Stein: "Cottbus geht einen anderen Weg"

Seit sechs Spielen wartet der so gut in die Saison gestartete FC Energie Cottbus in der 3. Liga auf einen Sieg. Das Heimspiel gegen den Karlsruher SC heute (ab 14 Uhr, live im SWR und bei Telekom Sport) bietet dem Drittliga-Aufsteiger die Möglichkeit, diese Durststrecke zu beenden. Als Kapitän steht Marc Stein besonders in der Verantwortung. Zumal der 33-Jährige zu den erfahrensten Kräften von Cottbus gehört. Früher spielte Stein für Hansa Rostock und Hertha BSC sogar in der Bundesliga. Im aktuellen DFB.de-Interview spricht der Innenverteidiger mit Mitarbeiter Oliver Jensen über die Situation von Energie Cottbus und blickt zudem auf seine Zeit in der Bundesliga zurück.

DFB.de: Herr Stein, nach dem hervorragenden Saisonstart mit zwei Siegen wartet Energie Cottbus nun bereits seit sechs Spielen auf einen Sieg. Was hat der Mannschaft in den letzten Spielen gefehlt?

Marc Stein: Es ist typisch für einen Aufsteiger, dass zu Saisonbeginn die Euphorie da ist und auch die Ergebnisse stimmen. Aber dann kehrt auch ein Stück weit Normalität ein. Man muss sich jeden Sieg hart erarbeiten. Natürlich haben wir einen gewissen Negativtrend. Wichtig ist aber, dass wir aus den ersten beiden Saisonspielen die Erkenntnis gezogen haben, dass gute Leistungen auch mit guten Ergebnissen belohnt werden.

DFB.de: In den letzten drei Partien gelang nicht einmal ein Tor. Warum funktioniert die Offensive nicht, obwohl man in Streli Mamba einen hochveranlagten Stürmer hat?

Stein: Wir hatten auch in diesen Spielen gute Passagen und genügend Tormöglichkeiten. Uns fehlten allerdings die letzte Überzeugung und der letzte Pass.

DFB.de: Heute treffen Sie nun auf den Karlsruher SC, mit dem Sie sich bereits zu Bundesliga-Zeiten duelliert haben. Wie schätzen Sie den KSC ein?

Stein: Karlsruhe hat eine sehr gefestigte Mannschaft, die vor allem in der Defensive gut organisiert ist. Das ist typisch für die Mannschaften von Alois Schwartz. Sie haben im Umschaltspiel sehr hohe Qualitäten. Wir fahren dort als Aufsteiger hin, wollen ein gutes Spiel abliefern und die Partie bis zum Schluss offen halten.

DFB.de: Trainer Claus-Dieter Wollitz sorgt sich um die Zukunft von Energie Cottbus im Profifußball, weil der Verein nur geringe finanzielle Möglichkeiten hat. Wie beurteilen Sie die Situation?

Stein: Es ist richtig, dass die Mittel hier nicht aus dem Boden wachsen. Das ist in dieser Region und aufgrund der wirtschaftlichen Situation auch völlig normal. Ich denke aber, dass aus den vorhandenen Möglichkeiten im sportlichen Bereich viel gemacht wurde. Letztendlich haben fast alle Drittligisten nur sehr begrenzte Mittel. Geld im Überfluss ist nirgendwo vorhanden. Trotzdem haben wir hier professionelle Bedingungen, die sich mindestens auf dem Niveau eines Zweitligisten bewegen.

DFB.de: Aber?

Stein: Aber wir gehen einen anderen Weg als andere Vereine. Andere kaufen sich Qualität von außen dazu. Diese Möglichkeiten haben wir nicht. Daher legen wir den Fokus darauf, die eigene Entwicklung zu fördern. Das hat aber auch einen Vorteil: Wenn man die Spieler selber ausbildet, kann man diese auch besser einschätzen.

