"Spiel des Lebens": Berghofen empfängt Seriensieger Wolfsburg

Erste Runde TuS Schwachhausen, zweite Runde VfL Wolfsburg, Achtelfinale FC Bayern München: Die Verantwortlichen des SV Berghofen haben sich schon – mehr im Spaß als im Ernst – ihren Weg durch den DFB-Pokal der Frauen in Richtung Finale in Köln ausgemalt. Den ersten Schritt hat die Mannschaft aus dem Dortmunder Stadtteil bereits umgesetzt. Zum Auftakt gab es ein 5:1 beim TuS Schwachhausen, einem Verbandsligisten aus Bremen. Das Problem: Bevor der FC Bayern kommen könnte, wartet heute (ab 14 Uhr) in Runde zwei noch der VfL Wolfsburg, der seit Jahren dominierende Klub im deutschen Frauenfußball, der Serienmeister, der Titelverteidiger.

"Wir sind realistisch und wissen natürlich ganz genau, dass wir in 99 von 100 Spielen keine Chance haben werden. Für uns ist es schon ein riesiger Erfolg und ein tolles Erlebnis, dass wir erstmals in diesem Wettbewerb dabei sein können", sagt Stephan Gebling, Sportlicher Leiter der Frauen des SV Berghofen. "Aber wir treten auch nicht an, um uns ohne Gegenwehr zu ergeben. Wir werden den Wolfsburgerinnen so gut es geht Paroli bieten. Ich bin sehr zuversichtlich, dass sie nicht mit einem zweistelligen Sieg im Gepäck wieder nach Hause fahren werden. Das zu verhindern, muss unser Ziel sein."

"Ticketbestellungen aus fast ganz Deutschland"

Die Vorbereitungen beim SV Berghofen laufen seit Wochen auf Hochtouren. Seitdem der Gegner bekannt ist, gibt es praktisch kein anderes Thema mehr. "Eine Minute nach der Auslosung hat zum ersten Mal deswegen mein Handy geklingelt", sagt Gebling. "So geht das jetzt seit Tagen und Wochen. Unser lokaler Radiosender 91,2 war schon hier. Der WDR hat einen Beitrag über uns gedreht. Und auch die Dortmunder Medien berichten natürlich intensiv. Das Interesse ist groß."

Das spiegelt sich auch bei der Nachfrage nach Eintrittskarten wider. "Wir haben Bestellungen aus Bayern, aus Sachsen, aus Sachsen-Anhalt, eigentlich aus fast ganz Deutschland", so Gebling. Um dieser Situation gerecht zu werden, wird die Begegnung nicht auf der heimischen Anlage ausgetragen: "Unsere Infrastruktur reicht dafür in keiner Weise aus." Stattdessen wird die Partie im Waldstadion in Dortmund-Aplerbeck stattfinden, das immerhin 2000 Fans Platz bietet.

"Das Spiel des Lebens"

"Das ist nicht nur für den Verein das Spiel des Jahres", sagt Berghofens Trainer Thomas Sulewski. "Das ist auch für jede einzelne Spielerin und auch für mich persönlich wahrscheinlich sogar das Spiel des Lebens. Ich glaube nicht, dass wir in naher Zukunft noch einmal auf einen so hochkarätigen Gegner treffen. Wolfsburg stellt meiner Meinung nach zusammen mit Olympique Lyon derzeit die beste Frauenfußballmannschaft der Welt."

Dennoch bereitet der 29-Jährige sein Team gewissenhaft auf die Herausforderung vor. In dieser Woche lag ein besonderer Fokus auf der Defensivarbeit. Denn die Devise von Thomas Sulewski ist klar: "Auch wenn unsere Stärken in der Offensive liegen, werden wir sicher gegen Wolfsburg nicht Hurra-Fußball nach vorne spielen. Wir müssen es hinbekommen, dass wir ein extrem unangenehmer Gegner sind, ohne dabei natürlich unfair aufzutreten. Vielleicht können wir Wolfsburg dann etwas den Schneid abkaufen und selbst den einen oder anderen Akzent setzen."

"Stark genug, um keine Packung zu kassieren"

Sulewski hat in dieser Woche bei seinen Spielerinnen deutlich spüren können, dass Tag für Tag, Stunde für Stunde die Vorfreude größer geworden ist. Aber auch der Respekt. "Wenn wir einen guten Tag haben, sind wir stark genug, um keine Packung zu kassieren", sagt der Trainer und warnt dennoch gleichzeitig vor den Wolfsburgerinnen. "In der vergangenen Saison haben sie bekanntlich den DFB-Pokal gewonnen. Was viele nicht wissen: Nach dem Finale hatten sie ein Torverhältnis von 29:0. Für uns wäre es schon großartig, wenn uns ein Treffer gelingen würde."

