Seel: "Bayer haushoher Favorit, aber im Pokal ist alles möglich"

Ein Mann verfolgt das Halbfinale im DFB-Pokal in diesem Jahr mit ganz besonderem Interesse. Ex-Nationalspieler Wolfgang Seel hat für drei der vier Halbfinalisten gespielt und weiß auch, wie schön es ist, ins Finale einzuziehen. Mit Fortuna Düsseldorf, die heute (ab 20.45 Uhr, live bei Sky und im ZDF) bei Bundesliga-Tabellenführer Bayer Leverkusen gastiert, schaffte er das 1978 bis 1980 dreimal in Folge, seither glückte das den Rheinländern nie mehr. Im DFB.de-Interview spricht der 75 Jahre alte Seel mit Mitarbeiter Udo Muras über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

DFB.de: Herr Seel, Fortuna Düsseldorf reist als krasser Außenseiter zu Bayer Leverkusen. Können Sie aufgrund Ihrer Pokalerfahrung Ihrem Ex-Klub dennoch Mut machen?

Seel: Leverkusen ist die überragende Mannschaft der Saison, Fortuna spielt 2. Bundesliga. Okay. Aber auch wenn das jetzt Floskeln sind: Die Hoffnung vergeht nicht, im Pokal ist alles möglich. Aber natürlich ist Bayer haushoher Favorit.

DFB.de: Wie gefällt Ihnen denn die aktuelle Fortuna?

Seel: Sie spielt um den Aufstieg mit, im Moment sieht's ganz gut aus und ich drücke ihr fest die Daumen. Aber fragen Sie mich bitte nicht nach einzelnen Spielern, ich verfolge zwar alles, aber ich merke mir die Namen nicht. Es ist halt heute eine stärkere Fluktuation als zu meiner Zeit.

DFB.de: Dann lassen Sie uns über Ihre Zeit sprechen. Mit Fortuna erreichten Sie dreimal in Folge das Finale, und 18 Spiele ohne Niederlage sind immer noch deutscher Pokalrekord. Wie war das möglich?

Seel: Wir hatten keine besonderen Rituale, es gab auch keine Superprämien. Aber wir konnten uns Runde für Runde auf das eine Spiel fokussieren, und mit jedem Sieg wuchs der Stolz. Meister werden konnten wir ja nicht in der großen Zeit von Bayern und Gladbach, aber der Pokal wurde unser Wettbewerb.

DFB.de: Damals schlugen Sie übrigens auch Bayer Leverkusen…

Seel: Ja, aber die waren 1978/1979 noch ein Zweitligist. Das Werk förderte sie noch nicht so, Bayer Uerdingen war da wichtiger.

DFB.de: Auf dem Weg zum ersten Titel 1979 hatten Sie kurioserweise nur Heimspiele. Spielte das eine große Rolle?

Seel: Einen richtigen Heimvorteil hatten wir eigentlich nicht. Spiele im Rheinstadion waren schon ein bisschen deprimierend. In meiner Zeit waren wir zweimal Dritter, aber nur selten kamen mehr als 20.000 Leute. Unser größter Rivale war damals die Düsseldorfer EG, die Leute rannten lieber zum Eishockey. Heute ist das alles ganz anders.

DFB.de: Trotz dieser Umstände kamen sie dreimal ins Finale. Das erste Endspiel 1978 ging verloren gegen Köln, das zweite gegen Hertha BSC haben Sie 1979 entschieden, 1980 nahmen Sie Revanche gegen Köln. Welche Erinnerungen sind Ihnen noch am meisten präsent?

Seel: Schon an das Finale von 1979. Weil es unser erster Pokalsieg war und natürlich, weil ich es entschieden habe. Das Spiel habe ich in voller Länge auf dem Handy, und das Tor habe ich seither schon rund 100-mal gesehen.

DFB.de: Dann können Sie es ja sicher noch mal schildern für die Jüngeren. Es lief die 117. Minute...

Seel: Also der Hertha-Verteidiger Uwe Kliemann dreht sich und will zurückspielen zu Torwart Norbert Nigbur. Der Ball verspringt auf einem Grasbüschel, das Anspiel gerät zu hoch und der Ball springt Nigbur auf die Brust und prallt zu mir. Ich nehme ihn mit meinem schwachen Linken und mache ihn aus spitzem Winkel rein. Bundestrainer Jupp Derwall hat damals gewitzelt: "Die klaren Chancen vergibt er, die anderen macht er rein."

DFB.de: Sie haben auch sechs A-Länderspiele bestritten, standen im 40er-Kader für die WM in Argentinien und standen mit Fortuna 1979 im Europacupfinale gegen Barcelona, das 3:4 nach Verlängerung endete. Wo stehen die DFB-Pokalsiege da in Ihrer Werteskala?

Seel: Der Pokal war sicher mein Karrierehöhepunkt. 1979 war am schönsten, aber auch 1980 haben wir schön gefeiert. Die Siegermedaille von 1980 ging damals im Trubel nach dem Spiel übrigens verloren, ich hatte die Betreuer Kurtz Heidelberger zur Aufbewahrung in die Hand gedrückt, aber dann war sie weg.

DFB.de: Wie sehr förderten die Pokalsiege den Zusammenhalt?

Seel: Sehr. Die Spieler treffen sich immer noch alle viertel Jahre, Torwart Wilfried Woyke ruft die Alten zusammen. Da ich im Saarland wohne, bin ich da nicht immer dabei, aber so einmal im Jahr schon.