DFB.de: Ist sich das Umfeld bewusst, dass man aufgrund der Gegebenheiten eher ein Abstiegs- als ein Aufstiegskandidat ist? Oder steckt noch immer die Bundesliga-Vergangenheit in den Köpfen der Fans?

Stein: Natürlich ist die Tradition dieses Vereins in den Köpfen der Menschen verankert. Jeder würde sich freuen, wenn dieser Verein wieder in der Bundesliga spielen würde. Aber das ist Wunschdenken. Wir müssen Schritt für Schritt denken. Der nächste Schritt ist es, in der 3. Liga zu bleiben und uns in dieser Spielklasse zu etablieren.

DFB.de: Zum Saisonende laufen ein Großteil der Verträge aus – unter anderem auch Ihrer. Wollitz hat Ihren Namen genannt, weil es vermutlich schwer wird, Sie in Cottbus zu halten. Wie sehen Ihre Planungen über den Sommer 2019 hinaus aus?

Stein: Bis dahin ist noch viel Zeit. Das Tagesgeschäft hat erst einmal Priorität. Ich kann nur so viel sagen: Ich habe mich vor gut zwei Jahren nicht ohne Grund dafür entschieden, diesen Weg mit dem Verein zu gehen. Wenn die Möglichkeiten da sind, um die Entwicklung weiterzugehen, und ich dabei eine gewisse Aufgabe übernehmen und nachhaltig etwas bewirken kann, wäre ich der Letzte, der dazu nein sagen würde.

DFB.de: Sie haben für Hansa Rostock und Hertha BSC 71 Spiele in der Bundesliga absolviert. Das liegt nun allerdings mehr als acht Jahre zurück. Hatte Sie der Abstieg der Hertha im Jahre 2010 und Ihre zwischenzeitliche Verletzung letztendlich die Bundesliga-Karriere gekostet?

Stein: Ich war bei Hertha verletzungsbedingt fast ein ganzes Jahr raus. In dieser Zeit gab es drei verschiedene Trainer. Ob die Verletzung der Grund dafür war, dass ich meine Karriere nicht in der Bundesliga fortführen konnte, ist müßig zu diskutieren. Ich bin einfach froh, dort viele Erfahrungen gesammelt und unter sehr guten Trainern gespielt zu haben. Lucien Favre habe ich zum Beispiel sehr viel zu verdanken – gerade im taktischen Bereich. Und dass er ein herausragender Trainer ist, hat sich erst am Mittwochenabend beim 7:0 von Borussia Dortmund gegen Nürnberg gezeigt.

DFB.de: An welches Bundesligaspiel denken Sie besonders gerne zurück? Vielleicht an den Sieg mit Hertha BSC gegen den FC Bayern München im Februar 2009?

Stein: Es gab viele schöne Spiele. Der Sieg gegen die Bayern gehört sicherlich dazu. Aber ich denke auch sehr gerne an die internationalen Spiele zurück – zum Beispiel an die Partie gegen Galatasaray Istanbul im Olympiastadion vor gefühlt 60.000 Türken. Auch das Spiel bei Olympiakos Piräus war eine interessante Erfahrung, weil dort eine besondere Stimmung herrschte.

DFB.de: Als Sie 2016 den Schritt zu Cottbus gemacht haben, spielte der Verein noch in der Regionalliga. Ist das Leben als Fußballspieler in der 4. ein völlig anderes als in der Bundesliga?

Stein: Das Tagesgeschäft und die Abläufe sind identisch. Man bereitet sich auf ein Spiel vor und möchte am Wochenende drei Punkte holen. Nur der öffentliche Fokus ist ein völlig anderer. Es ist eine gewisse Umstellung, nicht mehr vor 60.000 oder 70.000 Leuten zu spielen, sondern vielleicht einmal nur vor 1500. Da hat man keine große Gänsehaut wie in der Bundesliga. Die Motivation ist zunächst eine andere. Aber für mich stand hier ohnehin nie die Liga im Vordergrund, sondern die Aufgabe, den Verein weiterzuentwickeln.

