Selbsteinwechslung: Netzers Coup im Pokal

Der DFB-Pokal brachte in seiner mehr als 80-jährigen Geschichte zahlreiche Helden hervor und haushohe Favoriten zu Fall. Mit einem Bilderrätsel erinnert DFB.de alle 14 Tage an diese großen Momente. Hier ist die Auflösung vom letzten Mal, der Gewinner der Tassen wird per E-Mail benachrichtigt.

Das Finale 1973 gilt bis heute als eines der dramatischsten Endspiele der DFB-Pokalgeschichte. Günter Netzer ist es zu verdanken, dass das Duell zwischen Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Köln im mit fast 70.000 Zuschauern ausverkauften Rheinstadion in Düsseldorf in die deutsche Fußballhistorie einging. Für den damals 28-jährigen Star der Gladbacher war es das letzte Spiel nach zehn Jahren im weiß-grünen Trikot - sein Wechsel zu Real Madrid nach Saisonende stand bereits fest. Netzer selbst bezeichnet das Finale heute als eines der wichtigsten Spiele seines Lebens.

Überraschend verweigerte Fohlen-Trainer Hennes Weisweiler Deutschlands Fußballer des Jahres 1972 und 1973 im Finale einen Platz in der Startelf. Der Verzicht auf den besten Spieler der Mannschaft hatte mehrere Gründe: "Meine Mutter war gestorben, und ich war in schlechter körperlicher Verfassung. Aber Weisweiler wollte mir zum Abschied natürlich auch eins verpassen. Als er mir am Vormittag die Entscheidung mitteilte, entgegnete ich ihm: 'Ich finde das ganz schön mutig von Ihnen'", berichtet Netzer dazu 2013 im ZDF. Die Fans auf den Rängen waren entsetzt über diese Entscheidung und forderten lautstark Netzers Einwechslung. "Die Leute im Stadion haben getobt", so der heute 72-Jährige.

Die Fans fordern Netzer

Das Spiel entwickelte sich von Beginn an zu einem offenen Schlagabtausch mit zahlreichen Chancen und Strafraumszenen auf beiden Seiten. Nach der frühen Gladbacher Führung durch Herbert Wimmer und dem Kölner Ausgleich durch Herbert Neumann kurz vor Ende der ersten Halbzeit stand es nach 45 Minuten 1:1. Zwischen Netzer und Weisweiler herrschte während des Spiels Eiszeit. Beide würdigten sich während der Partie keines Blickes. Rückblickend gab Netzer jedoch zu, dass er Weisweilers Entschluss verstehen konnte: "Im tiefsten Inneren musste ich mir eingestehen, dass er richtig entschieden hatte", so Netzer. "Es waren 38 Grad und 80 Prozent Luftfeuchtigkeit. Ich wäre dem Tode nahe gewesen, wenn ich da gespielt hätte."

In der Halbzeitpause beugte sich Weisweiler schließlich dem Druck der Fans und forderte Netzer auf, sich für eine bevorstehende Einwechselung bereitzumachen. Dieser weigerte sich aber zu spielen und zog es vor, weiter auf der Bank auszuharren. "Ich habe ihm gesagt: Das ist ein derartig großartiges Spiel. Ich kann der Mannschaft nicht helfen. Wenn ich da reinkomme, bin ich ein Fremdkörper", erklärt Netzer.



Der DFB-Pokal brachte in seiner mehr als 80-jährigen Geschichte zahlreiche Helden hervor und haushohe Favoriten zu Fall. Mit einem Bilderrätsel erinnert DFB.de alle 14 Tage an diese großen Momente. Hier ist die Auflösung vom letzten Mal, der Gewinner der Tassen wird per E-Mail benachrichtigt.

Das Finale 1973 gilt bis heute als eines der dramatischsten Endspiele der DFB-Pokalgeschichte. Günter Netzer ist es zu verdanken, dass das Duell zwischen Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Köln im mit fast 70.000 Zuschauern ausverkauften Rheinstadion in Düsseldorf in die deutsche Fußballhistorie einging. Für den damals 28-jährigen Star der Gladbacher war es das letzte Spiel nach zehn Jahren im weiß-grünen Trikot - sein Wechsel zu Real Madrid nach Saisonende stand bereits fest. Netzer selbst bezeichnet das Finale heute als eines der wichtigsten Spiele seines Lebens.

Überraschend verweigerte Fohlen-Trainer Hennes Weisweiler Deutschlands Fußballer des Jahres 1972 und 1973 im Finale einen Platz in der Startelf. Der Verzicht auf den besten Spieler der Mannschaft hatte mehrere Gründe: "Meine Mutter war gestorben, und ich war in schlechter körperlicher Verfassung. Aber Weisweiler wollte mir zum Abschied natürlich auch eins verpassen. Als er mir am Vormittag die Entscheidung mitteilte, entgegnete ich ihm: 'Ich finde das ganz schön mutig von Ihnen'", berichtet Netzer dazu 2013 im ZDF. Die Fans auf den Rängen waren entsetzt über diese Entscheidung und forderten lautstark Netzers Einwechslung. "Die Leute im Stadion haben getobt", so der heute 72-Jährige.

