Simon Rolfes: "Man will etwas zurückgeben"

Simon Rolfes ist als Geschäftsführer Sport von Bayer 04 Leverkusen auf einer der Top-Positionen im Profifußball angekommen. Bereits seit Jahren engagiert sich der Vize-Europameister von 2008 im Kuratorium der DFB-Stiftung Egidius Braun. Zuletzt reiste er mit seinem Kuratoriumskollegen Rudi Völler und der gesamten Mannschaft von Bayer 04 nach Mexiko – auch um dort die "Casa de Cuna" in Querétaro zu besuchen. Eines von mehreren Projekten der Mexico-Hilfe. Wir sprachen mit dem 40 Jahre alten Ex-Profi über dessen Engagement.

DFB.de: Herr Rolfes, nach dem Saisonende sind Sie mit Rudi Völler und der Mannschaft nach Mexiko gereist. Was war der Grund für die Reise?

Simon Rolfes: Zuerst haben wir das Bayer-Werk in der Nähe von Mexico-City besucht, Bayer Mexico feiert in diesem Jahr 100-jähriges Bestehen. Die Verbundenheit der dortigen Mitarbeiter mit Bayer 04 und den Spielern zu erleben, war ein schönes Erlebnis. Ich bin – wie Rudi Völler auch – Mitglied des Kuratoriums der DFB-Stiftung Egidius Braun, also habe ich anschließend die Gelegenheit genutzt, die "Casa de Cuna" in Querétaro zu besuchen. Hier hat Rudi vor rund 36 Jahren als erster gespendet, als er im Rahmen der damaligen WM '86 mit einer DFB-Delegation um Egidius Braun vor Ort war. So entstand die Mexico-Hilfe, die bis heute ein besonderer Schwerpunktbereich der Stiftung ist. Derzeit fördern wir vor Ort gemeinsam mit dem Kindermissionswerk "Die Sternsinger" neun Projekte für Kinder und Jugendliche. Primär im Bildungskontext.

DFB.de: Wie oft mussten Sie sich auf der Autofahrt dorthin die alten Kamellen von Rudi Völler über die WM 1986 und den Beginn der Mexico-Hilfe anhören?

Rolfes: Überhaupt nicht. Rudi weiß, dass ich weiß, wie die Mexico-Hilfe damals entstanden ist. (lacht) Nein, es war einfach schön, gemeinsam mit Rudi vor Ort zu sein. Als Geschäftsführer Sport übernehme ich jetzt seine Aufgaben bei Bayer Leverkusen und es fühlt sich einfach richtig an, dass ich zusammen mit ihm auch im Kuratorium der DFB-Stiftung Egidius Braun aktiv bin. Spätestens seit meiner Zeit bei Alemannia Aachen fühle ich mich mit Egidius Braun und seinen Werten sehr verbunden.

DFB.de: Wie waren die Verhältnisse vor Ort?

Rolfes: Ich weiß ja, wie es damals in der "Casa de Cuna" aussah, etwa wie die Kinder untergebracht waren. Seitdem hat sich wahnsinnig viel getan. Diese Leidenschaft und diese Qualität des sozialen Engagements über nun dreieinhalb Jahrzehnte zu halten, kann man gar nicht hoch genug bewerten. Es gab einen Pressetermin, dort haben langjährige mexikanische Verantwortliche mit Tränen in den Augen erzählt, was mit den Mitteln der Mexico-Hilfe umgesetzt werden konnte. Wenn man so etwas selbst vor Ort erlebt, ist das schon sehr beeindruckend. Ebenso beeindruckend ist, dass die Mexico-Hilfe bis heute innerhalb der Stiftung durch private Spender unterstützt wird. Ende des Monats werde ich ein Golfturnier in Eschweiler eröffnen, dessen Erlöse seit 30 Jahren an die Mexico-Hilfe gespendet werden. Übrigens ist auch Jonathan Tah als Botschafter für die DFB-Stiftung Egidius Braun engagiert. Er setzt sich für Kinder und Jugendliche ein, die an Krebs erkrankt sind.

DFB.de: Was damals außergewöhnlich war, ist heute fast die Regel. Fußballprofis engagieren sich sozial. Wie erklären Sie sich diesen fußballkulturellen Wandel?

Rolfes: Viele erkennen ihre eigene soziale Verantwortung, natürlich durch unsere allgemeine Sichtbarkeit als Profifußball, aber auch durch unsere privilegierte Lebenssituation. Man will etwas zurückgeben. Bei einigen spielt hier und da vielleicht auch das Image eine Rolle. Aber am Ende sind die Motive fast egal, weil jegliche Hilfe für die Menschen, die etwas davon haben, einfach gut und wichtig sein kann.

DFB.de: Vor dem Start der neuen Saison wird Bayer Leverkusen hoch gehandelt. Mit dem Erlös des Havertz-Transfers und der Verpflichtung junger hochtalentierter Spieler haben Sie als Sportdirektor Grundlagen gelegt. Ist jetzt die Mannschaft in der Pflicht?

