Sebastian Hoeneß: Die 3. Liga beschleunigt die Nachwuchsarbeit

Er ist der Neffe des Bayern-Präsidenten Uli Hoeneß und nun Trainer der zweiten Mannschaft in der 3. Liga. Sebastian Hoeneß steht mit dem Aufsteiger FC Bayern München II vor dem ersten Saisonspiel bei den Würzburger Kickers (Samstag, 20. Juli, ab 14 Uhr). Im DFB.de-Interview spricht Hoeneß mit Mitarbeiter Oliver Jensen über die bevorstehende Saison, die Nachwuchsarbeit der Bayern und seine eigene Vergangenheit.

DFB.de: Herr Hoeneß, welche Bedeutung hat es für den FC Bayern München, nun mit der zweiten Mannschaft in der 3. Liga vertreten zu sein?

Sebastian Hoeneß: Das hat eine große Bedeutung, weil unsere Nachwuchsspieler jetzt auf einem höheren Niveau gefordert werden. Im besten Fall wird das die Entwicklung dieser Spieler beschleunigen. Und das ist das vorrangige Ziel unserer Nachwuchsarbeit.

DFB.de: Uli Hoeneß hat über den Aufstieg in die 3. Liga gesagt: "Das gibt uns jetzt die Möglichkeit, bessere Spieler zu bekommen, die über die 3. Liga den Sprung schaffen." Kann die zweite Mannschaft also ein Auffangbecken für Top-Talente sein, die sich bei Ihnen den nötigen Feinschliff für die erste Mannschaft holen?

Hoeneß: Ich würde nicht unbedingt von einem Auffangbecken sprechen. Aber natürlich bietet die 3. Liga für unsere Spieler bessere Möglichkeiten. Das betrifft auch die Spieler der ersten Mannschaft, die bei uns Spielpraxis bekommen könnten. In erster Linie aber ist die 3. Liga für die Spieler der zweiten Mannschaft angedacht.

DFB.de: Ist es schwierig, Spieler zu finden, die dem gesuchten Profil entsprechen? Sie müssen einerseits jung sein, da es sich um eine U 23-Mannschaft handelt. Gleichwohl sollen sie aber das Potential für einen Champions-League-Verein haben und zudem die Bereitschaft, den Umweg über die 3. Liga zu gehen…

Hoeneß: Das stimmt. Der Markt an Spielern, die für unsere zweite Mannschaft in Frage kommen, ist überschaubar. Die Spieler sollen uns verstärken, sollen aber auch nicht zu alt sein. Gleichwohl gibt es auch Spieler wie zum Beispiel Woo-yeong Jeong, denen wir nicht die Möglichkeit verwehren wollen, noch höher zu spielen (Jeong wechselte zum SC Freiburg, Anm.d.Red.). Daher ist es eine herausfordernde und spannende Aufgabe, eine schlagkräftige Mannschaft zusammenzustellen.

DFB.de: Beim FC Bayern München hat es seit vielen Jahren kein Eigengewächs mehr geschafft, sich als Leistungsträger in der Profimannschaft zu etablieren. Der letzte war David Alaba. Wie zuversichtlich sind Sie, dass bald wieder ein Eigengewächs bei den Profis durchstartet?

Hoeneß: Wie gesagt: Ich glaube, dass die Entwicklung über die 3. Liga beschleunigt werden kann. Nachwuchsarbeit ist allerdings immer langfristig angelegt. Ich bin nun seit zwei Jahren hier. Damals haben wir drei bis fünf Jahre für diese Zielsetzung veranschlagt. Ich hoffe, dass es eher drei als fünf Jahre sein werden. Grundsätzlich sind wir gut aufgestellt. Wir haben talentierte Jungs in unseren Reihen. Aber Talent alleine genügt nicht. Man braucht eine entsprechende Persönlichkeit, muss hart trainieren und auch mental stark sein.