Der Verein spielt jetzt erst seine dritte Saison in der Regionalliga. Die Mannschaft besteht weitestgehend aus Spielerinnen, die ausschließlich unterklassig aktiv waren. Einzige Ausnahme ist Anne-Catherine Kufner, die in der vergangenen Saison 22 Partien für Borussia Mönchengladbach in der Bundesliga bestritten hat. "Sie weiß, was uns gegen Wolfsburg erwartet. Sie hat es in der vergangenen Saison zweimal erlebt", sagt Sulewski. Zuhause gab es ein 0:7, auswärts ein 0:8. Der SV Berghofen möchte es ebenfalls in diesem Rahmen halten oder sogar etwas besser machen.

Sportliche Ausrichtung mit Weitblick

Und danach wird sich der Blick der Verantwortlichen auch schon wieder auf das Tagesgeschäft in der Regionalliga richten. Nachdem die Mannschaft in der vergangenen Saison in einen negativen Lauf gerutscht ist und lange gegen den Abstieg kämpfen musste, soll es in diesem Jahr besser laufen. Eine Platzierung im oberen Drittel ist die Zielsetzung. "Mit Rang vier oder fünf könnten wir gut leben", sagt Sulewski. Vier Punkte nach zwei Begegnungen sind ein ordentlicher Start.

Mittelfristig kann der Blick dann aber gerne auch weiter nach oben gehen. Der Aufstieg in die 2. Bundesliga soll gelingen. Aber nicht schnell und ungeplant, sondern in Ruhe und nachhaltig. "Wir stellen den Verein jetzt nach und nach so auf, dass wir die Anforderungen erfüllen können. Sportlich genauso wie infrastrukturell", sagt der Sportliche Leiter Stephan Gebling.

Aber das ist Zukunftsmusik. Im Moment gibt das große Duell gegen den VfL Wolfsburg den Ton an. Der SV Berghofen wird nicht den Rhythmus des Spiels vorgeben können. Trotzdem soll es eine große Party werden. Egal, wie es am Ende ausgeht.

[sw]

Erste Runde TuS Schwachhausen, zweite Runde VfL Wolfsburg, Achtelfinale FC Bayern München: Die Verantwortlichen des SV Berghofen haben sich schon – mehr im Spaß als im Ernst – ihren Weg durch den DFB-Pokal der Frauen in Richtung Finale in Köln ausgemalt. Den ersten Schritt hat die Mannschaft aus dem Dortmunder Stadtteil bereits umgesetzt. Zum Auftakt gab es ein 5:1 beim TuS Schwachhausen, einem Verbandsligisten aus Bremen. Das Problem: Bevor der FC Bayern kommen könnte, wartet heute (ab 14 Uhr) in Runde zwei noch der VfL Wolfsburg, der seit Jahren dominierende Klub im deutschen Frauenfußball, der Serienmeister, der Titelverteidiger.

"Wir sind realistisch und wissen natürlich ganz genau, dass wir in 99 von 100 Spielen keine Chance haben werden. Für uns ist es schon ein riesiger Erfolg und ein tolles Erlebnis, dass wir erstmals in diesem Wettbewerb dabei sein können", sagt Stephan Gebling, Sportlicher Leiter der Frauen des SV Berghofen. "Aber wir treten auch nicht an, um uns ohne Gegenwehr zu ergeben. Wir werden den Wolfsburgerinnen so gut es geht Paroli bieten. Ich bin sehr zuversichtlich, dass sie nicht mit einem zweistelligen Sieg im Gepäck wieder nach Hause fahren werden. Das zu verhindern, muss unser Ziel sein."

"Ticketbestellungen aus fast ganz Deutschland"

Die Vorbereitungen beim SV Berghofen laufen seit Wochen auf Hochtouren. Seitdem der Gegner bekannt ist, gibt es praktisch kein anderes Thema mehr. "Eine Minute nach der Auslosung hat zum ersten Mal deswegen mein Handy geklingelt", sagt Gebling. "So geht das jetzt seit Tagen und Wochen. Unser lokaler Radiosender 91,2 war schon hier. Der WDR hat einen Beitrag über uns gedreht. Und auch die Dortmunder Medien berichten natürlich intensiv. Das Interesse ist groß."