Rolfes: Die Top Vier ist unser ganz klares Ziel in der Bundesliga. Wir wollen am 34. Spieltag wieder auf einem Champions-League-Platz stehen. Dabei geht es aber nicht nur um Zahlen und Tabellenplätze. Wir wollen, dass sich gerade unsere jungen Spieler verbessern. Und wir wollen die Fans von Bayer Leverkusen begeistern mit unserer Art, Fußball zu spielen, genauso wie alle Zuschauer in den Stadien und am Fernseher. Daran müssen wir hart arbeiten. Da ist nichts einfach, nichts einfach so gegeben. Die Konkurrenz ist enorm. Unser Anspruch an die Spieler ist hoch, wir investieren aber auch großes Vertrauen. Ein gutes Umfeld, ein vertrauensvolles Miteinander, aber gleichzeitig auch nicht bescheiden zu werden, sondern hohe Ansprüche zu stellen – das ist aus meiner Sicht die richtige Mixtur.

DFB.de: Wie zuversichtlich sind Sie persönlich?

Rolfes: Unabhängig davon, dass wir ein gutes Trainingslager in Zell am See/Kaprun hatten, habe ich ein großes Vertrauen in unser Trainerteam und bin überzeugt von der Qualität und der Einstellung unserer Spieler.

DFB.de: Stand heute, wann wird Florian Wirtz wieder auflaufen können?

Rolfes: Wir setzen kein Datum. Wir gehen in Etappen voran, schauen wie er die Belastung annimmt, ob das Knie gut aussieht. Als er jetzt das erste Mal leichte Übungen auf Rasen durchlief, hat er gestrahlt, aber auch alle anderen drumherum haben sich für ihn mitgefreut. Florian Wirtz ist ein Spieler, für den Leute ins Stadion kommen.

DFB.de: Sie sind nach Ihrer aktiven Laufbahn jetzt in der zweiten Karriere auf einer der Top-Positionen im deutschen Fußball angekommen. Wie sehr freuen Sie sich auf die neue Saison?

Rolfes: Ich bin stolz, so eine Verantwortung tragen zu dürfen. Und ich freue mich einfach auf die neue Saison. Ich war auf dem Platz Kapitän von Bayer Leverkusen und habe versucht, ein wirkungsvoller und guter Teamspieler zu sein. So mache ich das bis heute.

[th]

Simon Rolfes ist als Geschäftsführer Sport von Bayer 04 Leverkusen auf einer der Top-Positionen im Profifußball angekommen. Bereits seit Jahren engagiert sich der Vize-Europameister von 2008 im Kuratorium der DFB-Stiftung Egidius Braun. Zuletzt reiste er mit seinem Kuratoriumskollegen Rudi Völler und der gesamten Mannschaft von Bayer 04 nach Mexiko – auch um dort die "Casa de Cuna" in Querétaro zu besuchen. Eines von mehreren Projekten der Mexico-Hilfe. Wir sprachen mit dem 40 Jahre alten Ex-Profi über dessen Engagement.

DFB.de: Herr Rolfes, nach dem Saisonende sind Sie mit Rudi Völler und der Mannschaft nach Mexiko gereist. Was war der Grund für die Reise?

Simon Rolfes: Zuerst haben wir das Bayer-Werk in der Nähe von Mexico-City besucht, Bayer Mexico feiert in diesem Jahr 100-jähriges Bestehen. Die Verbundenheit der dortigen Mitarbeiter mit Bayer 04 und den Spielern zu erleben, war ein schönes Erlebnis. Ich bin – wie Rudi Völler auch – Mitglied des Kuratoriums der DFB-Stiftung Egidius Braun, also habe ich anschließend die Gelegenheit genutzt, die "Casa de Cuna" in Querétaro zu besuchen. Hier hat Rudi vor rund 36 Jahren als erster gespendet, als er im Rahmen der damaligen WM '86 mit einer DFB-Delegation um Egidius Braun vor Ort war. So entstand die Mexico-Hilfe, die bis heute ein besonderer Schwerpunktbereich der Stiftung ist. Derzeit fördern wir vor Ort gemeinsam mit dem Kindermissionswerk "Die Sternsinger" neun Projekte für Kinder und Jugendliche. Primär im Bildungskontext.

DFB.de: Wie oft mussten Sie sich auf der Autofahrt dorthin die alten Kamellen von Rudi Völler über die WM 1986 und den Beginn der Mexico-Hilfe anhören?

