Simon Rolfes bei Ferienfreizeit: Ein Erfolgsgarant zu Besuch

Er ist Vize-Europameister, einer von vier Ehrenspielführern bei Bayer Leverkusen und pünktlich ist Simon Rolfes auch noch. 55 Jungs zwischen 13-15 Jahren und ihre Betreuer sitzen auf den Tribünenstufen, da betritt er um neun Uhr die Mehrzweckhalle der Sportschule Hennef. Trotzdem sie selbst so jung sind, kennen sie ihn noch, schließlich hat er seine Karriere erst 2015 beendet.

Mitte der Nuller Jahre war Simon Rolfes einer der besten defensiven Mittelfeldspieler im Land. Athletisch, geschickt im Zweikampf, 1,91 Meter groß und also kopfballstark, technisch makellos, auch torgefährlich. Spektakulär waren seine Aktionen selten, aber während seiner zehn Jahre belegte Leverkusen in der Abschlusstabelle nur einstellige Tabellenplätze: 5,5,7,9,4,2,5,3,4,4. In der zweiten Saison nach Rolfes wurde Bayer 12. Zwei Jahre vor ihm hatte sich Bayer gerade noch so auf Rang 15 gerettet. Für die Werkself war Rolfes so etwas wie eine laufende Garantie - der Erfolgsgarant schlechthin. Heute sagt Simon Rolfes: "Dass ich auf der Straße erkannt werde, lässt langsam nach."

Rolfes gibt Tipps für angehende Profis

Die Jungs freuen sich auf ihn. Sie spielen bei der JSG Anröchte-Mellrich und beim Wambeler SV in Westfalen, bei der DJK Ensheim und beim FV Lebach im Saarland, beim TSV Münchingen in Württemberg. Die DFB-Stiftung Egidius Braun hat sie hier nach Hennef eingeladen. Für 1000 Jugendliche veranstaltet der DFB in jedem Sommer so eine Fußball-Ferienfreizeit. Alle Kosten inklusive Hin- und Rückreise trägt die Braun-Stiftung. 750.000 Euro sind hierfür budgetiert. Es ist ein großartiger Beitrag des DFB für den Amateurfußball - den fast niemand kennt. Ein Beitrag zur Talentförderung sind die Freizeiten auch.

Als Rolfes die Jungs fragt, wer später Profi werden wolle, ist das Echo ein verhalten zustimmendes Gebrumme. Mit 13 hat Coolness Priorität, aber natürlich träumen die allermeisten davon, später irgendwann einmal für Bayer oder sogar für die Bayern aufzulaufen. Dreißig Minuten lang befragen sie Rolfes. Gleich wollen sie wissen: Wenn man ganz nach oben will, worauf kommt es besonders an?

"Alles wird immer professioneller, alles muss immer so seriös sein, immer geht es um Ehrgeiz und Eigenmotivation, dabei kommt mir manchmal der Spaß zu kurz", sagt er ihnen. Was er erlebe, sei für seinen Geschmack "zu sehr ein Abarbeiten". Auch wenn ihr Fußball leistungsbezogener werde, sie vielleicht irgendwann den Fußball sogar zum Beruf machen, sollte der Spaß ihnen immer noch wichtig sein. "Es ist ein Spiel. Der Schlüssel zum Erfolg ist es, einfach Spaß am Fußball zu haben." Von 2007 bis 2011 stand er 26-mal für Deutschland auf dem Platz. "Alle Nationalspieler trainieren mit einer kindlichen Freude", verrät er den 55 Jungs aus dem Südwesten. Und er rät ihnen auch noch: "Ein kleines Tal darf euch nicht vom Weg abbringen."

Rolfes' Höhepunkt: Die EM 2008

Einen Höhepunkt als Fußballer erlebte er im EM-Viertelfinale 2008. Bundestrainer Jogi Löw hatte ihn damals gegen Portugal für den verletzten Torsten Frings aufgestellt. Rolfes zeigte eine überragende Leistung. Den attackierenden Bastian Schweinsteiger sicherte er nach hinten ab, Miro Klose machte sein 40. Tor für Deutschland. Portugal mit Deco, Nuno Gomez und dem jungen Ronaldo mochte als Favorit ins Spiel gegangen sein, doch es siegte die Mannschaft. 3:2. "Das war mein Höhepunkt, die haben wir schön rausgehauen." Im Halbfinale schoss Philipp Lahm ein großartiges Tor gegen die Türkei, im Finale aber holten sich die Spanier ihren ersten von drei Titeln.

