Seeler: "Bei Lothar in guten Händen"

Das Länderspiel zwischen Deutschland und Brasilien (0:1) in Berlin konnte Uwe Seeler wegen einer Grippe nicht vor Ort verfolgen. Seeler verpasste damit auch ein aus mehreren Gründen sehr besonderes Jahrestreffen des Clubs der Nationalspieler (CdN). Im DFB.de-Interview mit Wolfgang Tobien spricht Seeler über seinen Rücktritt als Vorsitzender des Clubs der Nationalspieler, seinen Nachfolger Lothar Matthäus und den besonderen Gedanken des CdN.

DFB.de: Herr Seeler, die wichtigste Frage zuerst: Wie geht es Ihnen?

Uwe Seeler: Mich hat es wirklich schwer erwischt – eine Grippe. Ich habe immer noch Fieber, muss im Bett bleiben und mich schonen. Und natürlich habe ich mich sehr darüber geärgert, dass ich nicht nach Berlin kommen konnte. Es war aber einfach nicht möglich.

DFB.de: Das Jahrestreffen war das zehnte, und nicht nur des Jubiläums wegen war es ein ganz besonderes. Der Wechsel des Vorsitzes des CdN von Ihnen auf Lothar Matthäus wurde verkündet.

Seeler: Umso bedauerlicher war natürlich, dass dies in meiner Abwesenheit passiert ist. Ich hätte allen sehr gerne noch einmal persönlich erklärt, warum ich die Aufgabe nach zehn Jahren in andere Hände legen wollte.

DFB.de: Das können Sie hier gerne machen. Also bitte: Warum treten Sie ausgerechnet jetzt als 1. Vorsitzender zurück?

Seeler: Weil ich das Gefühl habe, zehn Jahre, das reicht. Vor allem aus gesundheitlichen Gründen muss und will ich etwas kürzer treten. Mit 81 Jahren ist es an der Zeit, sich zurückzuziehen und das Amt in jüngere Hände zu legen. Lothar ist jung und dynamisch. Ein wirklich guter Nachfolger. Zudem ist er ebenfalls Ehrenspielführer und dazu unser Rekordnationalspieler. Das passt wunderbar.

DFB.de: War es vor zehn Jahren, als der CdN gegründet wurde, für Sie vorstellbar, dass der Club 2018 seinen zehnten Geburtstag würde feiern können?

Seeler: Natürlich. Für mich war von Anfang an klar, dass der Club der Nationalspieler keine Eintagsfliege sein wird. Weil der DFB mit seinem Präsidium total dahinter stand und noch immer steht. Und weil die von Wolfgang Niersbach in Gang gesetzte Club-Gründung bei uns Nationalspielern auf große Resonanz gestoßen ist. So haben sich von Anfang an alle bemüht, richtig Leben in den Club zu bringen und diese neue Gemeinschaft zu fördern und zusammenzuhalten.

DFB.de: Wie lautet generell Ihr Fazit nach zehn Jahren?

Seeler: Die Erwartungen wurden weit übertroffen. Daher gilt es vor allem dem DFB Dank zu sagen, dass er den Weg hin zu dieser Gemeinschaft geebnet hat. Egal, ob bei den großen Jahrestreffen oder bei den regionalen Zusammenkünften – es ist einfach eine wunderbare Sache, sich im Rahmen eines Länderspiels zu treffen, miteinander zu plaudern und unserer aktuellen Mannschaft die Daumen zu drücken.

DFB.de: Wie sieht Ihre persönliche Bilanz beim Abschied aus?

Seeler: Ich dachte anfangs, dass dieses Amt ziemlich anstrengend sein würde. Doch ich erhielt viel Unterstützung in einer tollen Harmonie. So war es in der Tat keine große Aufgabe. Ich sah mich auch weniger als Vorsitzender, sondern mehr als Kapitän eines starken Teams, in dem ja einer die Binde tragen musste. Es war ein schönes und wohltuendes Amt, das mir große Freude bereitet hat.

DFB.de: Was zeichnet diesen besonderen Club Ihrer Meinung nach aus?

