Silvia Neid: "Ich sehe eine Entwicklung"

Beeindruckende Bilanz für die Frauen-Nationalmannschaft: Im Jahr 2012 blieb das Team von Bundestrainerin Silvia Neid ungeschlagen, mehr noch, seit der WM 2011 hat die DFB-Auswahl in nunmehr 18 Spielen nicht mehr verloren. Nachdem die Qualifikation für die EURO 2013 souverän gemeistert wurde, liegt der Fokus auf der Vorbereitung auf die EM.

Mit Spielen gegen starke Gegner will sich das Team optimal auf die Endrunde in Schweden (10. bis 28. Juli 2013) vorbereiten, bei der der aktuelle Europameister in seiner Gruppe die Niederlande, Island und Norwegen erwartet.

Im DFB.de-Gespräch der Woche mit Redakteurin Annette Seitz blickt Bundestrainerin Silvia Neid auf das abgelaufene Jahr zurück, ordnet die Entwicklung ihrer Mannschaft ein, erläutert, wie sie mit der Erwartungshaltung der Öffentlichkeit umgeht, woran noch gearbeitet werden muss und äußert ihre konkreten Wünsche für das Jahr 2013.

DFB.de: Wie fällt Ihre Bilanz für 2012 aus?

Silvia Neid: Sehr positiv. Wir blicken auf ein gutes Jahr 2012 zurück. Unser Ziel war, dass wir uns direkt für die EM qualifizieren. Das ist uns hervorragend gelungen. Zudem wollten wir uns als Team weiterentwickeln. Wir haben sehr viele junge Spielerinnen integriert. Auch diesen Prozess bewerte ich positiv.

DFB.de: Lassen Sie uns noch einmal zum Beginn des Jahres zurückschauen. Es begann mit dem Sieg beim hochkarätig besetzten Algarve Cup im März, bei dem Ihre Mannschaft auch den Weltmeister Japan und den WM-Dritten Schweden geschlagen hat. Normalerweise steht bei diesem Turnier ja nicht unbedingt die Platzierung im Vordergrund.

Neid: Das ist richtig. Beim Algarve Cup sind die Ergebnisse nicht das Wichtigste. Uns geht es bei diesem Turnier hauptsächlich darum, wertvolle Erkenntnisse zu sammeln. Wenn man dann auch noch erfolgreich ist, umso besser. Der Turniersieg war eine schöne Sache und sehr gut für unser Selbstvertrauen.

DFB.de: Die souveräne EM-Qualifikation haben Sie schon angesprochen. Es gab in deren Verlauf nur ein Unentschieden. Wie ordnen Sie das ein?



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Beeindruckende Bilanz für die Frauen-Nationalmannschaft: Im Jahr 2012 blieb das Team von Bundestrainerin Silvia Neid ungeschlagen, mehr noch, seit der WM 2011 hat die DFB-Auswahl in nunmehr 18 Spielen nicht mehr verloren. Nachdem die Qualifikation für die EURO 2013 souverän gemeistert wurde, liegt der Fokus auf der Vorbereitung auf die EM.

Mit Spielen gegen starke Gegner will sich das Team optimal auf die Endrunde in Schweden (10. bis 28. Juli 2013) vorbereiten, bei der der aktuelle Europameister in seiner Gruppe die Niederlande, Island und Norwegen erwartet.

Im DFB.de-Gespräch der Woche mit Redakteurin Annette Seitz blickt Bundestrainerin Silvia Neid auf das abgelaufene Jahr zurück, ordnet die Entwicklung ihrer Mannschaft ein, erläutert, wie sie mit der Erwartungshaltung der Öffentlichkeit umgeht, woran noch gearbeitet werden muss und äußert ihre konkreten Wünsche für das Jahr 2013.

DFB.de: Wie fällt Ihre Bilanz für 2012 aus?

Silvia Neid: Sehr positiv. Wir blicken auf ein gutes Jahr 2012 zurück. Unser Ziel war, dass wir uns direkt für die EM qualifizieren. Das ist uns hervorragend gelungen. Zudem wollten wir uns als Team weiterentwickeln. Wir haben sehr viele junge Spielerinnen integriert. Auch diesen Prozess bewerte ich positiv.

DFB.de: Lassen Sie uns noch einmal zum Beginn des Jahres zurückschauen. Es begann mit dem Sieg beim hochkarätig besetzten Algarve Cup im März, bei dem Ihre Mannschaft auch den Weltmeister Japan und den WM-Dritten Schweden geschlagen hat. Normalerweise steht bei diesem Turnier ja nicht unbedingt die Platzierung im Vordergrund.

Neid: Das ist richtig. Beim Algarve Cup sind die Ergebnisse nicht das Wichtigste. Uns geht es bei diesem Turnier hauptsächlich darum, wertvolle Erkenntnisse zu sammeln. Wenn man dann auch noch erfolgreich ist, umso besser. Der Turniersieg war eine schöne Sache und sehr gut für unser Selbstvertrauen.

DFB.de: Die souveräne EM-Qualifikation haben Sie schon angesprochen. Es gab in deren Verlauf nur ein Unentschieden. Wie ordnen Sie das ein?

Neid: Damit bin ich natürlich sehr zufrieden, weil das sicher auch keine Selbstverständlichkeit ist. Wir haben seit der WM 2011 kein Spiel mehr verloren, seit immerhin 18 Begegnungen. Und es waren richtig gute Gegner dabei, wie die USA oder Frankreich. Aber was mindestens genauso wichtig ist: Ich habe bei meiner Mannschaft eine Entwicklung gesehen.

DFB.de: Wie weit ist Ihre Mannschaft schon nach dem Umbruch?

