Schweiz-Trainerin Inka Grings: "Ich fiebere der WM entgegen"

Für Inka Grings war 2022 ein aufregendes Jahr. Und 2023 wird vermutlich noch spannender: Denn die 44-Jährige ist nun Nationaltrainerin der Schweizer Frauen, mit denen sie im Sommer an der Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland teilnehmen wird. Im DFB.de-Interview spricht die 96-malige deutsche Nationalspielerin über Erfolge, Ziele und Wünsche.

DFB.de: Inka Grings, wie blicken Sie persönlich auf 2022 zurück?

Inka Grings: Es war ein total ereignisreiches Jahr. Gerade die Zeit beim FC Zürich war extrem aufregend. Wir haben uns erstmals in der Vereinsgeschichte für die Gruppenphase der Champions League qualifiziert. Dort durften wir uns mit absoluten Topteams aus Europa messen und neue Erfahrungen sammeln. Wir konnten dabei sehr genau feststellen, wie weit wir schon sind und was uns noch fehlt. Aber das war nur das eine. Hinzu kam dann gegen Ende des Jahres die Entscheidung, dass ich im Januar als Nationaltrainerin der Schweizer Frauen einsteigen werde. Der Weg dorthin war ein längerer und sehr intensiver Prozess.

DFB.de: War es auch ein sehr erfolgreiches Jahr?

Grings: Auf jeden Fall! Wir hatten extrem erfolgreiche Monate mit dem FC Zürich. In dieser Zeit haben wir fast alles gewonnen und uns die Meisterschaft gesichert. Der Lohn ist, dass wir nun tatsächlich Champions League spielen durften. Für mich ist das ein fantastischer Abschluss beim FC Zürich. In bin dem Verein und den Menschen dort unglaublich dankbar für die Zeit, die wir gemeinsam verbracht haben. Das war wirklich außergewöhnlich. Ich gehe nun mit großem Stolz und erhobenen Hauptes.

DFB.de: Also fällt der Abschied schwer?

Grings:: Ja, natürlich. Ich habe lange überlegt, was für mich der richtige nächste Schritt ist. Ich habe eine sehr enge Beziehung zur Mannschaft aufgebaut. Wir haben unglaublich intensive Zeiten durchgemacht. Hinzu kommt, dass ich mich eigentlich jeden Tag mit den Spielerinnen auf dem Rasen stehen sehe. Das wird demnächst nicht mehr so häufig der Fall sein. Als Nationaltrainerin werde ich mehr strategisch arbeiten und viel in der Rolle der Beobachterin sein. Das wird eine Umstellung sein. Aber ich freue mich riesig darauf. Es wartet eine tolle Herausforderung auf mich. Es ist der nächste richtige Schritt in meiner Karriere als Trainerin. Es wird mir sicher nicht langweilig.

DFB.de: Zumal im kommenden Sommer die Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland auf Sie und die Schweizer Fußballerinnen wartet.

Grings: Diese Weltmeisterschaft wird spannend und aufregend, alleine schon wegen der Klimaverhältnisse vor Ort und der Reisestrapazen, die auf uns zukommen werden. Das wird für die meisten Länder logischerweise eine Herausforderung. Aber auch sportlich fiebere ich dem Turnier entgegen. Wir sind in einer Gruppe gelandet, die zum Träumen einlädt.

DFB.de: Es geht gegen Neuseeland, Norwegen und die Philippinen.

Grings: Da ist für uns einiges möglich. Ich freue mich zum Beispiel unfassbar auf die Partie mit den Gastgeberinnen aus Neuseeland und hoffe dabei auf ein volles Haus. Das sind die Begegnungen, für die wir alle Fußball spielen. Wir haben viele Spielerinnen, die gezeigt haben, dass sie auf höchstem Niveau mithalten können. Dazu haben wir zahlreiche Talente, bei denen ich riesiges Potenzial sehe. Die Kombination ist Gold wert. Wir haben wirklich eine gute Mischung im Team. Wichtig ist aus meiner Sicht, dass die Mannschaft die richtigen Lehren aus der Europameisterschaft 2022 zieht. Aber das ist meiner Ansicht nach absolut der Fall.

DFB.de: Wie schauen Sie auf das Turnier im Sommer zurück?

