Stadionjäger auf Sammelentzug

Groundhopper bereisen die Welt, um Fußball zu sehen. Sie sammeln besuchte Stadien wie andere Briefmarken oder Modellautos. So kommen teilweise 300 Spiele im Jahr zusammen. Doch in Zeiten der Coronakrise müssen auch die größten Enthusiasten unten ihnen zurückstecken.

Für Fan Club-Mitglied Markus Menninger hätten es die Länderpunkte 94 und 95 werden sollen. Alles war genau geplant. Indien gegen Katar in Bhubaneswar und Nepal gegen Australien in Kathmandu. Zwischendurch außerdem noch ein Tagesausflug zum Taj Mahal und einen Hubschrauberflug über das Himalaya-Gebirge. "Alles gecancelt", sagt Mecky, wie er nur von allen genannt wird, und zuckt mit den Schultern, "da hilft nur in Erinnerungen zu schwelgen."

Und Erinnerungen hat der 54-Jährige zu Genüge vorzuweisen. Für seine Groundhopper-Touren hat er schon über eine Millionen Reisekilometer in den Knochen – also etwa 25 Mal die Welt umrundet. "Da sind so einige Abenteuer zusammengekommen", sagt Mecky während er in seinem zum Homeoffice umfunktionierten Fußballzimmer zwischen Wimpeln, Fahnen und Mitbringseln aus aller Welt verschiedene Fotos von seiner Karibik-Tour im November 2019 sortiert.

Respekt vor dem Virus

Der detailverliebte Franke liebt es, zu planen. Wie komme ich von A nach B? Macht Zug, Flugzeug, Auto oder doch die Fähre am meisten Sinn? Was ist die beste Variante? All diese Herausforderungen fehlen ihm besonders. "Aber ich verstehe die Situation natürlich. Es ist wichtig, dass wir dem Virus mit dem nötigen Respekt entgegentreten", sagt Mecky, der unter anderem auch eine sechstägige Tour nach Spanien und seine Planung für die Europameisterschaft stornieren muss.

Ähnlich geht es Sascha Kohnke. Der 47-Jährige hatte mit seinem Sohn Finn die komplette EURO durchgeplant. Vier Vorrundenspiele, zwei Achtel- und Viertelfinalspiele sowie die beiden Halbfinals und das Endspiel - Rom, München, Bukarest, Dublin, St. Petersburg und London. "Alles für die Katz", seufzt Sascha, der auf dem einen oder anderen Euro sitzen bleiben wird. "Wir werden unsere Methoden in Zukunft ein bisschen umstellen müssen. Zum elften Mal nach London oder Madrid werden wir uns dann verkneifen. Dafür richten wir unseren Fokus mehr auf neue Länderpunkte."

Da war die Groundhopping-Welt noch in Ordnung

Im Februar flog das Duo noch gemeinsam nach Malta und Mazedonien. "Da war die Groundhopping-Welt noch in Ordnung", so das Fan Club-Mitglied. Im September sollte es dann weiter nach Argentinien und Uruguay gehen. Derzeit ist noch ungewiss, ob die zwei die Reise antreten können. "Wir müssen einfach abwarten, ob sich die Lage bis dahin beruhigt hat", erläutert Sascha.

Ratlos ist auch Thorsten Mankel, der sonst rund 300 Spiele im Jahr besucht. Diese Zahl wird er 2020 nicht erreichen. Ein Spiel hatte der 49-Jährige in Nordkorea anvisiert, womit er einen besonders herausfordernden Länderpunkt von seiner Liste hätte streichen können. Kurz vor der EURO wollte er über China in den weitestgehend isolierten Staat einreisen. "Das Thema hatte sich für mich leider schnell erledigt", sagt Thorsten, der damit weiterhin auf seinen 74. Länderpunkt warten muss.

Das Warten auf den emotionalen Moment

Robert Hofmann hat neue Länderpunkte noch nicht abgehakt. Ob er seine für Oktober geplante Reise nach Sansibar und Tansania wie geplant umsetzen kann, steht derzeit allerdings noch in den Sternen. Die Absage der EURO betrifft seine Planung zwar auch, aber Frust schiebt er nicht. Vielmehr zeigt sich Robert begeistert, wie Fans und Vereine mit der Situation umgehen: "Virtuelle Eintrittskarten oder Bratwürste - die Menschen sind so kreativ und kreieren tolle Aktionen. Der Moment, wenn endlich wieder der Ball rollt, wird für alle emotional."

Bis dieser Tag erreicht ist, analysiert Mecky bereits spannende mögliche Ziele mit abenteuerlichen Routen für die Zukunft. "Das ist meine Form der Beschäftigungstherapie", sagt er und lacht, "Trübsal blasen macht doch keinen Sinn." Im Gegenteil: Bei Mecky steigt die Vorfreude auf den Tag X nur umso mehr. Sein 100. Länderpunkt ist nicht mehr fern. Ob die magische Marke in diesem, nächsten oder übernächstem Jahr fällt, ist für Mecky zweitrangig. Er bekräftigt: "Hauptsache wir haben irgendwann wieder alle genau den Spaß am Fußball und Reisen, den er uns immer gegeben hat."

