Sportliche Leitung der Elite-Schiedsrichter ordnet Szenen des 28. Spieltags ein

Nach den Wochenendpartien des 28. Spieltags der Bundesliga beleuchtet die Sportliche Leitung der Elite-Schiedsrichter beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) unterschiedliche Szenen und ordnet diese offiziell ein.

DFB.de: Beim Freitagabendspiel Hamburger SV gegen SV Darmstadt zeigt der Schiedsrichter in der 71. Spielminute nach einem vermeintlichen Foul von Darmstadts Dursun an HSV-Spieler Terodde auf den Punkt. Nach Eingriff durch den Video-Assistenten (VA) und On-Field-Review (OFR) revidiert er seine Entscheidung. Wie bewerten Sie den Eingriff des Video-Assistenten und die darauffolgende Rücknahme des Strafstoßes?

Sportliche Leitung der Elite-Schiedsrichter: Bei der Ausholbewegung des Stürmers Terodde zum Torschuss kommt es womöglich zu einem leichten Kontakt mit dem Spieler Dursun. Dieser Kontakt am Fuß wird jedoch insbesondere durch die aktive Ausholbewegung des Stürmers mit dem Fuß nach hinten herbeigeführt. Der Spieler Dursun läuft zwar hinter dem Spieler Terodde, verhält sich dabei jedoch passiv.

Da in allen vorliegenden Bildern, einschließlich der Ansicht der Hintertor-Perspektive, kein strafbares Vergehen des Verteidigers zu erkennen ist, greift hier der Video-Assistent zu Recht ein und empfiehlt dem Schiedsrichter einen OFR. Die Rücknahme der Strafstoßentscheidung ist aufgrund einer klaren Fehleinschätzung des Schiedsrichters dementsprechend die regeltechnisch korrekte Entscheidung.

DFB.de: In der 13. Spielminute der Partie Hertha BSC gegen Borussia Mönchengladbach gibt der Schiedsrichter Gladbachs Torhüter Yann Sommer Rot. Warum ist hier die Vereitelung einer klaren Torchance gegeben?

Sportliche Leitung der Elite-Schiedsrichter: Der Gladbacher Torhüter Sommer bringt den Berliner Stürmer Cordoba außerhalb des Strafraums durch ein Beinstellen zu Fall. Der ballführende Spieler Cordoba hätte den Ball im Gladbacher Strafraum eindeutig erreicht (Anm. d. Red.; siehe Bild 1) und diesen unbedrängt auf das Tor schießen können. Es handelt sich hier um eine unmittelbare klare Torchance für Hertha BSC, zumal der Gladbacher Torwart nicht mehr in seinem Tor stand und der mitgelaufene Gladbacher Abwehrspieler die Torchance auch nicht mehr hätte verhindern können. Die Rote Karte ist somit korrekt.

DFB.de: In derselben Begegnung folgt in der 73. Spielminute eine Strafraumszene mit Beteiligung des Gladbacher Spielers Thuram und Hertha-Spieler Klünter. Wie bewerten Sie diese Szene?

Sportliche Leitung der Elite-Schiedsrichter: Nach einem Zuspiel auf den Gladbacher Spieler Thuram stellt dieser in der Folge sein linkes Bein aus und tritt dabei auf den Arm das Berliners Klünter. Der Spieler Klünter ist dabei in einer dynamischen Bewegung und zieht das Bein von Thuram mit. Es ist jedoch kein Foulspiel des Berliners Klünter erkennbar. Im Gegenteil, der Kontakt wurde vom Gladbacher Spieler initiiert, indem er seinen Fuß auf den Arm des Spielers Klünter aufsetzt. Die Szene wurde somit zurecht vom Schiedsrichter nicht unterbunden.

DFB.de: Bei der Sonntagspartie Würzburger Kickers gegen den FC Nürnberg in der 2. Bundesliga gibt Schiedsrichter Tobias Reichel dem Nürnberger Lukas Mühl in der 19. Spielminute Gelb. Er brachte den Würzburger Munsy als letzter Verteidiger mit einem Griff an die Schulter zu Fall. Ein VA-Eingriff blieb aus. Wie ordnen Sie diese Szene aus Schiedsrichter und VA-Sicht ein?

