Sportliche Leitung Elite-Schiedsrichter ordnet Handspielszenen ein

Am 9. Spieltag der Bundesliga und 11. Spieltag der 2. Bundesliga sorgten vereinzelte Situationen zum Thema Handspiel für öffentliche Diskussionen. Gegenüber DFB.de gibt die Sportliche Leitung Elite-Schiedsrichter ihre Einschätzungen zu den diskutierten Entscheidungen ab.

DFB.de: Am Freitagabend kam es beim Spiel Mainz 05 gegen den 1. FC Köln zu einer Handspielszene in der 61. Minute als Mainzer Niakhaté den Ball im eigenen Strafraum mit dem Arm berührt. Nach Eingriff des Video-Assistenten und On-Field-Review des Schiedsrichters Frank Willenborg bleibt der Unparteiische bei seiner ursprünglichen Entscheidung, dass es sich um kein strafstoßwürdiges Handspiel handele. Wie bewerten Sie die finale Entscheidung?

Fachliche Bewertung der Sportlichen Leitung: In dieser Situation handelt es sich um ein strafbares Handspiel. Der Mainzer Abwehrspieler ist zum Ball orientiert und will den Ball abwehren. Der linke Arm ist beim Schuss vom Körper abgespreizt und vergrößert die Körperfläche. Er geht deutlich in die Flugbahn des Balles und bleibt dort auch in der abgespreizten Haltung.

DFB.de: Welche Möglichkeiten hatte hier das Schiedsrichtergespann in Zusammenarbeit mit den Video-Assistenten im Kölner Video-Assist-Center (VAC)?

Fachliche Bewertung der Sportlichen Leitung: Der Eingriff des Video-Assistenten mit der Empfehlung eines On-Field-Review war hier korrekt. Dabei hätten wir uns gewünscht, dass der Schiedsrichter seine Entscheidung korrigiert und auf Strafstoß entscheidet. In diesem Zusammenhang muss nochmals darauf hingewiesen werden, dass nur der Schiedsrichter auf dem Feld eine Entscheidung treffen oder ändern kann.

DFB.de: Auch beim Spiel FC Bayern München gegen Union Berlin wurde Schiedsrichter Marco Fritz wegen eines Handspiels von Bayerns Perisic vom Video-Assistenten zum On-Field-Review geschickt. Hier fand eine Korrektur der Entscheidung nach VA-Eingriff statt. Wie bewerten Sie diesen Entscheidungsprozess?

Fachliche Bewertung der Sportlichen Leitung: Auch hierbei handelt es sich um ein strafbares Handspiel, da der Spieler Perisic mit einer klaren Orientierung zum Ball in die Situation geht und dabei eine aktive Bewegung mit der Hand zum Ball macht. Er dreht die Hand ja sogar noch zum Ball. Der Eingriff des Video-Assistenten ist korrekt, ebenso wie die Entscheidung des Schiedsrichters nach Ansicht der Bilder beim On-Field-Review auf ein strafbares Handspiel und somit auf Strafstoß zu entscheiden.

DFB.de: Beim Derby Borussia Dortmund gegen Schalke 04 bekommt BVB-Spieler Hazard im eigenen Strafraum den Ball an den Arm. Schiedsrichter Felix Brych lässt weiterlaufen. Der Video-Assistent greift nicht ein. Warum war hier kein VA-Eingriff und On-Field-Review notwendig?

Fachliche Bewertung der Sportlichen Leitung: Im Gegensatz zu den beiden geschilderten Szenen in Mainz und München ist der Dortmunder Spieler Hazard nicht zur Abwehr auf den Ball orientiert. Als der Ball auf ihn zukommt versucht er, den Arm aus dem "Gefahrenbereich" herauszunehmen. Es handelt sich somit eindeutig um keine bewusste Aktion mit den Händen zum Ball. Ebenso liegt keine unnatürliche Vergrößerung der Körperflache vor, um den Ball abzuwehren. Die Entscheidung weiterspielen zu lassen ist korrekt und wird von fachlicher Seite grundsätzlich unterstützt.
Der Video-Assistent greift zurecht nicht ein, da der Schiedsrichter den Vorgang selbst wahrgenommen und in der beschriebenen Weise bewertet hatte.