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Ein Mann verfolgt das Halbfinale im DFB-Pokal in diesem Jahr mit ganz besonderem Interesse. Ex-Nationalspieler Wolfgang Seel hat für drei der vier Halbfinalisten gespielt und weiß auch, wie schön es ist, ins Finale einzuziehen. Mit Fortuna Düsseldorf, die heute (ab 20.45 Uhr, live bei Sky und im ZDF) bei Bundesliga-Tabellenführer Bayer Leverkusen gastiert, schaffte er das 1978 bis 1980 dreimal in Folge, seither glückte das den Rheinländern nie mehr. Im DFB.de-Interview spricht der 75 Jahre alte Seel mit Mitarbeiter Udo Muras über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

DFB.de: Herr Seel, Fortuna Düsseldorf reist als krasser Außenseiter zu Bayer Leverkusen. Können Sie aufgrund Ihrer Pokalerfahrung Ihrem Ex-Klub dennoch Mut machen?

Seel: Leverkusen ist die überragende Mannschaft der Saison, Fortuna spielt 2. Bundesliga. Okay. Aber auch wenn das jetzt Floskeln sind: Die Hoffnung vergeht nicht, im Pokal ist alles möglich. Aber natürlich ist Bayer haushoher Favorit.

DFB.de: Wie gefällt Ihnen denn die aktuelle Fortuna?

Seel: Sie spielt um den Aufstieg mit, im Moment sieht's ganz gut aus und ich drücke ihr fest die Daumen. Aber fragen Sie mich bitte nicht nach einzelnen Spielern, ich verfolge zwar alles, aber ich merke mir die Namen nicht. Es ist halt heute eine stärkere Fluktuation als zu meiner Zeit.

DFB.de: Dann lassen Sie uns über Ihre Zeit sprechen. Mit Fortuna erreichten Sie dreimal in Folge das Finale, und 18 Spiele ohne Niederlage sind immer noch deutscher Pokalrekord. Wie war das möglich?

Seel: Wir hatten keine besonderen Rituale, es gab auch keine Superprämien. Aber wir konnten uns Runde für Runde auf das eine Spiel fokussieren, und mit jedem Sieg wuchs der Stolz. Meister werden konnten wir ja nicht in der großen Zeit von Bayern und Gladbach, aber der Pokal wurde unser Wettbewerb.

DFB.de: Damals schlugen Sie übrigens auch Bayer Leverkusen…

Seel: Ja, aber die waren 1978/1979 noch ein Zweitligist. Das Werk förderte sie noch nicht so, Bayer Uerdingen war da wichtiger.

DFB.de: Auf dem Weg zum ersten Titel 1979 hatten Sie kurioserweise nur Heimspiele. Spielte das eine große Rolle?

Seel: Einen richtigen Heimvorteil hatten wir eigentlich nicht. Spiele im Rheinstadion waren schon ein bisschen deprimierend. In meiner Zeit waren wir zweimal Dritter, aber nur selten kamen mehr als 20.000 Leute. Unser größter Rivale war damals die Düsseldorfer EG, die Leute rannten lieber zum Eishockey. Heute ist das alles ganz anders.

DFB.de: Trotz dieser Umstände kamen sie dreimal ins Finale. Das erste Endspiel 1978 ging verloren gegen Köln, das zweite gegen Hertha BSC haben Sie 1979 entschieden, 1980 nahmen Sie Revanche gegen Köln. Welche Erinnerungen sind Ihnen noch am meisten präsent?

Seel: Schon an das Finale von 1979. Weil es unser erster Pokalsieg war und natürlich, weil ich es entschieden habe. Das Spiel habe ich in voller Länge auf dem Handy, und das Tor habe ich seither schon rund 100-mal gesehen.

DFB.de: Dann können Sie es ja sicher noch mal schildern für die Jüngeren. Es lief die 117. Minute...

Seel: Also der Hertha-Verteidiger Uwe Kliemann dreht sich und will zurückspielen zu Torwart Norbert Nigbur. Der Ball verspringt auf einem Grasbüschel, das Anspiel gerät zu hoch und der Ball springt Nigbur auf die Brust und prallt zu mir. Ich nehme ihn mit meinem schwachen Linken und mache ihn aus spitzem Winkel rein. Bundestrainer Jupp Derwall hat damals gewitzelt: "Die klaren Chancen vergibt er, die anderen macht er rein."

DFB.de: Sie haben auch sechs A-Länderspiele bestritten, standen im 40er-Kader für die WM in Argentinien und standen mit Fortuna 1979 im Europacupfinale gegen Barcelona, das 3:4 nach Verlängerung endete. Wo stehen die DFB-Pokalsiege da in Ihrer Werteskala?

Seel: Der Pokal war sicher mein Karrierehöhepunkt. 1979 war am schönsten, aber auch 1980 haben wir schön gefeiert. Die Siegermedaille von 1980 ging damals im Trubel nach dem Spiel übrigens verloren, ich hatte die Betreuer Kurtz Heidelberger zur Aufbewahrung in die Hand gedrückt, aber dann war sie weg.

DFB.de: Wie sehr förderten die Pokalsiege den Zusammenhalt?

Seel: Sehr. Die Spieler treffen sich immer noch alle viertel Jahre, Torwart Wilfried Woyke ruft die Alten zusammen. Da ich im Saarland wohne, bin ich da nicht immer dabei, aber so einmal im Jahr schon.

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