"So wird 2011 ein Erfolg für uns alle"

Im Doppelinterview mit DFB-Redakteur Wolfgag Tobien sprechen OK-Präsidentin Steffi Jones und DFB-Trainerin Silvia Neid über die Weltmeisterschaft 2011 in Deutschland. Dabei sind die jungen Spielerinnen in der Nationalmannschaft ebenso ein Thema wie die öffentliche Wahrnehmung des Frauen-Fußballs oder die U 20-WM als hochkarätiges Ereignis im Vorfeld der WM.

DFB.de: Ihre Aufgaben und Arbeitsbereiche sind völlig verschieden. Dennoch weiß jede von Ihnen ganz genau, was die andere macht, bewirkt und erreicht. Steffi Jones, was war Ihrer Meinung nach für Silvia Neid als Nationaltrainerin, abgesehen vom EM-Titelgewinn, das wichtigste Ereignis im jetzt zu Ende gehenden Jahr?

Steffi Jones: Ich glaube, dass die Bundestrainerin sehr, sehr froh ist, wie stark sich gerade in diesem Jahr junge Spielerinnen ins Nationalteam integriert haben. Die gezeigt haben, dass sie mithalten können und Verant­wortung übernehmen wollen. Es ist für Silvia ein ganz besonderes Anliegen, immer wieder junge Spielerinnen heranzuführen und einzufügen. Das ist auch ein sehr positives Signal für die WM 2011.

Silvia Neid: Dass wir anderthalb Jahre vor der WM diesen Kader mit einem Schnitt von etwas mehr als 25 Jahren haben, macht mich in der Tat glücklich. Wir haben zehn Spielerinnen, die jetzt noch unter 25 Jahren sind. Das heißt, wir müssen gar nicht diesen Riesenumbruch machen, der immer mal irgendwo zu lesen ist. Wir haben eine gute Mischung zwischen Jung und Alt und somit eine hervorragende Struktur mit jugendlichem Feuer und abgeklärter Besonnenheit.

DFB.de: Was könnte in Ihren Augen, Silvia Neid, 2009 für die OK-Präsidentin der wichtigste, weil wegweisende Aspekt sein?

Silvia Neid: Steffi Jones hat unglaublich gepowert in diesem Jahr, war permanent präsent in ganz Deutschland im Dienst der Sache und hat zusammen mit ihrem Team eine gute Basis aufgebaut. Sie freut sich sicherlich, dass nach so viel Arbeit das Jahr jetzt erst mal zu Ende geht. Dabei kann sie sich und ihrem Team auf die Schultern klopfen, weil wohl kaum einer geglaubt hat, dass der Kartenvorverkauf so sensationell gut losgehen würde. Mehr als 160.000 Tickets sind schon verkauft, darauf kann das gesamte OK-Team wirklich stolz sein. Wie ich die Steffi aber kenne, wird sie nicht ruhen, bevor alle Karten wirklich restlos vergriffen sind.

Steffi Jones: Dieses Zwischenergebnis freut mich natürlich sehr. Einen großen Anteil daran hat aber gerade die Nationalmannschaft. Der EM-Titel hat uns Rückenwind gegeben und den Frauenfußball insgesamt stärker in die öffentliche Wahrnehmung gerückt. Eines unserer Ziele war es ja, in diesem Jahr die WM-Vorfreude richtig zu wecken.

DFB.de: Gibt es für Sie beide im Rückblick auf 2009 einen gemeinsamen Schnitt­punkt, den Sie als ein besonderes Ziel für Ihre Arbeit werten?



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Im Doppelinterview mit DFB-Redakteur Wolfgag Tobien sprechen OK-Präsidentin Steffi Jones und DFB-Trainerin Silvia Neid über die Weltmeisterschaft 2011 in Deutschland. Dabei sind die jungen Spielerinnen in der Nationalmannschaft ebenso ein Thema wie die öffentliche Wahrnehmung des Frauen-Fußballs oder die U 20-WM als hochkarätiges Ereignis im Vorfeld der WM.

DFB.de: Ihre Aufgaben und Arbeitsbereiche sind völlig verschieden. Dennoch weiß jede von Ihnen ganz genau, was die andere macht, bewirkt und erreicht. Steffi Jones, was war Ihrer Meinung nach für Silvia Neid als Nationaltrainerin, abgesehen vom EM-Titelgewinn, das wichtigste Ereignis im jetzt zu Ende gehenden Jahr?