DFB.de: Beim Spiel Bayer 04 Leverkusen – SV Werder Bremen gab es gleich zwei Handspielszenen in der zweiten Halbzeit. Einmal kam dabei der Video-Assistent zum Einsatz. Wie bewerten Sie die jeweiligen Strafstoß-Situationen aus fachlicher Sicht? Situation 1 in der 71. Minute, das Handspiel von Nadiem Amiri mit VA-Eingriff, Situation 2 (90. + 2): Handspiel Amiri ohne VA-Eingriff.

Fachliche Bewertung der Sportlichen Leitung: Bei der ersten Situation, die im Vorlauf zum Tor von Bayer-Stürmer Alario stattfindet, handelt es sich um ein Handspiel in unmittelbarem Zusammenhang mit einer Torerzielung. Hierbei spielt die Frage der Absicht grundsätzlich keine Rolle, da dieser Sachverhalt durch die Regeländerungen in Bezug auf die Bewertung von Handspielen zum Anfang dieser Saison klargestellt bzw. geändert wurde. Die Schiedsrichter haben hier keinen Interpretationsspielraum, sobald eine Berührung des Balles mit der Hand beziehungsweise dem Arm nachzuweisen ist. Bei der zweiten Situation in diesem Spiel in der Nachspielzeit der 2. Hälfte grätscht der Leverkusener Spieler Amiri seitlich mit noch relativ eng am Körper gehaltenen Armen auf seinen Gegenspieler zu. Dabei wird er beim Schuss des Gegenspielers am Arm getroffen. Bei einer Grätschbewegung gesteht die Regel dem Spieler zu, dass er zur Stabilisierung des Körpers die Arme seitlich zum Boden hin abspreizen kann. Das ist die sogenannte Abstützhaltung. Ganz charakteristisch dafür ist der Vorgang in Leverkusen sicher nicht, aber eine bewusste Abwehraktion, mit den Armen zum Ball, ist in dem Bewegungsablauf auch nicht zweifelsfrei auszumachen. Der Schiedsrichter hatte zu dieser Situation eine klare Wahrnehmung und den Vorgang bewertet. Die Sichtung des Videomaterials lieferte keine klar und offensichtlich andere Information. Daher war es richtig, dass der Video-Assistent nicht intervenierte.

DFB.de: Auch in der 2. Bundesliga ereigneten sich Handspielsituationen. Bei der Begegnung Karlsruher SC – Hannover 96 trifft KSC-Spieler Choi Gegenspieler Franke am Arm. Schiedsrichter Guido Winkmann zeigt direkt auf den Punkt. Inwiefern unterscheidet sich diese Szene vom Mainzer Niakhaté-Handspiel?

Fachliche Bewertung der Sportlichen Leitung: Die Situationen unterscheiden sich kaum.  Auch hier ist der Abwehrspieler zum Ball orientiert und will den Ball abwehren. Hier ist der rechte Arm beim Schuss vom Körper abgespreizt und vergrößert den Körper in unnatürlicher Art und Weise. Der Arm bleibt in der Flugbahn des Balles, wenn auch der Arm beim Kontakt mit dem Ball wieder etwas näher am Körper herangeht. Aber es bleibt ein strafbares Handspiel.

DFB.de: Bei der Partie Hamburger SV – VfB Stuttgart greift der Video-Assistent bei einer Handspielszene zum vermeintlichen 3:4-Anschlusstreffer für den VfB Stuttgart ein. Im Zweikampf mit HSV-Spieler Vagnoman, nimmt Stuttgarter Gonzalez den Ball mit dem rechten Oberarm in Laufrichtung mit, ehe Mitspieler Förster den Ball im Tor verwandelt. Schiedsrichter Deniz Aytekin entscheidet zunächst auf Tor. Nach Eingriff des Video-Assistenten und On-Field-Review revidiert er seine Entscheidung. Lässt die Handspielregel in diesem Fall überhaupt einen Spielraum zu?

Fachliche Bewertung der Sportlichen Leitung: Vergleichbar mit der Szene in Leverkusen ist die Regel hier eindeutig und ohne Spielraum für den Schiedsrichter. Es liegt ein, wenn auch unabsichtliches Handspiel des Stuttgarter Angreifers im Hamburger Strafraum vor. Dadurch bliebt er in Ballbesitz und spielt unmittelbar danach den Ball zur Mitte zu einer hundertprozentigen Torchance für einen Mitspieler, aus der auch ein Tor erzielt wird. Daher ist der Eingriff des Video-Assistenten und die Entscheidung des Schiedsrichters das Tor nicht anzuerkennen korrekt.

