Schultz über Tabellenführung: "Coole Sache"

Die U 19 des FC St. Pauli ist auf dem Weg dahin, etwas Historisches zu schaffen. Noch nie hat der Nachwuchs des Zweitligisten an der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft teilgenommen. Zur Winterpause führt die Mannschaft von Trainer und Ex-St. Pauli-Profi Timo Schultz die Tabelle in der Staffel Nord/Nordost der A-Junioren-Bundesliga an. Der Vorsprung auf den zweitplatzierten VfL Wolfsburg beträgt zwei Punkte. Die bislang beste Platzierung des FC St. Pauli war Rang fünf in den Spielzeiten 2012/2013 und 2013/2014. Im DFB.de -Interview spricht Timo Schultz mit Mitarbeiter Dominik Dittmar über die Tabellenführung, die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft und den Sprung zu den Profis.

DFB.de: Wie froh waren Sie, dass Winterpause war und Sie Ihre Spieler nicht mehr täglich gesehen haben, Herr Schultz?

Timo Schultz: Meine Spieler waren darüber vermutlich glücklicher. (lacht) Nein, die Winterpause kam nicht ungelegen. In den zurückliegenden Partien hatte man uns schon etwas angemerkt, dass die Akkus nicht mehr ganz so voll waren. Wir konnten in der Winterpause Zeit mit unseren Familien verbringen und etwas durchschnaufen, bevor die Vorbereitung am 7. Januar begonnen hat. Ich kann nur den Hut vor meinen Spielern ziehen. Sie spulen mit der Doppelbelastung aus Schule und Fußball ein enormes Pensum ab.

DFB.de: Ihre Mannschaft belegt zur Winterpause die Spitzenposition in der Staffel Nord/Nordost der A-Junioren-Bundesliga. Sind zu Silvester ein paar Sektkorken mehr geknallt?

Schultz: Ich bin eigentlich nicht so der Sekttyp. (lacht) Aber klar: Wir können die Tabellenführung genießen und haben auch etwas gefeiert. Bei uns ragt kein Spieler individuell heraus, indem er schon zweistellig getroffen hat. Wir kommen über das Kollektiv. Dass wir dabei vor den großen Nachwuchsleistungszentren des VfL Wolfsburg, von Werder Bremen oder RB Leipzig stehen, ist eine coole Sache.

DFB.de: Müssen Sie sich manchmal noch kneifen, um die Situation zu realisieren?

Schultz: Wir stehen nicht ausversehen ganz oben. In der bisherigen Saison waren wir an jedem Spieltag unter den drei besten Mannschaften platziert. Daher ist die Tabellenführung auch keine Momentaufnahme.

DFB.de: Hat Ihre Mannschaft die Außenseiterrolle abgestreift?

Schultz: Im Vergleich mit den anderen Nachwuchsleistungszentren werden wir auch nach der Winterpause Außenseiter sein. Die U 19 Mannschaften des VfL Wolfsburg, von RB Leipzig und Werder Bremen haben finanziell und von der Infrastruktur her andere Möglichkeiten. Für uns gilt es daher, einen eigenen Weg zu gehen. Wir legen viel Wert darauf, Spieler aus dem Raum Hamburg zu verpflichten und diese lange bei uns auszubilden. Es gibt nichts schöneres, wenn ein Spieler, der schon seit der U 15 das St. Pauli-Trikot trägt, eines Tages am Millerntor für die Profis aufläuft.

DFB.de: Die beiden einzigen Niederlagen in der Liga kassierte Ihre Mannschaft in zwei aufeinanderfolgenden Spielen. Welche Schlüsse haben Sie aus den Partien gezogen?

Schultz: Vor allem das 1:4 gegen den VfL Wolfsburg hat uns vor Augen geführt, dass wir als Mannschaft funktionieren müssen, um gegen die individuell starken Gegner zu bestehen. Die Reaktion, die die Mannschaft nach dem 0:2 bei Hannover 96 und der Niederlage gegen Wolfsburg gezeigt hat, spricht umso mehr für ihren Charakter. Bis zur Winterpause sind uns in der Liga sechs Siege in Serie gelungen.

DFB.de: Trübt das 0:2 im Viertelfinale des DFB-Pokals der Junioren gegen RB Leipzig ein wenig das Jahresfazit?

Schultz: Überhaupt nicht. Klar: Wir wären schon gerne bis ins Finale nach Potsdam gekommen. Allerdings sind wir nicht so vermessen, dass wir es für selbstverständlich nehmen, auch das dritte Duell mit RB Leipzig für uns zu entscheiden. Bei unseren 4:2 und 1:0-Erfolgen war Leipzig nicht die schlechtere Mannschaft und hat nun verdient gewonnen.

