"Scoring Girls": Flüchtlingshilfe in Köln

Die knallroten Shirts des Sport- und Integrationsprojekts "Scoring Girls" für den Verein "Hawar.help" sind rechtzeitig fertig geworden. Getreu dem Motto "Mer stonn zu dir" der Stiftung des 1. FC Köln unterstützt der FC das Projekt als Sponsor. Um was geht es bei "Scoring Girls"? "Wir bieten Flüchtlingsmädchen regelmäßigen Sport als tollen Ausgleich zum öden Alltag. Das stärkt das Selbstbewusstsein", sagt Projektleiterin Tugba Tekkal. Die 31 Jahre alte Fußballerin spielt seit 2009 beim 1. FC Köln, derzeit in der 2. Bundesliga. Von 2002 bis 2007 war die gebürtige Hannoveranerin beim TSV Havelse aktiv.

Tugba ist eins von elf Geschwistern. Düzen Tekkal (38) ist als journalistische Friedensaktivistin aufgrund ihrer TV-Präsenz, verschiedener Filmdokumentationen und als Buchautorin bekanntester Spross der Jesiden-Familie. Sie gründete 2015 "Hawar.help" in Berlin, um Flüchtlinge aus dem Nahen Osten zu unterstützen. "Integration ist zu meiner Lebensaufgabe geworden", sagt die Journalistin, die als Kriegsreporterin das Schicksal der Jesiden stärker in die Öffentlichkeit rücken will. Ihre Schwestern helfen dabei. So ist Tezcan Tekkal (28), eigentlich Immobilienkauffrau, jetzt in Berlin für den Hilfsverein tätig, ebenso ihre Schwester Tuna (36).

Einmal pro Woche kostenloses Fußballtraining

Familienoberhaupt Seymus Tekkal (65) war mit seiner Frau Fatma (65) vor 45 Jahren aus dem Osten Anatoliens wegen seiner Zugehörigkeit zur jesidischen Glaubensgemeinschaft geflüchtet. Seitdem lebt er mit seiner Familie in Hannovers Arbeiterstadtteil Linden. Die kurdischen Jesiden werden in der orientalischen Region des türkischen Südostens, im Nordosten Syriens und im nördlichen Irak verfolgt und unterdrückt.

Bei "Scoring Girls" erhalten Mädchen im Alter von acht bis 18 Jahren einmal pro Woche regelmäßiges und kostenloses Fußballtraining. "Mein Team und ich wollen sowohl jungen Flüchtlingsmädchen als auch Mädchen aus benachteiligten Familien die Leidenschaft fürs Kicken näher bringen, dabei Werte wie Teamgeist, Gemeinschaftssinn und die Rolle der Frau in unserer Gesellschaft vermitteln", nennt Tugba Tekkal als Antrieb für ihr Engagement. "Für mich waren meine Fußballschuhe das Tor zur Freiheit. Diese Chancen und Freiheiten, die ich mir teilweise hart erkämpfen musste und die mir unsere Gesellschaft gegeben hat, möchte ich nun weitergeben."

"Persönliche Herzensangelegenheit"

"Scoring Girls" bezeichnet sie als ihre persönliche Herzensangelegenheit. "Mädchen sollen gleiche Chancen haben, sie sollen aus klassischen Rollenbildern herausbrechen können und Klischees hinter sich lassen. Hierfür möchte ich mit meinen Teamkolleginnen Vorbild und Stütze sein", erklärt sie. "Die ganzen Kriegsgräuel machen mich schon lange tagtäglich fassungslos. Ich kann da nicht zuschauen. Man muss einfach helfen, entsprechend seinen Möglichkeiten", sagt die passionierte Fußballerin. "Ich bin unglaublich stolz und voller Vorfreude auf unser neues Sport-und Integrationsprojekt", stärkt auch die älteste unter den Schwestern, Düzen Tekkal, den "Scoring Girls" den Rücken. Natürlich war sie beim Kickoff in Köln dabei, ebenso wie Tugbas Eltern aus Hannover.