[oj]

Seit sechs Spielen wartet der so gut in die Saison gestartete FC Energie Cottbus in der 3. Liga auf einen Sieg. Das Heimspiel gegen den Karlsruher SC heute (ab 14 Uhr, live im SWR und bei Telekom Sport) bietet dem Drittliga-Aufsteiger die Möglichkeit, diese Durststrecke zu beenden. Als Kapitän steht Marc Stein besonders in der Verantwortung. Zumal der 33-Jährige zu den erfahrensten Kräften von Cottbus gehört. Früher spielte Stein für Hansa Rostock und Hertha BSC sogar in der Bundesliga. Im aktuellen DFB.de-Interview spricht der Innenverteidiger mit Mitarbeiter Oliver Jensen über die Situation von Energie Cottbus und blickt zudem auf seine Zeit in der Bundesliga zurück.

DFB.de: Herr Stein, nach dem hervorragenden Saisonstart mit zwei Siegen wartet Energie Cottbus nun bereits seit sechs Spielen auf einen Sieg. Was hat der Mannschaft in den letzten Spielen gefehlt?

Marc Stein: Es ist typisch für einen Aufsteiger, dass zu Saisonbeginn die Euphorie da ist und auch die Ergebnisse stimmen. Aber dann kehrt auch ein Stück weit Normalität ein. Man muss sich jeden Sieg hart erarbeiten. Natürlich haben wir einen gewissen Negativtrend. Wichtig ist aber, dass wir aus den ersten beiden Saisonspielen die Erkenntnis gezogen haben, dass gute Leistungen auch mit guten Ergebnissen belohnt werden.

DFB.de: In den letzten drei Partien gelang nicht einmal ein Tor. Warum funktioniert die Offensive nicht, obwohl man in Streli Mamba einen hochveranlagten Stürmer hat?

Stein: Wir hatten auch in diesen Spielen gute Passagen und genügend Tormöglichkeiten. Uns fehlten allerdings die letzte Überzeugung und der letzte Pass.

DFB.de: Heute treffen Sie nun auf den Karlsruher SC, mit dem Sie sich bereits zu Bundesliga-Zeiten duelliert haben. Wie schätzen Sie den KSC ein?

Stein: Karlsruhe hat eine sehr gefestigte Mannschaft, die vor allem in der Defensive gut organisiert ist. Das ist typisch für die Mannschaften von Alois Schwartz. Sie haben im Umschaltspiel sehr hohe Qualitäten. Wir fahren dort als Aufsteiger hin, wollen ein gutes Spiel abliefern und die Partie bis zum Schluss offen halten.

DFB.de: Trainer Claus-Dieter Wollitz sorgt sich um die Zukunft von Energie Cottbus im Profifußball, weil der Verein nur geringe finanzielle Möglichkeiten hat. Wie beurteilen Sie die Situation?

Stein: Es ist richtig, dass die Mittel hier nicht aus dem Boden wachsen. Das ist in dieser Region und aufgrund der wirtschaftlichen Situation auch völlig normal. Ich denke aber, dass aus den vorhandenen Möglichkeiten im sportlichen Bereich viel gemacht wurde. Letztendlich haben fast alle Drittligisten nur sehr begrenzte Mittel. Geld im Überfluss ist nirgendwo vorhanden. Trotzdem haben wir hier professionelle Bedingungen, die sich mindestens auf dem Niveau eines Zweitligisten bewegen.

DFB.de: Aber?

Stein: Aber wir gehen einen anderen Weg als andere Vereine. Andere kaufen sich Qualität von außen dazu. Diese Möglichkeiten haben wir nicht. Daher legen wir den Fokus darauf, die eigene Entwicklung zu fördern. Das hat aber auch einen Vorteil: Wenn man die Spieler selber ausbildet, kann man diese auch besser einschätzen.