DFB.de: Die zweiten Mannschaften anderer Bundesligisten wie der 1. FSV Mainz 05 II, der SV Werder Bremen II oder der VfB Stuttgart II taten sich zuletzt in der 3. Liga schwer und stiegen allesamt ab. Geht es auch für den FC Bayern München II einzig und allein um den Klassenerhalt?

Hoeneß: Das Ziel Klassenerhalt alleine ist nicht lohnenswert. Klar ist aber, dass wir die unerfahrenste Mannschaft sein werden. Es wäre vermessen, über höhere Ziele zu sprechen. Ich spreche lieber darüber, dass wir einerseits unser tabellarisches Ziel erreichen möchten, um auch übernächste Saison in der 3. Liga zu spielen, vor allem aber unsere Spieler entwickeln möchten. Wir sollten uns nicht nur an den Ergebnissen orientieren. Wir haben es mit sehr jungen Spielern zu tun, von denen nur sehr wenige bereits auf Drittliga-Niveau gespielt haben. Trotzdem glaube ich, dass wir dazu in der Lage sein werden, auch übernächste Saison 3. Liga zu spielen.

DFB:de: Im Zweifel wäre es Ihnen aber wichtiger, dass ein oder zwei Spieler den Durchbruch bei der ersten Mannschaft schaffen, als dass die zweite Mannschaft gute Ergebnisse einfährt?

Hoeneß: Natürlich. Das muss unser vorrangiges Ziel sein. Es ist unser Job, Spieler für die erste Mannschaft auszubilden.

DFB.de: Andere Drittligisten wie der KFC Uerdingen, der FC Ingolstadt oder Eintracht Braunschweig haben viele Routiniers in ihren Reihen. Ihre Mannschaft ist mit einem Altersschnitt von etwa 21 Jahren die mit Abstand jüngste Mannschaft. Die meisten Ihrer Spieler sind um die 20 Jahre herum. Wie wollen Sie die mangelnde Erfahrung und auch die eventuell physische Unterlegenheit kompensieren?

Hoeneß: Durch viel Herz und Mut. Wir wollen sehr forsch auftreten und unseren Spielstil durchziehen. Wenn wir diese Attribute auf den Platz bringen, haben wir eine gute Möglichkeit, die Ergebnisse zu liefern. Und wenn nicht, haben wir zumindest etwas gelernt. Das ist unser Credo: Entweder sind wir mutig und forsch und gewinnen, oder wir sind mutig und forsch und lernen etwas.

DFB.de: Soll die Spielphilosophie bei Ihrer Mannschaft ähnlich sein wie bei den Profis? Und vor allem: Ist das mit dieser jungen Mannschaft überhaupt möglich?

Hoeneß: Es muss Parallelen geben. Ansonsten wäre das ganze Nachwuchskonzept nicht schlüssig. Natürlich können wir nicht so dominant auftreten wie die erste Mannschaft, weil die Kräfteverhältnisse völlig andere sind. Aber vom Spielprinzip her möchten wir dennoch ähnlich auftreten. Das heißt: Wir wollen den Ball haben, wir wollen die Situationen flach lösen, wir wollen aggressiv gegen den Ball agieren und den Ball schnell wieder zurückholen.

DFB.de: Aber?

Hoeneß: Aber natürlich müssen wir darauf gefasst sein, dass der eine oder andere Gegner das nicht zulässt.

DFB.de: Bei der ersten Mannschaft des FC Bayern München gibt es immer hochveranlagte Spieler, die kaum Einsätze bekommen. Haben Sie fest geplant, gelegentlich auf solche Akteure zurückzugreifen und dadurch das Niveau Ihrer Mannschaft anzuheben?

Hoeneß: Solche Überlegungen gibt es nicht. Sicherlich werde ich im Verlaufe der Saison immer wieder mit Niko Kovac über solche Fragen kommunizieren. Aber das beschränkt sich eher auf die jungen Profis, die bei der ersten Mannschaft auf der Bank sitzen und keine Spielzeit bekommen.

