Spaniens Kapitän: Vamos, Ramos!

Sergio Ramos ist einer der letzten Stammspieler der "Goldenen Generation" der Spanier, die einmal Welt- und zweimal Europameister wurde. Der 31-Jährige hat noch immer eine Menge vor - auch wenn er schon alles gewonnen hat. Heute (ab 20.45 Uhr, live in der ARD) in Düsseldorf testet er mit der "Furia Roja" im Duell der Weltmeister die Form der DFB-Auswahl.

Wenn Sergio Ramos in seinen Geburtsort Camas zurückkommt, rufen ihn viele Nachbarn immer noch "Schuster". Wie sie ihn als Kind nannten: wegen seiner langen, blonden Haare, und weil er so gern Fußball spielte, klar. Spielmacher wie sein deutscher Namenspatron ist er dann zwar nicht geworden, aber mit ein bisschen Übung hätte er wohl auch das hinbekommen. Ganz sicher ist: Er würde es sich auf jeden Fall zutrauen.

Ramos, Innenverteidiger, Kapitän von Real Madrid und der spanischen Nationalmannschaft, hat immense fußballerische Qualitäten. Der 31-Jährige ist zweikampfstark, passsicher und spielintelligent, brillant im Kopfballspiel, das er früher mit seinem Vater stundenlang am Strand trainierte, und ein ordentlicher Freistoßschütze. Das alles wäre allerdings nur die Hälfte wert ohne seine Persönlichkeit, die Trainer, Mitspieler und Weggefährten immer als erstes herausstellen, immer mutig, immer selbstbewusst, ohne Kompromisse.

Kein Spanier sah mehr Karten

Rausgestreckte Brust, stolz gehobener Kopf und immer mit offenem Visier: So spielt der Andalusier seit dem ersten Tag als Profi, ja: seit dem ersten Ballkontakt. Als er mit 17 für seinen Jugendklub Sevilla zum Debüt eingewechselt wurde, führte er sich im Spiel bei Deportivo La Coruña gleich mit einem wüsten Tackling gegen den damaligen Nationalspieler Albert Luque ein. Der blieb danach erst mal verdutzt am Boden liegen, aber die Angreifer dieser Welt sollten Ramos bald kennenlernen. Duelle mit Stürmern wie Robert Lewandowski gelten als legendär, und weil er zwar selten dreckig spielt, aber eben Temperament hat, weil er lieber einmal zu oft hingeht als einmal zu selten, hält Ramos so ziemlich alle verfügbaren Kartenrekorde. Kein spanischer Fußballer der Geschichte sah so oft Gelb (171 in der Liga, 274 in allen Pflichtspielen inklusive Nationalmannschaft), keiner so oft Rot (19 in der Liga, 24 insgesamt).

Die Kritik daran nimmt Ramos hin; er ist seit jeher gewohnt zu polarisieren. Noch als Teenager posierte er splitternackt für eine Illustrierte, bedeckt nur mit Fußballschuhen, und erschien zu einer Berufung in die spanische Nationalmannschaft im weißen Anzug. Das sah nicht nur ein bisschen nach Mafiafilm aus, sondern war auch eine Anspielung darauf, was folgen sollte: der Wechsel zu den Weißen von Real Madrid. Immer noch erst 19 Jahre alt, ließ er sich dort gleich das Trikot mit der Vier geben, die Nummer des legendären, kurz zuvor abgetretenen Kapitäns Fernando Hierro.

Beim Elfmeter wie Panenka

Seine bleibende Chuzpe unterstreichen zwei berühmte Elfmeter aus dem Jahr 2012. Den ersten schoss er in die Wolken, was Reals Ausscheiden gegen Bayern München im Halbfinale der Champions League bedeutete und ihm kübelweise Spott eintrug. Zwei Monate später bestritt Spanien im ukrainischen Donezk das EM-Halbfinale gegen Portugal, erneut ging es ins Elfmeterschießen. Ramos scheute sich nicht - und schnibbelte den Ball per Panenka-Lupfer in die Mitte des Tores. "Wenn ich den vermasselt hätte, hätte ich allein mit der U-Bahn nach Spanien zurückfahren müssen", sagte er später.

