St.-Pauli-Trainer Hoose: "Limits selbst setzen"

Die U 17 des FC St. Pauli überwintert in der Staffel Nord/Nordost der B-Junioren-Bundesliga überraschend auf Platz zwei. Trainiert werden die Kiezkicker seit Saisonbeginn von Benny Hoose, der an der Universität in Köln und an der Sporthochschule Englisch und Sport auf Lehramt studierte. Im DFB.de-Interview spricht der 32 Jahre alte Familienvater mit Mitarbeiter Peter Haidinger über sein Team.

DFB.de: Ihre Mannschaft startet in der Staffel Nord/Nordost der B-Junioren-Bundesliga als Tabellenzweiter in das neue Jahr. Mal ehrlich: Wie sehr sind Sie selbst vom bisherigen Saisonverlauf überrascht, Herr Hoose?

Benny Hoose: Ich bin vom Saisonverlauf schon positiv überrascht. Unser guter Start hatte uns dabei ein wenig in die Karten gespielt und bei den Jungs eine Welle ausgelöst, auf der wir jetzt weiter reiten wollen. Das Selbstvertrauen war nach den Auftakterfolgen gegen Hertha 03 Zehlendorf und den FC Hansa Rostock direkt groß. Wir konnten uns ein Hoch erarbeiten, waren im Flow. Ich wusste aber auch schon vorher, dass in dieser Mannschaft sehr viel Potenzial schlummert.

DFB.de: Was hat das Team bis zur Winterpause so stark gemacht?

Hoose: Die mannschaftliche Geschlossenheit ist bemerkenswert. Das Verständnis bei den Jungs, dass es beim FC St. Pauli nur zusammen geht, haben viele Spieler verinnerlicht. Außerdem haben wir auf dieser Grundlage bislang außerordentlich mutig gegen den Ball gearbeitet. Das ist aus meiner Sicht das entscheidende Attribut, wenn man als vermeintlicher Underdog in eine Saison geht, um sich dann nach Möglichkeit in einen Rausch zu spielen.

DFB.de: Wie würden Sie die besonderen Qualitäten Ihrer Mannschaft beschreiben?

Hoose: Mittlerweile hat sich im Team eine gewisse Gier entwickelt. Wir haben in der Offensive eine Wildheit, die bei gleichzeitiger defensiver Stabilität noch nicht auf konstant höchstem Niveau performt, aber immer für mindestens ein, zwei oder mehr Tore gut ist. Vor allem haben wir nur sechs Gegentore in zehn Spielen kassiert, was auch für sich spricht.

DFB.de: Am 12. Februar startet mit der Nachholpartie bei RB Leipzig wieder der Spielbetrieb. Was nehmen Sie sich für den Saisonendspurt vor?

Hoose: Unser sportliches Ziel zum Saisonstart war der Klassenverbleib. Die Jungs dürfen sich jetzt die höchsten Ziele stecken. Wir befinden uns in einer komfortablen Situation, werden nichts mehr mit dem Abstieg zu tun haben. Die Jungs sollen sich ihre Limits selbst setzen.

DFB.de: Oliver Reiß, Trainer des souveränen Spitzenreiters Hertha BSC, nannte den FC St. Pauli als einen der stärksten Konkurrenten im Titelrennen. Wie sehr ehrt Sie das?

Hoose: Es ist schön zu hören, das bestätigt uns positiv, aber gleichzeitig können wir die aktuelle Tabellensituation auch richtig lesen. Wir liegen elf Punkte hinter Hertha, haben aber nur drei Zähler Vorsprung auf den Tabellenachten. Seine Aussage fußt wohl darauf, wie wir Fußball spielen. Es wäre schön, wenn der neutrale Zuschauer unser mutiges Spiel in jeder Phase erkennt. Also, das freut uns. Gleichzeitig bedeutet das auch, dass wir einen gestiegenen Anspruch an uns selbst haben, dem wir auch gerecht werden wollen.

DFB.de: Worauf wird es ankommen, um bis zum Saisonende ganz oben mitzuspielen?

