Senß: "Vormittags in der Klinik, danach auf dem Platz"

Elisa Senß führt ein spannendes Doppelleben: Einerseits spielt die 24-Jährige bei der SGS Essen in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga, andererseits arbeitet sie in der Uniklinik Essen als medizinische Fachangestellte. Im DFB.de-Interview erklärt sie, wie sie diesen Spagat schafft. Und wie sie - vor allem aus beruflicher Sicht - auf das zweite Coronajahr zurückblickt.

DFB.de: Elisa Senß, ein weiteres Jahr Corona-Jahr neigt sich dem Ende entgegen. Wie haben Sie es in Ihrer Doppelfunktion als Fußballerin und medizinische Fachangestellte der Uniklinik Essen erlebt?

Elisa Senß: Es war ein sehr aufregendes Jahr, aber auch ein sehr anstrengendes. Vor allem aus beruflicher Sicht. Wir hatten Anfang 2021 eine größere Coronawelle und jetzt leider schon wieder. In der Uniklinik ist derzeit wieder sehr viel zu tun. Aber auch im Sommer war es nicht wirklich entspannter. Das war der Zeitraum, in dem wir die Operationen nachgeholt haben, die während der Corona-Hochphasen nicht möglich waren.

DFB.de: Hatten Sie in Ihrer Tätigkeit auch direkten Kontakt zu Coronapatienten?

Senß: Ich arbeite weder auf der Corona- noch der Intensivstation. Mein Job ist vor allem die Nachsorge nach einer Operation und auch die Begleitung kleinerer medizinischer Eingriffe. Aber grundsätzlich ist es natürlich schon so, dass man zwangsläufig Kontakt hat zu Coronapatienten. Wenn das der Fall ist, müssen wir uns Schutzanzüge anziehen. Wir müssen sehr vorsichtig sein, damit wir uns und vor allem unsere Patientinnen und Patienten nicht infizieren. Das war erst sehr ungewohnt für uns. Mittlerweile ist es leider fast schon normal geworden.

DFB.de: Wie dramatisch ist die Situation in der Uniklinik Essen?

Senß: Wir sind schon sehr stark ausgelastet. Die Kolleginnen und Kollegen von der Intensivstation berichten regelmäßig, dass sie unglaublich viel zu tun haben. Es ist erschreckend, dass die Situation wieder so schlimm geworden ist. Wir alle hatten ja im Sommer die Hoffnung, dass wir dank der Impfung auf dem richtigen Weg sind. Jetzt muss man leider sagen, dass es erneut sehr schwierig geworden ist.

DFB.de: War es aus Ihrer Sicht abzusehen, dass es wieder so kommen würde?

Senß: Es kam für uns auf jeden Fall nicht überraschend. Wir waren darauf vorbereitet. Wir haben vor zwei oder drei Wochen noch darüber gesprochen, dass womöglich nochmal ein Lockdown kommen könnte und dass erneut Operationen verschoben werden, die nicht zwingend nötig sind. Und das ist ja jetzt wieder der Fall.

DFB.de: Was macht Ihren Job aus?

Senß: Er ist total vielfältig. Wir haben beispielsweise einmal in der Woche einen OP-Tag. Da bin ich bei den Operationen dabei. Das ist total spannend, weil man den menschlichen Körper kennenlernt. Mein Hauptaufgabe liegt aber darin, den Menschen nach dem Eingriff zu helfen. Es ist schön, sie auf ihrem Weg zurück in den Alltag zu begleiten. Es macht mich glücklich, wenn wir jemanden als geheilt entlassen können.

DFB.de: Wie bringen Sie diesen zeitintensiven Job mit ihren Verpflichtungen als Fußballerin der SGS Essen zusammen?

Senß: Ich habe zum Glück einen total verständnisvollen Chef, der mir das Fußballspielen auf diesem Niveau ermöglicht. So kann ich beides perfekt miteinander vereinbaren. Ich arbeite normalerweise montags bis freitags von acht bis 13 Uhr. Nachmittags stehe ich in Essen auf dem Trainingsplatz. Das sind manchmal lange Tage, weil es vorher oder nachher noch in den Kraftraum geht. Ich kann mich sehr gut organisieren, so dass ich alles im Griff habe. Mein Privatleben kommt trotz dieser Belastungen nicht zu kurz.

DFB.de: Und wie funktioniert es, wenn Sie an einem Freitagabend in Potsdam spielen?