Die Fans fordern Netzer

Das Spiel entwickelte sich von Beginn an zu einem offenen Schlagabtausch mit zahlreichen Chancen und Strafraumszenen auf beiden Seiten. Nach der frühen Gladbacher Führung durch Herbert Wimmer und dem Kölner Ausgleich durch Herbert Neumann kurz vor Ende der ersten Halbzeit stand es nach 45 Minuten 1:1. Zwischen Netzer und Weisweiler herrschte während des Spiels Eiszeit. Beide würdigten sich während der Partie keines Blickes. Rückblickend gab Netzer jedoch zu, dass er Weisweilers Entschluss verstehen konnte: "Im tiefsten Inneren musste ich mir eingestehen, dass er richtig entschieden hatte", so Netzer. "Es waren 38 Grad und 80 Prozent Luftfeuchtigkeit. Ich wäre dem Tode nahe gewesen, wenn ich da gespielt hätte."

In der Halbzeitpause beugte sich Weisweiler schließlich dem Druck der Fans und forderte Netzer auf, sich für eine bevorstehende Einwechselung bereitzumachen. Dieser weigerte sich aber zu spielen und zog es vor, weiter auf der Bank auszuharren. "Ich habe ihm gesagt: Das ist ein derartig großartiges Spiel. Ich kann der Mannschaft nicht helfen. Wenn ich da reinkomme, bin ich ein Fremdkörper", erklärt Netzer.

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Netzer zu Weisweiler: "Ich spiel' dann jetzt"

Auch die zweite Halbzeit, in der Jupp Heynckes auf Gladbacher Seite noch einen Elfmeter verschoss, brachte keine Entscheidung. Das Spiel ging in die Verlängerung. Nach kurzem Dialog mit seinem völlig erschöpften Teamkollegen Christian Kulik, beschloss Netzer, sich selbst einzuwechseln. Er beschreibt die Situation so: "Der (Kulik; Anm. d. Red.) fällt vor meinen Füßen zu Boden. Ich sage: 'Was ist, Christian, kannst du nicht mehr?' Ich ziehe instinktiv meine Trainingsjacke aus, gehe an der Bank vorbei und sage: 'Ich spiel' dann jetzt'", so Netzer. Weisweiler reagierte auf diese Ansage nicht. "Was hätte er sagen sollen? Wenn die Zuschauer das mitgekriegt hätten, wäre er in Lebensgefahr gewesen. Ich habe nur gesehen, dass ich da hinein musste, weil alle anderen fix und fertig waren."

Kulik stellte hinterher klar, er habe nicht gewusst, dass Weisweiler nicht in diese Wechselentscheidung miteinbezogen war: "Ich hatte gar nicht mitbekommen, wie das abgelaufen war. Letztendlich entscheidet so etwas immer der Trainer. Und wenn Weisweiler zu mir gekommen wäre, hätte ich auch weiter gespielt." Sein Verhältnis als damals 20-Jähriger zum Weltstar Netzer beschreibt Kulik 2014 im 11 Freunde-Magazin als positiv: "Er hat sich mir gegenüber immer sehr kameradschaftlich verhalten. Günter hat nie den großen Star raushängen lassen, aber er war damals natürlich ein großes Vorbild für mich."

Traumtor nach Doppelpass mit Bonhof

Netzer kam aufs Feld und erzielte schon in seiner ersten Aktion nach einem Doppelpass mit Rainer Bonhof das siegbringende 2:1 für die Fohlen in der 94. Minute. "Ich habe mit meinem Freund Rainer Bonhof zehn Jahre versucht, Doppelpässe zu spielen, es ist nicht mal im Training gelungen. In dem Moment spielt er den Doppelpass seines Lebens. Ich wuchte hinterher, und der Ball geht ins Tor", beschreibt Netzer die Szene. Borussia Mönchengladbach gewann zum zweiten Mal in der Geschichte den DFB-Pokal.

Das Verhältnis zwischen Weisweiler und Netzer war eines mit vielen Höhen und Tiefen: "Weisweiler hat mich gemacht. Er hat Verdienste an mir, wie kein anderer. Ich habe seinen Idealen entsprochen. Er hat den Ruf von Borussia Mönchengladbach gegründet." Eine angespannte Situation zwischen beiden sei aber durchaus ein Dauerzustand gewesen. "Teilweise hat er Berti Vogts in die Mitte gestellt und ihm etwas gesagt, und Berti Vogts musste das dann an mich weitergeben", so Netzer. "Wir standen 20 Zentimeter voneinander entfernt."

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