Seit 30 Jahren: Dopingkontrollen im deutschen Fußball

In unregelmäßiger Reihenfolge erinnert DFB.de an große Ereignisse im deutschen Fußball, an Meilensteine und Zäsuren, an große und kleine Helden und auch an tragische Momente. Heute: Die Einführung von Dopingkontrollen in den ersten beiden Profiligen und im DFB-Pokal.

Doping im Fußball? Das wurde lange als ein Tabu betrachtet. Es herrschte die Meinung vor, dass es im Mannschaftssport rein gar nichts bringe. Vereinzelt aufkommende Gerüchte, die schon die Helden von Bern in ein schlechtes Licht rückten, konnten daran nichts ändern. Die UEFA führte zwar schon 1964 stichprobenartige Kontrollen im Europapokal ein und 1974 wurde der erste Dopingsünder bei einer WM überführt, aber im Ligabetrieb hielt man Kontrollen nicht für angebracht.

Anfang 1979 kündigte DFB-Präsident Hermann Neuberger zwar an, darüber nachzudenken, aber es blieb bei der Ankündigung. Es änderte sich auch nichts nach dem Vorstoß des Dänen Per Roentved, der nach seinem Abschied 1979 aus Bremen ein Buch schrieb und enthüllte: "Einige Werder-Spieler dopen sich ständig!". Er schilderte die Folgen einer "Pille" bei einem Spiel in Duisburg: "Nach einer Viertelstunde Spielzeit aber wurde mir übel, ich stolperte zur Seitenlinie und bat darum, ausgewechselt zu werden. Nachdem man mich mit Wasser erfrischt hatte, spielte ich weiter, freilich nur noch instinktiv und fast im Unterbewusstsein."

Schumachers "Anpfiff" bringt Stein ins Rollen

Dem Wirbel folgte nichts außer Dementis. Das ging nach dem Buch von Nationaltorhüter Toni Schumacher von 1987 nicht mehr. Sein "Anpfiff", in dem er von hemmungsloser Einnahme von (verbotenen) Schmerzmitteln berichtete, war zwar auch sein Abpfiff in Nationalelf und Verein (1. FC Köln) – aber nun kam der Stein ins Rollen. Zunächst führten die Kölner demonstrativ im ersten Spiel nach der Enthüllung eine inoffizielle Dopingkontrolle nach dem Spiel in Frankfurt durch.

Ein Reporter zog vier Namen (Steiner, Lehnhoff, Engels, Görtz) aus einer Kiste, die Betroffenen mussten dann Wasser lassen. Manager Michael Meier: "Wir wollen dokumentieren, dass bei uns nicht gedopt wird." Steiner konnte übrigens nicht… Nicht ganz überraschendes Ergebnis: alle sauber.

Doch derartige Maßnahmen waren natürliche Sache des Verbands. Die Erkenntnis, etwas tun zu müssen, setzte sich allmählich durch.

Einführung von obligatorischen Dopingkontrollen

In einer zweitägigen Sitzung (18./19. Februar 1988) beschloss der DFB-Liga-Ausschuss in Frankfurt unter anderem die Einführung von obligatorischen Dopingkontrollen in den ersten beiden Profiligen und im DFB-Pokal. Mit Beginn der Saison 1988/1989 – wenn auch der Vorstand und der Beirat noch die satzungsmäßigen Voraussetzungen schaffen musste.

Die wurden geschaffen. Bei den Spielen Waldhof Mannheim gegen Werder Bremen und 1. FC Köln gegen den Karlsruher SC am 27. August 1988 gab es die ersten Kontrollen. Pro Spieltag werden per Zufallsprinzip in der ersten und zweiten Liga je drei Partien ausgewählt, bei denen die Kontrollen durchgeführt werden. Aus einem Beutel werden zwei Nummern pro Team gezogen, deren Spieler dann die Prozedur über sich ergehen lassen müssen. Mancher muss viel trinken, nachdem er 90 Minuten alles gegeben hat. Es hat schon Spieler gegeben, die wegen der Dopingprobe den Mannschaftsbus verpasst haben. Opfer, die gebracht werden müssen.

Seitdem hat es diverse Fälle, vorwiegend in der 2. Liga, gegeben, die zumeist auf Unkenntnis basierten. Appetitzügler wie beim Bochumer Roland Wohlfarth (1995 bei einem Hallenturnier überführt), Asthmasprays wie beim Erfurter Sead Tiganj oder Haarwuchsmittel wie beim Münchner Löwe Nemanja Vucivevic hatten erkennbar andere Funktionen als Spieler schneller laufen zu lassen, aber leider enthielten sie auch verbotene Substanzen. Von systematischem Doping konnte jedenfalls keine Rede sein, weshalb die Einführung der Kontrollen vor 30 Jahren sicherlich als zweckdienlich eingestuft werden darf.

