrer Bundesligakarriere ausgesprochen. Wie haben Sie den Augenblick erlebt?

Storks: Ich habe einfach nur die Aktion bewertet. Aus meiner Sicht war das deutlich ein verwarnungswürdiges Foul von Mavraj. Ich hatte keine andere Wahl, als ihn vom Platz zu stellen. Dass das alles in der ersten Minute meines ersten Bundesligaspiels passiert ist, ist sicher eine außergewöhnliche Situation. Aber es passte zu diesem ganz besonderen Tag. 

DFB.de: Wie war es unmittelbar nach dem Schlusspfiff?

Storks: Ich habe mich zunächst für 20 Minuten in meine Kabine zurückgezogen, weil ich einfach nur meine Ruhe haben wollte. Ich musste durchatmen und die ganze Geschichte kurz für mich selbst verarbeiten. Dann habe ich auf mein Handy geschaut und da war wirklich schon einiges eingegangen. Wenn ich heute zurückschaue, bin ich glücklich und zufrieden mit meinem Debüt – auch wenn ich es mir natürlich anders vorgestellt hatte und mir die Umstände für Felix Brych leid tun.

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