Sportliche Leitung: "Unterstützen Entscheidungen ausdrücklich"

Nach dem Bundesliga-Topspiel des 24. Spieltags zwischen dem FC Bayern München und Borussia Dortmund beleuchtet die Sportliche Leitung der Elite-Schiedsrichter beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) mit Chef Lutz Michael Fröhlich die unterschiedlichen Einzelsituationen und ordnet die Spielleitung von FIFA-Schiedsrichter Marco Fritz insgesamt ein.

DFB.de: In der 29. Spielminute musste der Schiedsrichter eine Szene im Dortmunder Strafraum beurteilen, bei der es um ein vermeintliches Handspiel ging.

Sportliche Leitung der Elite-Schiedsrichter: Bei einem Flankenball in den Dortmunder Strafraum spreizt der Dortmunder Spieler Marco Reus bei der Ballannahme den Arm zur Seite ab. Der Schiedsrichter nimmt den Kontaktpunkt bei der Ballannahme noch in Höhe der Schulter wahr und lässt das Spiel daher regelkonform weiterlaufen. Der Video-Assistent checkt den Vorgang. Die TV-Bilder widerlegen die Wahrnehmung des Schiedsrichters nicht. Daher erfolgt auch zurecht kein Eingriff durch den Video-Assistenten.

DFB.de: In der 41. Spielminute entschied der Schiedsrichter nach einem On-Field-Review (OFR; Anm. d. Red.) auf Strafstoß für München. Wie bewerten Sie diesen Vorgang auch mit Blick auf den Einsatz des Video-Assistenten?

Sportliche Leitung der Elite-Schiedsrichter: Beim Zweikampf um den Ball kommt der Dortmunder Spieler Mahmoud Dahoud zu spät. Der Münchner Spieler Kingsley Coman spielt den Ball, bevor ihn Dahoud dann auf den Fuß tritt und ihn dadurch zu Fall bringt. Der Schiedsrichter steht zwar nahe am Spielvorgang, konnte aber aus seiner Perspektive nicht ausschließen, dass Dahoud noch den Ball gespielt hat, bevor es zum Kontakt mit Coman kam. Der Video-Assistent checkt den Vorgang. Die TV-Bilder zeigen eindeutig, dass der Spieler Dahoud den Ball nicht gespielt hat und stattdessen ausschließlich ein Tritt auf den Fuß des Spielers Coman vorlag. Aus diesem Grund interveniert der Video-Assistent und empfiehlt dem Schiedsrichter einen OFR. Der Schiedsrichter entscheidet nach einem kurzen Blick auf das Bildmaterial schnell und richtig auf Strafstoß für Bayern München.

DFB.de: Nach dem Seitenwechsel kam es in der 48. Spielminute zu einem Zweikampf, bei dem jedoch nicht auf Strafstoß für den BVB entschieden wurde. War diese Entscheidung des Schiedsrichters korrekt?

Sportliche Leitung der Elite-Schiedsrichter: Am Münchner Strafraum kommt es zu einem Zweikampf zwischen dem Münchner Spieler Joshua Kimmich und dem Dortmunder Spieler Marco Reus. Dabei kommt es im Laufduell zu einem leichten Rempler mit angelegtem Arm sowie einem Fußkontakt zwischen diesen beiden Spielern, den der Schiedsrichter nachvollziehbar ursächlich nicht zweifelsfrei einordnen kann. Er lässt das Spiel daher weiterlaufen. Auch den unmittelbar folgenden Zweikampf im Strafraum, bei dem der Dortmunder Spieler Reus dann schließlich zu Fall kommt, bewertet der Schiedsrichter, dem Vorgang angemessen, nicht als Regelverstoß. Der Video-Assistent checkt den Vorgang und interveniert zurecht nicht, da kein Foulspiel im Strafraum vorlag. Es war die richtige Entscheidung des Schiedsrichters, das Spiel in dieser Situation weiterlaufen zu lassen.

DFB.de: Auch in der 61. Spielminute blieb ein Strafstoßpfiff aus. Lag in dieser Szene ein strafstoßwürdiges Foul vor?

Sportliche Leitung der Elite-Schiedsrichter: Im Dortmunder Strafraum holen der Dortmunder Spieler Emre Can und der Münchner Spieler Robert Lewandowski gleichzeitig zum Spielen des Balles aus. Can ist etwas schneller und spielt den Ball, bevor ihn dann Lewandowski mit seiner Aushohlbewegung am Fuß trifft und dabei selbst zu Fall kommt. Dieser im Livebild nicht einfach zu bewertende Vorgang stellt kein Foulspiel des Spielers Can dar. Es ist daher richtig vom Schiedsrichter, nicht auf Strafstoß für Bayern München zu entscheiden. Regeltechnisch wäre hier sogar ein Freistoß für Borussia Dortmund angebracht gewesen, da letztendlich sogar Lewandowski seinen Gegenspieler Can tritt. Der Video-Assistent checkt den Vorgang, greift hier aber zurecht nicht ein, da kein strafstoßwürdiges Foul vorliegt.