Hoose: Dass wir in den ganz engen Spielen gegen die Topteams der Liga und in den Partien gegen die vermeintlich leichteren Gegner konstant Punkte einfahren. Es wird Rückschläge geben und es wird spannend sein, zu sehen, wie stabil und mit wieviel Mut jeder Spieler darauf reagieren wird. Für den Einzelnen bedeutet das die große Chance, sich auf einer neuen Entwicklungsstufe zu beweisen - unter dem eigenen Erwartungsdruck zu performen.

DFB.de: Wie sehr färben die Erfolge der Profis in der 2. Bundesliga und im DFB-Pokal auf den Nachwuchs ab?

Hoose: Man merkt schon, dass die Erfolge der Profis das Interesse bei den Jungs noch erhöht haben, sich die Spiele am Millerntor anzuschauen. Es ist im gesamten Umfeld eine Euphorie entstanden. Unsere Jungs freuen sich schon auf das nächste Teamevent, wenn wir wieder als Balljungen bei den Profis eingeteilt werden, sobald es die Pandemie wieder zulässt. Wir wollen bei unseren Nachwuchsspielern natürlich eine enge Bindung zum Verein und zur Profimannschaft herstellen.

DFB.de: Wie läuft der Austausch mit der Lizenzabteilung und Cheftrainer Timo Schultz?

Hoose: Es sind regelmäßige Hospitationen in Planung. Auch sind wir gerade dabei, diesen Austausch von der U 23 über die U 19 bis in die unteren Nachwuchsteams weiter zu entwickeln.

DFB.de: Abgesehen vom sportlichen Erfolg: Wie lauten die wichtigsten Ausbildungsziele beim FC St. Pauli?

Hoose: Der FC St. Pauli ist ein besonderer Verein. Neben den großen Werten wie Solidarität, Toleranz und Zusammenhalt ist uns die Einzigartigkeit jedes Spielers sehr wichtig und soll sich auch in unserem Spiel wiederfinden. Innerhalb der Prinzipien, die im mannschaftlichen Rahmen gefordert sind, sollen die Spieler je nach Situation entscheiden, dass sie auch zum dritten Mal in ein Dribbling gehen oder den Ball in die Spitze und nicht nur quer spielen. Diese Unbekümmertheit und Wildheit wollen wir sehen.

DFB.de: Sie kommen selbst aus Hamburg, sind seit zweieinhalb Jahren im Verein. Wie würden Sie Ihre Beziehung zum Verein beschreiben?

Hoose: Dass der FC St. Pauli für besondere Werte steht, bekommt man täglich mit. Als kleiner Junge habe ich bei Altona 93, dem drittgrößten Traditionsverein in Hamburg, angefangen und habe mich früh mit meinem Verein identifizieren können. Die gesellschaftliche Verantwortung, die der Verein im Stadtteil St. Pauli rund um das Stadion hat, ist jederzeit spürbar.

DFB.de: Als aktiver Spieler waren Sie in der Regionalliga am Ball, spielten mit dem SC Victoria Hamburg auch im DFB-Pokal. Was war Ihr größtes Erlebnis?

Hoose: Die Erfolge im Hamburger Verbandspokal, mit denen wir uns damals mit der Victoria für den DFB-Pokal qualifiziert hatten, waren außergewöhnlich. Wir sind jeweils als Favorit in das Finale gegangen, haben dem Druck vor 5000 Zuschauern gegen den FC Elmshorn und den FC Eintracht Norderstedt standgehalten und dabei jeweils unsere beste Leistung gezeigt. Aufgrund der Erwartungshaltung an uns selbst, gewinnen zu müssen, war es neben der großen Freude auch eine Form der Erleichterung.

DFB.de: Der große Durchbruch als Profi gelang Ihnen nicht. Warum ist das mit Blick auf Ihren jetzigen Job als Nachwuchstrainer kein entscheidender Nachteil?