DFB.de: Dann sprechen wir über die jungen Profis. Neuzugang Jann-Fiete Arp hat die Saisonvorbereitung zunächst bei Ihnen in der zweiten Mannschaft absolviert. Welchen Eindruck haben Sie von ihm bislang?

Hoeneß: Einen durchweg positiven. Er hat sich sehr gut eingebracht. Es war sein Wunsch, früher mit der Saisonvorbereitung zu starten und daher mit unserer Mannschaft zu trainieren. Er ist voll und ganz integriert. Das ist die Basis. Der Junge hat ein gutes Herz und einen guten Charakter. Er haut sich voll rein und hat auch bereits gezeigt, was für eine Klasse er hat.

DFB.de: Was zeichnet ihn denn als Stürmer aus?

Hoeneß: Er ist ein Vollblut-Stürmer, der Tore macht. Er ist sich nicht zu schade, dahin zu gehen, wo es wehtut. Er ist abschlussstark – sowohl mit dem Fuß wie auch mit dem Kopf. Das sind seine Stärken. Ich habe ihn schon früher im Nachwuchs des HSV gesehen. Er hat immer seine Tore gemacht.

DFB.de: Arp hat eine schwierige Saison hinter sich, weil er beim Hamburger SV in der 2. Bundesliga kaum zum Einsatz kam. Der Sprung zur ersten Mannschaft des FC Bayern München ist groß. Könnte es ihm helfen, Spielpraxis in der 3. Liga zu sammeln?

Hoeneß: Erst einmal hoffe ich, dass er sich oben bei den Profis durchsetzt. Er ist von Beginn an bei der Saisonvorbereitung der ersten Mannschaft dabei. Wir werden sehen, wie er sich dort macht.

DFB.de: In der vergangenen Saison war Kwasi Okyere Wriedt mit seinen 24 Toren einer der Aufstiegsgaranten. Der Stürmer geht nun in sein letztes Vertragsjahr und hat angekündigt, höherklassig spielen zu wollen. Wie planen Sie mit ihm?

Hoeneß: Ich plane mit ihm jedenfalls für diese Saison. Als Trainer wünscht man sich immer so einen Stürmer. Er wird enorm wichtig für uns sein. Wie es nach der Saison weitergeht, sehen wir dann.

DFB.de: In der vergangenen Saison haben Sie noch die U 19 des FC Bayern München trainiert. Sieben Ihrer Spieler haben Sie mit in die U 23 genommen. Worin liegt für diese Spieler nun die größte Herausforderung?

Hoeneß: Die Körperlichkeit steigert sich, und das Spiel ist ein Tick schneller. Die Mitspieler im Training sowie die Gegenspieler im Spiel sind erfahrener und schlauer. Für die jungen Spieler geht es darum, sich an dieses Niveau anzupassen und bei aller Demut vom ersten Tag an forsch aufzutreten.

DFB.de: Themawechsel: Sie haben früher selber für die Reserve eines Bundesligisten gespielt – und zwar für Hertha BSC II. Wie nahe waren Sie damals an einer Profikarriere?

Hoeneß: An der ersten Mannschaft von Hertha BSC war ich nicht sehr nahe dran. Ich habe bei der zweiten Mannschaft eine sehr gute Rolle gespielt und habe dann den Sprung zur TSG Hoffenheim (damals ein Regionalligist, Anm.d.Red.) gemacht, wo ich allerdings aus Verletzungsgründen nicht so zum Zuge kam. Vielleicht hätte ich es noch ein bisschen höher geschafft, aber mein Körper hat nicht ganz mitgespielt. Daher habe ich relativ früh entschieden, Trainer zu werden.

DFB.de: Ist der Weg in den Fußball praktisch vorbestimmt, wenn man in der Familie Hoeneß aufwächst?

Hoeneß: Ja, das war klar. Ich habe die Leidenschaft für den Fußball von klein auf mitbekommen. In der Jugend wollte ich einfach nur Fußball spielen. Das war meine große Leidenschaft. Ich wusste aber auch damals schon, dass ich gerne auch anderen Interessen nachgehe und über den Tellerrand hinausblicke.