Ein Jahr später folgte sein "Seuchenjahr". Erst riss er sich das Innenband. "Zuvor hatte ich 140 Spiele am Stück absolviert", erzählt Rolfes, der nach der EURO in Leverkusen zum Kapitän befördert worden war und die Binde bis zu seinem Karriereende nicht mehr abgeben sollte. "Dazu kam dann ein Knorpelschaden, ein Jahr pausierte ich. Danach habe ich ehrlich gesagt nie wieder auf diesem Niveau gespielt, auch wenn ich ein paar Dinge kompensieren konnte."

Tagesprogramm? Familie, Spielerberater, Fußballexperte

Heute füllen seinen Tag die Familie - er ist Vater von drei Töchtern - seine Agentur für Spielerberatung und seine Tätigkeit als Fußballexperte des ZDF. "Es ist spannend, die Medien mal von der anderen Seite kennenzulernen." Natürlich verfolgt er nach wie vor die Spiele der Nationalmannschaft und ist begeistert von der Auswahl, gerade auch im deutschen Mittelfeld. "Wer mich fasziniert, ist Leon Goretzka, ich glaube, dass eine große Zukunft vor ihm liegt. Er hat eine körperliche Präsenz, die Nationalmannschaft braucht so einen Spieler. Ich sehe ihn als prägende Figur der kommenden Jahre."

Zum Abschluss seines Besuches stellen sie sich für ein Gruppenfoto auf, dann für Mannschaftsfotos mit dem Nationalspieler, dann auch noch für Selfies. So ist das heute. Dann brechen die Jungs auf nach Köln. Besichtigung des Bundesliga-Stadions. Mittags ist eine Kunstrasenhalle angemietet. Das Programm der Fußball-Ferienfreizeiten ist dicht gedrängt. Am meisten aber gefällt ihnen heute der Besuch von Simon Rolfes. Der Besuch eines Erfolgsgaranten.

[th]

Er ist Vize-Europameister, einer von vier Ehrenspielführern bei Bayer Leverkusen und pünktlich ist Simon Rolfes auch noch. 55 Jungs zwischen 13-15 Jahren und ihre Betreuer sitzen auf den Tribünenstufen, da betritt er um neun Uhr die Mehrzweckhalle der Sportschule Hennef. Trotzdem sie selbst so jung sind, kennen sie ihn noch, schließlich hat er seine Karriere erst 2015 beendet.

Mitte der Nuller Jahre war Simon Rolfes einer der besten defensiven Mittelfeldspieler im Land. Athletisch, geschickt im Zweikampf, 1,91 Meter groß und also kopfballstark, technisch makellos, auch torgefährlich. Spektakulär waren seine Aktionen selten, aber während seiner zehn Jahre belegte Leverkusen in der Abschlusstabelle nur einstellige Tabellenplätze: 5,5,7,9,4,2,5,3,4,4. In der zweiten Saison nach Rolfes wurde Bayer 12. Zwei Jahre vor ihm hatte sich Bayer gerade noch so auf Rang 15 gerettet. Für die Werkself war Rolfes so etwas wie eine laufende Garantie - der Erfolgsgarant schlechthin. Heute sagt Simon Rolfes: "Dass ich auf der Straße erkannt werde, lässt langsam nach."

Rolfes gibt Tipps für angehende Profis

Die Jungs freuen sich auf ihn. Sie spielen bei der JSG Anröchte-Mellrich und beim Wambeler SV in Westfalen, bei der DJK Ensheim und beim FV Lebach im Saarland, beim TSV Münchingen in Württemberg. Die DFB-Stiftung Egidius Braun hat sie hier nach Hennef eingeladen. Für 1000 Jugendliche veranstaltet der DFB in jedem Sommer so eine Fußball-Ferienfreizeit. Alle Kosten inklusive Hin- und Rückreise trägt die Braun-Stiftung. 750.000 Euro sind hierfür budgetiert. Es ist ein großartiger Beitrag des DFB für den Amateurfußball - den fast niemand kennt. Ein Beitrag zur Talentförderung sind die Freizeiten auch.