Hoose: Ich denke, dass es gute Gründe dafür gab, dass ich kein Profi geworden bin. Ich habe beispielsweise zu spät realisiert, was es bedeutet, wirklich bewusst für den Sport zu "arbeiten". Das heißt, sich bewusst Ziele im athletischen, mentalen oder fußballerischen Bereich zu setzen, diese zu überprüfen und anzupassen. Daraus ergibt sich jetzt, dass Zielsetzungen in meiner Arbeit mit den Spielern eine elementare Rolle einnehmen. Ich möchte den Spielern über Zielsetzungsgespräche die Orientierung und Fokussierung auf die eigene Entwicklung ermöglichen.

DFB.de: Was war der Grund für Ihren mehrjährigen Abstecher ins Rheinland, wo Ihre Spielerlaufbahn endete und die Trainerkarriere begann?

Hoose: An der Sporthochschule und an der Universität in Köln hatte ich damals Sport und Englisch auf Lehramt studiert. Das Interesse, für eine Mannschaft Verantwortung zu übernehmen, ist während meiner aktiven Karriere gereift. Meine eigenen Gedanken einfließen lassen zu können und die Idee, Fußball spielen zu lassen, in hauptverantwortlicher Position zu beeinflussen, fand ich spannend.

DFB.de: Worauf legen Sie als Trainer großen Wert?

Hoose: Der Fokus, zusammen Erfolg zu haben, ist mir wichtig. Eine Gruppe kann einzelne Topspieler fördern und glänzen lassen, gleichzeitig aber auch einen schlechten Tag eines Topspielers auffangen. Außerdem glaube ich an die Kraft und Begeisterungsfähigkeit von Gruppenerfolg und Teilhabe aller. Das schönste Tor ist für mich das, bei dem alle Spieler aktiv mitgewirkt und ihren Teil dazu beigetragen haben, wenn beispielweise ein gemeinsames Pressing und der Ballgewinn unmittelbar zum Torerfolg führt und dadurch das "Wir" auf dem Platz noch stärker zu spüren ist. Ich versuche dazu, einen offenen und fairen Austausch mit den Jungs zu pflegen.

DFB.de: Haben Sie ein Vorbild?

Hoose: Grundsätzlich finde ich alle Toptrainer inspirierend. Diego Simeone von Atletico Madrid, dessen Mannschaft aufopferungsvoll verteidigt, oder Bayern-Trainer Julian Nagelsmann, der schon in sehr jungen Jahren jeder Mannschaft seine Vorstellungen und seine Richtung vom Fußball vermitteln konnte, gefallen mir. Alle Trainer, die ich kennenlerne, bringen etwas mit, von dem man sich den einen oder anderen Kniff oder auch andere Herangehensweisen abgucken kann.

DFB.de: Sie sind bereits im Besitz der A-Lizenz. Streben Sie die Ausbildung zum Fußball-Lehrer an?

Hoose: Ich bin der Meinung, dass alles zu seiner Zeit kommt, man verdient sich die Möglichkeiten. Ich bin ambitioniert, ehrgeizig, habe mir aber keinen speziellen Karriereplan zurechtgelegt, wenn Sie das meinen. Wenn ich mich bereit dafür fühle, dann werde ich das anstreben. Bis dahin liegt der Fokus auf meinem aktuellen Job, der mich erfüllt.

DFB.de: Wie lauten Ihre weiteren persönlichen Pläne?

Hoose: In den zurückliegenden drei Jahren bin ich beim FC St. Pauli von der U 15 an mit dem jetzigen Jahrgang mitgegangen. Ich bin glücklich, dass ich schnell neue Herausforderungen zu meistern hatte, weil ich daran wachsen konnte. Ich bin aktuell hauptberuflich beim Verein angestellt, das empfinde ich als Privileg. Persönlich hätte ich nichts dagegen, meine Erfahrungen und konkreten Arbeitsinhalte in der kommenden Saison mit einem neuen Jahrgang in der U 17 zu überprüfen oder meine Schlüsse in der Arbeit mit einem anderen Team zu ziehen.