[oj]

Er ist der Neffe des Bayern-Präsidenten Uli Hoeneß und nun Trainer der zweiten Mannschaft in der 3. Liga. Sebastian Hoeneß steht mit dem Aufsteiger FC Bayern München II vor dem ersten Saisonspiel bei den Würzburger Kickers (Samstag, 20. Juli, ab 14 Uhr). Im DFB.de-Interview spricht Hoeneß mit Mitarbeiter Oliver Jensen über die bevorstehende Saison, die Nachwuchsarbeit der Bayern und seine eigene Vergangenheit.

DFB.de: Herr Hoeneß, welche Bedeutung hat es für den FC Bayern München, nun mit der zweiten Mannschaft in der 3. Liga vertreten zu sein?

Sebastian Hoeneß: Das hat eine große Bedeutung, weil unsere Nachwuchsspieler jetzt auf einem höheren Niveau gefordert werden. Im besten Fall wird das die Entwicklung dieser Spieler beschleunigen. Und das ist das vorrangige Ziel unserer Nachwuchsarbeit.

DFB.de: Uli Hoeneß hat über den Aufstieg in die 3. Liga gesagt: "Das gibt uns jetzt die Möglichkeit, bessere Spieler zu bekommen, die über die 3. Liga den Sprung schaffen." Kann die zweite Mannschaft also ein Auffangbecken für Top-Talente sein, die sich bei Ihnen den nötigen Feinschliff für die erste Mannschaft holen?

Hoeneß: Ich würde nicht unbedingt von einem Auffangbecken sprechen. Aber natürlich bietet die 3. Liga für unsere Spieler bessere Möglichkeiten. Das betrifft auch die Spieler der ersten Mannschaft, die bei uns Spielpraxis bekommen könnten. In erster Linie aber ist die 3. Liga für die Spieler der zweiten Mannschaft angedacht.

DFB.de: Ist es schwierig, Spieler zu finden, die dem gesuchten Profil entsprechen? Sie müssen einerseits jung sein, da es sich um eine U 23-Mannschaft handelt. Gleichwohl sollen sie aber das Potential für einen Champions-League-Verein haben und zudem die Bereitschaft, den Umweg über die 3. Liga zu gehen…

Hoeneß: Das stimmt. Der Markt an Spielern, die für unsere zweite Mannschaft in Frage kommen, ist überschaubar. Die Spieler sollen uns verstärken, sollen aber auch nicht zu alt sein. Gleichwohl gibt es auch Spieler wie zum Beispiel Woo-yeong Jeong, denen wir nicht die Möglichkeit verwehren wollen, noch höher zu spielen (Jeong wechselte zum SC Freiburg, Anm.d.Red.). Daher ist es eine herausfordernde und spannende Aufgabe, eine schlagkräftige Mannschaft zusammenzustellen.

DFB.de: Beim FC Bayern München hat es seit vielen Jahren kein Eigengewächs mehr geschafft, sich als Leistungsträger in der Profimannschaft zu etablieren. Der letzte war David Alaba. Wie zuversichtlich sind Sie, dass bald wieder ein Eigengewächs bei den Profis durchstartet?

Hoeneß: Wie gesagt: Ich glaube, dass die Entwicklung über die 3. Liga beschleunigt werden kann. Nachwuchsarbeit ist allerdings immer langfristig angelegt. Ich bin nun seit zwei Jahren hier. Damals haben wir drei bis fünf Jahre für diese Zielsetzung veranschlagt. Ich hoffe, dass es eher drei als fünf Jahre sein werden. Grundsätzlich sind wir gut aufgestellt. Wir haben talentierte Jungs in unseren Reihen. Aber Talent alleine genügt nicht. Man braucht eine entsprechende Persönlichkeit, muss hart trainieren und auch mental stark sein.