Steffi Jones: Ich glaube, dass die Bundestrainerin sehr, sehr froh ist, wie stark sich gerade in diesem Jahr junge Spielerinnen ins Nationalteam integriert haben. Die gezeigt haben, dass sie mithalten können und Verant­wortung übernehmen wollen. Es ist für Silvia ein ganz besonderes Anliegen, immer wieder junge Spielerinnen heranzuführen und einzufügen. Das ist auch ein sehr positives Signal für die WM 2011.

Silvia Neid: Dass wir anderthalb Jahre vor der WM diesen Kader mit einem Schnitt von etwas mehr als 25 Jahren haben, macht mich in der Tat glücklich. Wir haben zehn Spielerinnen, die jetzt noch unter 25 Jahren sind. Das heißt, wir müssen gar nicht diesen Riesenumbruch machen, der immer mal irgendwo zu lesen ist. Wir haben eine gute Mischung zwischen Jung und Alt und somit eine hervorragende Struktur mit jugendlichem Feuer und abgeklärter Besonnenheit.

DFB.de: Was könnte in Ihren Augen, Silvia Neid, 2009 für die OK-Präsidentin der wichtigste, weil wegweisende Aspekt sein?

Silvia Neid: Steffi Jones hat unglaublich gepowert in diesem Jahr, war permanent präsent in ganz Deutschland im Dienst der Sache und hat zusammen mit ihrem Team eine gute Basis aufgebaut. Sie freut sich sicherlich, dass nach so viel Arbeit das Jahr jetzt erst mal zu Ende geht. Dabei kann sie sich und ihrem Team auf die Schultern klopfen, weil wohl kaum einer geglaubt hat, dass der Kartenvorverkauf so sensationell gut losgehen würde. Mehr als 160.000 Tickets sind schon verkauft, darauf kann das gesamte OK-Team wirklich stolz sein. Wie ich die Steffi aber kenne, wird sie nicht ruhen, bevor alle Karten wirklich restlos vergriffen sind.

Steffi Jones: Dieses Zwischenergebnis freut mich natürlich sehr. Einen großen Anteil daran hat aber gerade die Nationalmannschaft. Der EM-Titel hat uns Rückenwind gegeben und den Frauenfußball insgesamt stärker in die öffentliche Wahrnehmung gerückt. Eines unserer Ziele war es ja, in diesem Jahr die WM-Vorfreude richtig zu wecken.

DFB.de: Gibt es für Sie beide im Rückblick auf 2009 einen gemeinsamen Schnitt­punkt, den Sie als ein besonderes Ziel für Ihre Arbeit werten?

Silvia Neid: Das Länderspiel im April gegen Brasilien in Frankfurt war für uns alle eine wichtige Standortbestimmung. Da waren wir schon gespannt, wie solch ein Schlagerspiel beim Publikum ankommt. Dass wir das Stadion mit 44.000 Zuschauern fast voll bekommen haben, war ganz sicher ein bedeutsamer Fingerzeig im Hinblick auf 2011. Das war richtig klasse mit einer ganz tollen Atmosphäre in einem schwarz-rot-goldenen Fahnenmeer. Vor allem aber, weil wir auch richtig gut gespielt haben.

Steffi Jones: Das Gleiche gilt ja auch für die Länderspiele in Sinsheim und Augsburg vor voll besetzten Rängen. Wir sind als OK davon abhängig, wie die Nationalmannschaft als unser eigentlicher WM-Motor spielt. Mit ihrem leidenschaftlichen und guten Fußball animiert sie die Fans zum Wiederkommen. Wir bauen die Bühne, auf der Silvia mit ihrer Mannschaft bisher eine glänzende Rolle spielt. Das harmoniert. Wenn wir so weitermachen, wird die WM ein großer Erfolg für uns beide, für uns alle.