Die vielbeachtete Kickoff-Veranstaltung von "Scoring Girls" fand am Dienstag auf der Wiese am Rheinenergiestadion statt. Unter anderem mit dabei war Moderatorin Shary Reeves. Auch der Vizepräsident des 1. FC Köln, Markus Ritterbach, sowie die stellvertretende Kölner Oberbürgermeisterin, Elfi Schlo-Antwerpes, haben mit ihrer Anwesenheit das Projekt wertgeschätzt und besonders gelobt. Tugba Tekkal habe mit ihrer Initiative eine große und nachahmenswerte Vorbildfunktion eingenommen, die es zu unterstützen gelte.

Mädchen aus dem Abseits holen

"Es geht um gemeinsames Sporttreiben als Ausbrechen aus dem Alltag", erläutert die gelernte Sport- und Fitnesskauffrau Tugba Tekkal, "und um werteorientierte Erziehung wie Teamgeist, Gemeinschaftssinn und die Rolle der Frau in unserer Gesellschaft." Die Besonderheit ihres Projektes besteht darin, dass es ausschließlich um Mädchen geht. Denn die stehen traditionell noch einmal mehr im Abseits als Jungen.

Dementsprechend besonders bedeutsam und zeitaufwendig war es, Überzeugungsarbeit zu leisten. "Ich bin zu vielen Flüchtlingsfamilien gefahren, um mit Eltern zu sprechen. Denn traditionell spielen Mädchen ja nicht unbedingt Fußball", erklärt Tugba Tekkal. "Nach vielen Gesprächen konnte ich zahlreiche Familien von der Werthaltigkeit des Fußballs auch für Mädchen in der Persönlichkeitsentwicklung überzeugen. Ich bin glücklich darüber, dass jetzt für manche Mädel die Tür zum Sport durch unser Projekt ein Stück weit mehr offen steht."

Die jungen Flüchtlingsmädchen kamen erwartungsfroh zu ihrem Sportauftakt. "Es war ganz einfach phantastisch", fasst Tekkal ihre Eindrücke zusammen. "Mir ist das Herz aufgegangen, wie interessiert die Mädels dabei waren und wie sie sich gefreut haben. Dieses Strahlen in den Gesichtern. Dieser Nachmittag war unglaublich."

Pilotprojekt mit Vorbildcharakter

Das Projekt soll über konkretes Training hinaus einen größeren Integrationsaspekt bekommen. "Wir wollen für talentierte Mädchen auch den Weg in Vereine ebnen. Ich kann mir gut vorstellen, dass 'Hawar.help' uns auch zur Seite steht, wenn es etwa um Mitgliedsbeiträge in den Vereinen geht", entwickelt Tekkal bereits weitere Ideen. "Das Projekt sehen wir auch als einen Pilot mit Vorbildcharakter und mit dem Gedanken, dass in anderen Städten ebenfalls solche Initiativen entstehen." Zunächst gehe es jedoch darum, künftig wöchentlich Sport zu treiben. "Wir wollen schon in der nächsten Woche loslegen. Das Kölner Sportamt hilft uns bei der Suche nach Hallenzeiten für den Winter."

Kooperationspartner für "Scoring Girls" sind neben dem FC die Stadt Köln, "Ein Herz für Kinder", die Regine-Sixt-Kinderhilfe und das Kölner Sportfashion-Label "Zopfball", bei dem Nadine Angerer in Partnerschaft eine eigene "Natze"-Linie hat. Die ehemalige Welttorhüterin, die im letzten Jahr nach 146 Länderspielen ihre DFB-Karriere beendet hatte, unterstützt "Hawar.help" mit dem "Fairplay - welcome refugees"-Shirt aus ihrer Kollektion mit fünf Euro pro verkauftem Shirt.

Auch die ehemalige Nationalspielerin Sonja Fuß hat als frühere Kölner Teamgefährtin Tekkals zugesagt, künftig die ein oder andere Sporteinheit mit zu gestalten. Fest zum Trainerinnen-Team gehören Tekkals ehemalige FC-Teamgefährtinnen Nicole Bender und Philine van Bargen sowie Lena Schrum, die zu Saisonbeginn aus Köln zum Erstligisten Bayer Leverkusen gewechselt ist. Stephanie Caspari und Mandana Büscher, Trainerinnen der U 11-Mädchen des 1. FC Köln, sorgen mit ihren Mädchen für zusätzlichen altersgerechten Input im Projekt. Sie waren auch beim Kickoff dabei, haben mit den Mädchen gespielt und sie bei der Hand genommen. Was sie zunächst verbindet? Das knallrote T-Shirt des "Scoring girls"-Projektes zumindest.