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In unregelmäßiger Reihenfolge erinnert DFB.de an große Ereignisse im deutschen Fußball, an Meilensteine und Zäsuren, an große und kleine Helden und auch an tragische Momente. Heute: Die Einführung von Dopingkontrollen in den ersten beiden Profiligen und im DFB-Pokal.

Doping im Fußball? Das wurde lange als ein Tabu betrachtet. Es herrschte die Meinung vor, dass es im Mannschaftssport rein gar nichts bringe. Vereinzelt aufkommende Gerüchte, die schon die Helden von Bern in ein schlechtes Licht rückten, konnten daran nichts ändern. Die UEFA führte zwar schon 1964 stichprobenartige Kontrollen im Europapokal ein und 1974 wurde der erste Dopingsünder bei einer WM überführt, aber im Ligabetrieb hielt man Kontrollen nicht für angebracht.

Anfang 1979 kündigte DFB-Präsident Hermann Neuberger zwar an, darüber nachzudenken, aber es blieb bei der Ankündigung. Es änderte sich auch nichts nach dem Vorstoß des Dänen Per Roentved, der nach seinem Abschied 1979 aus Bremen ein Buch schrieb und enthüllte: "Einige Werder-Spieler dopen sich ständig!". Er schilderte die Folgen einer "Pille" bei einem Spiel in Duisburg: "Nach einer Viertelstunde Spielzeit aber wurde mir übel, ich stolperte zur Seitenlinie und bat darum, ausgewechselt zu werden. Nachdem man mich mit Wasser erfrischt hatte, spielte ich weiter, freilich nur noch instinktiv und fast im Unterbewusstsein."

Schumachers "Anpfiff" bringt Stein ins Rollen

Dem Wirbel folgte nichts außer Dementis. Das ging nach dem Buch von Nationaltorhüter Toni Schumacher von 1987 nicht mehr. Sein "Anpfiff", in dem er von hemmungsloser Einnahme von (verbotenen) Schmerzmitteln berichtete, war zwar auch sein Abpfiff in Nationalelf und Verein (1. FC Köln) – aber nun kam der Stein ins Rollen. Zunächst führten die Kölner demonstrativ im ersten Spiel nach der Enthüllung eine inoffizielle Dopingkontrolle nach dem Spiel in Frankfurt durch.

Ein Reporter zog vier Namen (Steiner, Lehnhoff, Engels, Görtz) aus einer Kiste, die Betroffenen mussten dann Wasser lassen. Manager Michael Meier: "Wir wollen dokumentieren, dass bei uns nicht gedopt wird." Steiner konnte übrigens nicht… Nicht ganz überraschendes Ergebnis: alle sauber.

Doch derartige Maßnahmen waren natürliche Sache des Verbands. Die Erkenntnis, etwas tun zu müssen, setzte sich allmählich durch.

Einführung von obligatorischen Dopingkontrollen

In einer zweitägigen Sitzung (18./19. Februar 1988) beschloss der DFB-Liga-Ausschuss in Frankfurt unter anderem die Einführung von obligatorischen Dopingkontrollen in den ersten beiden Profiligen und im DFB-Pokal. Mit Beginn der Saison 1988/1989 – wenn auch der Vorstand und der Beirat noch die satzungsmäßigen Voraussetzungen schaffen musste.

Die wurden geschaffen. Bei den Spielen Waldhof Mannheim gegen Werder Bremen und 1. FC Köln gegen den Karlsruher SC am 27. August 1988 gab es die ersten Kontrollen. Pro Spieltag werden per Zufallsprinzip in der ersten und zweiten Liga je drei Partien ausgewählt, bei denen die Kontrollen durchgeführt werden. Aus einem Beutel werden zwei Nummern pro Team gezogen, deren Spieler dann die Prozedur über sich ergehen lassen müssen. Mancher muss viel trinken, nachdem er 90 Minuten alles gegeben hat. Es hat schon Spieler gegeben, die wegen der Dopingprobe den Mannschaftsbus verpasst haben. Opfer, die gebracht werden müssen.

Seitdem hat es diverse Fälle, vorwiegend in der 2. Liga, gegeben, die zumeist auf Unkenntnis basierten. Appetitzügler wie beim Bochumer Roland Wohlfarth (1995 bei einem Hallenturnier überführt), Asthmasprays wie beim Erfurter Sead Tiganj oder Haarwuchsmittel wie beim Münchner Löwe Nemanja Vucivevic hatten erkennbar andere Funktionen als Spieler schneller laufen zu lassen, aber leider enthielten sie auch verbotene Substanzen. Von systematischem Doping konnte jedenfalls keine Rede sein, weshalb die Einführung der Kontrollen vor 30 Jahren sicherlich als zweckdienlich eingestuft werden darf.

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