Siebenerpack im Pokal: Schön war der Erste

Der Name Helmut Schön ist wohl allen deutschen Fußballfans ein Begriff. Ist er doch weiterhin der erfolgreichste Bundestrainer, denn nur er wurde Weltmeister 1974 und Europameister 1972. Dass er auch ein großer Spieler war, wissen nicht mehr ganz so viele, denn das war vor Ende des Zweiten Weltkriegs. Schön ist einer der wenigen, die mehr Länderspieltore als Einsätze haben - 17 in 16 Partien. "Der Lange" stürmte für den populären Dresdner SC, mit dem er je zweimal Meister (1943, 1944) und Pokalsieger (1940, 1941) wurde. Und in diesem Pokalwettbewerb stellte er heute vor 80 Jahren einen noch immer gültigen Rekord auf: den der meisten Tore eines Spielers in einer Partie.

Der Bundesligarekord von Dieter Müller (1. FC Köln) steht bekanntlich bei sechs Toren. Im Pokal aber braucht man sieben, um ganz oben aufs Treppchen zu kommen. Nach Helmut Schön gelang das nur noch Ernst Willimowski und Dieter Hoeneß. Der Sachse Schön schaffte diese Marke im Auswärtsspiel seines Dresdner SC beim zweitklassigen Verein Preußen Greppin bei Halle/Sachsen-Anhalt. Über das Ergebnis wird unter Statistikern gestritten: Obwohl es unzweifelhaft 0:13 lautet, findet sich im Internet hartnäckig ein Greppiner Ehrentor, das nie gefallen ist.

Mittelstürmer Schön "in wahrer Meisterform"

Die Fachpresse berichtete damals nicht sehr ausführlich vom noch nicht sehr populären Tschammer-Pokal, der erst 1935 gegründet worden war. So blieb den Lesern überregionaler Blätter der Spielverlauf ebenso ein Rätsel wie die genaue Torfolge. Im Fußball stand lapidar: "VfB Preussen Greppin hatte sich doch zu viel zugemutet, um einen Dresdener SC zu gefährden. Zweistellig schaffte es der vorjährige Pokalfavorit und zwar mit 13:0. Nicht unwesentlichen Anteil daran hatte der wieder genesene Mittelstürmer Helmut Schön."

Das kann man wohl sagen - bei sieben Treffern, die der Kicker in die Überschrift nahm. Im Bericht hieß es: "Nichts zu spüren von seiner Knieverletzung, in wahrer Meisterform zeigte sich der schlanke Dresdner, der allein sieben Tore schoß und köpfte." Sie wurden in der Fachwelt aufmerksam registriert, denn der damals 20-Jährige war die große Mittelstürmerhoffnung der Nation. Eine Woche vor dem Siebenerpack schrieb das Reichssportblatt: "Der deutsche Mittelstürmer heißt Helmut Schön (...) Aber wird sein Knie halten?"

Willimowski eifert Schön nach

Nach seinem Länderspieldebüt in Hamburg im November 1937 mit zwei Toren beim 5:0 gegen Dänemark musste er sich bereits zum zweiten Mal am Knie operieren lassen und hatte nach dem Eingriff am 24. Januar 1938 "sechs Monate Sportverbot" erhalten, wie er selbst erzählte. Die bange Frage, ob er wieder der Alte werden würde, wurde nach seinem geglückten Comeback - die Liga startete erst im September - nicht mehr gestellt. Zumindest die rund 10.000 Zuschauer konnten sich von seiner Genesung überzeugen, wenn auch der Gegner kein Maßstab war.

Vier Jahre hatte Schön den Rekord für sich alleine, dann eiferte ihm Ernst Willimowski, sein Konkurrent in der Nationalmannschaft, nach. Am 30. August 1942, mitten im Krieg, deklassierte der TSV 1860 München die SS-Auswahl von Straßburg mit 15:1, immerhin elsässischer Meister. Willimowski, der bei der WM 1938 noch für Polen gespielt hatte, aber nach dem deutschen Einmarsch sozusagen einkassiert worden war, traf vor der Pause viermal. Mehr wären möglich gewesen, wäre er nicht nach 32 Minuten vorübergehend verletzt ausgeschieden. Außerdem annullierte der Schiedsrichter ein angeblich korrektes Tor von ihm.