Sportliche Leitung der Elite-Schiedsrichter: Nachdem das Schiedsrichterteam den Zweikampf als Foul beurteilt hat, gilt es die zweite Frage zu beantworten: Wird durch das Foulspiel eine unmittelbare, klare, offensichtliche Torchance verhindert? Vieles spricht dafür wie der Ort des Foulspiels, die dynamische Angriffssituation und das nicht mehr mögliche Eingreifen eines weiteren Abwehrspielers.

Eine zentrale Frage ist in diesem Zusammenhang aber auch, ob der Spieler Munsy vor dem Torwart an den Ball gekommen wäre. Beim ersten Betrachten der Kameraperspektive "16er Hoch" auf der linken Spielfeldseite (Anm. d. Red.; siehe Bild 2, rechte Seite) sieht dies deutlich danach aus.

Bei Betrachten der beiden anderen Perspektiven, Kameraposition "Hintertor rechts" (Anm. d. Red., siehe Bild 2, linke Seite) und der "16er Hoch rechts" (Anm. d. Red., siehe Bild 3) wird jedoch deutlich, dass der Ball mehrere Meter vom Spieler Munsy seitlich versetzt ist. Hier erscheint es, als würde der Torwart eher am Ball sein, zumal sich der Ball auch auf den Torwart zu bewegt. Gerade die letzte Perspektive (Kameraposition "16er Hoch rechts"; Bild 3) bringt die beiden vorherigen Perspektiven in Einklang. Hier wird deutlich, dass beide Spieler in etwa die gleiche Entfernung zum Ball haben.

Insofern halten wir eine Rote Karte zwar für die bessere Entscheidung des Schiedsrichters auf dem Platz. Um dem Schiedsrichter einen On-Field-Review zu empfehlen und die Entscheidung zu korrigieren, muss der Video-Assistent jedoch zweifelsfrei belegen, dass der Stürmer mit Sicherheit eher am Ball gewesen wäre und somit ein klarer, offensichtlicher Fehler des Schiedsrichters vorliegt. Aus den genannten Gründen - beinahe gleiche Entfernung zum Ball - und der Laufrichtung des Balles zum Torwart hin ist dieser Beleg nach Analyse aller Perspektiven nicht zu erbringen. Die gelbe Karte wurde vom Video-Assistenten daher korrekterweise akzeptiert.

[sal]

Nach den Wochenendpartien des 28. Spieltags der Bundesliga beleuchtet die Sportliche Leitung der Elite-Schiedsrichter beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) unterschiedliche Szenen und ordnet diese offiziell ein.

DFB.de: Beim Freitagabendspiel Hamburger SV gegen SV Darmstadt zeigt der Schiedsrichter in der 71. Spielminute nach einem vermeintlichen Foul von Darmstadts Dursun an HSV-Spieler Terodde auf den Punkt. Nach Eingriff durch den Video-Assistenten (VA) und On-Field-Review (OFR) revidiert er seine Entscheidung. Wie bewerten Sie den Eingriff des Video-Assistenten und die darauffolgende Rücknahme des Strafstoßes?

Sportliche Leitung der Elite-Schiedsrichter: Bei der Ausholbewegung des Stürmers Terodde zum Torschuss kommt es womöglich zu einem leichten Kontakt mit dem Spieler Dursun. Dieser Kontakt am Fuß wird jedoch insbesondere durch die aktive Ausholbewegung des Stürmers mit dem Fuß nach hinten herbeigeführt. Der Spieler Dursun läuft zwar hinter dem Spieler Terodde, verhält sich dabei jedoch passiv.

Da in allen vorliegenden Bildern, einschließlich der Ansicht der Hintertor-Perspektive, kein strafbares Vergehen des Verteidigers zu erkennen ist, greift hier der Video-Assistent zu Recht ein und empfiehlt dem Schiedsrichter einen OFR. Die Rücknahme der Strafstoßentscheidung ist aufgrund einer klaren Fehleinschätzung des Schiedsrichters dementsprechend die regeltechnisch korrekte Entscheidung.

DFB.de: In der 13. Spielminute der Partie Hertha BSC gegen Borussia Mönchengladbach gibt der Schiedsrichter Gladbachs Torhüter Yann Sommer Rot. Warum ist hier die Vereitelung einer klaren Torchance gegeben?