Grings: Es war beeindruckend, es war eine fantastische EM mit vielen sehr intensiven und ausgeglichenen Begegnungen. Einen besonderen Fokus habe ich logischerweise auf die Auftritte der deutschen Mannschaft gelegt. Ich habe all' meine Daumen gedrückt. Im Finale haben definitiv die beiden richtigen Nationen gestanden. Alleine dieses Spiel war Werbung für den Frauenfußball und wird in die Geschichte eingehen. Dieses Turnier macht meiner Meinung nach wahnsinnig viel Lust auf mehr. Deshalb kann die WM gerne kommen.

DFB.de: In Deutschland ist das Interesse am Frauenfußball seit der EM deutlich gestiegen. Wie nehmen Sie es in der Schweiz wahr?

Grings: Ich sehe es auch so. Ich verfolge sehr intensiv, was in Deutschland passiert. Zuletzt hat mich das Spiel zwischen Bayern München und dem FC Barcelona in der Allianz Arena vor diesem tollen Publikum begeistert. Die Sponsoren und auch die Vereine erleben, dass es funktioniert, dass der Funke überspringt. Das ist meiner Meinung nach ein ganz wichtiger Aspekt. In der Schweiz spüre ich auch einen Boom. Wir haben das Pokalfinale vor über 9000 Fans bestritten, beim letzten Länderspiel der Nationalmannschaft vor der EM waren mehr als 10.000 Zuschauerinnen und Zuschauer im Stadion. Für Schweizer Verhältnisse sind das echte Ausrufezeichen. Man merkt, dass der Frauen- und Mädchenfußball Anerkennung findet und gefördert wird. Hinzu kommt unsere Bewerbung für die Austragung der Europameisterschaft 2025 in der Schweiz. Das wird ebenfalls sehr positiv wahrgenommen und gibt dem Frauenfußball in der Schweiz einen Push. Ich freue mich darauf, das miterleben zu können und es vielleicht auch ein wenig mitgestalten zu dürfen.

DFB.de: Haben Sie aktuell etwas Zeit, um abzuschalten? Oder werfen die Ereignisse bereits ihre Schatten voraus?

Grings: Beides. Es ist tatsächlich sehr intensiv im Moment, aber darüber freue ich mich ja auch. Ich will es gar nicht anders, weil es total Spaß macht. Umso wichtiger ist es, dass ich mir nun acht oder neun Tage für Freunde und Familie nehme. Diese Zeit brauche ich, um den Akku wieder zu füllen. Und dann greifen wir gemeinsam richtig an.

[sw]

Für Inka Grings war 2022 ein aufregendes Jahr. Und 2023 wird vermutlich noch spannender: Denn die 44-Jährige ist nun Nationaltrainerin der Schweizer Frauen, mit denen sie im Sommer an der Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland teilnehmen wird. Im DFB.de-Interview spricht die 96-malige deutsche Nationalspielerin über Erfolge, Ziele und Wünsche.

DFB.de: Inka Grings, wie blicken Sie persönlich auf 2022 zurück?

Inka Grings: Es war ein total ereignisreiches Jahr. Gerade die Zeit beim FC Zürich war extrem aufregend. Wir haben uns erstmals in der Vereinsgeschichte für die Gruppenphase der Champions League qualifiziert. Dort durften wir uns mit absoluten Topteams aus Europa messen und neue Erfahrungen sammeln. Wir konnten dabei sehr genau feststellen, wie weit wir schon sind und was uns noch fehlt. Aber das war nur das eine. Hinzu kam dann gegen Ende des Jahres die Entscheidung, dass ich im Januar als Nationaltrainerin der Schweizer Frauen einsteigen werde. Der Weg dorthin war ein längerer und sehr intensiver Prozess.

DFB.de: War es auch ein sehr erfolgreiches Jahr?

Grings: Auf jeden Fall! Wir hatten extrem erfolgreiche Monate mit dem FC Zürich. In dieser Zeit haben wir fast alles gewonnen und uns die Meisterschaft gesichert. Der Lohn ist, dass wir nun tatsächlich Champions League spielen durften. Für mich ist das ein fantastischer Abschluss beim FC Zürich. In bin dem Verein und den Menschen dort unglaublich dankbar für die Zeit, die wir gemeinsam verbracht haben. Das war wirklich außergewöhnlich. Ich gehe nun mit großem Stolz und erhobenen Hauptes.

DFB.de: Also fällt der Abschied schwer?