[mspw]

Die U 17 des FC St. Pauli überwintert in der Staffel Nord/Nordost der B-Junioren-Bundesliga überraschend auf Platz zwei. Trainiert werden die Kiezkicker seit Saisonbeginn von Benny Hoose, der an der Universität in Köln und an der Sporthochschule Englisch und Sport auf Lehramt studierte. Im DFB.de-Interview spricht der 32 Jahre alte Familienvater mit Mitarbeiter Peter Haidinger über sein Team.

DFB.de: Ihre Mannschaft startet in der Staffel Nord/Nordost der B-Junioren-Bundesliga als Tabellenzweiter in das neue Jahr. Mal ehrlich: Wie sehr sind Sie selbst vom bisherigen Saisonverlauf überrascht, Herr Hoose?

Benny Hoose: Ich bin vom Saisonverlauf schon positiv überrascht. Unser guter Start hatte uns dabei ein wenig in die Karten gespielt und bei den Jungs eine Welle ausgelöst, auf der wir jetzt weiter reiten wollen. Das Selbstvertrauen war nach den Auftakterfolgen gegen Hertha 03 Zehlendorf und den FC Hansa Rostock direkt groß. Wir konnten uns ein Hoch erarbeiten, waren im Flow. Ich wusste aber auch schon vorher, dass in dieser Mannschaft sehr viel Potenzial schlummert.

DFB.de: Was hat das Team bis zur Winterpause so stark gemacht?

Hoose: Die mannschaftliche Geschlossenheit ist bemerkenswert. Das Verständnis bei den Jungs, dass es beim FC St. Pauli nur zusammen geht, haben viele Spieler verinnerlicht. Außerdem haben wir auf dieser Grundlage bislang außerordentlich mutig gegen den Ball gearbeitet. Das ist aus meiner Sicht das entscheidende Attribut, wenn man als vermeintlicher Underdog in eine Saison geht, um sich dann nach Möglichkeit in einen Rausch zu spielen.

DFB.de: Wie würden Sie die besonderen Qualitäten Ihrer Mannschaft beschreiben?

Hoose: Mittlerweile hat sich im Team eine gewisse Gier entwickelt. Wir haben in der Offensive eine Wildheit, die bei gleichzeitiger defensiver Stabilität noch nicht auf konstant höchstem Niveau performt, aber immer für mindestens ein, zwei oder mehr Tore gut ist. Vor allem haben wir nur sechs Gegentore in zehn Spielen kassiert, was auch für sich spricht.

DFB.de: Am 12. Februar startet mit der Nachholpartie bei RB Leipzig wieder der Spielbetrieb. Was nehmen Sie sich für den Saisonendspurt vor?

Hoose: Unser sportliches Ziel zum Saisonstart war der Klassenverbleib. Die Jungs dürfen sich jetzt die höchsten Ziele stecken. Wir befinden uns in einer komfortablen Situation, werden nichts mehr mit dem Abstieg zu tun haben. Die Jungs sollen sich ihre Limits selbst setzen.

DFB.de: Oliver Reiß, Trainer des souveränen Spitzenreiters Hertha BSC, nannte den FC St. Pauli als einen der stärksten Konkurrenten im Titelrennen. Wie sehr ehrt Sie das?

Hoose: Es ist schön zu hören, das bestätigt uns positiv, aber gleichzeitig können wir die aktuelle Tabellensituation auch richtig lesen. Wir liegen elf Punkte hinter Hertha, haben aber nur drei Zähler Vorsprung auf den Tabellenachten. Seine Aussage fußt wohl darauf, wie wir Fußball spielen. Es wäre schön, wenn der neutrale Zuschauer unser mutiges Spiel in jeder Phase erkennt. Also, das freut uns. Gleichzeitig bedeutet das auch, dass wir einen gestiegenen Anspruch an uns selbst haben, dem wir auch gerecht werden wollen.

DFB.de: Worauf wird es ankommen, um bis zum Saisonende ganz oben mitzuspielen?