Sportliche Leitung der Elite-Schiedsrichter: Der Gladbacher Torhüter Sommer bringt den Berliner Stürmer Cordoba außerhalb des Strafraums durch ein Beinstellen zu Fall. Der ballführende Spieler Cordoba hätte den Ball im Gladbacher Strafraum eindeutig erreicht (Anm. d. Red.; siehe Bild 1) und diesen unbedrängt auf das Tor schießen können. Es handelt sich hier um eine unmittelbare klare Torchance für Hertha BSC, zumal der Gladbacher Torwart nicht mehr in seinem Tor stand und der mitgelaufene Gladbacher Abwehrspieler die Torchance auch nicht mehr hätte verhindern können. Die Rote Karte ist somit korrekt.

DFB.de: In derselben Begegnung folgt in der 73. Spielminute eine Strafraumszene mit Beteiligung des Gladbacher Spielers Thuram und Hertha-Spieler Klünter. Wie bewerten Sie diese Szene?

Sportliche Leitung der Elite-Schiedsrichter: Nach einem Zuspiel auf den Gladbacher Spieler Thuram stellt dieser in der Folge sein linkes Bein aus und tritt dabei auf den Arm das Berliners Klünter. Der Spieler Klünter ist dabei in einer dynamischen Bewegung und zieht das Bein von Thuram mit. Es ist jedoch kein Foulspiel des Berliners Klünter erkennbar. Im Gegenteil, der Kontakt wurde vom Gladbacher Spieler initiiert, indem er seinen Fuß auf den Arm des Spielers Klünter aufsetzt. Die Szene wurde somit zurecht vom Schiedsrichter nicht unterbunden.

DFB.de: Bei der Sonntagspartie Würzburger Kickers gegen den FC Nürnberg in der 2. Bundesliga gibt Schiedsrichter Tobias Reichel dem Nürnberger Lukas Mühl in der 19. Spielminute Gelb. Er brachte den Würzburger Munsy als letzter Verteidiger mit einem Griff an die Schulter zu Fall. Ein VA-Eingriff blieb aus. Wie ordnen Sie diese Szene aus Schiedsrichter und VA-Sicht ein?

Sportliche Leitung der Elite-Schiedsrichter: Nachdem das Schiedsrichterteam den Zweikampf als Foul beurteilt hat, gilt es die zweite Frage zu beantworten: Wird durch das Foulspiel eine unmittelbare, klare, offensichtliche Torchance verhindert? Vieles spricht dafür wie der Ort des Foulspiels, die dynamische Angriffssituation und das nicht mehr mögliche Eingreifen eines weiteren Abwehrspielers.

Eine zentrale Frage ist in diesem Zusammenhang aber auch, ob der Spieler Munsy vor dem Torwart an den Ball gekommen wäre. Beim ersten Betrachten der Kameraperspektive "16er Hoch" auf der linken Spielfeldseite (Anm. d. Red.; siehe Bild 2, rechte Seite) sieht dies deutlich danach aus.

Bei Betrachten der beiden anderen Perspektiven, Kameraposition "Hintertor rechts" (Anm. d. Red., siehe Bild 2, linke Seite) und der "16er Hoch rechts" (Anm. d. Red., siehe Bild 3) wird jedoch deutlich, dass der Ball mehrere Meter vom Spieler Munsy seitlich versetzt ist. Hier erscheint es, als würde der Torwart eher am Ball sein, zumal sich der Ball auch auf den Torwart zu bewegt. Gerade die letzte Perspektive (Kameraposition "16er Hoch rechts"; Bild 3) bringt die beiden vorherigen Perspektiven in Einklang. Hier wird deutlich, dass beide Spieler in etwa die gleiche Entfernung zum Ball haben.

Insofern halten wir eine Rote Karte zwar für die bessere Entscheidung des Schiedsrichters auf dem Platz. Um dem Schiedsrichter einen On-Field-Review zu empfehlen und die Entscheidung zu korrigieren, muss der Video-Assistent jedoch zweifelsfrei belegen, dass der Stürmer mit Sicherheit eher am Ball gewesen wäre und somit ein klarer, offensichtlicher Fehler des Schiedsrichters vorliegt. Aus den genannten Gründen - beinahe gleiche Entfernung zum Ball - und der Laufrichtung des Balles zum Torwart hin ist dieser Beleg nach Analyse aller Perspektiven nicht zu erbringen. Die gelbe Karte wurde vom Video-Assistenten daher korrekterweise akzeptiert.

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