Stina Johannes: "Ich möchte mich gemeinsam mit Essen weiterentwickeln"

Der Zweite empfängt den Dritten – in der Allianz Frauen-Bundesliga steht schon am zweiten Spieltag das erste richtungsweisende Duell auf dem Programm: die SGS Essen trifft am Sonntag (ab 15 Uhr, live auf DFB-TV, Sport1 und Telekom Sport) auf den VfL Wolfsburg. Eine besondere Rolle wird Essens neue Torhüterin Stina Johannes einnehmen. Im DFB.de-Interview spricht die 18 Jahre alte Juniorennationalspielerin über ihren Wechsel zur SGS, ihre Vorgängerin Lisa Weiß und ihr anstehendes Mathe-Studium.

DFB.de: Frau Johannes, am vergangenen Wochenende haben Sie nicht nur Ihre Premiere für die SGS Essen gefeiert, sondern auch Ihr erstes Spiel in der Frauen-Bundesliga über 90 Minuten bestritten. Wie haben Sie den Tag erlebt?

Stina Johannes: Es war ein sehr schöner und aufregender Tag für mich. Gleich im ersten Spiel ein Derby beim MSV Duisburg, dazu noch ein 4:0. Viel besser hätte es kaum laufen können. Insgesamt war es echt eine schöne Erfahrung.

DFB.de: Ein rundum gelungener Auftakt also?

Johannes: Definitiv, so einen Bundesligastart wünscht sich jede Mannschaft und daran wollen wir jetzt anknüpfen. Vor dem Spiel war ich etwas aufgeregt und angespannt. Aber mit dem Anpfiff war ich einfach nur noch fokussiert und habe mich auf die Begegnung konzentriert. Alles andere konnte ich sehr gut ausblenden. Letztendlich habe ich nichts anderes gemacht, als in all den Trainingseinheiten und den Begegnungen, die ich schon absolviert habe – bis jetzt noch nicht bis auf eine Ausnahme in der Allianz Frauen-Bundesliga. Wir müssen weiterhin fokussiert bleiben und hart an unseren Zielen arbeiten. Auch ich versuche in jedem Spiel, meiner Mannschaft zu helfen und eine gute Leistung abzurufen. Ich denke, beides ist ganz gut gelungen. Aber darauf werde ich mich nun ganz sicher nicht ausruhen. Nun wartet eine ganz andere Herausforderung auf uns.

DFB.de: Ein Heimspiel gegen den Doublesieger VfL Wolfsburg.

Johannes: Da werde ich als Torhüterin sicher noch mehr im Fokus stehen. Wolfsburg ist seit Jahren die beste Mannschaft in Deutschland und nicht ohne Grund so extrem erfolgreich. Das heißt aber nicht, dass wir chancenlos sind. Bei uns muss alles passen, wir brauchen einen perfekten Tag. Wir haben ebenfalls Qualität im Kader. Wenn wir die abrufen können, ist in einem Heimspiel bestimmt etwas möglich. Wir werden alles reinhauen und alles geben. Dann können wir vielleicht etwas reißen. Das Potenzial dafür haben wir.

DFB.de: Was ist denn nach diesem beachtlichen Auftakt möglich mit Essen in dieser Saison?

Johannes: Intern haben wir uns klare Ziele gesetzt. Wir sind ein Team mit Ambitionen. In der vergangenen Saison haben wir Rang fünf belegt. Schlechter wollen wir auf jeden Fall nicht abschneiden.

DFB.de: Sie stehen erst seit diesem Sommer in Essen unter Vertrag. Wie sind Sie aufgenommen worden?

Johannes: Wirklich sehr gut. Obwohl ich wegen der U 19-Europameisterschaft verspätet ins Training eingestiegen bin, gab es überhaupt keine Probleme. Die etablierten Spielerinnen haben mich super aufgenommen. Ich fühle mich extrem wohl, das ganze Umfeld passt. Ich freue mich auf jedes Training, weil dort immer wieder neue Reize gesetzt werden und ich bin glücklich, diesen Schritt gemacht zu haben.

DFB.de: Sie sind in Essen nun die Nachfolgerin von Lisa Weiß, die in den vergangenen zehn Jahren in Essen zur absoluten Führungsspielerin aufgestiegen ist. Wie gehen Sie damit um?