Hoose: Dass wir in den ganz engen Spielen gegen die Topteams der Liga und in den Partien gegen die vermeintlich leichteren Gegner konstant Punkte einfahren. Es wird Rückschläge geben und es wird spannend sein, zu sehen, wie stabil und mit wieviel Mut jeder Spieler darauf reagieren wird. Für den Einzelnen bedeutet das die große Chance, sich auf einer neuen Entwicklungsstufe zu beweisen - unter dem eigenen Erwartungsdruck zu performen.

DFB.de: Wie sehr färben die Erfolge der Profis in der 2. Bundesliga und im DFB-Pokal auf den Nachwuchs ab?

Hoose: Man merkt schon, dass die Erfolge der Profis das Interesse bei den Jungs noch erhöht haben, sich die Spiele am Millerntor anzuschauen. Es ist im gesamten Umfeld eine Euphorie entstanden. Unsere Jungs freuen sich schon auf das nächste Teamevent, wenn wir wieder als Balljungen bei den Profis eingeteilt werden, sobald es die Pandemie wieder zulässt. Wir wollen bei unseren Nachwuchsspielern natürlich eine enge Bindung zum Verein und zur Profimannschaft herstellen.

DFB.de: Wie läuft der Austausch mit der Lizenzabteilung und Cheftrainer Timo Schultz?

Hoose: Es sind regelmäßige Hospitationen in Planung. Auch sind wir gerade dabei, diesen Austausch von der U 23 über die U 19 bis in die unteren Nachwuchsteams weiter zu entwickeln.

DFB.de: Abgesehen vom sportlichen Erfolg: Wie lauten die wichtigsten Ausbildungsziele beim FC St. Pauli?

Hoose: Der FC St. Pauli ist ein besonderer Verein. Neben den großen Werten wie Solidarität, Toleranz und Zusammenhalt ist uns die Einzigartigkeit jedes Spielers sehr wichtig und soll sich auch in unserem Spiel wiederfinden. Innerhalb der Prinzipien, die im mannschaftlichen Rahmen gefordert sind, sollen die Spieler je nach Situation entscheiden, dass sie auch zum dritten Mal in ein Dribbling gehen oder den Ball in die Spitze und nicht nur quer spielen. Diese Unbekümmertheit und Wildheit wollen wir sehen.

DFB.de: Sie kommen selbst aus Hamburg, sind seit zweieinhalb Jahren im Verein. Wie würden Sie Ihre Beziehung zum Verein beschreiben?

Hoose: Dass der FC St. Pauli für besondere Werte steht, bekommt man täglich mit. Als kleiner Junge habe ich bei Altona 93, dem drittgrößten Traditionsverein in Hamburg, angefangen und habe mich früh mit meinem Verein identifizieren können. Die gesellschaftliche Verantwortung, die der Verein im Stadtteil St. Pauli rund um das Stadion hat, ist jederzeit spürbar.

DFB.de: Als aktiver Spieler waren Sie in der Regionalliga am Ball, spielten mit dem SC Victoria Hamburg auch im DFB-Pokal. Was war Ihr größtes Erlebnis?

Hoose: Die Erfolge im Hamburger Verbandspokal, mit denen wir uns damals mit der Victoria für den DFB-Pokal qualifiziert hatten, waren außergewöhnlich. Wir sind jeweils als Favorit in das Finale gegangen, haben dem Druck vor 5000 Zuschauern gegen den FC Elmshorn und den FC Eintracht Norderstedt standgehalten und dabei jeweils unsere beste Leistung gezeigt. Aufgrund der Erwartungshaltung an uns selbst, gewinnen zu müssen, war es neben der großen Freude auch eine Form der Erleichterung.

DFB.de: Der große Durchbruch als Profi gelang Ihnen nicht. Warum ist das mit Blick auf Ihren jetzigen Job als Nachwuchstrainer kein entscheidender Nachteil?

