Sijaric: "Ich kann mich glücklich schätzen"

Von zwei Zählern Rückstand auf die sichere Zone zu neun Punkten Vorsprung auf die Abstiegsplätze: Die Lage des FC Erzgebirge Aue in der 3. Liga hat sich im neuen Jahr schlagartig geändert. Dass es für die "Veilchen" 2023 aufwärts geht, liegt auch an Omar Sijaric. Im DFB.de-Interview spricht der 21 Jahre alte Angreifer mit Mitarbeiter Dominik Dittmar über die Rückkehr nach seiner Krebsdiagnose.

DFB.de: Ihre Mannschaft präsentiert sich aktuell in sehr guter Form. Wie haben Sie den 2:1-Heimsieg gegen den Aufstiegsaspiranten 1. FC Saarbrücken erlebt, Herr Sijaric?

Omar Sijaric: Es war kein leichtes Spiel für uns. Saarbrücken hat uns im ersten Durchgang das Leben ziemlich schwer gemacht. Wir standen etwas zu tief. Während der Halbzeitpause haben wir uns viel darüber ausgetauscht, was wir ändern können. Das frühe 1:1 nach dem Wiederanpfiff hat uns dann einen Push gegeben. So konnten wir in der zweiten Halbzeit mit einer besseren Körpersprache auftreten und das 2:1 durch einen geilen Treffer von Antonio Jonjic erzielen. In der Hinrunde hätten wir ein solches Spiel vermutlich noch nicht für uns entschieden.

DFB.de: Unter Rückkehrer und Drittliga-Rekordtrainer Pavel Dotchev stehen damit 16 Punkte aus sieben Begegnungen zu Buche. Was zeichnet die Zusammenarbeit mit ihm aus?

Sijaric: Er ist ein sehr erfahrener Trainer und weiß, wie es in der 3. Liga läuft. Er gibt uns viele Aspekte mit auf den Weg, die wir dann auf dem Platz auch umsetzen können. Er hilft uns, wo er uns Hilfe geben kann. Und dazu ist er auf menschlicher Ebene genauso top.

DFB.de: Im neuen Jahr 2023 haben Sie jede Partie von Beginn an bestritten. Was ist das für ein Gefühl, wieder regelmäßig auf dem Platz zu stehen?

Sijaric: Nach meiner Krebserkrankung bin ich einfach glücklich darüber, wieder zurück zu sein. Pavel Dotchev kennt mich schon aus der zurückliegenden Zweitligasaison. Das Vertrauen will ich auf dem Platz zurückgeben. Ich kann mich noch weiter verbessern und ein, zwei Schritte mehr machen.

DFB.de: Wie hatten Sie von Ihrer Erkrankung erfahren?

Sijaric: Ich hatte Ende des Jahres 2021 zwei Dopingkontrollen. Die erste nach dem Spiel gegen den SV Darmstadt 98 war auffällig, weshalb ich nach dem Heimspiel gegen den 1. FC Nürnberg noch einmal getestet wurde. Dabei kam heraus, dass irgendetwas nicht stimmen kann. Ich wurde gefragt, ob ich ein Medikament genommen habe, von dem ich nicht wusste, dass es verbotene Mittel enthält. Das war bei mir aber nicht so. Recht schnell konnte man dann nachweisen, dass ich eine Krebserkrankung habe.

DFB.de: Wie ging es Ihnen während der Chemotherapie?

Sijaric: Das war nicht die leichteste Zeit für mich. Letztendlich habe ich die Chemotherapie durch meine körperliche Verfassung als Sportler sehr gut überstanden. Klar, der Körper wird zeitweise sehr schwach. Dieser Tatsache muss man sich bewusst sein. Vom Kopf her muss man sich darauf einstellen, dass es Tage gibt, an denen es einem schlechter geht. Das Immunsystem wurde durch die Bestrahlung geschwächt. Ich kann mich glücklich schätzen, wie es am Ende gelaufen ist.

DFB.de: Ab wann haben Sie gemerkt, dass es aufwärts geht?

Sijaric: Nach dem zweiten Behandlungszyklus ging es mir nicht ganz so gut. Im Anschluss musste ich auch ein wenig länger im Krankenhaus bleiben, weil die Blutwerte nicht gut genug waren. Beim dritten und vierten Mal war es nicht mehr so schlimm. Von vornherein war klar, dass die Chemotherapie den Tumor nicht komplett besiegen kann. Mit einer Operation am Bauch wurde der Tumor dann entfernt.