DFB.de: Ist sich das Umfeld bewusst, dass man aufgrund der Gegebenheiten eher ein Abstiegs- als ein Aufstiegskandidat ist? Oder steckt noch immer die Bundesliga-Vergangenheit in den Köpfen der Fans?

Stein: Natürlich ist die Tradition dieses Vereins in den Köpfen der Menschen verankert. Jeder würde sich freuen, wenn dieser Verein wieder in der Bundesliga spielen würde. Aber das ist Wunschdenken. Wir müssen Schritt für Schritt denken. Der nächste Schritt ist es, in der 3. Liga zu bleiben und uns in dieser Spielklasse zu etablieren.

DFB.de: Zum Saisonende laufen ein Großteil der Verträge aus – unter anderem auch Ihrer. Wollitz hat Ihren Namen genannt, weil es vermutlich schwer wird, Sie in Cottbus zu halten. Wie sehen Ihre Planungen über den Sommer 2019 hinaus aus?

Stein: Bis dahin ist noch viel Zeit. Das Tagesgeschäft hat erst einmal Priorität. Ich kann nur so viel sagen: Ich habe mich vor gut zwei Jahren nicht ohne Grund dafür entschieden, diesen Weg mit dem Verein zu gehen. Wenn die Möglichkeiten da sind, um die Entwicklung weiterzugehen, und ich dabei eine gewisse Aufgabe übernehmen und nachhaltig etwas bewirken kann, wäre ich der Letzte, der dazu nein sagen würde.

DFB.de: Sie haben für Hansa Rostock und Hertha BSC 71 Spiele in der Bundesliga absolviert. Das liegt nun allerdings mehr als acht Jahre zurück. Hatte Sie der Abstieg der Hertha im Jahre 2010 und Ihre zwischenzeitliche Verletzung letztendlich die Bundesliga-Karriere gekostet?

Stein: Ich war bei Hertha verletzungsbedingt fast ein ganzes Jahr raus. In dieser Zeit gab es drei verschiedene Trainer. Ob die Verletzung der Grund dafür war, dass ich meine Karriere nicht in der Bundesliga fortführen konnte, ist müßig zu diskutieren. Ich bin einfach froh, dort viele Erfahrungen gesammelt und unter sehr guten Trainern gespielt zu haben. Lucien Favre habe ich zum Beispiel sehr viel zu verdanken – gerade im taktischen Bereich. Und dass er ein herausragender Trainer ist, hat sich erst am Mittwochenabend beim 7:0 von Borussia Dortmund gegen Nürnberg gezeigt.

DFB.de: An welches Bundesligaspiel denken Sie besonders gerne zurück? Vielleicht an den Sieg mit Hertha BSC gegen den FC Bayern München im Februar 2009?

Stein: Es gab viele schöne Spiele. Der Sieg gegen die Bayern gehört sicherlich dazu. Aber ich denke auch sehr gerne an die internationalen Spiele zurück – zum Beispiel an die Partie gegen Galatasaray Istanbul im Olympiastadion vor gefühlt 60.000 Türken. Auch das Spiel bei Olympiakos Piräus war eine interessante Erfahrung, weil dort eine besondere Stimmung herrschte.

DFB.de: Als Sie 2016 den Schritt zu Cottbus gemacht haben, spielte der Verein noch in der Regionalliga. Ist das Leben als Fußballspieler in der 4. ein völlig anderes als in der Bundesliga?

Stein: Das Tagesgeschäft und die Abläufe sind identisch. Man bereitet sich auf ein Spiel vor und möchte am Wochenende drei Punkte holen. Nur der öffentliche Fokus ist ein völlig anderer. Es ist eine gewisse Umstellung, nicht mehr vor 60.000 oder 70.000 Leuten zu spielen, sondern vielleicht einmal nur vor 1500. Da hat man keine große Gänsehaut wie in der Bundesliga. Die Motivation ist zunächst eine andere. Aber für mich stand hier ohnehin nie die Liga im Vordergrund, sondern die Aufgabe, den Verein weiterzuentwickeln.

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