DFB.de: Für die meisten Diskussionen sorgte die Bewertung eines Zweikampfs kurz vor Schluss beim Stand von 2:2.

Sportliche Leitung der Elite-Schiedsrichter: Der Dortmunder Spieler Emre Can führt den Ball und wird in einem intensiven Laufduell vom Münchner Spieler Leroy Sané mit einem Körpereinsatz Schulter an Schulter von der Seite angegangen. Can kommt bei diesem Vorgang zu Fall, und Sané erobert den Ball. Die Entscheidung des Schiedsrichters, das Spiel bei einem solchen Vorgang weiterlaufen zu lassen, ist angemessen. Circa 33 Sekunden nach diesem Vorgang erzielt Bayern München das 3:2. Ungeachtet dessen, dass die Entscheidung des Schiedsrichters ohnehin angemessen ist, greift der Video-Assistent hier nicht ein, da zwischen dem Zweikampf und dem Torerfolg mehrere Dortmunder Spieler am Ball waren und es sich nicht mehr um ein und dieselbe Angriffssituation - eine sogenannte Attacking Possession Phase, kurz "APP" - handelt.

DFB.de: Mit Blick auf die gesamte Spielleitung des Schiedsrichters: Wie haben Sie die vereinzelt kritischen Aussagen einiger Akteure nach dem Spielende wahrgenommen?

Sportliche Leitung der Elite-Schiedsrichter: Der Schiedsrichter hat in drei der vier Strafraumsituationen auf dem Feld richtig und nachvollziehbar nicht auf Strafstoß entschieden. In einer Strafraumsituation hat er nach einer korrekten Intervention des Video-Assistenten einen OFR durchgeführt und dann richtigerweise auf Strafstoß entschieden. Der Zweikampf circa eine halbe Minute vor dem 3:2 durch Bayern München wurde, dem Vorgang angemessen, mit "Weiterspielen" entschieden. Wir gehen offen mit kritischen Entscheidungen oder gar Fehlern um. Das haben wir in der Vergangenheit oft bewiesen. Aber in diesem Spiel sehen wir bei den genannten Schlüsselsituationen keinen Fehler des Schiedsrichters und unterstützen ausdrücklich die getroffenen Entscheidungen. Die in der ersten Enttäuschung sicherlich auch in der Form überzogene Kritik hat diese Spielleitung ganz sicher nicht verdient.

[ar]

Nach dem Bundesliga-Topspiel des 24. Spieltags zwischen dem FC Bayern München und Borussia Dortmund beleuchtet die Sportliche Leitung der Elite-Schiedsrichter beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) mit Chef Lutz Michael Fröhlich die unterschiedlichen Einzelsituationen und ordnet die Spielleitung von FIFA-Schiedsrichter Marco Fritz insgesamt ein.

DFB.de: In der 29. Spielminute musste der Schiedsrichter eine Szene im Dortmunder Strafraum beurteilen, bei der es um ein vermeintliches Handspiel ging.

Sportliche Leitung der Elite-Schiedsrichter: Bei einem Flankenball in den Dortmunder Strafraum spreizt der Dortmunder Spieler Marco Reus bei der Ballannahme den Arm zur Seite ab. Der Schiedsrichter nimmt den Kontaktpunkt bei der Ballannahme noch in Höhe der Schulter wahr und lässt das Spiel daher regelkonform weiterlaufen. Der Video-Assistent checkt den Vorgang. Die TV-Bilder widerlegen die Wahrnehmung des Schiedsrichters nicht. Daher erfolgt auch zurecht kein Eingriff durch den Video-Assistenten.

DFB.de: In der 41. Spielminute entschied der Schiedsrichter nach einem On-Field-Review (OFR; Anm. d. Red.) auf Strafstoß für München. Wie bewerten Sie diesen Vorgang auch mit Blick auf den Einsatz des Video-Assistenten?

Sportliche Leitung der Elite-Schiedsrichter: Beim Zweikampf um den Ball kommt der Dortmunder Spieler Mahmoud Dahoud zu spät. Der Münchner Spieler Kingsley Coman spielt den Ball, bevor ihn Dahoud dann auf den Fuß tritt und ihn dadurch zu Fall bringt. Der Schiedsrichter steht zwar nahe am Spielvorgang, konnte aber aus seiner Perspektive nicht ausschließen, dass Dahoud noch den Ball gespielt hat, bevor es zum Kontakt mit Coman kam. Der Video-Assistent checkt den Vorgang. Die TV-Bilder zeigen eindeutig, dass der Spieler Dahoud den Ball nicht gespielt hat und stattdessen ausschließlich ein Tritt auf den Fuß des Spielers Coman vorlag. Aus diesem Grund interveniert der Video-Assistent und empfiehlt dem Schiedsrichter einen OFR. Der Schiedsrichter entscheidet nach einem kurzen Blick auf das Bildmaterial schnell und richtig auf Strafstoß für Bayern München.