Hoose: Ich denke, dass es gute Gründe dafür gab, dass ich kein Profi geworden bin. Ich habe beispielsweise zu spät realisiert, was es bedeutet, wirklich bewusst für den Sport zu "arbeiten". Das heißt, sich bewusst Ziele im athletischen, mentalen oder fußballerischen Bereich zu setzen, diese zu überprüfen und anzupassen. Daraus ergibt sich jetzt, dass Zielsetzungen in meiner Arbeit mit den Spielern eine elementare Rolle einnehmen. Ich möchte den Spielern über Zielsetzungsgespräche die Orientierung und Fokussierung auf die eigene Entwicklung ermöglichen.

DFB.de: Was war der Grund für Ihren mehrjährigen Abstecher ins Rheinland, wo Ihre Spielerlaufbahn endete und die Trainerkarriere begann?

Hoose: An der Sporthochschule und an der Universität in Köln hatte ich damals Sport und Englisch auf Lehramt studiert. Das Interesse, für eine Mannschaft Verantwortung zu übernehmen, ist während meiner aktiven Karriere gereift. Meine eigenen Gedanken einfließen lassen zu können und die Idee, Fußball spielen zu lassen, in hauptverantwortlicher Position zu beeinflussen, fand ich spannend.

DFB.de: Worauf legen Sie als Trainer großen Wert?

Hoose: Der Fokus, zusammen Erfolg zu haben, ist mir wichtig. Eine Gruppe kann einzelne Topspieler fördern und glänzen lassen, gleichzeitig aber auch einen schlechten Tag eines Topspielers auffangen. Außerdem glaube ich an die Kraft und Begeisterungsfähigkeit von Gruppenerfolg und Teilhabe aller. Das schönste Tor ist für mich das, bei dem alle Spieler aktiv mitgewirkt und ihren Teil dazu beigetragen haben, wenn beispielweise ein gemeinsames Pressing und der Ballgewinn unmittelbar zum Torerfolg führt und dadurch das "Wir" auf dem Platz noch stärker zu spüren ist. Ich versuche dazu, einen offenen und fairen Austausch mit den Jungs zu pflegen.

DFB.de: Haben Sie ein Vorbild?

Hoose: Grundsätzlich finde ich alle Toptrainer inspirierend. Diego Simeone von Atletico Madrid, dessen Mannschaft aufopferungsvoll verteidigt, oder Bayern-Trainer Julian Nagelsmann, der schon in sehr jungen Jahren jeder Mannschaft seine Vorstellungen und seine Richtung vom Fußball vermitteln konnte, gefallen mir. Alle Trainer, die ich kennenlerne, bringen etwas mit, von dem man sich den einen oder anderen Kniff oder auch andere Herangehensweisen abgucken kann.

DFB.de: Sie sind bereits im Besitz der A-Lizenz. Streben Sie die Ausbildung zum Fußball-Lehrer an?

Hoose: Ich bin der Meinung, dass alles zu seiner Zeit kommt, man verdient sich die Möglichkeiten. Ich bin ambitioniert, ehrgeizig, habe mir aber keinen speziellen Karriereplan zurechtgelegt, wenn Sie das meinen. Wenn ich mich bereit dafür fühle, dann werde ich das anstreben. Bis dahin liegt der Fokus auf meinem aktuellen Job, der mich erfüllt.

DFB.de: Wie lauten Ihre weiteren persönlichen Pläne?

Hoose: In den zurückliegenden drei Jahren bin ich beim FC St. Pauli von der U 15 an mit dem jetzigen Jahrgang mitgegangen. Ich bin glücklich, dass ich schnell neue Herausforderungen zu meistern hatte, weil ich daran wachsen konnte. Ich bin aktuell hauptberuflich beim Verein angestellt, das empfinde ich als Privileg. Persönlich hätte ich nichts dagegen, meine Erfahrungen und konkreten Arbeitsinhalte in der kommenden Saison mit einem neuen Jahrgang in der U 17 zu überprüfen oder meine Schlüsse in der Arbeit mit einem anderen Team zu ziehen.

###more###