[rh]

Die knallroten Shirts des Sport- und Integrationsprojekts "Scoring Girls" für den Verein "Hawar.help" sind rechtzeitig fertig geworden. Getreu dem Motto "Mer stonn zu dir" der Stiftung des 1. FC Köln unterstützt der FC das Projekt als Sponsor. Um was geht es bei "Scoring Girls"? "Wir bieten Flüchtlingsmädchen regelmäßigen Sport als tollen Ausgleich zum öden Alltag. Das stärkt das Selbstbewusstsein", sagt Projektleiterin Tugba Tekkal. Die 31 Jahre alte Fußballerin spielt seit 2009 beim 1. FC Köln, derzeit in der 2. Bundesliga. Von 2002 bis 2007 war die gebürtige Hannoveranerin beim TSV Havelse aktiv.

Tugba ist eins von elf Geschwistern. Düzen Tekkal (38) ist als journalistische Friedensaktivistin aufgrund ihrer TV-Präsenz, verschiedener Filmdokumentationen und als Buchautorin bekanntester Spross der Jesiden-Familie. Sie gründete 2015 "Hawar.help" in Berlin, um Flüchtlinge aus dem Nahen Osten zu unterstützen. "Integration ist zu meiner Lebensaufgabe geworden", sagt die Journalistin, die als Kriegsreporterin das Schicksal der Jesiden stärker in die Öffentlichkeit rücken will. Ihre Schwestern helfen dabei. So ist Tezcan Tekkal (28), eigentlich Immobilienkauffrau, jetzt in Berlin für den Hilfsverein tätig, ebenso ihre Schwester Tuna (36).

Einmal pro Woche kostenloses Fußballtraining

Familienoberhaupt Seymus Tekkal (65) war mit seiner Frau Fatma (65) vor 45 Jahren aus dem Osten Anatoliens wegen seiner Zugehörigkeit zur jesidischen Glaubensgemeinschaft geflüchtet. Seitdem lebt er mit seiner Familie in Hannovers Arbeiterstadtteil Linden. Die kurdischen Jesiden werden in der orientalischen Region des türkischen Südostens, im Nordosten Syriens und im nördlichen Irak verfolgt und unterdrückt.

Bei "Scoring Girls" erhalten Mädchen im Alter von acht bis 18 Jahren einmal pro Woche regelmäßiges und kostenloses Fußballtraining. "Mein Team und ich wollen sowohl jungen Flüchtlingsmädchen als auch Mädchen aus benachteiligten Familien die Leidenschaft fürs Kicken näher bringen, dabei Werte wie Teamgeist, Gemeinschaftssinn und die Rolle der Frau in unserer Gesellschaft vermitteln", nennt Tugba Tekkal als Antrieb für ihr Engagement. "Für mich waren meine Fußballschuhe das Tor zur Freiheit. Diese Chancen und Freiheiten, die ich mir teilweise hart erkämpfen musste und die mir unsere Gesellschaft gegeben hat, möchte ich nun weitergeben."

"Persönliche Herzensangelegenheit"

"Scoring Girls" bezeichnet sie als ihre persönliche Herzensangelegenheit. "Mädchen sollen gleiche Chancen haben, sie sollen aus klassischen Rollenbildern herausbrechen können und Klischees hinter sich lassen. Hierfür möchte ich mit meinen Teamkolleginnen Vorbild und Stütze sein", erklärt sie. "Die ganzen Kriegsgräuel machen mich schon lange tagtäglich fassungslos. Ich kann da nicht zuschauen. Man muss einfach helfen, entsprechend seinen Möglichkeiten", sagt die passionierte Fußballerin. "Ich bin unglaublich stolz und voller Vorfreude auf unser neues Sport-und Integrationsprojekt", stärkt auch die älteste unter den Schwestern, Düzen Tekkal, den "Scoring Girls" den Rücken. Natürlich war sie beim Kickoff in Köln dabei, ebenso wie Tugbas Eltern aus Hannover.

Die vielbeachtete Kickoff-Veranstaltung von "Scoring Girls" fand am Dienstag auf der Wiese am Rheinenergiestadion statt. Unter anderem mit dabei war Moderatorin Shary Reeves. Auch der Vizepräsident des 1. FC Köln, Markus Ritterbach, sowie die stellvertretende Kölner Oberbürgermeisterin, Elfi Schlo-Antwerpes, haben mit ihrer Anwesenheit das Projekt wertgeschätzt und besonders gelobt. Tugba Tekkal habe mit ihrer Initiative eine große und nachahmenswerte Vorbildfunktion eingenommen, die es zu unterstützen gelte.