So aber ging es weiter ins Finale, zu einem 4:0 über Italien und dem letzten Triumph der "Goldenen Generation". Mit Andrés Iniesta und David Silva ist Sergio Ramos heute der einzige Stammspieler, der bei allen drei Titeln (EM 2008 und 2012, WM 2010) dabei war. Heute in Düsseldorf steht er vor seinem 150. Länderspiel - gegen Weltmeister Deutschland wird er wohl wieder das Innenverteidiger-Duo mit dem Katalanen und Barca-Profi Gerard Piqué bilden, mit dem er sich über Medien und soziale Netzwerke oft dialektische Duelle über Fußball und Politik liefert. Auch verbal teilt Ramos aus, wie er einstecken kann.

Mit dieser Unbeugsamkeit überlebt er jetzt schon 13 Jahre bei Real, wo sein stolzer Kopf als Ikone verehrt wird, seit er mit ihm das Champions-League-Finale 2014 gegen den Stadtrivalen Atlético in der 93. Minute ausglich. Späte Tore gehören zu seinen Spezialitäten, die Nachspielzeit ist in Spanien daher auch inzwischen als "Ramos-Zone" bekannt. Für einen wie ihn ist jedes Spiel erst vorbei, wenn es wirklich vorbei ist.

Spanische Nationalspieler mit mindestens 100 Länderspielen

1. Iker Casillas 166
2. Sergio Ramos 149
3. Xavi 133
4. Andrés Iniesta 127
5. Andoni Zubizarreta 126
6. David Silva 118
7. Xabi Alonso 114
8. Fernando Torres 110
8. Cesc Fàbregas 110
10. Raúl 103
11. Sergio Busquets 102
12. Carles Puyol 100

[dfb]

Sergio Ramos ist einer der letzten Stammspieler der "Goldenen Generation" der Spanier, die einmal Welt- und zweimal Europameister wurde. Der 31-Jährige hat noch immer eine Menge vor - auch wenn er schon alles gewonnen hat. Heute (ab 20.45 Uhr, live in der ARD) in Düsseldorf testet er mit der "Furia Roja" im Duell der Weltmeister die Form der DFB-Auswahl.

Wenn Sergio Ramos in seinen Geburtsort Camas zurückkommt, rufen ihn viele Nachbarn immer noch "Schuster". Wie sie ihn als Kind nannten: wegen seiner langen, blonden Haare, und weil er so gern Fußball spielte, klar. Spielmacher wie sein deutscher Namenspatron ist er dann zwar nicht geworden, aber mit ein bisschen Übung hätte er wohl auch das hinbekommen. Ganz sicher ist: Er würde es sich auf jeden Fall zutrauen.

Ramos, Innenverteidiger, Kapitän von Real Madrid und der spanischen Nationalmannschaft, hat immense fußballerische Qualitäten. Der 31-Jährige ist zweikampfstark, passsicher und spielintelligent, brillant im Kopfballspiel, das er früher mit seinem Vater stundenlang am Strand trainierte, und ein ordentlicher Freistoßschütze. Das alles wäre allerdings nur die Hälfte wert ohne seine Persönlichkeit, die Trainer, Mitspieler und Weggefährten immer als erstes herausstellen, immer mutig, immer selbstbewusst, ohne Kompromisse.