Seeler: Das besondere Gemeinschaftsgefühl bei unseren Begegnungen! Vor allem auch mit den Kollegen der ehemaligen DDR-Nationalmannschaft. Die Harmonie zwischen Jung und Alt, zwischen langjährigen und eher kurzzeitigen Nationalspielern. Unter uns Fußballern gibt es keine Hemmschwellen und Animositäten. Zudem wurde der Club zum Anker für den einen oder anderen von uns, der in der Versenkung verschwunden war oder sich aus irgendwelchen Gründen zurückgezogen hatte.

DFB.de: Welche von den vielen Zusammenkünften der vergangenen Jahre ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

Seeler: Vor allem die erste im Oktober 2008 in Dortmund. Bis dahin hatten sich ja viele von uns 20, 30 und mehr Jahre nicht gesehen. Bei der Gelegenheit habe ich zum Beispiel Wolfgang Weber, mit dem ich 1970 noch bei der WM in Mexiko gespielt hatte, nach 40 Jahren mal wieder getroffen.

DFB.de: Welches persönliche Highlight wird Ihnen unvergessen bleiben?

Seeler: An der Spitze stand und steht das Erlebnis dieser zehn Jahre insgesamt. Aber natürlich werde ich immer an das Zusammentreffen mit Hans Schäfer beim Fest der Weltmeister 2016 in Düsseldorf oder beim Jahrestreffen in Köln denken. Der Hans war zwar geistig noch glockenklar, ging aber wegen seiner kaputten Beine kaum noch aus dem Haus. So etwas, wie auch das Treffen mit einer Legende wie Bert Trautmann bei unserer Versammlung 2010 in Berlin, bringt nur der Club der Nationalspieler zustande.

DFB.de: Als Ehrenvorsitzender werden Sie dem CdN weiterhin verbunden bleiben. Ihr Wunsch für die Zukunft?

Seeler: Dass der Club seinen Mitgliedern auch zukünftig dieses einzigartige Gemeinschaftsgefühl vermitteln wird, und dass weitere ehemalige Nationalspieler den Weg zu uns finden. Und natürlich drücke ich unserem aktuellen Nationalteam für die WM in Russland fest die Daumen, damit künftig noch mehr Weltmeister im Club der Nationalspieler vertreten sind.

[wt]

Das Länderspiel zwischen Deutschland und Brasilien (0:1) in Berlin konnte Uwe Seeler wegen einer Grippe nicht vor Ort verfolgen. Seeler verpasste damit auch ein aus mehreren Gründen sehr besonderes Jahrestreffen des Clubs der Nationalspieler (CdN). Im DFB.de-Interview mit Wolfgang Tobien spricht Seeler über seinen Rücktritt als Vorsitzender des Clubs der Nationalspieler, seinen Nachfolger Lothar Matthäus und den besonderen Gedanken des CdN.

DFB.de: Herr Seeler, die wichtigste Frage zuerst: Wie geht es Ihnen?

Uwe Seeler: Mich hat es wirklich schwer erwischt – eine Grippe. Ich habe immer noch Fieber, muss im Bett bleiben und mich schonen. Und natürlich habe ich mich sehr darüber geärgert, dass ich nicht nach Berlin kommen konnte. Es war aber einfach nicht möglich.

DFB.de: Das Jahrestreffen war das zehnte, und nicht nur des Jubiläums wegen war es ein ganz besonderes. Der Wechsel des Vorsitzes des CdN von Ihnen auf Lothar Matthäus wurde verkündet.

Seeler: Umso bedauerlicher war natürlich, dass dies in meiner Abwesenheit passiert ist. Ich hätte allen sehr gerne noch einmal persönlich erklärt, warum ich die Aufgabe nach zehn Jahren in andere Hände legen wollte.

DFB.de: Das können Sie hier gerne machen. Also bitte: Warum treten Sie ausgerechnet jetzt als 1. Vorsitzender zurück?

Seeler: Weil ich das Gefühl habe, zehn Jahre, das reicht. Vor allem aus gesundheitlichen Gründen muss und will ich etwas kürzer treten. Mit 81 Jahren ist es an der Zeit, sich zurückzuziehen und das Amt in jüngere Hände zu legen. Lothar ist jung und dynamisch. Ein wirklich guter Nachfolger. Zudem ist er ebenfalls Ehrenspielführer und dazu unser Rekordnationalspieler. Das passt wunderbar.