Silvia Neid: Wenn Steffi uns diese Rolle zuweist, zu Recht zuweist, dann weiß sie natürlich auch, dass man nicht immer gleich gut spielen kann. Das hängt ja auch vom Gegner ab. Wichtig ist, das Publikum muss spüren, dass wir, unsere Mannschaft, immer den unbedingten Willen haben, gut zu spielen. Dass sie Leidenschaft und permanenten Einsatz zeigt auf dem Spielfeld. Wie gegen die USA in Augsburg. Dort haben wir zwar 0:1 verloren, doch die Zuschauer haben gesehen und honoriert mit ihrem Beifall, dass wir alles versucht haben, um zu gewinnen.

DFB.de: Wie kann die Frauen-Nationalmann­schaft auch im kommenden Jahr die OK-Vorbereitungen für die WM 2011 unterstützen?

Silvia Neid: Wir haben uns sehr starke und attraktive Gegner für die ersten beiden Heimspiele ausgesucht. Zunächst gegen die hervorragenden Nordkoreanerinnen und danach im April gegen Schweden. Dabei wollen wir sehen, wo jede einzelne unserer Spielerinnen steht, wie sie sich präsentiert gegen solche Weltklasseteams. Wenn da auch nur eine einzige Spielerin mit der Einstellung kommt, es geht ja in diesen Spielen eigentlich um nichts, und ich würde merken, dass sie mit angezogener Handbremse spielt, dann hat sie bei uns nichts zu suchen.

Steffi Jones: Unsere Nationalspielerinnen und die Bundestrainerin sind die Hauptattraktion auf unserem Weg zur WM 2011. Sie stehen im Rampenlicht. Und gerade die erfahrenen Spielerinnen müssen Vorbild und sich ihrer Verantwortung bewusst sein – nicht nur auf dem Spielfeld, sondern auch in ihrer Rolle, den Frauen- und Mädchenfußball weiter nach vorne zu bringen. Wir haben einen sehr großen Sprung gemacht, was die Akzeptanz der Nationalmannschaft und ihrer Länderspiele betrifft. Doch die Bundesliga hängt leider noch ein wenig nach. Wir müssen aufpassen, dass die Kluft zwischen den Auftritten der Nationalmannschaft und dem Bundesliga-Alltag nicht noch größer wird. Dazu muss jeder seinen Teil beitragen, auch die Nationalspielerinnen, die letztlich auch Woche für Woche in der Bundesliga spielen.

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DFB.de: Welche besondere Bedeutung hat mit Blick auf die erste Frauenfußball-WM in Deutschland die FIFA U-20-Frauen-WM im nächsten Jahr für Sie, Silvia Neid?

Silvia Neid: Für mich hat die U 20-WM eine Riesenbedeutung. Ich bin total gespannt – selbstverständlich in erster Linie auf unsere Spielerinnen. Ich bin überzeugt, dass Maren Meinert als Trainerin ihre Auswahl mit einer starken Mannschaftsleistung präsentieren wird. Die einzelnen Spielerinnen müssen mir aber zeigen, welche individuellen Stärken sie haben, mit welcher Persönlichkeit und welchem Willen sie auftreten, ob die Besten von ihnen in der Lage sind, ein Jahr später bei uns dabei zu sein. Von diesen Spielerinnen erwarte ich sehr, sehr viel. Sie müssen als Leistungs- und Entscheidungsträger hervorstechen, Souveränität und Führungsstärke ausstrahlen.

Steffi Jones: Auch bei diesem Turnier wird es unsere Aufgabe sein, die richtige Bühne zu bauen. Diese U-20-WM ist für uns kein Aufwärmprogramm...

Silvia Neid: ...das die Spieler mit einer solchen Bezeichnung auch nicht verdient hätten. Vielmehr ist es ein eigenständiges hochkarätiges Turnier...

Steffi Jones: ...kein Vorgeschmack und keine Vorspeise, sondern ein großes Ereignis, bei dem wir ganz tollen Fußball sehen werden. Im Vorfeld ist es jetzt wichtig, dass wir den Fokus verstärkt auf diese WM legen, dass wir die Spielerinnen, die sich absolut super und sympathisch präsentieren, als Werbeträgerinnen in die vier Austragungsorte mitnehmen. Klar, ihre Perspektive ist die Frauen-Nationalmannschaft. Doch erst einmal sollen und müssen sie sich geehrt fühlen, dass sie bei dieser FIFA-U-20-WM im eigenen Land mitspielen können.