[jh]

Groundhopper bereisen die Welt, um Fußball zu sehen. Sie sammeln besuchte Stadien wie andere Briefmarken oder Modellautos. So kommen teilweise 300 Spiele im Jahr zusammen. Doch in Zeiten der Coronakrise müssen auch die größten Enthusiasten unten ihnen zurückstecken.

Für Fan Club-Mitglied Markus Menninger hätten es die Länderpunkte 94 und 95 werden sollen. Alles war genau geplant. Indien gegen Katar in Bhubaneswar und Nepal gegen Australien in Kathmandu. Zwischendurch außerdem noch ein Tagesausflug zum Taj Mahal und einen Hubschrauberflug über das Himalaya-Gebirge. "Alles gecancelt", sagt Mecky, wie er nur von allen genannt wird, und zuckt mit den Schultern, "da hilft nur in Erinnerungen zu schwelgen."

Und Erinnerungen hat der 54-Jährige zu Genüge vorzuweisen. Für seine Groundhopper-Touren hat er schon über eine Millionen Reisekilometer in den Knochen – also etwa 25 Mal die Welt umrundet. "Da sind so einige Abenteuer zusammengekommen", sagt Mecky während er in seinem zum Homeoffice umfunktionierten Fußballzimmer zwischen Wimpeln, Fahnen und Mitbringseln aus aller Welt verschiedene Fotos von seiner Karibik-Tour im November 2019 sortiert.

Respekt vor dem Virus

Der detailverliebte Franke liebt es, zu planen. Wie komme ich von A nach B? Macht Zug, Flugzeug, Auto oder doch die Fähre am meisten Sinn? Was ist die beste Variante? All diese Herausforderungen fehlen ihm besonders. "Aber ich verstehe die Situation natürlich. Es ist wichtig, dass wir dem Virus mit dem nötigen Respekt entgegentreten", sagt Mecky, der unter anderem auch eine sechstägige Tour nach Spanien und seine Planung für die Europameisterschaft stornieren muss.

Ähnlich geht es Sascha Kohnke. Der 47-Jährige hatte mit seinem Sohn Finn die komplette EURO durchgeplant. Vier Vorrundenspiele, zwei Achtel- und Viertelfinalspiele sowie die beiden Halbfinals und das Endspiel - Rom, München, Bukarest, Dublin, St. Petersburg und London. "Alles für die Katz", seufzt Sascha, der auf dem einen oder anderen Euro sitzen bleiben wird. "Wir werden unsere Methoden in Zukunft ein bisschen umstellen müssen. Zum elften Mal nach London oder Madrid werden wir uns dann verkneifen. Dafür richten wir unseren Fokus mehr auf neue Länderpunkte."

Da war die Groundhopping-Welt noch in Ordnung

Im Februar flog das Duo noch gemeinsam nach Malta und Mazedonien. "Da war die Groundhopping-Welt noch in Ordnung", so das Fan Club-Mitglied. Im September sollte es dann weiter nach Argentinien und Uruguay gehen. Derzeit ist noch ungewiss, ob die zwei die Reise antreten können. "Wir müssen einfach abwarten, ob sich die Lage bis dahin beruhigt hat", erläutert Sascha.

Ratlos ist auch Thorsten Mankel, der sonst rund 300 Spiele im Jahr besucht. Diese Zahl wird er 2020 nicht erreichen. Ein Spiel hatte der 49-Jährige in Nordkorea anvisiert, womit er einen besonders herausfordernden Länderpunkt von seiner Liste hätte streichen können. Kurz vor der EURO wollte er über China in den weitestgehend isolierten Staat einreisen. "Das Thema hatte sich für mich leider schnell erledigt", sagt Thorsten, der damit weiterhin auf seinen 74. Länderpunkt warten muss.

Das Warten auf den emotionalen Moment

Robert Hofmann hat neue Länderpunkte noch nicht abgehakt. Ob er seine für Oktober geplante Reise nach Sansibar und Tansania wie geplant umsetzen kann, steht derzeit allerdings noch in den Sternen. Die Absage der EURO betrifft seine Planung zwar auch, aber Frust schiebt er nicht. Vielmehr zeigt sich Robert begeistert, wie Fans und Vereine mit der Situation umgehen: "Virtuelle Eintrittskarten oder Bratwürste - die Menschen sind so kreativ und kreieren tolle Aktionen. Der Moment, wenn endlich wieder der Ball rollt, wird für alle emotional."

Bis dieser Tag erreicht ist, analysiert Mecky bereits spannende mögliche Ziele mit abenteuerlichen Routen für die Zukunft. "Das ist meine Form der Beschäftigungstherapie", sagt er und lacht, "Trübsal blasen macht doch keinen Sinn." Im Gegenteil: Bei Mecky steigt die Vorfreude auf den Tag X nur umso mehr. Sein 100. Länderpunkt ist nicht mehr fern. Ob die magische Marke in diesem, nächsten oder übernächstem Jahr fällt, ist für Mecky zweitrangig. Er bekräftigt: "Hauptsache wir haben irgendwann wieder alle genau den Spaß am Fußball und Reisen, den er uns immer gegeben hat."

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