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Mädchen aus dem Abseits holen

"Es geht um gemeinsames Sporttreiben als Ausbrechen aus dem Alltag", erläutert die gelernte Sport- und Fitnesskauffrau Tugba Tekkal, "und um werteorientierte Erziehung wie Teamgeist, Gemeinschaftssinn und die Rolle der Frau in unserer Gesellschaft." Die Besonderheit ihres Projektes besteht darin, dass es ausschließlich um Mädchen geht. Denn die stehen traditionell noch einmal mehr im Abseits als Jungen.

Dementsprechend besonders bedeutsam und zeitaufwendig war es, Überzeugungsarbeit zu leisten. "Ich bin zu vielen Flüchtlingsfamilien gefahren, um mit Eltern zu sprechen. Denn traditionell spielen Mädchen ja nicht unbedingt Fußball", erklärt Tugba Tekkal. "Nach vielen Gesprächen konnte ich zahlreiche Familien von der Werthaltigkeit des Fußballs auch für Mädchen in der Persönlichkeitsentwicklung überzeugen. Ich bin glücklich darüber, dass jetzt für manche Mädel die Tür zum Sport durch unser Projekt ein Stück weit mehr offen steht."

Die jungen Flüchtlingsmädchen kamen erwartungsfroh zu ihrem Sportauftakt. "Es war ganz einfach phantastisch", fasst Tekkal ihre Eindrücke zusammen. "Mir ist das Herz aufgegangen, wie interessiert die Mädels dabei waren und wie sie sich gefreut haben. Dieses Strahlen in den Gesichtern. Dieser Nachmittag war unglaublich."

Pilotprojekt mit Vorbildcharakter

Das Projekt soll über konkretes Training hinaus einen größeren Integrationsaspekt bekommen. "Wir wollen für talentierte Mädchen auch den Weg in Vereine ebnen. Ich kann mir gut vorstellen, dass 'Hawar.help' uns auch zur Seite steht, wenn es etwa um Mitgliedsbeiträge in den Vereinen geht", entwickelt Tekkal bereits weitere Ideen. "Das Projekt sehen wir auch als einen Pilot mit Vorbildcharakter und mit dem Gedanken, dass in anderen Städten ebenfalls solche Initiativen entstehen." Zunächst gehe es jedoch darum, künftig wöchentlich Sport zu treiben. "Wir wollen schon in der nächsten Woche loslegen. Das Kölner Sportamt hilft uns bei der Suche nach Hallenzeiten für den Winter."

Kooperationspartner für "Scoring Girls" sind neben dem FC die Stadt Köln, "Ein Herz für Kinder", die Regine-Sixt-Kinderhilfe und das Kölner Sportfashion-Label "Zopfball", bei dem Nadine Angerer in Partnerschaft eine eigene "Natze"-Linie hat. Die ehemalige Welttorhüterin, die im letzten Jahr nach 146 Länderspielen ihre DFB-Karriere beendet hatte, unterstützt "Hawar.help" mit dem "Fairplay - welcome refugees"-Shirt aus ihrer Kollektion mit fünf Euro pro verkauftem Shirt.

Auch die ehemalige Nationalspielerin Sonja Fuß hat als frühere Kölner Teamgefährtin Tekkals zugesagt, künftig die ein oder andere Sporteinheit mit zu gestalten. Fest zum Trainerinnen-Team gehören Tekkals ehemalige FC-Teamgefährtinnen Nicole Bender und Philine van Bargen sowie Lena Schrum, die zu Saisonbeginn aus Köln zum Erstligisten Bayer Leverkusen gewechselt ist. Stephanie Caspari und Mandana Büscher, Trainerinnen der U 11-Mädchen des 1. FC Köln, sorgen mit ihren Mädchen für zusätzlichen altersgerechten Input im Projekt. Sie waren auch beim Kickoff dabei, haben mit den Mädchen gespielt und sie bei der Hand genommen. Was sie zunächst verbindet? Das knallrote T-Shirt des "Scoring girls"-Projektes zumindest.

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