Sinus-Jugendstudie: "Regrounding" als Chance für Fußballvereine

Vereine sind gut beraten, Jugendlichen zeitlich flexible Sportangebote zu machen. Das Erleben von Gemeinschaft und die Sehnsucht nach Orientierung sind vielen Jugendlichen heutzutage wichtiger als Titel und Pokale. Dies sind zwei Erkenntnisse der am Donnerstag veröffentlichten Sinus-Jugendstudie 2020 "Wie ticken Jugendliche?".

"Wir wollen uns nicht nur auf dem Platz verbessern, sondern auch in unseren Strukturen und mit unseren Angeboten", sagte die Stellvertretende DFB-Generalsekretärin Heike Ullrich bei der Vorstellung der Studie im Rahmen einer Online-Pressekonferenz. "Dafür ist es unerlässlich besser zu verstehen, wie die Jugend tickt." Ullrich, die als Direktorin die Bereiche Ligen und Wettbewerbe, Schiedsrichter und Entwicklung beim Deutschen Fußball-Bund verantwortet, kündigte an, die Ergebnisse der Sinus-Studie "detailliert auszuwerten". Ein Aspekt aber zeichne sich bereits ab. Ullrich: "Das veränderte Freizeitverhalten und die individuellen Bedürfnisse der Jugendlichen fordern Vereine und Verbände gleichermaßen, flexiblere Angebote zu schaffen."

Sport hat im Leben von Jugendlichen große Bedeutung

Erstmals beteiligte sich der DFB an der alle vier Jahre erscheinenden qualitativ-empirischen Bestandsaufnahme zur Jugend in Deutschland. Also darüber, was Jungen und Mädchen im Alter von zwölf bis 17 Jahren wichtig ist in ihrem Leben und wie sie in die Zukunft blicken. Eineinhalb Jahre befragte das Forscherteam Jugendliche aus ganz Deutschland, dabei entstanden 210 Stunden aufgezeichnete Gespräche. Die Jugendlichen konnten zusätzlich zeichnen und fotografieren, um ihren Gedanken und Gefühlen Ausdruck zu verleihen.

Und dabei wurde schnell klar: Sport hat im Leben von Jugendlichen nach wie vor eine große Bedeutung. Über 90 Prozent der Befragten treiben Sport. "Man wird depressiv und fühlt sich körperlich nicht wohl, wenn man keinen Sport treibt", berichteten viele. "Sich auspowern können", ist für Jugendliche enorm wichtig, aber auch die gemeinsame Zeit mit anderen Jugendlichen und das Gefühl von Gemeinschaft. Fußball ist aktuell und tendenziell mehr eine Jungendomäne geworden, während Sportarten wie Joggen oder Schwimmen für Jungen und Mädchen gleichermaßen interessant sind.

Etwa die Hälfte der Befragten ist Mitglied in einem Sportverein, ein weiteres Drittel war schon einmal Vereinsmitglied. Trotz dieser konstant hohen Zahlen sehen Jugendliche heutzutage den Sportverein auch kritisch. Die zeitliche Beanspruchung und auch die festen Trainingszeiten stoßen bei Teilen der Jugend auf Ablehnung. Und sportliche Erfolge üben für die Mehrheit der Jugendlichen keinen großen Reiz mehr aus. Nicht wenige klagen in der Befragung, "der Trainer war nicht nett" oder berichten, sie seien in der Mannschaft gemobbt worden. Es gibt Jugendliche, die den Verein als "Sprungbrett" sehen und darauf hoffen, einmal "entdeckt" zu werden, viele nehmen jedoch den Leistungsdruck im Vereinsfußball verstärkt auch als Belastung wahr.

"Die ernste Generation"

Nach Generation Golf oder Generation X bietet das Sinus-Institut für die Jugend des Jahres 2020 ein neues Label an: "die ernste Generation". Diese Ernsthaftigkeit, die etwa aus der Sorge vor Klimakrise, Globalisierung und aktuell der Pandemie gespeist werde, böte für den Sport auch eine Chance, so argumentiert die Studie. Denn die Unübersichtlichkeit der Verhältnisse in der Welt verstärkten den gesellschaftlichen Megatrend des "Regrounding". Jugendliche empfinden eine Sehnsucht nach Zugehörigkeit, Halt und Orientierung. Viele Teenager etwa loben die integrative Kraft des Fußballs.

Neben dem DFB beteiligten sich auch die Deutsche Sportjugend und die DFL-Stiftung sowie weitere Partner aus Zivilgesellschaft und Wirtschaft an der Studie. "Wir haben uns Impulse für unsere strategischen Überlegungen versprochen. Dieses Versprechen hat sich mit der vorliegenden Studie auch erfüllt", sagte Heike Ullrich über die Sinus-Studie, die nun in einem Umfang von rund 600 Seiten Material vorliegt.

Ein 15-jähriges Mädchen bringt dabei ihre gelebte Faszination des Sportes so auf den Punkt: "Fußball ist super. Aber nur wenn Dortmund spielt und gewinnt."