Neid: Wir haben viele erfahrene Spielerinnen nach der WM 2011 verloren, viele junge sind aufgerückt und auch einige Spielerinnen neu dazu gekommen, die vorher noch nicht bei uns waren. Die Spielerinnen mussten Verantwortung übernehmen und in die Fußstapfen treten, die die Erfahrenen hinterlassen haben. Diese Fußstapfen waren zum Teil schon sehr groß. Das merkt man aber erst dann, wenn man gegen richtig starke Mannschaften wie die USA oder Frankreich spielt, wo man sich in ein Spiel reinkämpfen muss, wo es darum geht, wie die Verantwortung verteilt wird und wer auf dem Platz ansagt, wo es lang geht. Da braucht man starke Stimmen auf dem Platz, sind Führungsspielerinnen nötig, und daran arbeiten wir noch.

DFB.de: Wie lange dauert so ein Prozess aus Ihrer Erfahrung?

Neid: Ein, zwei Jahre. Wir haben aber das Glück, dass wir viele junge Spielerinnen haben, die schon lange dabei sind. Ich denke da etwa an Babett Peter, die ihr erstes Länderspiel schon Anfang 2006 gemacht hat, aber gerade einmal 24 Jahre alt ist. Sie gehört zu unseren Führungsspielerinnen. Aber davon brauchen wir noch mehr.

DFB.de: Die Erwartungen an die deutsche Frauen-Nationalmannschaft sind immer extrem hoch. Wie bewerten Sie unter diesen Gesichtspunkt das kommende Jahr mit einer EM, in der erneut von der deutschen Mannschaft der Titel erwartet wird?

Neid: Ich gehe ganz relaxed in dieses neue Jahr. Zum einen, weil ich eine Entwicklung bei meiner Mannschaft gesehen habe. Zum anderen, weil es auch mittlerweile in der öffentlichen Wahrnehmung angekommen ist, dass sich viele Mannschaften, viele Nationen, weiterentwickeln. Dort wird schon seit Jahren gute Arbeit gemacht, die Verbände stecken zudem immer mehr Geld in den Frauenfußball. Das ist zwar schon seit Längerem so, nur jetzt wird diese Entwicklung auch an den Ergebnissen deutlich. Ob das die Niederlande sind, die sich vor allem spielerisch enorm weiterentwickelt haben, Schweden mit der EM im eigenen Land und einer hoch motivierten neuen Trainerin Pia Sundhage, Frankreich, das einen tollen Fußball spielt oder England, das jetzt auch eine Profiliga aufgebaut hat. Es hat sich unheimlich viel getan in den vergangenen Jahren. Bei dieser EM gibt es zwölf Mannschaften, die alle richtig gut sind. Es gibt viele Teams, die eine Chance haben auf den Titel und einige Top-Favoriten.

DFB.de: Wo ordnen Sie da Ihre Mannschaft ein?

Neid: Natürlich zählt Deutschland bei internationalen Turnieren immer auch zum Favoritenkreis. Aber: Wir haben eine EM-Gruppe, die nicht so einfach ist. Bei Norwegen ist mit Even Pellerud ein erfahrener Trainer zurückgekehrt, der mit dem Team schon Welt- und Europameister war. Ich bin davon überzeugt, dass er neue Strukturen in das Spiel seiner Mannschaft bringt und das macht die Aufgabe gegen sie nicht einfacher. Die Niederlande haben sich sehr gut weiterentwickelt, sind technisch versiert und haben einen ganz genauen Plan, wie ihr Spiel aussehen soll. Schließlich ist Island eine sehr robuste Mannschaft, die aber auch technisch einiges drauf hat. Gegen diese Mannschaften müssen wir erst einmal bestehen und darauf arbeiten wir hin. Sicher, wir haben ein gutes Jahr absolviert, aber wir haben noch sehr viel Luft nach oben. Gerade das letzte Spiel des Jahres 2012 gegen Frankreich hat uns aufgezeigt, woran wir noch arbeiten müssen.

DFB.de: Können Sie das konkretisieren?

Neid: Es sind die Dinge, die den Fußball ausmachen: Es geht um Kombinationssicherheit, davon, sich in engen Räumen wohl zu fühlen, es zu schaffen, aus diesen engen Räumen den Ball herauszuspielen, den Ball unter Druck zu verarbeiten und mitnehmen zu können. Es ist wichtig, Ruhe zu bewahren, obwohl man attackiert wird, Cleverness zu zeigen und Präzision bei Torabschlüssen und entscheidenden Pässen und Flanken zu zeigen. Daran müssen wir noch arbeiten.

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DFB.de: Wie sieht die Vorbereitung auf die EURO konkret aus?

Neid: Das Jahr 2013 beginnt mit dem Auswärtsspiel in Frankreich Mitte Februar, wir werden im März wieder am sehr gut besetztem Algarve Cup in Portugal teilnehmen, treffen dann am 5. April in Offenbach auf die USA. Die direkte Vorbereitung auf die EM beginnt am 2. Juni, wir werden drei Lehrgänge haben, mit insgesamt drei Länderspielen. Dabei steht jetzt schon fest, dass wir am 29. Juni auf Japan treffen.

DFB.de: Wie sehen Ihre Wünsche für das Jahr 2013 aus?

Neid: Ich wünsche mir, dass wir die Zeit nutzen, die uns bleibt, um an uns zu arbeiten, und dass wir selbstbewusst in das Turnier gehen können. Was am Ende dabei herauskommt, das kann man ohnehin nicht im Vorfeld sagen, wobei wir natürlich so lange wie möglich im Turnier bleiben wollen. Ich möchte eine Mannschaft auf dem Platz sehen, die selbstbewusst und mit Leidenschaft spielt.