Als Rolfes die Jungs fragt, wer später Profi werden wolle, ist das Echo ein verhalten zustimmendes Gebrumme. Mit 13 hat Coolness Priorität, aber natürlich träumen die allermeisten davon, später irgendwann einmal für Bayer oder sogar für die Bayern aufzulaufen. Dreißig Minuten lang befragen sie Rolfes. Gleich wollen sie wissen: Wenn man ganz nach oben will, worauf kommt es besonders an?

"Alles wird immer professioneller, alles muss immer so seriös sein, immer geht es um Ehrgeiz und Eigenmotivation, dabei kommt mir manchmal der Spaß zu kurz", sagt er ihnen. Was er erlebe, sei für seinen Geschmack "zu sehr ein Abarbeiten". Auch wenn ihr Fußball leistungsbezogener werde, sie vielleicht irgendwann den Fußball sogar zum Beruf machen, sollte der Spaß ihnen immer noch wichtig sein. "Es ist ein Spiel. Der Schlüssel zum Erfolg ist es, einfach Spaß am Fußball zu haben." Von 2007 bis 2011 stand er 26-mal für Deutschland auf dem Platz. "Alle Nationalspieler trainieren mit einer kindlichen Freude", verrät er den 55 Jungs aus dem Südwesten. Und er rät ihnen auch noch: "Ein kleines Tal darf euch nicht vom Weg abbringen."

Rolfes' Höhepunkt: Die EM 2008

Einen Höhepunkt als Fußballer erlebte er im EM-Viertelfinale 2008. Bundestrainer Jogi Löw hatte ihn damals gegen Portugal für den verletzten Torsten Frings aufgestellt. Rolfes zeigte eine überragende Leistung. Den attackierenden Bastian Schweinsteiger sicherte er nach hinten ab, Miro Klose machte sein 40. Tor für Deutschland. Portugal mit Deco, Nuno Gomez und dem jungen Ronaldo mochte als Favorit ins Spiel gegangen sein, doch es siegte die Mannschaft. 3:2. "Das war mein Höhepunkt, die haben wir schön rausgehauen." Im Halbfinale schoss Philipp Lahm ein großartiges Tor gegen die Türkei, im Finale aber holten sich die Spanier ihren ersten von drei Titeln.

Ein Jahr später folgte sein "Seuchenjahr". Erst riss er sich das Innenband. "Zuvor hatte ich 140 Spiele am Stück absolviert", erzählt Rolfes, der nach der EURO in Leverkusen zum Kapitän befördert worden war und die Binde bis zu seinem Karriereende nicht mehr abgeben sollte. "Dazu kam dann ein Knorpelschaden, ein Jahr pausierte ich. Danach habe ich ehrlich gesagt nie wieder auf diesem Niveau gespielt, auch wenn ich ein paar Dinge kompensieren konnte."

Tagesprogramm? Familie, Spielerberater, Fußballexperte

Heute füllen seinen Tag die Familie - er ist Vater von drei Töchtern - seine Agentur für Spielerberatung und seine Tätigkeit als Fußballexperte des ZDF. "Es ist spannend, die Medien mal von der anderen Seite kennenzulernen." Natürlich verfolgt er nach wie vor die Spiele der Nationalmannschaft und ist begeistert von der Auswahl, gerade auch im deutschen Mittelfeld. "Wer mich fasziniert, ist Leon Goretzka, ich glaube, dass eine große Zukunft vor ihm liegt. Er hat eine körperliche Präsenz, die Nationalmannschaft braucht so einen Spieler. Ich sehe ihn als prägende Figur der kommenden Jahre."

Zum Abschluss seines Besuches stellen sie sich für ein Gruppenfoto auf, dann für Mannschaftsfotos mit dem Nationalspieler, dann auch noch für Selfies. So ist das heute. Dann brechen die Jungs auf nach Köln. Besichtigung des Bundesliga-Stadions. Mittags ist eine Kunstrasenhalle angemietet. Das Programm der Fußball-Ferienfreizeiten ist dicht gedrängt. Am meisten aber gefällt ihnen heute der Besuch von Simon Rolfes. Der Besuch eines Erfolgsgaranten.

###more###