Das spiegelt sich auch bei der Nachfrage nach Eintrittskarten wider. "Wir haben Bestellungen aus Bayern, aus Sachsen, aus Sachsen-Anhalt, eigentlich aus fast ganz Deutschland", so Gebling. Um dieser Situation gerecht zu werden, wird die Begegnung nicht auf der heimischen Anlage ausgetragen: "Unsere Infrastruktur reicht dafür in keiner Weise aus." Stattdessen wird die Partie im Waldstadion in Dortmund-Aplerbeck stattfinden, das immerhin 2000 Fans Platz bietet.

"Das Spiel des Lebens"

"Das ist nicht nur für den Verein das Spiel des Jahres", sagt Berghofens Trainer Thomas Sulewski. "Das ist auch für jede einzelne Spielerin und auch für mich persönlich wahrscheinlich sogar das Spiel des Lebens. Ich glaube nicht, dass wir in naher Zukunft noch einmal auf einen so hochkarätigen Gegner treffen. Wolfsburg stellt meiner Meinung nach zusammen mit Olympique Lyon derzeit die beste Frauenfußballmannschaft der Welt."

Dennoch bereitet der 29-Jährige sein Team gewissenhaft auf die Herausforderung vor. In dieser Woche lag ein besonderer Fokus auf der Defensivarbeit. Denn die Devise von Thomas Sulewski ist klar: "Auch wenn unsere Stärken in der Offensive liegen, werden wir sicher gegen Wolfsburg nicht Hurra-Fußball nach vorne spielen. Wir müssen es hinbekommen, dass wir ein extrem unangenehmer Gegner sind, ohne dabei natürlich unfair aufzutreten. Vielleicht können wir Wolfsburg dann etwas den Schneid abkaufen und selbst den einen oder anderen Akzent setzen."

"Stark genug, um keine Packung zu kassieren"

Sulewski hat in dieser Woche bei seinen Spielerinnen deutlich spüren können, dass Tag für Tag, Stunde für Stunde die Vorfreude größer geworden ist. Aber auch der Respekt. "Wenn wir einen guten Tag haben, sind wir stark genug, um keine Packung zu kassieren", sagt der Trainer und warnt dennoch gleichzeitig vor den Wolfsburgerinnen. "In der vergangenen Saison haben sie bekanntlich den DFB-Pokal gewonnen. Was viele nicht wissen: Nach dem Finale hatten sie ein Torverhältnis von 29:0. Für uns wäre es schon großartig, wenn uns ein Treffer gelingen würde."

Der Verein spielt jetzt erst seine dritte Saison in der Regionalliga. Die Mannschaft besteht weitestgehend aus Spielerinnen, die ausschließlich unterklassig aktiv waren. Einzige Ausnahme ist Anne-Catherine Kufner, die in der vergangenen Saison 22 Partien für Borussia Mönchengladbach in der Bundesliga bestritten hat. "Sie weiß, was uns gegen Wolfsburg erwartet. Sie hat es in der vergangenen Saison zweimal erlebt", sagt Sulewski. Zuhause gab es ein 0:7, auswärts ein 0:8. Der SV Berghofen möchte es ebenfalls in diesem Rahmen halten oder sogar etwas besser machen.

Sportliche Ausrichtung mit Weitblick

Und danach wird sich der Blick der Verantwortlichen auch schon wieder auf das Tagesgeschäft in der Regionalliga richten. Nachdem die Mannschaft in der vergangenen Saison in einen negativen Lauf gerutscht ist und lange gegen den Abstieg kämpfen musste, soll es in diesem Jahr besser laufen. Eine Platzierung im oberen Drittel ist die Zielsetzung. "Mit Rang vier oder fünf könnten wir gut leben", sagt Sulewski. Vier Punkte nach zwei Begegnungen sind ein ordentlicher Start.

Mittelfristig kann der Blick dann aber gerne auch weiter nach oben gehen. Der Aufstieg in die 2. Bundesliga soll gelingen. Aber nicht schnell und ungeplant, sondern in Ruhe und nachhaltig. "Wir stellen den Verein jetzt nach und nach so auf, dass wir die Anforderungen erfüllen können. Sportlich genauso wie infrastrukturell", sagt der Sportliche Leiter Stephan Gebling.

Aber das ist Zukunftsmusik. Im Moment gibt das große Duell gegen den VfL Wolfsburg den Ton an. Der SV Berghofen wird nicht den Rhythmus des Spiels vorgeben können. Trotzdem soll es eine große Party werden. Egal, wie es am Ende ausgeht.

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