Es hemmte Willimowskis Tatendrang nicht: Nach 55 Minuten hatte der Schlesier schon sechsmal zugeschlagen, aber mit der Rekordeinstellung wartete er bis zur 89. Minute. Auch Ernst Willimowski profitierte davon, dass sein Team auf einen völlig überforderten Gegner traf, der sich erst im Krieg gebildet hatte. Der Kicker titelte: "60 eilt mit Riesenschritten zum Endspiel." Eine richtige Prophezeiung, im November wurde 1860 tatsächlich Pokalsieger - auch dank eines Willimowski-Treffers beim 2:0 gegen Schalke.

Dieter Hoeneß erzielt ersten und einzigen Siebenerpack im DFB-Pokal

Erst der dritte Rekordhalter schaffte seinen Siebenerpack im 1953 eingeführten DFB-Pokal. Dieter Hoeneß, der jüngere Bruder von Uli, war diesem in vielen Statistiken unterlegen. Aber im Gegensatz zum eher als Vorbereiter glänzenden Bruder war Dieter ein echter Torjäger. Das demonstrierte er auch am 4. August 1978 im Dress des VfB Stuttgart. In der ersten Pokalrunde deklassierte der Bundesligist den drittklassigen Spandauer SV mit 12:0.

Hoeneß führte sich gleich mit einem Hattrick ein (4., 19., 21.), gönnte dann Karl-Heinz Förster ein Tor, um anschließend wieder dreimal in Folge zu treffen (37., 51., 57.). Der Pausenpfiff verhinderte jedoch einen zweiten lupenreinen Hattrick. Schon nach 68 Minuten hatte Hoeneß die Sieben erreicht - er traf zum 9:0. Damit war sein Torhunger gestillt, und Schön und Willimowski bekamen Gesellschaft auf dem Podest. Bis heute, 40 Jahre später, ist keiner mehr hinzugekommen - obwohl es noch so manches Schützenfest gab.

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Der Name Helmut Schön ist wohl allen deutschen Fußballfans ein Begriff. Ist er doch weiterhin der erfolgreichste Bundestrainer, denn nur er wurde Weltmeister 1974 und Europameister 1972. Dass er auch ein großer Spieler war, wissen nicht mehr ganz so viele, denn das war vor Ende des Zweiten Weltkriegs. Schön ist einer der wenigen, die mehr Länderspieltore als Einsätze haben - 17 in 16 Partien. "Der Lange" stürmte für den populären Dresdner SC, mit dem er je zweimal Meister (1943, 1944) und Pokalsieger (1940, 1941) wurde. Und in diesem Pokalwettbewerb stellte er heute vor 80 Jahren einen noch immer gültigen Rekord auf: den der meisten Tore eines Spielers in einer Partie.

Der Bundesligarekord von Dieter Müller (1. FC Köln) steht bekanntlich bei sechs Toren. Im Pokal aber braucht man sieben, um ganz oben aufs Treppchen zu kommen. Nach Helmut Schön gelang das nur noch Ernst Willimowski und Dieter Hoeneß. Der Sachse Schön schaffte diese Marke im Auswärtsspiel seines Dresdner SC beim zweitklassigen Verein Preußen Greppin bei Halle/Sachsen-Anhalt. Über das Ergebnis wird unter Statistikern gestritten: Obwohl es unzweifelhaft 0:13 lautet, findet sich im Internet hartnäckig ein Greppiner Ehrentor, das nie gefallen ist.

Mittelstürmer Schön "in wahrer Meisterform"

Die Fachpresse berichtete damals nicht sehr ausführlich vom noch nicht sehr populären Tschammer-Pokal, der erst 1935 gegründet worden war. So blieb den Lesern überregionaler Blätter der Spielverlauf ebenso ein Rätsel wie die genaue Torfolge. Im Fußball stand lapidar: "VfB Preussen Greppin hatte sich doch zu viel zugemutet, um einen Dresdener SC zu gefährden. Zweistellig schaffte es der vorjährige Pokalfavorit und zwar mit 13:0. Nicht unwesentlichen Anteil daran hatte der wieder genesene Mittelstürmer Helmut Schön."