[sal]

Am 9. Spieltag der Bundesliga und 11. Spieltag der 2. Bundesliga sorgten vereinzelte Situationen zum Thema Handspiel für öffentliche Diskussionen. Gegenüber DFB.de gibt die Sportliche Leitung Elite-Schiedsrichter ihre Einschätzungen zu den diskutierten Entscheidungen ab.

DFB.de: Am Freitagabend kam es beim Spiel Mainz 05 gegen den 1. FC Köln zu einer Handspielszene in der 61. Minute als Mainzer Niakhaté den Ball im eigenen Strafraum mit dem Arm berührt. Nach Eingriff des Video-Assistenten und On-Field-Review des Schiedsrichters Frank Willenborg bleibt der Unparteiische bei seiner ursprünglichen Entscheidung, dass es sich um kein strafstoßwürdiges Handspiel handele. Wie bewerten Sie die finale Entscheidung?

Fachliche Bewertung der Sportlichen Leitung: In dieser Situation handelt es sich um ein strafbares Handspiel. Der Mainzer Abwehrspieler ist zum Ball orientiert und will den Ball abwehren. Der linke Arm ist beim Schuss vom Körper abgespreizt und vergrößert die Körperfläche. Er geht deutlich in die Flugbahn des Balles und bleibt dort auch in der abgespreizten Haltung.

DFB.de: Welche Möglichkeiten hatte hier das Schiedsrichtergespann in Zusammenarbeit mit den Video-Assistenten im Kölner Video-Assist-Center (VAC)?

Fachliche Bewertung der Sportlichen Leitung: Der Eingriff des Video-Assistenten mit der Empfehlung eines On-Field-Review war hier korrekt. Dabei hätten wir uns gewünscht, dass der Schiedsrichter seine Entscheidung korrigiert und auf Strafstoß entscheidet. In diesem Zusammenhang muss nochmals darauf hingewiesen werden, dass nur der Schiedsrichter auf dem Feld eine Entscheidung treffen oder ändern kann.

DFB.de: Auch beim Spiel FC Bayern München gegen Union Berlin wurde Schiedsrichter Marco Fritz wegen eines Handspiels von Bayerns Perisic vom Video-Assistenten zum On-Field-Review geschickt. Hier fand eine Korrektur der Entscheidung nach VA-Eingriff statt. Wie bewerten Sie diesen Entscheidungsprozess?

Fachliche Bewertung der Sportlichen Leitung: Auch hierbei handelt es sich um ein strafbares Handspiel, da der Spieler Perisic mit einer klaren Orientierung zum Ball in die Situation geht und dabei eine aktive Bewegung mit der Hand zum Ball macht. Er dreht die Hand ja sogar noch zum Ball. Der Eingriff des Video-Assistenten ist korrekt, ebenso wie die Entscheidung des Schiedsrichters nach Ansicht der Bilder beim On-Field-Review auf ein strafbares Handspiel und somit auf Strafstoß zu entscheiden.

DFB.de: Beim Derby Borussia Dortmund gegen Schalke 04 bekommt BVB-Spieler Hazard im eigenen Strafraum den Ball an den Arm. Schiedsrichter Felix Brych lässt weiterlaufen. Der Video-Assistent greift nicht ein. Warum war hier kein VA-Eingriff und On-Field-Review notwendig?

Fachliche Bewertung der Sportlichen Leitung: Im Gegensatz zu den beiden geschilderten Szenen in Mainz und München ist der Dortmunder Spieler Hazard nicht zur Abwehr auf den Ball orientiert. Als der Ball auf ihn zukommt versucht er, den Arm aus dem "Gefahrenbereich" herauszunehmen. Es handelt sich somit eindeutig um keine bewusste Aktion mit den Händen zum Ball. Ebenso liegt keine unnatürliche Vergrößerung der Körperflache vor, um den Ball abzuwehren. Die Entscheidung weiterspielen zu lassen ist korrekt und wird von fachlicher Seite grundsätzlich unterstützt.
Der Video-Assistent greift zurecht nicht ein, da der Schiedsrichter den Vorgang selbst wahrgenommen und in der beschriebenen Weise bewertet hatte.