DFB.de: War es vor zehn Jahren, als der CdN gegründet wurde, für Sie vorstellbar, dass der Club 2018 seinen zehnten Geburtstag würde feiern können?

Seeler: Natürlich. Für mich war von Anfang an klar, dass der Club der Nationalspieler keine Eintagsfliege sein wird. Weil der DFB mit seinem Präsidium total dahinter stand und noch immer steht. Und weil die von Wolfgang Niersbach in Gang gesetzte Club-Gründung bei uns Nationalspielern auf große Resonanz gestoßen ist. So haben sich von Anfang an alle bemüht, richtig Leben in den Club zu bringen und diese neue Gemeinschaft zu fördern und zusammenzuhalten.

DFB.de: Wie lautet generell Ihr Fazit nach zehn Jahren?

Seeler: Die Erwartungen wurden weit übertroffen. Daher gilt es vor allem dem DFB Dank zu sagen, dass er den Weg hin zu dieser Gemeinschaft geebnet hat. Egal, ob bei den großen Jahrestreffen oder bei den regionalen Zusammenkünften – es ist einfach eine wunderbare Sache, sich im Rahmen eines Länderspiels zu treffen, miteinander zu plaudern und unserer aktuellen Mannschaft die Daumen zu drücken.

DFB.de: Wie sieht Ihre persönliche Bilanz beim Abschied aus?

Seeler: Ich dachte anfangs, dass dieses Amt ziemlich anstrengend sein würde. Doch ich erhielt viel Unterstützung in einer tollen Harmonie. So war es in der Tat keine große Aufgabe. Ich sah mich auch weniger als Vorsitzender, sondern mehr als Kapitän eines starken Teams, in dem ja einer die Binde tragen musste. Es war ein schönes und wohltuendes Amt, das mir große Freude bereitet hat.

DFB.de: Was zeichnet diesen besonderen Club Ihrer Meinung nach aus?

Seeler: Das besondere Gemeinschaftsgefühl bei unseren Begegnungen! Vor allem auch mit den Kollegen der ehemaligen DDR-Nationalmannschaft. Die Harmonie zwischen Jung und Alt, zwischen langjährigen und eher kurzzeitigen Nationalspielern. Unter uns Fußballern gibt es keine Hemmschwellen und Animositäten. Zudem wurde der Club zum Anker für den einen oder anderen von uns, der in der Versenkung verschwunden war oder sich aus irgendwelchen Gründen zurückgezogen hatte.

DFB.de: Welche von den vielen Zusammenkünften der vergangenen Jahre ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

Seeler: Vor allem die erste im Oktober 2008 in Dortmund. Bis dahin hatten sich ja viele von uns 20, 30 und mehr Jahre nicht gesehen. Bei der Gelegenheit habe ich zum Beispiel Wolfgang Weber, mit dem ich 1970 noch bei der WM in Mexiko gespielt hatte, nach 40 Jahren mal wieder getroffen.

DFB.de: Welches persönliche Highlight wird Ihnen unvergessen bleiben?

Seeler: An der Spitze stand und steht das Erlebnis dieser zehn Jahre insgesamt. Aber natürlich werde ich immer an das Zusammentreffen mit Hans Schäfer beim Fest der Weltmeister 2016 in Düsseldorf oder beim Jahrestreffen in Köln denken. Der Hans war zwar geistig noch glockenklar, ging aber wegen seiner kaputten Beine kaum noch aus dem Haus. So etwas, wie auch das Treffen mit einer Legende wie Bert Trautmann bei unserer Versammlung 2010 in Berlin, bringt nur der Club der Nationalspieler zustande.

DFB.de: Als Ehrenvorsitzender werden Sie dem CdN weiterhin verbunden bleiben. Ihr Wunsch für die Zukunft?

Seeler: Dass der Club seinen Mitgliedern auch zukünftig dieses einzigartige Gemeinschaftsgefühl vermitteln wird, und dass weitere ehemalige Nationalspieler den Weg zu uns finden. Und natürlich drücke ich unserem aktuellen Nationalteam für die WM in Russland fest die Daumen, damit künftig noch mehr Weltmeister im Club der Nationalspieler vertreten sind.