DFB.de: Wundert oder nervt es Sie sogar, wenn heutzutage immer noch über den Stellenwert oder die Akzeptanz des Frauen- und Mädchenfußballs nachgefragt wird?

Silvia Neid: Ich glaube, diese Frage stellt sich allmählich nicht mehr. Was sollen wir denn noch alles tun für den Stellenwert des Frauen-fußballs? Wir sind zweimal Weltmeister geworden und siebenmal Europameister, haben dreimal die Bronzemedaille bei Olympia gewonnen. Wir reisen praktisch von Erfolg zu Erfolg. Dass unser Stellenwert ein anderer ist als beim Männerfußball, das ist ganz klar. Doch was der Frauenfußball mit all seinen Helfern und Helferinnen geleistet hat in den vergangenen 25 Jahren, das ist doch sensationell.

Steffi Jones: Wir haben ein eigenes Profil, ein unverwechselbares Profil. Das ist das Wichtigste.

Silvia Neid: Genau! Und wir haben auch andere Fans als der Männerfußball.

Steffi Jones: Da hat Silvia vollkommen Recht. Sie hat doch die ganze Entwicklung mitgemacht und mitgeprägt. Und wenn man sieht, wo wir jetzt stehen, nicht im Vergleich mit dem Männerfußball, sondern in unserer ureigenen Entwicklung, dann sind wir schon unglaublich weit gekommen.

DFB.de: Die FIFA Frauen-WM 2011 hat in Deutsch­land bereits einen Bekannt­heitsgrad von mehr als 55 Prozent. Bedeutet dies, dass der DFB in Sachen Nachhaltigkeit beim Frauen- und Mädchenfußball der Zeit nach 2011 be­ruhigt entgegensehen kann?

Silvia Neid: Fußball ist die Sportart Nummer eins bei Frauen und Mädchen geworden. Früher, zu Steffi Grafs Glanzzeiten, war es Tennis. Weil sie einfach klasse und ein Vorbild war. Da habe ich mir auch immer Tennis angeschaut. Jetzt ist es Fußball. Dass dies so bleibt nach 2011 und sich diese Tendenz durch die erste Frauen-WM in Deutschland noch verstärkt, darauf arbeiten wir ja hin. Ob das dann so sein wird, weiß ich nicht. Diese Nachhaltigkeit verbinden wir mit der WM, das ist das übergeordnete Ziel, deshalb wollten wir sie ja unbedingt in Deutschland haben.

Steffi Jones: Natürlich wollen wir unsere Strukturen weiter verbessern im Frauenfußball und müssen zu professionellen Verhältnissen kommen in der Bundesliga. Was die Nationalmannschaft angeht, könnte die Unterstützung durch den DFB besser nicht sein.

Silvia Neid: Professionalisierung, das ist das richtige Stichwort. In der Nationalmannschaft haben wir das umgesetzt. Jetzt muss das auch in der Bundesliga verstärkt angestrebt werden. Es kann nicht sein, dass ein Bundesligist keinen Co-Trainer hat, dass er sich den Trainingsplatz mit der 2. Mannschaft teilen muss, dass er keinen festen Arzt vor Ort hat, nur einen Physiotherapeuten und keinen Torwarttrainer.

DFB.de: Mit welcher Schlagzeile würden Sie nach dem Finale am 26. Juli 2011 die WM auch als Ihren ganz persönlichen Erfolg gewertet sehen?

Silvia Neid: Am allerliebsten würde ich lesen: "Deutschland hat den WM-Hattrick geschafft!".

Steffi Jones: Wenn dies eintrifft, würde sich auch für mich ein Traum erfüllen. Dann würden auch wir als OK profitieren, weil wir bis zum Abpfiff eine wunderbare Atmosphäre mit voll besetzten Zuschauerrängen und den richtigen Rahmen geschaffen hätten. Sicher würde dies dann auch in den Medien zum Ausdruck gebracht werden. Aber ganz klar: Wir im OK bauen nur die Bühne. Gehören wird sie den Spielerinnen. Übrigens nicht nur den deutschen, sondern allen, die sich mit ihren Teams für die WM qualifiziert haben. Sie sollen glänzen, nicht wir Organisatoren.