DFB.de: Die zweiten Mannschaften anderer Bundesligisten wie der 1. FSV Mainz 05 II, der SV Werder Bremen II oder der VfB Stuttgart II taten sich zuletzt in der 3. Liga schwer und stiegen allesamt ab. Geht es auch für den FC Bayern München II einzig und allein um den Klassenerhalt?

Hoeneß: Das Ziel Klassenerhalt alleine ist nicht lohnenswert. Klar ist aber, dass wir die unerfahrenste Mannschaft sein werden. Es wäre vermessen, über höhere Ziele zu sprechen. Ich spreche lieber darüber, dass wir einerseits unser tabellarisches Ziel erreichen möchten, um auch übernächste Saison in der 3. Liga zu spielen, vor allem aber unsere Spieler entwickeln möchten. Wir sollten uns nicht nur an den Ergebnissen orientieren. Wir haben es mit sehr jungen Spielern zu tun, von denen nur sehr wenige bereits auf Drittliga-Niveau gespielt haben. Trotzdem glaube ich, dass wir dazu in der Lage sein werden, auch übernächste Saison 3. Liga zu spielen.

DFB:de: Im Zweifel wäre es Ihnen aber wichtiger, dass ein oder zwei Spieler den Durchbruch bei der ersten Mannschaft schaffen, als dass die zweite Mannschaft gute Ergebnisse einfährt?

Hoeneß: Natürlich. Das muss unser vorrangiges Ziel sein. Es ist unser Job, Spieler für die erste Mannschaft auszubilden.

DFB.de: Andere Drittligisten wie der KFC Uerdingen, der FC Ingolstadt oder Eintracht Braunschweig haben viele Routiniers in ihren Reihen. Ihre Mannschaft ist mit einem Altersschnitt von etwa 21 Jahren die mit Abstand jüngste Mannschaft. Die meisten Ihrer Spieler sind um die 20 Jahre herum. Wie wollen Sie die mangelnde Erfahrung und auch die eventuell physische Unterlegenheit kompensieren?

Hoeneß: Durch viel Herz und Mut. Wir wollen sehr forsch auftreten und unseren Spielstil durchziehen. Wenn wir diese Attribute auf den Platz bringen, haben wir eine gute Möglichkeit, die Ergebnisse zu liefern. Und wenn nicht, haben wir zumindest etwas gelernt. Das ist unser Credo: Entweder sind wir mutig und forsch und gewinnen, oder wir sind mutig und forsch und lernen etwas.

DFB.de: Soll die Spielphilosophie bei Ihrer Mannschaft ähnlich sein wie bei den Profis? Und vor allem: Ist das mit dieser jungen Mannschaft überhaupt möglich?

Hoeneß: Es muss Parallelen geben. Ansonsten wäre das ganze Nachwuchskonzept nicht schlüssig. Natürlich können wir nicht so dominant auftreten wie die erste Mannschaft, weil die Kräfteverhältnisse völlig andere sind. Aber vom Spielprinzip her möchten wir dennoch ähnlich auftreten. Das heißt: Wir wollen den Ball haben, wir wollen die Situationen flach lösen, wir wollen aggressiv gegen den Ball agieren und den Ball schnell wieder zurückholen.

DFB.de: Aber?

Hoeneß: Aber natürlich müssen wir darauf gefasst sein, dass der eine oder andere Gegner das nicht zulässt.

DFB.de: Bei der ersten Mannschaft des FC Bayern München gibt es immer hochveranlagte Spieler, die kaum Einsätze bekommen. Haben Sie fest geplant, gelegentlich auf solche Akteure zurückzugreifen und dadurch das Niveau Ihrer Mannschaft anzuheben?

Hoeneß: Solche Überlegungen gibt es nicht. Sicherlich werde ich im Verlaufe der Saison immer wieder mit Niko Kovac über solche Fragen kommunizieren. Aber das beschränkt sich eher auf die jungen Profis, die bei der ersten Mannschaft auf der Bank sitzen und keine Spielzeit bekommen.

DFB.de: Dann sprechen wir über die jungen Profis. Neuzugang Jann-Fiete Arp hat die Saisonvorbereitung zunächst bei Ihnen in der zweiten Mannschaft absolviert. Welchen Eindruck haben Sie von ihm bislang?