DFB.de: Nach dem Seitenwechsel kam es in der 48. Spielminute zu einem Zweikampf, bei dem jedoch nicht auf Strafstoß für den BVB entschieden wurde. War diese Entscheidung des Schiedsrichters korrekt?

Sportliche Leitung der Elite-Schiedsrichter: Am Münchner Strafraum kommt es zu einem Zweikampf zwischen dem Münchner Spieler Joshua Kimmich und dem Dortmunder Spieler Marco Reus. Dabei kommt es im Laufduell zu einem leichten Rempler mit angelegtem Arm sowie einem Fußkontakt zwischen diesen beiden Spielern, den der Schiedsrichter nachvollziehbar ursächlich nicht zweifelsfrei einordnen kann. Er lässt das Spiel daher weiterlaufen. Auch den unmittelbar folgenden Zweikampf im Strafraum, bei dem der Dortmunder Spieler Reus dann schließlich zu Fall kommt, bewertet der Schiedsrichter, dem Vorgang angemessen, nicht als Regelverstoß. Der Video-Assistent checkt den Vorgang und interveniert zurecht nicht, da kein Foulspiel im Strafraum vorlag. Es war die richtige Entscheidung des Schiedsrichters, das Spiel in dieser Situation weiterlaufen zu lassen.

DFB.de: Auch in der 61. Spielminute blieb ein Strafstoßpfiff aus. Lag in dieser Szene ein strafstoßwürdiges Foul vor?

Sportliche Leitung der Elite-Schiedsrichter: Im Dortmunder Strafraum holen der Dortmunder Spieler Emre Can und der Münchner Spieler Robert Lewandowski gleichzeitig zum Spielen des Balles aus. Can ist etwas schneller und spielt den Ball, bevor ihn dann Lewandowski mit seiner Aushohlbewegung am Fuß trifft und dabei selbst zu Fall kommt. Dieser im Livebild nicht einfach zu bewertende Vorgang stellt kein Foulspiel des Spielers Can dar. Es ist daher richtig vom Schiedsrichter, nicht auf Strafstoß für Bayern München zu entscheiden. Regeltechnisch wäre hier sogar ein Freistoß für Borussia Dortmund angebracht gewesen, da letztendlich sogar Lewandowski seinen Gegenspieler Can tritt. Der Video-Assistent checkt den Vorgang, greift hier aber zurecht nicht ein, da kein strafstoßwürdiges Foul vorliegt.

DFB.de: Für die meisten Diskussionen sorgte die Bewertung eines Zweikampfs kurz vor Schluss beim Stand von 2:2.

Sportliche Leitung der Elite-Schiedsrichter: Der Dortmunder Spieler Emre Can führt den Ball und wird in einem intensiven Laufduell vom Münchner Spieler Leroy Sané mit einem Körpereinsatz Schulter an Schulter von der Seite angegangen. Can kommt bei diesem Vorgang zu Fall, und Sané erobert den Ball. Die Entscheidung des Schiedsrichters, das Spiel bei einem solchen Vorgang weiterlaufen zu lassen, ist angemessen. Circa 33 Sekunden nach diesem Vorgang erzielt Bayern München das 3:2. Ungeachtet dessen, dass die Entscheidung des Schiedsrichters ohnehin angemessen ist, greift der Video-Assistent hier nicht ein, da zwischen dem Zweikampf und dem Torerfolg mehrere Dortmunder Spieler am Ball waren und es sich nicht mehr um ein und dieselbe Angriffssituation - eine sogenannte Attacking Possession Phase, kurz "APP" - handelt.

DFB.de: Mit Blick auf die gesamte Spielleitung des Schiedsrichters: Wie haben Sie die vereinzelt kritischen Aussagen einiger Akteure nach dem Spielende wahrgenommen?

Sportliche Leitung der Elite-Schiedsrichter: Der Schiedsrichter hat in drei der vier Strafraumsituationen auf dem Feld richtig und nachvollziehbar nicht auf Strafstoß entschieden. In einer Strafraumsituation hat er nach einer korrekten Intervention des Video-Assistenten einen OFR durchgeführt und dann richtigerweise auf Strafstoß entschieden. Der Zweikampf circa eine halbe Minute vor dem 3:2 durch Bayern München wurde, dem Vorgang angemessen, mit "Weiterspielen" entschieden. Wir gehen offen mit kritischen Entscheidungen oder gar Fehlern um. Das haben wir in der Vergangenheit oft bewiesen. Aber in diesem Spiel sehen wir bei den genannten Schlüsselsituationen keinen Fehler des Schiedsrichters und unterstützen ausdrücklich die getroffenen Entscheidungen. Die in der ersten Enttäuschung sicherlich auch in der Form überzogene Kritik hat diese Spielleitung ganz sicher nicht verdient.

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