Johannes: Mit Olympique Lyon hat sich Lisa für eine tolle, neue Herausforderung entschieden. Es wäre vermessen, wenn ich sagen würde, dass ich in ihre Fußstapfen treten möchte. Sie hat Begegnungen für die deutsche Nationalmannschaft bestritten und hier in Essen über Jahre herausragende Leistungen gebracht. Davor habe ich höchsten Respekt. Mir geht es darum, meinen eigenen Weg zu gehen und meine eigenen Qualitäten einzubringen. Ich möchte mich gemeinsam mit Essen weiterentwickeln.

DFB.de: Sie sind gerade 18 Jahre alt.

Johannes: Ich schätze die Philosophie des Vereins, dass die Verantwortlichen hier auch jungen Spielerinnen vertrauen. Das ist keineswegs eine Selbstverständlichkeit. Wir jungen Torhüterinnen bekommen hier eine super Chance geboten. Schon beim ersten Telefonat mit den Verantwortlichen war mir klar, dass ich diese Gelegenheit ergreifen möchte.

DFB.de: War der Wechsel aus Jena nach Essen also der logische nächste Schritt in Ihrer Karriere?

Johannes: Ja, ich denke schon. Mein Ziel und mein Traum waren es schon immer, Torhüterin in der Allianz Frauen-Bundesliga zu werden. Diese Möglichkeit habe ich nun. Jetzt muss ich mich beweisen und möchte das Vertrauen rechtfertigen.

DFB.de: Beim Blick in Ihre Vita fällt auf, dass Sie bisher alle Jugendnationalmannschaften durchlaufen haben. Welchen Stellenwert haben diese Begegnungen mit den DFB-Teams für Sie?

Johannes: Sie haben mich schon früh geprägt. Jede Einladung ist für mich ein weiterer Meilenstein in meiner Karriere. Es ist eine riesige Ehre für mich, für Deutschland zu spielen. Ich möchte mich im Verein jeden Tag ein Stückchen verbessern, um weiter im Kreis der Nationalspielerinnen dabei sein zu dürfen und diese großen Turnier erleben zu können. Gerade die U 17-Europameisterschaft im vergangenen Jahr bleibt natürlich unvergesslich.

DFB.de: Sie haben zusammen mit der DFB-Auswahl den Titel geholt. Im Halbfinale haben Sie im Elfmeterschießen vier Schüsse gehalten, im Endspiel einen weiteren.

Johannes: Dieses Turnier hat mir mal wieder gezeigt, dass es sich lohnt, all die Mühe und die viele Zeit in den Fußball zu investieren. In diesem Sommer haben wir es bei der U 19-Europameisterschaft wieder bis ins Finale geschafft. Leider haben wir dann gegen Spanien mit 0:1 verloren, das war bitter. Allerdings geht jetzt der Blick schon wieder nach vorne und mein Fokus richtet sich auf die anstehenden Maßnahmen mit der DFB-Auswahl. Mit der U 19 steht die erste Qualifikationsrunde für die Europameisterschaft im kommenden Sommer auf dem Programm. Anfang Oktober treffen wir auf den Kosovo, Estland und Nordirland. Aus diesen Begegnungen wollen wir neun Punkte holen, um den nächsten Schritt zur Europameisterschaft machen zu können.

DFB.de: Anfang Oktober beginnt auch ihr Studium. Ein ganz schön straffes Programm.

Johannes: Ja, ich freue mich darauf, dass es losgeht. Ich werde an der Universität Duisburg-Essen Mathematik studieren.

DFB.de: Warum ausgerechnet Mathematik?

Johannes: Mir lag der Umgang mit Zahlen schon immer. Ich mag Mathe.

DFB.de: Für Freizeit wird dann nicht mehr viel Zeit bleiben?

Johannes: Damit komme ich klar, darauf bin ich vorbereitet. Mein Alltag wird wohl so aussehen: morgens Training, mittags Uni, abends Training. Das ist natürlich alles sehr zeitaufwändig und intensiv. Aber das ist der Weg, für den ich mich entschieden habe. Das gehört aus meiner Sicht zum Frauenfußball einfach dazu. Während der sportlichen Karriere muss man sich ein zweites Standbein aufbauen, um später einen guten Job zu finden.

