Stephanie Bunte: Das Phantom des VfL Wolfsburg

Bunte ist den typischen Weg gegangen, den so viele Fußballerinnen nehmen müssen, die aus der Provinz kommen. Mit einer Freundin hat sie bei einem kleinen Dorfverein mit dem Kicken begonnen, beim SC Concordia Scharmede. Danach hat sie für den SC Upsprunge und den SV 21 Büren gespielt. Immer zusammen mit Jungs in einer Mannschaft. "Das war sicherlich gut für meine Entwicklung, so habe ich gelernt robust zu sein und mich durchzusetzen", sagt Bunte.

Erst 2005 wurde es professionell als sie zum Zweitligisten FC Gütersloh 2000 wechselte. 2008 kam dann der große, der entscheidende, der richtungsweisende Schritt nach Wolfsburg. Denn dort ist sie schon längst kein Phantom mehr.

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Stephanie Bunte ist ein Phantom. Oft unscheinbar, fast unsichtbar, gleichzeitig immer extrem wichtig, sehr wertvoll. Wer etwas über die Abwehrspielerin des VfL Wolfsburg erfahren möchte, dem hilft ein Blick ins Internet nicht viel. Dort findet man nur die üblichen Angaben. Ein Wikipedia-Eintrag, Geburtsdatum, bisherige Vereine, nichts Persönliches. Dabei ist die Vita der 26-Jährigen durchaus beeindruckend.

Seit 2008 ist Bunte bei dem Klub aus Niedersachsen. Sie ist also gekommen, als der Wolfsburger Stern im Frauenfußball noch nicht auf der ganzen Welt erstrahlte. Der VfL dümpelte im Mittelfeld der Bundesliga herum, zwischen dem fünften und dem achten Platz. "Es war damals nicht abzusehen, dass sich das so entwickeln würde", sagt Bunte. "Aber ich bin stolz darauf, Teil davon zu sein."

Auch dank der gebürtigen Paderbornerin zählen die Wolfsburgerinnen längst zur absoluten Spitzengruppe der Allianz Frauen-Bundesliga. Drei Spieltage stehen noch auf dem Programm. Die Rechnung ist einfach: Drei Siege, und der VfL ist Deutscher Meister. Zum dritten Mal in Folge. Allerdings ist dafür ein Erfolg beim FF USV Jena (Sonntag 14 Uhr) absolute Voraussetzung. Denn eines ist klar – der kleinste Ausrutscher hat enorme Konsequenzen und kann alle Titelträume zerstören.

Der Blick geht von Spiel zu Spiel

Allerdings ist es nicht so, dass die Wolfsburgerinnen ihre gesamte Konzentration auf die deutsche Meisterschaft richten könnten. Sie sind ja auch noch aussichtsreich in der Champions League vertreten, dazu stehen sie im Endspiel des DFB-Pokals. "Es bringt nichts, jetzt weit nach vorne zu schauen. Für uns ist immer das nächste Spiel das wichtigste", sagt Bunte. Und das ist eben das Duell in Jena am Sonntag und das Aufeinandertreffen mit Herford am kommenden Mittwoch. Alles weitere muss warten.

"Die Belastung derzeit ist enorm", betont Bunte, "aber das Trainerteam achtet darauf, dass wir genügend Regenerationsphasen bekommen." Für Bunte ist das keine außergewöhnliche Situation. Sie war schließlich dabei, als die Wolfsburgerinnen 2013 den großen Triumph gefeiert haben. Das Triple, Deutsche Meisterschaft, DFB-Pokal, Champions League.

"Das war herausragend für uns alle. Man kann es noch immer nicht richtig in Worte fassen, was vor zwei Jahren passiert ist." Wer nach den Protagonisten des kleinen Wunders fragt, der bekommt als Antwort Namen wie Alex Popp, Nadine Keßler, Lena Goeßling. Aber eben nicht Stephanie Bunte. Sie sagt nur: "Ich muss nicht im Mittelpunkt stehen, dafür bin ich nicht der Typ. Diese Rolle können gerne andere übernehmen, damit hab ich kein Problem."

Dabei hat die Defensivspezialistin inzwischen über 150 Spiele für den VfL bestritten. Trainer Ralf Kellermann kennt die Qualitäten seiner Spielerin natürlich ganz genau. Nicht ohne Grund hat der 46-Jährige den Vertrag mit Bunte vorzeitig bis zum Sommer 2016 verlängert. Wer verzichtet schon gerne auf Zuverlässigkeit, auf Konstanz?

Bunte: "Wir sind beim VfL wie eine kleine Familie"

"Stephanie verhält sich immer absolut vorbildlich", lobt Kellermann. "Sie gehört zu den Spielerinnen, auf die man immer hundert Prozent zählen kann." Bunte hört solche Komplimente natürlich gerne. Es bestätigt sie in ihrer Meinung, dass ein Vereinswechsel gar kein Thema ist: "Wir sind beim VfL wie eine kleine Familie, ich fühle mich total wohl. Außerdem habe ich hier meinen Freundeskreis. Und ich habe es auch nicht weit nach Hause."

Bunte ist den typischen Weg gegangen, den so viele Fußballerinnen nehmen müssen, die aus der Provinz kommen. Mit einer Freundin hat sie bei einem kleinen Dorfverein mit dem Kicken begonnen, beim SC Concordia Scharmede. Danach hat sie für den SC Upsprunge und den SV 21 Büren gespielt. Immer zusammen mit Jungs in einer Mannschaft. "Das war sicherlich gut für meine Entwicklung, so habe ich gelernt robust zu sein und mich durchzusetzen", sagt Bunte.

Erst 2005 wurde es professionell als sie zum Zweitligisten FC Gütersloh 2000 wechselte. 2008 kam dann der große, der entscheidende, der richtungsweisende Schritt nach Wolfsburg. Denn dort ist sie schon längst kein Phantom mehr.