Senß: Dann fehle ich vielleicht freitags im Job, weil wir schon am Donnerstagnachmittag nach Potsdam fahren. Die Stunden hole ich dann bei passender Gelegenheit nach. So muss es sein und ich bin glücklich, dass es mir so ermöglicht wird.

DFB.de: Sie sind seit 2019 bei der SGS Essen. Das erste Halbjahr in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga war kompliziert.

Senß: Wir haben leider einige Punkte leichtfertig liegen gelassen. Es ist schwierig zu sagen, woran es gelegen hat. Wir hatten wie so oft im Sommer einen größeren Umbruch. Danach braucht es immer etwas Zeit, bis sich die Automatismen finden. Wir haben oft gut mitgespielt, auch gegen Topteams wie Bayern und Hoffenheim. Aber der Ertrag war am Ende zu gering. Das muss in der Rückrunde auf jeden Fall besser werden.

DFB.de: Welche Rolle spielt der Fußball neben ihrem Job an der Uniklinik. Ist es ein Hobby? Oder eher ein zweiter Beruf?

Senß: Der Fußball steht bei mir im Moment an erster Stelle. Mein Ziel ist es, bald hauptberuflich Fußball spielen zu können.

DFB.de: Ist das in Essen möglich?

Senß: Derzeit ist bei uns niemand hauptberuflich Fußballerin. Viele gehen noch zur Schule oder zur Uni. Einige haben einen festen Job, wie es bei mir der Fall ist. Im Moment geht es mir sehr gut mit dieser Konstellation. Deshalb habe ich meinen Vertrag in Essen ja auch vorzeitig bis 2023 verlängert. Grundsätzlich habe ich aber den Eindruck, dass der Frauenfußball in Deutschland aktuell die richtige Entwicklung nimmt und die Strukturen dadurch zwangsläufig professioneller werden. Das ist auch in Essen der Fall. Ich fühle mich total wohl hier.

DFB.de: Die Tage zwischen Weihnachten und Neujahr sind normalerweise sehr ruhig. Gilt das auch in Ihrem Fall?

Senß: Zum Glück schon. Ich bin froh, mal die Füße etwas hochlegen zu können. Mit Essen haben wir Winterpause, in der Uniklinik habe ich frei. Ich genieße die Zeit bei der Familie.

[sw]

Elisa Senß führt ein spannendes Doppelleben: Einerseits spielt die 24-Jährige bei der SGS Essen in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga, andererseits arbeitet sie in der Uniklinik Essen als medizinische Fachangestellte. Im DFB.de-Interview erklärt sie, wie sie diesen Spagat schafft. Und wie sie - vor allem aus beruflicher Sicht - auf das zweite Coronajahr zurückblickt.

DFB.de: Elisa Senß, ein weiteres Jahr Corona-Jahr neigt sich dem Ende entgegen. Wie haben Sie es in Ihrer Doppelfunktion als Fußballerin und medizinische Fachangestellte der Uniklinik Essen erlebt?

Elisa Senß: Es war ein sehr aufregendes Jahr, aber auch ein sehr anstrengendes. Vor allem aus beruflicher Sicht. Wir hatten Anfang 2021 eine größere Coronawelle und jetzt leider schon wieder. In der Uniklinik ist derzeit wieder sehr viel zu tun. Aber auch im Sommer war es nicht wirklich entspannter. Das war der Zeitraum, in dem wir die Operationen nachgeholt haben, die während der Corona-Hochphasen nicht möglich waren.

DFB.de: Hatten Sie in Ihrer Tätigkeit auch direkten Kontakt zu Coronapatienten?

Senß: Ich arbeite weder auf der Corona- noch der Intensivstation. Mein Job ist vor allem die Nachsorge nach einer Operation und auch die Begleitung kleinerer medizinischer Eingriffe. Aber grundsätzlich ist es natürlich schon so, dass man zwangsläufig Kontakt hat zu Coronapatienten. Wenn das der Fall ist, müssen wir uns Schutzanzüge anziehen. Wir müssen sehr vorsichtig sein, damit wir uns und vor allem unsere Patientinnen und Patienten nicht infizieren. Das war erst sehr ungewohnt für uns. Mittlerweile ist es leider fast schon normal geworden.

DFB.de: Wie dramatisch ist die Situation in der Uniklinik Essen?