DFB.de: Mit Sébastien Haller, Marco Richter und Timo Baumgartl gab es in der Bundesliga innerhalb von kurzer Zeit drei weitere Fälle. Gab es die Möglichkeit, sich untereinander auszutauschen?

Sijaric: Gesprochen haben wir nicht. Ich hatte meine Erkrankung ja auch nach der Diagnose und während der Behandlung zunächst nicht an die Öffentlichkeit getragen. Mich hatte es dann sehr schockiert, dass nach mir in so kurzer Zeit weitere Spieler betroffen waren. Bei Sébastien Haller und Timo Baumgartl waren ebenfalls Chemotherapien notwendig. Ich freue mich für alle, dass sie wieder auf dem Platz stehen und Spaß am Fußball haben können.

DFB.de: Wie sehr hat die Diagnose Ihr Leben verändert?

Sijaric: Ich war ein kerngesunder Junge. Dann kam aber der Anruf, dass es Hodenkrebs sein könnte. Den Gedanken hatte ich zunächst etwas verdrängt. Als die Diagnose dann kam, war ich sehr niedergeschlagen. Durch meine Familie, meine Freunde und den FC Erzgebirge Aue konnte ich aber schnell wieder auf positive Gedanken kommen. Die Prognose der Ärzte war positiv. Daher bin ich einfach froh, dass der Tumor schon früh entdeckt worden ist. Wer weiß, wie die Situation in vielleicht fünf oder zehn Jahren ausgesehen hätte. Ich genieße nun jeden Tag, achte noch mehr auf eine gesunde Ernährung und habe Spaß am Leben.

DFB.de: Bei wie viel Prozent sehen Sie sich mittlerweile?

Sijaric: Fast bei 100. Die Spiele von Beginn an haben mir sehr geholfen. Verbesserungen sind aber immer möglich. Und ich denke, dass es von Spiel zu Spiel weiterhin besser werden wird. Ich bin ein schneller Spieler, der sehr gerne in die Tiefe läuft. Ich mag es, in Eins-gegen-Eins-Situationen zu gehen, und bin spielfreudig.

DFB.de: Vor Ihrer Erkrankung waren Sie Stammspieler bei der U 21 der Nationalmannschaft von Montenegro. Haben Sie es sich zum Ziel gesetzt, auch für das A-Team aufzulaufen?

Sijaric: Vor meiner Erkrankung hatte ich schon einige Gespräche, ob ich für die A-Nationalmannschaft in Frage kommen könnte. Durch die Krankheit hatte sich das erst einmal erledigt. Ich habe noch ein paar Jahre im Profifußball vor mir. Es wäre ein Traum, eines Tages für die A-Nationalmannschaft zu spielen.

DFB.de: Was haben Sie sich mit dem FC Erzgebirge Aue für diese Saison noch vorgenommen?

Sijaric: Wir wollen den Lauf weiter ausbauen und die zurückliegenden Wochen bestätigen. Bis auf das 1:3 beim VfL Osnabrück lief es ganz gut. Wir gehen ein Spiel nach dem anderen an und wollen so viele Siege einfahren, wie es eben möglich ist. Mal schauen, was sich dann für uns in der Saison noch ergibt.

DFB.de: Am Samstag steigt ab 14 Uhr das Sachsenduell bei Dynamo Dresden. Welche Erwartungen haben Sie an die Partie?

Sijaric: Ein Derby ist immer geil. Ich rechne mit einem hitzigen Spiel. Auch auswärts werden unsere Fans für eine super Stimmung sorgen. Soweit ich weiß, ist das Stadion ausverkauft. Ich erhoffe mir, dass wir wieder eine kämpferische Einheit sind. Fußballerisch konnten wir in den zurückliegenden Wochen ebenfalls überzeugen.

DFB.de: Wie ist Ihr Eindruck vom Gegner?

Sijaric: Dynamo Dresden hat ebenfalls keinen so schlechten Lauf. Das zeigt auch das 1:1 bei Tabellenführer SV 07 Elversberg. Ich glaube aber, dass wir noch etwas besser drauf sind und bin zuversichtlich, dass wir die drei Punkte einfahren werden. 