Grings:: Ja, natürlich. Ich habe lange überlegt, was für mich der richtige nächste Schritt ist. Ich habe eine sehr enge Beziehung zur Mannschaft aufgebaut. Wir haben unglaublich intensive Zeiten durchgemacht. Hinzu kommt, dass ich mich eigentlich jeden Tag mit den Spielerinnen auf dem Rasen stehen sehe. Das wird demnächst nicht mehr so häufig der Fall sein. Als Nationaltrainerin werde ich mehr strategisch arbeiten und viel in der Rolle der Beobachterin sein. Das wird eine Umstellung sein. Aber ich freue mich riesig darauf. Es wartet eine tolle Herausforderung auf mich. Es ist der nächste richtige Schritt in meiner Karriere als Trainerin. Es wird mir sicher nicht langweilig.

DFB.de: Zumal im kommenden Sommer die Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland auf Sie und die Schweizer Fußballerinnen wartet.

Grings: Diese Weltmeisterschaft wird spannend und aufregend, alleine schon wegen der Klimaverhältnisse vor Ort und der Reisestrapazen, die auf uns zukommen werden. Das wird für die meisten Länder logischerweise eine Herausforderung. Aber auch sportlich fiebere ich dem Turnier entgegen. Wir sind in einer Gruppe gelandet, die zum Träumen einlädt.

DFB.de: Es geht gegen Neuseeland, Norwegen und die Philippinen.

Grings: Da ist für uns einiges möglich. Ich freue mich zum Beispiel unfassbar auf die Partie mit den Gastgeberinnen aus Neuseeland und hoffe dabei auf ein volles Haus. Das sind die Begegnungen, für die wir alle Fußball spielen. Wir haben viele Spielerinnen, die gezeigt haben, dass sie auf höchstem Niveau mithalten können. Dazu haben wir zahlreiche Talente, bei denen ich riesiges Potenzial sehe. Die Kombination ist Gold wert. Wir haben wirklich eine gute Mischung im Team. Wichtig ist aus meiner Sicht, dass die Mannschaft die richtigen Lehren aus der Europameisterschaft 2022 zieht. Aber das ist meiner Ansicht nach absolut der Fall.

DFB.de: Wie schauen Sie auf das Turnier im Sommer zurück?

Grings: Es war beeindruckend, es war eine fantastische EM mit vielen sehr intensiven und ausgeglichenen Begegnungen. Einen besonderen Fokus habe ich logischerweise auf die Auftritte der deutschen Mannschaft gelegt. Ich habe all' meine Daumen gedrückt. Im Finale haben definitiv die beiden richtigen Nationen gestanden. Alleine dieses Spiel war Werbung für den Frauenfußball und wird in die Geschichte eingehen. Dieses Turnier macht meiner Meinung nach wahnsinnig viel Lust auf mehr. Deshalb kann die WM gerne kommen.

DFB.de: In Deutschland ist das Interesse am Frauenfußball seit der EM deutlich gestiegen. Wie nehmen Sie es in der Schweiz wahr?

Grings: Ich sehe es auch so. Ich verfolge sehr intensiv, was in Deutschland passiert. Zuletzt hat mich das Spiel zwischen Bayern München und dem FC Barcelona in der Allianz Arena vor diesem tollen Publikum begeistert. Die Sponsoren und auch die Vereine erleben, dass es funktioniert, dass der Funke überspringt. Das ist meiner Meinung nach ein ganz wichtiger Aspekt. In der Schweiz spüre ich auch einen Boom. Wir haben das Pokalfinale vor über 9000 Fans bestritten, beim letzten Länderspiel der Nationalmannschaft vor der EM waren mehr als 10.000 Zuschauerinnen und Zuschauer im Stadion. Für Schweizer Verhältnisse sind das echte Ausrufezeichen. Man merkt, dass der Frauen- und Mädchenfußball Anerkennung findet und gefördert wird. Hinzu kommt unsere Bewerbung für die Austragung der Europameisterschaft 2025 in der Schweiz. Das wird ebenfalls sehr positiv wahrgenommen und gibt dem Frauenfußball in der Schweiz einen Push. Ich freue mich darauf, das miterleben zu können und es vielleicht auch ein wenig mitgestalten zu dürfen.

DFB.de: Haben Sie aktuell etwas Zeit, um abzuschalten? Oder werfen die Ereignisse bereits ihre Schatten voraus?

Grings: Beides. Es ist tatsächlich sehr intensiv im Moment, aber darüber freue ich mich ja auch. Ich will es gar nicht anders, weil es total Spaß macht. Umso wichtiger ist es, dass ich mir nun acht oder neun Tage für Freunde und Familie nehme. Diese Zeit brauche ich, um den Akku wieder zu füllen. Und dann greifen wir gemeinsam richtig an.

###more###