[sw]

Der Zweite empfängt den Dritten – in der Allianz Frauen-Bundesliga steht schon am zweiten Spieltag das erste richtungsweisende Duell auf dem Programm: die SGS Essen trifft am Sonntag (ab 15 Uhr, live auf DFB-TV, Sport1 und Telekom Sport) auf den VfL Wolfsburg. Eine besondere Rolle wird Essens neue Torhüterin Stina Johannes einnehmen. Im DFB.de-Interview spricht die 18 Jahre alte Juniorennationalspielerin über ihren Wechsel zur SGS, ihre Vorgängerin Lisa Weiß und ihr anstehendes Mathe-Studium.

DFB.de: Frau Johannes, am vergangenen Wochenende haben Sie nicht nur Ihre Premiere für die SGS Essen gefeiert, sondern auch Ihr erstes Spiel in der Frauen-Bundesliga über 90 Minuten bestritten. Wie haben Sie den Tag erlebt?

Stina Johannes: Es war ein sehr schöner und aufregender Tag für mich. Gleich im ersten Spiel ein Derby beim MSV Duisburg, dazu noch ein 4:0. Viel besser hätte es kaum laufen können. Insgesamt war es echt eine schöne Erfahrung.

DFB.de: Ein rundum gelungener Auftakt also?

Johannes: Definitiv, so einen Bundesligastart wünscht sich jede Mannschaft und daran wollen wir jetzt anknüpfen. Vor dem Spiel war ich etwas aufgeregt und angespannt. Aber mit dem Anpfiff war ich einfach nur noch fokussiert und habe mich auf die Begegnung konzentriert. Alles andere konnte ich sehr gut ausblenden. Letztendlich habe ich nichts anderes gemacht, als in all den Trainingseinheiten und den Begegnungen, die ich schon absolviert habe – bis jetzt noch nicht bis auf eine Ausnahme in der Allianz Frauen-Bundesliga. Wir müssen weiterhin fokussiert bleiben und hart an unseren Zielen arbeiten. Auch ich versuche in jedem Spiel, meiner Mannschaft zu helfen und eine gute Leistung abzurufen. Ich denke, beides ist ganz gut gelungen. Aber darauf werde ich mich nun ganz sicher nicht ausruhen. Nun wartet eine ganz andere Herausforderung auf uns.

DFB.de: Ein Heimspiel gegen den Doublesieger VfL Wolfsburg.

Johannes: Da werde ich als Torhüterin sicher noch mehr im Fokus stehen. Wolfsburg ist seit Jahren die beste Mannschaft in Deutschland und nicht ohne Grund so extrem erfolgreich. Das heißt aber nicht, dass wir chancenlos sind. Bei uns muss alles passen, wir brauchen einen perfekten Tag. Wir haben ebenfalls Qualität im Kader. Wenn wir die abrufen können, ist in einem Heimspiel bestimmt etwas möglich. Wir werden alles reinhauen und alles geben. Dann können wir vielleicht etwas reißen. Das Potenzial dafür haben wir.

DFB.de: Was ist denn nach diesem beachtlichen Auftakt möglich mit Essen in dieser Saison?

Johannes: Intern haben wir uns klare Ziele gesetzt. Wir sind ein Team mit Ambitionen. In der vergangenen Saison haben wir Rang fünf belegt. Schlechter wollen wir auf jeden Fall nicht abschneiden.

DFB.de: Sie stehen erst seit diesem Sommer in Essen unter Vertrag. Wie sind Sie aufgenommen worden?

Johannes: Wirklich sehr gut. Obwohl ich wegen der U 19-Europameisterschaft verspätet ins Training eingestiegen bin, gab es überhaupt keine Probleme. Die etablierten Spielerinnen haben mich super aufgenommen. Ich fühle mich extrem wohl, das ganze Umfeld passt. Ich freue mich auf jedes Training, weil dort immer wieder neue Reize gesetzt werden und ich bin glücklich, diesen Schritt gemacht zu haben.

DFB.de: Sie sind in Essen nun die Nachfolgerin von Lisa Weiß, die in den vergangenen zehn Jahren in Essen zur absoluten Führungsspielerin aufgestiegen ist. Wie gehen Sie damit um?