Die "Top3" von Omar Sijaric: Drei Dinge, die ich mir vorgenommen habe

Platz 1: Rundreise nach der aktiven Karriere

Platz 2: Erfolgreiche Saison mit FC Erzgebirge Aue

Platz 3: Auf höchstmöglichem Niveau Fußball spielen

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Von zwei Zählern Rückstand auf die sichere Zone zu neun Punkten Vorsprung auf die Abstiegsplätze: Die Lage des FC Erzgebirge Aue in der 3. Liga hat sich im neuen Jahr schlagartig geändert. Dass es für die "Veilchen" 2023 aufwärts geht, liegt auch an Omar Sijaric. Im DFB.de-Interview spricht der 21 Jahre alte Angreifer mit Mitarbeiter Dominik Dittmar über die Rückkehr nach seiner Krebsdiagnose.

DFB.de: Ihre Mannschaft präsentiert sich aktuell in sehr guter Form. Wie haben Sie den 2:1-Heimsieg gegen den Aufstiegsaspiranten 1. FC Saarbrücken erlebt, Herr Sijaric?

Omar Sijaric: Es war kein leichtes Spiel für uns. Saarbrücken hat uns im ersten Durchgang das Leben ziemlich schwer gemacht. Wir standen etwas zu tief. Während der Halbzeitpause haben wir uns viel darüber ausgetauscht, was wir ändern können. Das frühe 1:1 nach dem Wiederanpfiff hat uns dann einen Push gegeben. So konnten wir in der zweiten Halbzeit mit einer besseren Körpersprache auftreten und das 2:1 durch einen geilen Treffer von Antonio Jonjic erzielen. In der Hinrunde hätten wir ein solches Spiel vermutlich noch nicht für uns entschieden.

DFB.de: Unter Rückkehrer und Drittliga-Rekordtrainer Pavel Dotchev stehen damit 16 Punkte aus sieben Begegnungen zu Buche. Was zeichnet die Zusammenarbeit mit ihm aus?

Sijaric: Er ist ein sehr erfahrener Trainer und weiß, wie es in der 3. Liga läuft. Er gibt uns viele Aspekte mit auf den Weg, die wir dann auf dem Platz auch umsetzen können. Er hilft uns, wo er uns Hilfe geben kann. Und dazu ist er auf menschlicher Ebene genauso top.

DFB.de: Im neuen Jahr 2023 haben Sie jede Partie von Beginn an bestritten. Was ist das für ein Gefühl, wieder regelmäßig auf dem Platz zu stehen?

Sijaric: Nach meiner Krebserkrankung bin ich einfach glücklich darüber, wieder zurück zu sein. Pavel Dotchev kennt mich schon aus der zurückliegenden Zweitligasaison. Das Vertrauen will ich auf dem Platz zurückgeben. Ich kann mich noch weiter verbessern und ein, zwei Schritte mehr machen.

DFB.de: Wie hatten Sie von Ihrer Erkrankung erfahren?

Sijaric: Ich hatte Ende des Jahres 2021 zwei Dopingkontrollen. Die erste nach dem Spiel gegen den SV Darmstadt 98 war auffällig, weshalb ich nach dem Heimspiel gegen den 1. FC Nürnberg noch einmal getestet wurde. Dabei kam heraus, dass irgendetwas nicht stimmen kann. Ich wurde gefragt, ob ich ein Medikament genommen habe, von dem ich nicht wusste, dass es verbotene Mittel enthält. Das war bei mir aber nicht so. Recht schnell konnte man dann nachweisen, dass ich eine Krebserkrankung habe.

DFB.de: Wie ging es Ihnen während der Chemotherapie?

Sijaric: Das war nicht die leichteste Zeit für mich. Letztendlich habe ich die Chemotherapie durch meine körperliche Verfassung als Sportler sehr gut überstanden. Klar, der Körper wird zeitweise sehr schwach. Dieser Tatsache muss man sich bewusst sein. Vom Kopf her muss man sich darauf einstellen, dass es Tage gibt, an denen es einem schlechter geht. Das Immunsystem wurde durch die Bestrahlung geschwächt. Ich kann mich glücklich schätzen, wie es am Ende gelaufen ist.

DFB.de: Ab wann haben Sie gemerkt, dass es aufwärts geht?

Sijaric: Nach dem zweiten Behandlungszyklus ging es mir nicht ganz so gut. Im Anschluss musste ich auch ein wenig länger im Krankenhaus bleiben, weil die Blutwerte nicht gut genug waren. Beim dritten und vierten Mal war es nicht mehr so schlimm. Von vornherein war klar, dass die Chemotherapie den Tumor nicht komplett besiegen kann. Mit einer Operation am Bauch wurde der Tumor dann entfernt.