Hoeneß: Einen durchweg positiven. Er hat sich sehr gut eingebracht. Es war sein Wunsch, früher mit der Saisonvorbereitung zu starten und daher mit unserer Mannschaft zu trainieren. Er ist voll und ganz integriert. Das ist die Basis. Der Junge hat ein gutes Herz und einen guten Charakter. Er haut sich voll rein und hat auch bereits gezeigt, was für eine Klasse er hat.

DFB.de: Was zeichnet ihn denn als Stürmer aus?

Hoeneß: Er ist ein Vollblut-Stürmer, der Tore macht. Er ist sich nicht zu schade, dahin zu gehen, wo es wehtut. Er ist abschlussstark – sowohl mit dem Fuß wie auch mit dem Kopf. Das sind seine Stärken. Ich habe ihn schon früher im Nachwuchs des HSV gesehen. Er hat immer seine Tore gemacht.

DFB.de: Arp hat eine schwierige Saison hinter sich, weil er beim Hamburger SV in der 2. Bundesliga kaum zum Einsatz kam. Der Sprung zur ersten Mannschaft des FC Bayern München ist groß. Könnte es ihm helfen, Spielpraxis in der 3. Liga zu sammeln?

Hoeneß: Erst einmal hoffe ich, dass er sich oben bei den Profis durchsetzt. Er ist von Beginn an bei der Saisonvorbereitung der ersten Mannschaft dabei. Wir werden sehen, wie er sich dort macht.

DFB.de: In der vergangenen Saison war Kwasi Okyere Wriedt mit seinen 24 Toren einer der Aufstiegsgaranten. Der Stürmer geht nun in sein letztes Vertragsjahr und hat angekündigt, höherklassig spielen zu wollen. Wie planen Sie mit ihm?

Hoeneß: Ich plane mit ihm jedenfalls für diese Saison. Als Trainer wünscht man sich immer so einen Stürmer. Er wird enorm wichtig für uns sein. Wie es nach der Saison weitergeht, sehen wir dann.

DFB.de: In der vergangenen Saison haben Sie noch die U 19 des FC Bayern München trainiert. Sieben Ihrer Spieler haben Sie mit in die U 23 genommen. Worin liegt für diese Spieler nun die größte Herausforderung?

Hoeneß: Die Körperlichkeit steigert sich, und das Spiel ist ein Tick schneller. Die Mitspieler im Training sowie die Gegenspieler im Spiel sind erfahrener und schlauer. Für die jungen Spieler geht es darum, sich an dieses Niveau anzupassen und bei aller Demut vom ersten Tag an forsch aufzutreten.

DFB.de: Themawechsel: Sie haben früher selber für die Reserve eines Bundesligisten gespielt – und zwar für Hertha BSC II. Wie nahe waren Sie damals an einer Profikarriere?

Hoeneß: An der ersten Mannschaft von Hertha BSC war ich nicht sehr nahe dran. Ich habe bei der zweiten Mannschaft eine sehr gute Rolle gespielt und habe dann den Sprung zur TSG Hoffenheim (damals ein Regionalligist, Anm.d.Red.) gemacht, wo ich allerdings aus Verletzungsgründen nicht so zum Zuge kam. Vielleicht hätte ich es noch ein bisschen höher geschafft, aber mein Körper hat nicht ganz mitgespielt. Daher habe ich relativ früh entschieden, Trainer zu werden.

DFB.de: Ist der Weg in den Fußball praktisch vorbestimmt, wenn man in der Familie Hoeneß aufwächst?

Hoeneß: Ja, das war klar. Ich habe die Leidenschaft für den Fußball von klein auf mitbekommen. In der Jugend wollte ich einfach nur Fußball spielen. Das war meine große Leidenschaft. Ich wusste aber auch damals schon, dass ich gerne auch anderen Interessen nachgehe und über den Tellerrand hinausblicke.

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