Das kann man wohl sagen - bei sieben Treffern, die der Kicker in die Überschrift nahm. Im Bericht hieß es: "Nichts zu spüren von seiner Knieverletzung, in wahrer Meisterform zeigte sich der schlanke Dresdner, der allein sieben Tore schoß und köpfte." Sie wurden in der Fachwelt aufmerksam registriert, denn der damals 20-Jährige war die große Mittelstürmerhoffnung der Nation. Eine Woche vor dem Siebenerpack schrieb das Reichssportblatt: "Der deutsche Mittelstürmer heißt Helmut Schön (...) Aber wird sein Knie halten?"

Willimowski eifert Schön nach

Nach seinem Länderspieldebüt in Hamburg im November 1937 mit zwei Toren beim 5:0 gegen Dänemark musste er sich bereits zum zweiten Mal am Knie operieren lassen und hatte nach dem Eingriff am 24. Januar 1938 "sechs Monate Sportverbot" erhalten, wie er selbst erzählte. Die bange Frage, ob er wieder der Alte werden würde, wurde nach seinem geglückten Comeback - die Liga startete erst im September - nicht mehr gestellt. Zumindest die rund 10.000 Zuschauer konnten sich von seiner Genesung überzeugen, wenn auch der Gegner kein Maßstab war.

Vier Jahre hatte Schön den Rekord für sich alleine, dann eiferte ihm Ernst Willimowski, sein Konkurrent in der Nationalmannschaft, nach. Am 30. August 1942, mitten im Krieg, deklassierte der TSV 1860 München die SS-Auswahl von Straßburg mit 15:1, immerhin elsässischer Meister. Willimowski, der bei der WM 1938 noch für Polen gespielt hatte, aber nach dem deutschen Einmarsch sozusagen einkassiert worden war, traf vor der Pause viermal. Mehr wären möglich gewesen, wäre er nicht nach 32 Minuten vorübergehend verletzt ausgeschieden. Außerdem annullierte der Schiedsrichter ein angeblich korrektes Tor von ihm.

Es hemmte Willimowskis Tatendrang nicht: Nach 55 Minuten hatte der Schlesier schon sechsmal zugeschlagen, aber mit der Rekordeinstellung wartete er bis zur 89. Minute. Auch Ernst Willimowski profitierte davon, dass sein Team auf einen völlig überforderten Gegner traf, der sich erst im Krieg gebildet hatte. Der Kicker titelte: "60 eilt mit Riesenschritten zum Endspiel." Eine richtige Prophezeiung, im November wurde 1860 tatsächlich Pokalsieger - auch dank eines Willimowski-Treffers beim 2:0 gegen Schalke.

Dieter Hoeneß erzielt ersten und einzigen Siebenerpack im DFB-Pokal

Erst der dritte Rekordhalter schaffte seinen Siebenerpack im 1953 eingeführten DFB-Pokal. Dieter Hoeneß, der jüngere Bruder von Uli, war diesem in vielen Statistiken unterlegen. Aber im Gegensatz zum eher als Vorbereiter glänzenden Bruder war Dieter ein echter Torjäger. Das demonstrierte er auch am 4. August 1978 im Dress des VfB Stuttgart. In der ersten Pokalrunde deklassierte der Bundesligist den drittklassigen Spandauer SV mit 12:0.

Hoeneß führte sich gleich mit einem Hattrick ein (4., 19., 21.), gönnte dann Karl-Heinz Förster ein Tor, um anschließend wieder dreimal in Folge zu treffen (37., 51., 57.). Der Pausenpfiff verhinderte jedoch einen zweiten lupenreinen Hattrick. Schon nach 68 Minuten hatte Hoeneß die Sieben erreicht - er traf zum 9:0. Damit war sein Torhunger gestillt, und Schön und Willimowski bekamen Gesellschaft auf dem Podest. Bis heute, 40 Jahre später, ist keiner mehr hinzugekommen - obwohl es noch so manches Schützenfest gab.

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