DFB.de: Mit Sébastien Haller, Marco Richter und Timo Baumgartl gab es in der Bundesliga innerhalb von kurzer Zeit drei weitere Fälle. Gab es die Möglichkeit, sich untereinander auszutauschen?

Sijaric: Gesprochen haben wir nicht. Ich hatte meine Erkrankung ja auch nach der Diagnose und während der Behandlung zunächst nicht an die Öffentlichkeit getragen. Mich hatte es dann sehr schockiert, dass nach mir in so kurzer Zeit weitere Spieler betroffen waren. Bei Sébastien Haller und Timo Baumgartl waren ebenfalls Chemotherapien notwendig. Ich freue mich für alle, dass sie wieder auf dem Platz stehen und Spaß am Fußball haben können.

DFB.de: Wie sehr hat die Diagnose Ihr Leben verändert?

Sijaric: Ich war ein kerngesunder Junge. Dann kam aber der Anruf, dass es Hodenkrebs sein könnte. Den Gedanken hatte ich zunächst etwas verdrängt. Als die Diagnose dann kam, war ich sehr niedergeschlagen. Durch meine Familie, meine Freunde und den FC Erzgebirge Aue konnte ich aber schnell wieder auf positive Gedanken kommen. Die Prognose der Ärzte war positiv. Daher bin ich einfach froh, dass der Tumor schon früh entdeckt worden ist. Wer weiß, wie die Situation in vielleicht fünf oder zehn Jahren ausgesehen hätte. Ich genieße nun jeden Tag, achte noch mehr auf eine gesunde Ernährung und habe Spaß am Leben.

DFB.de: Bei wie viel Prozent sehen Sie sich mittlerweile?

Sijaric: Fast bei 100. Die Spiele von Beginn an haben mir sehr geholfen. Verbesserungen sind aber immer möglich. Und ich denke, dass es von Spiel zu Spiel weiterhin besser werden wird. Ich bin ein schneller Spieler, der sehr gerne in die Tiefe läuft. Ich mag es, in Eins-gegen-Eins-Situationen zu gehen, und bin spielfreudig.

DFB.de: Vor Ihrer Erkrankung waren Sie Stammspieler bei der U 21 der Nationalmannschaft von Montenegro. Haben Sie es sich zum Ziel gesetzt, auch für das A-Team aufzulaufen?

Sijaric: Vor meiner Erkrankung hatte ich schon einige Gespräche, ob ich für die A-Nationalmannschaft in Frage kommen könnte. Durch die Krankheit hatte sich das erst einmal erledigt. Ich habe noch ein paar Jahre im Profifußball vor mir. Es wäre ein Traum, eines Tages für die A-Nationalmannschaft zu spielen.

DFB.de: Was haben Sie sich mit dem FC Erzgebirge Aue für diese Saison noch vorgenommen?

Sijaric: Wir wollen den Lauf weiter ausbauen und die zurückliegenden Wochen bestätigen. Bis auf das 1:3 beim VfL Osnabrück lief es ganz gut. Wir gehen ein Spiel nach dem anderen an und wollen so viele Siege einfahren, wie es eben möglich ist. Mal schauen, was sich dann für uns in der Saison noch ergibt.

DFB.de: Am Samstag steigt ab 14 Uhr das Sachsenduell bei Dynamo Dresden. Welche Erwartungen haben Sie an die Partie?

Sijaric: Ein Derby ist immer geil. Ich rechne mit einem hitzigen Spiel. Auch auswärts werden unsere Fans für eine super Stimmung sorgen. Soweit ich weiß, ist das Stadion ausverkauft. Ich erhoffe mir, dass wir wieder eine kämpferische Einheit sind. Fußballerisch konnten wir in den zurückliegenden Wochen ebenfalls überzeugen.

DFB.de: Wie ist Ihr Eindruck vom Gegner?

Sijaric: Dynamo Dresden hat ebenfalls keinen so schlechten Lauf. Das zeigt auch das 1:1 bei Tabellenführer SV 07 Elversberg. Ich glaube aber, dass wir noch etwas besser drauf sind und bin zuversichtlich, dass wir die drei Punkte einfahren werden. 

Die "Top3" von Omar Sijaric: Drei Dinge, die ich mir vorgenommen habe

Platz 1: Rundreise nach der aktiven Karriere

Platz 2: Erfolgreiche Saison mit FC Erzgebirge Aue

Platz 3: Auf höchstmöglichem Niveau Fußball spielen

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