Kein Spanier sah mehr Karten

Rausgestreckte Brust, stolz gehobener Kopf und immer mit offenem Visier: So spielt der Andalusier seit dem ersten Tag als Profi, ja: seit dem ersten Ballkontakt. Als er mit 17 für seinen Jugendklub Sevilla zum Debüt eingewechselt wurde, führte er sich im Spiel bei Deportivo La Coruña gleich mit einem wüsten Tackling gegen den damaligen Nationalspieler Albert Luque ein. Der blieb danach erst mal verdutzt am Boden liegen, aber die Angreifer dieser Welt sollten Ramos bald kennenlernen. Duelle mit Stürmern wie Robert Lewandowski gelten als legendär, und weil er zwar selten dreckig spielt, aber eben Temperament hat, weil er lieber einmal zu oft hingeht als einmal zu selten, hält Ramos so ziemlich alle verfügbaren Kartenrekorde. Kein spanischer Fußballer der Geschichte sah so oft Gelb (171 in der Liga, 274 in allen Pflichtspielen inklusive Nationalmannschaft), keiner so oft Rot (19 in der Liga, 24 insgesamt).

Die Kritik daran nimmt Ramos hin; er ist seit jeher gewohnt zu polarisieren. Noch als Teenager posierte er splitternackt für eine Illustrierte, bedeckt nur mit Fußballschuhen, und erschien zu einer Berufung in die spanische Nationalmannschaft im weißen Anzug. Das sah nicht nur ein bisschen nach Mafiafilm aus, sondern war auch eine Anspielung darauf, was folgen sollte: der Wechsel zu den Weißen von Real Madrid. Immer noch erst 19 Jahre alt, ließ er sich dort gleich das Trikot mit der Vier geben, die Nummer des legendären, kurz zuvor abgetretenen Kapitäns Fernando Hierro.

Beim Elfmeter wie Panenka

Seine bleibende Chuzpe unterstreichen zwei berühmte Elfmeter aus dem Jahr 2012. Den ersten schoss er in die Wolken, was Reals Ausscheiden gegen Bayern München im Halbfinale der Champions League bedeutete und ihm kübelweise Spott eintrug. Zwei Monate später bestritt Spanien im ukrainischen Donezk das EM-Halbfinale gegen Portugal, erneut ging es ins Elfmeterschießen. Ramos scheute sich nicht - und schnibbelte den Ball per Panenka-Lupfer in die Mitte des Tores. "Wenn ich den vermasselt hätte, hätte ich allein mit der U-Bahn nach Spanien zurückfahren müssen", sagte er später.

So aber ging es weiter ins Finale, zu einem 4:0 über Italien und dem letzten Triumph der "Goldenen Generation". Mit Andrés Iniesta und David Silva ist Sergio Ramos heute der einzige Stammspieler, der bei allen drei Titeln (EM 2008 und 2012, WM 2010) dabei war. Heute in Düsseldorf steht er vor seinem 150. Länderspiel - gegen Weltmeister Deutschland wird er wohl wieder das Innenverteidiger-Duo mit dem Katalanen und Barca-Profi Gerard Piqué bilden, mit dem er sich über Medien und soziale Netzwerke oft dialektische Duelle über Fußball und Politik liefert. Auch verbal teilt Ramos aus, wie er einstecken kann.

Mit dieser Unbeugsamkeit überlebt er jetzt schon 13 Jahre bei Real, wo sein stolzer Kopf als Ikone verehrt wird, seit er mit ihm das Champions-League-Finale 2014 gegen den Stadtrivalen Atlético in der 93. Minute ausglich. Späte Tore gehören zu seinen Spezialitäten, die Nachspielzeit ist in Spanien daher auch inzwischen als "Ramos-Zone" bekannt. Für einen wie ihn ist jedes Spiel erst vorbei, wenn es wirklich vorbei ist.

Spanische Nationalspieler mit mindestens 100 Länderspielen

1. Iker Casillas 166
2. Sergio Ramos 149
3. Xavi 133
4. Andrés Iniesta 127
5. Andoni Zubizarreta 126
6. David Silva 118
7. Xabi Alonso 114
8. Fernando Torres 110
8. Cesc Fàbregas 110
10. Raúl 103
11. Sergio Busquets 102
12. Carles Puyol 100

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