Rolfes: Überhaupt nicht. Rudi weiß, dass ich weiß, wie die Mexico-Hilfe damals entstanden ist. (lacht) Nein, es war einfach schön, gemeinsam mit Rudi vor Ort zu sein. Als Geschäftsführer Sport übernehme ich jetzt seine Aufgaben bei Bayer Leverkusen und es fühlt sich einfach richtig an, dass ich zusammen mit ihm auch im Kuratorium der DFB-Stiftung Egidius Braun aktiv bin. Spätestens seit meiner Zeit bei Alemannia Aachen fühle ich mich mit Egidius Braun und seinen Werten sehr verbunden.

DFB.de: Wie waren die Verhältnisse vor Ort?

Rolfes: Ich weiß ja, wie es damals in der "Casa de Cuna" aussah, etwa wie die Kinder untergebracht waren. Seitdem hat sich wahnsinnig viel getan. Diese Leidenschaft und diese Qualität des sozialen Engagements über nun dreieinhalb Jahrzehnte zu halten, kann man gar nicht hoch genug bewerten. Es gab einen Pressetermin, dort haben langjährige mexikanische Verantwortliche mit Tränen in den Augen erzählt, was mit den Mitteln der Mexico-Hilfe umgesetzt werden konnte. Wenn man so etwas selbst vor Ort erlebt, ist das schon sehr beeindruckend. Ebenso beeindruckend ist, dass die Mexico-Hilfe bis heute innerhalb der Stiftung durch private Spender unterstützt wird. Ende des Monats werde ich ein Golfturnier in Eschweiler eröffnen, dessen Erlöse seit 30 Jahren an die Mexico-Hilfe gespendet werden. Übrigens ist auch Jonathan Tah als Botschafter für die DFB-Stiftung Egidius Braun engagiert. Er setzt sich für Kinder und Jugendliche ein, die an Krebs erkrankt sind.

DFB.de: Was damals außergewöhnlich war, ist heute fast die Regel. Fußballprofis engagieren sich sozial. Wie erklären Sie sich diesen fußballkulturellen Wandel?

Rolfes: Viele erkennen ihre eigene soziale Verantwortung, natürlich durch unsere allgemeine Sichtbarkeit als Profifußball, aber auch durch unsere privilegierte Lebenssituation. Man will etwas zurückgeben. Bei einigen spielt hier und da vielleicht auch das Image eine Rolle. Aber am Ende sind die Motive fast egal, weil jegliche Hilfe für die Menschen, die etwas davon haben, einfach gut und wichtig sein kann.

DFB.de: Vor dem Start der neuen Saison wird Bayer Leverkusen hoch gehandelt. Mit dem Erlös des Havertz-Transfers und der Verpflichtung junger hochtalentierter Spieler haben Sie als Sportdirektor Grundlagen gelegt. Ist jetzt die Mannschaft in der Pflicht?

Rolfes: Die Top Vier ist unser ganz klares Ziel in der Bundesliga. Wir wollen am 34. Spieltag wieder auf einem Champions-League-Platz stehen. Dabei geht es aber nicht nur um Zahlen und Tabellenplätze. Wir wollen, dass sich gerade unsere jungen Spieler verbessern. Und wir wollen die Fans von Bayer Leverkusen begeistern mit unserer Art, Fußball zu spielen, genauso wie alle Zuschauer in den Stadien und am Fernseher. Daran müssen wir hart arbeiten. Da ist nichts einfach, nichts einfach so gegeben. Die Konkurrenz ist enorm. Unser Anspruch an die Spieler ist hoch, wir investieren aber auch großes Vertrauen. Ein gutes Umfeld, ein vertrauensvolles Miteinander, aber gleichzeitig auch nicht bescheiden zu werden, sondern hohe Ansprüche zu stellen – das ist aus meiner Sicht die richtige Mixtur.

DFB.de: Wie zuversichtlich sind Sie persönlich?

Rolfes: Unabhängig davon, dass wir ein gutes Trainingslager in Zell am See/Kaprun hatten, habe ich ein großes Vertrauen in unser Trainerteam und bin überzeugt von der Qualität und der Einstellung unserer Spieler.

DFB.de: Stand heute, wann wird Florian Wirtz wieder auflaufen können?

Rolfes: Wir setzen kein Datum. Wir gehen in Etappen voran, schauen wie er die Belastung annimmt, ob das Knie gut aussieht. Als er jetzt das erste Mal leichte Übungen auf Rasen durchlief, hat er gestrahlt, aber auch alle anderen drumherum haben sich für ihn mitgefreut. Florian Wirtz ist ein Spieler, für den Leute ins Stadion kommen.

DFB.de: Sie sind nach Ihrer aktiven Laufbahn jetzt in der zweiten Karriere auf einer der Top-Positionen im deutschen Fußball angekommen. Wie sehr freuen Sie sich auf die neue Saison?

Rolfes: Ich bin stolz, so eine Verantwortung tragen zu dürfen. Und ich freue mich einfach auf die neue Saison. Ich war auf dem Platz Kapitän von Bayer Leverkusen und habe versucht, ein wirkungsvoller und guter Teamspieler zu sein. So mache ich das bis heute.

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