Senß: Wir sind schon sehr stark ausgelastet. Die Kolleginnen und Kollegen von der Intensivstation berichten regelmäßig, dass sie unglaublich viel zu tun haben. Es ist erschreckend, dass die Situation wieder so schlimm geworden ist. Wir alle hatten ja im Sommer die Hoffnung, dass wir dank der Impfung auf dem richtigen Weg sind. Jetzt muss man leider sagen, dass es erneut sehr schwierig geworden ist.

DFB.de: War es aus Ihrer Sicht abzusehen, dass es wieder so kommen würde?

Senß: Es kam für uns auf jeden Fall nicht überraschend. Wir waren darauf vorbereitet. Wir haben vor zwei oder drei Wochen noch darüber gesprochen, dass womöglich nochmal ein Lockdown kommen könnte und dass erneut Operationen verschoben werden, die nicht zwingend nötig sind. Und das ist ja jetzt wieder der Fall.

DFB.de: Was macht Ihren Job aus?

Senß: Er ist total vielfältig. Wir haben beispielsweise einmal in der Woche einen OP-Tag. Da bin ich bei den Operationen dabei. Das ist total spannend, weil man den menschlichen Körper kennenlernt. Mein Hauptaufgabe liegt aber darin, den Menschen nach dem Eingriff zu helfen. Es ist schön, sie auf ihrem Weg zurück in den Alltag zu begleiten. Es macht mich glücklich, wenn wir jemanden als geheilt entlassen können.

DFB.de: Wie bringen Sie diesen zeitintensiven Job mit ihren Verpflichtungen als Fußballerin der SGS Essen zusammen?

Senß: Ich habe zum Glück einen total verständnisvollen Chef, der mir das Fußballspielen auf diesem Niveau ermöglicht. So kann ich beides perfekt miteinander vereinbaren. Ich arbeite normalerweise montags bis freitags von acht bis 13 Uhr. Nachmittags stehe ich in Essen auf dem Trainingsplatz. Das sind manchmal lange Tage, weil es vorher oder nachher noch in den Kraftraum geht. Ich kann mich sehr gut organisieren, so dass ich alles im Griff habe. Mein Privatleben kommt trotz dieser Belastungen nicht zu kurz.

DFB.de: Und wie funktioniert es, wenn Sie an einem Freitagabend in Potsdam spielen?

Senß: Dann fehle ich vielleicht freitags im Job, weil wir schon am Donnerstagnachmittag nach Potsdam fahren. Die Stunden hole ich dann bei passender Gelegenheit nach. So muss es sein und ich bin glücklich, dass es mir so ermöglicht wird.

DFB.de: Sie sind seit 2019 bei der SGS Essen. Das erste Halbjahr in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga war kompliziert.

Senß: Wir haben leider einige Punkte leichtfertig liegen gelassen. Es ist schwierig zu sagen, woran es gelegen hat. Wir hatten wie so oft im Sommer einen größeren Umbruch. Danach braucht es immer etwas Zeit, bis sich die Automatismen finden. Wir haben oft gut mitgespielt, auch gegen Topteams wie Bayern und Hoffenheim. Aber der Ertrag war am Ende zu gering. Das muss in der Rückrunde auf jeden Fall besser werden.

DFB.de: Welche Rolle spielt der Fußball neben ihrem Job an der Uniklinik. Ist es ein Hobby? Oder eher ein zweiter Beruf?

Senß: Der Fußball steht bei mir im Moment an erster Stelle. Mein Ziel ist es, bald hauptberuflich Fußball spielen zu können.

DFB.de: Ist das in Essen möglich?

Senß: Derzeit ist bei uns niemand hauptberuflich Fußballerin. Viele gehen noch zur Schule oder zur Uni. Einige haben einen festen Job, wie es bei mir der Fall ist. Im Moment geht es mir sehr gut mit dieser Konstellation. Deshalb habe ich meinen Vertrag in Essen ja auch vorzeitig bis 2023 verlängert. Grundsätzlich habe ich aber den Eindruck, dass der Frauenfußball in Deutschland aktuell die richtige Entwicklung nimmt und die Strukturen dadurch zwangsläufig professioneller werden. Das ist auch in Essen der Fall. Ich fühle mich total wohl hier.

DFB.de: Die Tage zwischen Weihnachten und Neujahr sind normalerweise sehr ruhig. Gilt das auch in Ihrem Fall?

Senß: Zum Glück schon. Ich bin froh, mal die Füße etwas hochlegen zu können. Mit Essen haben wir Winterpause, in der Uniklinik habe ich frei. Ich genieße die Zeit bei der Familie.

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