DFB.de: Beim Spiel Bayer 04 Leverkusen – SV Werder Bremen gab es gleich zwei Handspielszenen in der zweiten Halbzeit. Einmal kam dabei der Video-Assistent zum Einsatz. Wie bewerten Sie die jeweiligen Strafstoß-Situationen aus fachlicher Sicht? Situation 1 in der 71. Minute, das Handspiel von Nadiem Amiri mit VA-Eingriff, Situation 2 (90. + 2): Handspiel Amiri ohne VA-Eingriff.

Fachliche Bewertung der Sportlichen Leitung: Bei der ersten Situation, die im Vorlauf zum Tor von Bayer-Stürmer Alario stattfindet, handelt es sich um ein Handspiel in unmittelbarem Zusammenhang mit einer Torerzielung. Hierbei spielt die Frage der Absicht grundsätzlich keine Rolle, da dieser Sachverhalt durch die Regeländerungen in Bezug auf die Bewertung von Handspielen zum Anfang dieser Saison klargestellt bzw. geändert wurde. Die Schiedsrichter haben hier keinen Interpretationsspielraum, sobald eine Berührung des Balles mit der Hand beziehungsweise dem Arm nachzuweisen ist. Bei der zweiten Situation in diesem Spiel in der Nachspielzeit der 2. Hälfte grätscht der Leverkusener Spieler Amiri seitlich mit noch relativ eng am Körper gehaltenen Armen auf seinen Gegenspieler zu. Dabei wird er beim Schuss des Gegenspielers am Arm getroffen. Bei einer Grätschbewegung gesteht die Regel dem Spieler zu, dass er zur Stabilisierung des Körpers die Arme seitlich zum Boden hin abspreizen kann. Das ist die sogenannte Abstützhaltung. Ganz charakteristisch dafür ist der Vorgang in Leverkusen sicher nicht, aber eine bewusste Abwehraktion, mit den Armen zum Ball, ist in dem Bewegungsablauf auch nicht zweifelsfrei auszumachen. Der Schiedsrichter hatte zu dieser Situation eine klare Wahrnehmung und den Vorgang bewertet. Die Sichtung des Videomaterials lieferte keine klar und offensichtlich andere Information. Daher war es richtig, dass der Video-Assistent nicht intervenierte.

DFB.de: Auch in der 2. Bundesliga ereigneten sich Handspielsituationen. Bei der Begegnung Karlsruher SC – Hannover 96 trifft KSC-Spieler Choi Gegenspieler Franke am Arm. Schiedsrichter Guido Winkmann zeigt direkt auf den Punkt. Inwiefern unterscheidet sich diese Szene vom Mainzer Niakhaté-Handspiel?

Fachliche Bewertung der Sportlichen Leitung: Die Situationen unterscheiden sich kaum.  Auch hier ist der Abwehrspieler zum Ball orientiert und will den Ball abwehren. Hier ist der rechte Arm beim Schuss vom Körper abgespreizt und vergrößert den Körper in unnatürlicher Art und Weise. Der Arm bleibt in der Flugbahn des Balles, wenn auch der Arm beim Kontakt mit dem Ball wieder etwas näher am Körper herangeht. Aber es bleibt ein strafbares Handspiel.

DFB.de: Bei der Partie Hamburger SV – VfB Stuttgart greift der Video-Assistent bei einer Handspielszene zum vermeintlichen 3:4-Anschlusstreffer für den VfB Stuttgart ein. Im Zweikampf mit HSV-Spieler Vagnoman, nimmt Stuttgarter Gonzalez den Ball mit dem rechten Oberarm in Laufrichtung mit, ehe Mitspieler Förster den Ball im Tor verwandelt. Schiedsrichter Deniz Aytekin entscheidet zunächst auf Tor. Nach Eingriff des Video-Assistenten und On-Field-Review revidiert er seine Entscheidung. Lässt die Handspielregel in diesem Fall überhaupt einen Spielraum zu?

Fachliche Bewertung der Sportlichen Leitung: Vergleichbar mit der Szene in Leverkusen ist die Regel hier eindeutig und ohne Spielraum für den Schiedsrichter. Es liegt ein, wenn auch unabsichtliches Handspiel des Stuttgarter Angreifers im Hamburger Strafraum vor. Dadurch bliebt er in Ballbesitz und spielt unmittelbar danach den Ball zur Mitte zu einer hundertprozentigen Torchance für einen Mitspieler, aus der auch ein Tor erzielt wird. Daher ist der Eingriff des Video-Assistenten und die Entscheidung des Schiedsrichters das Tor nicht anzuerkennen korrekt.

###more###