[th]

Vereine sind gut beraten, Jugendlichen zeitlich flexible Sportangebote zu machen. Das Erleben von Gemeinschaft und die Sehnsucht nach Orientierung sind vielen Jugendlichen heutzutage wichtiger als Titel und Pokale. Dies sind zwei Erkenntnisse der am Donnerstag veröffentlichten Sinus-Jugendstudie 2020 "Wie ticken Jugendliche?".

"Wir wollen uns nicht nur auf dem Platz verbessern, sondern auch in unseren Strukturen und mit unseren Angeboten", sagte die Stellvertretende DFB-Generalsekretärin Heike Ullrich bei der Vorstellung der Studie im Rahmen einer Online-Pressekonferenz. "Dafür ist es unerlässlich besser zu verstehen, wie die Jugend tickt." Ullrich, die als Direktorin die Bereiche Ligen und Wettbewerbe, Schiedsrichter und Entwicklung beim Deutschen Fußball-Bund verantwortet, kündigte an, die Ergebnisse der Sinus-Studie "detailliert auszuwerten". Ein Aspekt aber zeichne sich bereits ab. Ullrich: "Das veränderte Freizeitverhalten und die individuellen Bedürfnisse der Jugendlichen fordern Vereine und Verbände gleichermaßen, flexiblere Angebote zu schaffen."

Sport hat im Leben von Jugendlichen große Bedeutung

Erstmals beteiligte sich der DFB an der alle vier Jahre erscheinenden qualitativ-empirischen Bestandsaufnahme zur Jugend in Deutschland. Also darüber, was Jungen und Mädchen im Alter von zwölf bis 17 Jahren wichtig ist in ihrem Leben und wie sie in die Zukunft blicken. Eineinhalb Jahre befragte das Forscherteam Jugendliche aus ganz Deutschland, dabei entstanden 210 Stunden aufgezeichnete Gespräche. Die Jugendlichen konnten zusätzlich zeichnen und fotografieren, um ihren Gedanken und Gefühlen Ausdruck zu verleihen.

Und dabei wurde schnell klar: Sport hat im Leben von Jugendlichen nach wie vor eine große Bedeutung. Über 90 Prozent der Befragten treiben Sport. "Man wird depressiv und fühlt sich körperlich nicht wohl, wenn man keinen Sport treibt", berichteten viele. "Sich auspowern können", ist für Jugendliche enorm wichtig, aber auch die gemeinsame Zeit mit anderen Jugendlichen und das Gefühl von Gemeinschaft. Fußball ist aktuell und tendenziell mehr eine Jungendomäne geworden, während Sportarten wie Joggen oder Schwimmen für Jungen und Mädchen gleichermaßen interessant sind.

Etwa die Hälfte der Befragten ist Mitglied in einem Sportverein, ein weiteres Drittel war schon einmal Vereinsmitglied. Trotz dieser konstant hohen Zahlen sehen Jugendliche heutzutage den Sportverein auch kritisch. Die zeitliche Beanspruchung und auch die festen Trainingszeiten stoßen bei Teilen der Jugend auf Ablehnung. Und sportliche Erfolge üben für die Mehrheit der Jugendlichen keinen großen Reiz mehr aus. Nicht wenige klagen in der Befragung, "der Trainer war nicht nett" oder berichten, sie seien in der Mannschaft gemobbt worden. Es gibt Jugendliche, die den Verein als "Sprungbrett" sehen und darauf hoffen, einmal "entdeckt" zu werden, viele nehmen jedoch den Leistungsdruck im Vereinsfußball verstärkt auch als Belastung wahr.

"Die ernste Generation"

Nach Generation Golf oder Generation X bietet das Sinus-Institut für die Jugend des Jahres 2020 ein neues Label an: "die ernste Generation". Diese Ernsthaftigkeit, die etwa aus der Sorge vor Klimakrise, Globalisierung und aktuell der Pandemie gespeist werde, böte für den Sport auch eine Chance, so argumentiert die Studie. Denn die Unübersichtlichkeit der Verhältnisse in der Welt verstärkten den gesellschaftlichen Megatrend des "Regrounding". Jugendliche empfinden eine Sehnsucht nach Zugehörigkeit, Halt und Orientierung. Viele Teenager etwa loben die integrative Kraft des Fußballs.

Neben dem DFB beteiligten sich auch die Deutsche Sportjugend und die DFL-Stiftung sowie weitere Partner aus Zivilgesellschaft und Wirtschaft an der Studie. "Wir haben uns Impulse für unsere strategischen Überlegungen versprochen. Dieses Versprechen hat sich mit der vorliegenden Studie auch erfüllt", sagte Heike Ullrich über die Sinus-Studie, die nun in einem Umfang von rund 600 Seiten Material vorliegt.

Ein 15-jähriges Mädchen bringt dabei ihre gelebte Faszination des Sportes so auf den Punkt: "Fußball ist super. Aber nur wenn Dortmund spielt und gewinnt."

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