Johannes: Mit Olympique Lyon hat sich Lisa für eine tolle, neue Herausforderung entschieden. Es wäre vermessen, wenn ich sagen würde, dass ich in ihre Fußstapfen treten möchte. Sie hat Begegnungen für die deutsche Nationalmannschaft bestritten und hier in Essen über Jahre herausragende Leistungen gebracht. Davor habe ich höchsten Respekt. Mir geht es darum, meinen eigenen Weg zu gehen und meine eigenen Qualitäten einzubringen. Ich möchte mich gemeinsam mit Essen weiterentwickeln.

DFB.de: Sie sind gerade 18 Jahre alt.

Johannes: Ich schätze die Philosophie des Vereins, dass die Verantwortlichen hier auch jungen Spielerinnen vertrauen. Das ist keineswegs eine Selbstverständlichkeit. Wir jungen Torhüterinnen bekommen hier eine super Chance geboten. Schon beim ersten Telefonat mit den Verantwortlichen war mir klar, dass ich diese Gelegenheit ergreifen möchte.

DFB.de: War der Wechsel aus Jena nach Essen also der logische nächste Schritt in Ihrer Karriere?

Johannes: Ja, ich denke schon. Mein Ziel und mein Traum waren es schon immer, Torhüterin in der Allianz Frauen-Bundesliga zu werden. Diese Möglichkeit habe ich nun. Jetzt muss ich mich beweisen und möchte das Vertrauen rechtfertigen.

DFB.de: Beim Blick in Ihre Vita fällt auf, dass Sie bisher alle Jugendnationalmannschaften durchlaufen haben. Welchen Stellenwert haben diese Begegnungen mit den DFB-Teams für Sie?

Johannes: Sie haben mich schon früh geprägt. Jede Einladung ist für mich ein weiterer Meilenstein in meiner Karriere. Es ist eine riesige Ehre für mich, für Deutschland zu spielen. Ich möchte mich im Verein jeden Tag ein Stückchen verbessern, um weiter im Kreis der Nationalspielerinnen dabei sein zu dürfen und diese großen Turnier erleben zu können. Gerade die U 17-Europameisterschaft im vergangenen Jahr bleibt natürlich unvergesslich.

DFB.de: Sie haben zusammen mit der DFB-Auswahl den Titel geholt. Im Halbfinale haben Sie im Elfmeterschießen vier Schüsse gehalten, im Endspiel einen weiteren.

Johannes: Dieses Turnier hat mir mal wieder gezeigt, dass es sich lohnt, all die Mühe und die viele Zeit in den Fußball zu investieren. In diesem Sommer haben wir es bei der U 19-Europameisterschaft wieder bis ins Finale geschafft. Leider haben wir dann gegen Spanien mit 0:1 verloren, das war bitter. Allerdings geht jetzt der Blick schon wieder nach vorne und mein Fokus richtet sich auf die anstehenden Maßnahmen mit der DFB-Auswahl. Mit der U 19 steht die erste Qualifikationsrunde für die Europameisterschaft im kommenden Sommer auf dem Programm. Anfang Oktober treffen wir auf den Kosovo, Estland und Nordirland. Aus diesen Begegnungen wollen wir neun Punkte holen, um den nächsten Schritt zur Europameisterschaft machen zu können.

DFB.de: Anfang Oktober beginnt auch ihr Studium. Ein ganz schön straffes Programm.

Johannes: Ja, ich freue mich darauf, dass es losgeht. Ich werde an der Universität Duisburg-Essen Mathematik studieren.

DFB.de: Warum ausgerechnet Mathematik?

Johannes: Mir lag der Umgang mit Zahlen schon immer. Ich mag Mathe.

DFB.de: Für Freizeit wird dann nicht mehr viel Zeit bleiben?

Johannes: Damit komme ich klar, darauf bin ich vorbereitet. Mein Alltag wird wohl so aussehen: morgens Training, mittags Uni, abends Training. Das ist natürlich alles sehr zeitaufwändig und intensiv. Aber das ist der Weg, für den ich mich entschieden habe. Das gehört aus meiner Sicht zum Frauenfußball einfach dazu. Während der sportlichen Karriere muss man sich ein zweites Standbein aufbauen, um später einen guten Job zu finden.