DFB.de: Wie groß ist der Ansporn, mit der U 19 des FC St. Pauli Historisches zu schaffen?

Schultz: Auf die Frage habe ich gewartet (lacht). Die erste Teilnahme an der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft ist noch weit weg. Bei uns wird es vermutlich Phasen geben, in denen es nicht ganz so rund läuft. Es wird spannend zu beobachten sein, ob dann die Konkurrenten zur Stelle sind. Unser Vorteil ist, dass wir nicht den großen Erfolgsdruck haben, wie die anderen Vereine. Wir spielen über unseren Erwartungen und können uns so mehr auf die Ausbildung der Spieler konzentrieren.

DFB.de: Was wird nötig sein, um die gute Ausgangssituation zu verteidigen?

Schultz: Grundstein wird - wie schon im Sommer - eine gute Vorbereitung sein. Wenn wir konzentriert arbeiten und weiterhin von Verletzungen verschont bleiben, werden wir die nächsten Schritte machen. Ein bisschen Spielglück kann auch nicht schaden. In der Hinrunde haben wir einige enge Spiele erst in der Schlussphase für uns entschieden.

DFB.de: Spielen bei den A-Junioren die beiden besten Jahrgänge aller Zeiten?

Schultz: Beim Blick auf die Tabelle kann man das sagen. Wir haben aber auch jetzt schon einige sehr vielversprechende Spieler in den anderen Altersklassen. Da machen sich die Entwicklungen bemerkbar, die wir vor ein paar Jahren unter anderem mit der Verpflichtung von Roger Stilz als Leiter des Nachwuchsleistungszentrums angestoßen haben. Insgesamt sind wir nun personell breiter und besser aufgestellt.

DFB.de: Mit Niclas Nadj wurde bereits der fünfte Spieler aus der U 19 mit einem Profivertrag ausgestattet. Sind Sie in den Momenten stolz wie Oskar?

Schultz: Definitiv. Das ist gleichzeitig auch Ansporn für die Mannschaft, diesen Weg ebenfalls zu gehen. Ich glaube auch, dass noch weitere Spieler dazukommen werden. Bei der U 19 sehe ich noch ein paar Kandidaten für einen Profivertrag. Andere Spieler können sich über unsere zweite Mannschaft in der Regionalliga Nord an den Herrenfußball gewöhnen und sich körperlich weiterentwickeln. Ein oder zwei Jahre, in denen die Spieler nicht die Doppelbelastung aus Schule und Fußball haben, kann für die Entwicklung förderlich sein.

DFB.de: Wenn man mit Ihnen redet, strahlen Sie norddeutsche Gelassenheit aus. Was lässt Sie aus der Haut fahren?

Schultz: Als Ostfriese aus Esens bin ich quasi von Natur aus gelassen. Was ich aber überhaupt nicht abhaben kann, sind Spieler, die sich auf ihrem Talent ausruhen. Auf dem Weg in den Herrenfußball gibt es keine Abkürzung. Der Satz "Mentalität schlägt Qualität" ist nicht nur eine Phrase. Unsere Spieler sollen mutig sein und dürfen auch Fehler machen.

DFB.de: Sie waren jahrelang Profi, unter anderem auch beim FC St. Pauli. Was raten Sie Ihren Spielern für den weiteren Weg?

Schultz: Als Fußballer bekommst du nichts geschenkt. Ich war nicht für meine filigrane Spielweise bekannt und habe mir alles hart erarbeitet. Besonders wichtig ist, dass bei den Spielern immer der Spaß am Fußball im Mittelpunkt steht. Dann fällt es auch leichter, mit Rückschlägen umzugehen.

DFB.de: Mit dem Derby gegen den Hamburger SV geht es nach der Winterpause direkt ans Eingemachte, oder?

Schultz: Auf jeden Fall. Interessanter könnte das erste Spiel kaum sein. Schon Wochen vor der Partie wird die Spannung spürbar sein. Die Spieler kennen sich aus der Schule oder haben schon gemeinsam im Verein gespielt. In den Duellen ist immer Feuer drin. Das Derby gegen den Hamburger SV wird immer etwas Besonderes sein.

[mspw]

Die U 19 des FC St. Pauli ist auf dem Weg dahin, etwas Historisches zu schaffen. Noch nie hat der Nachwuchs des Zweitligisten an der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft teilgenommen. Zur Winterpause führt die Mannschaft von Trainer und Ex-St. Pauli-Profi Timo Schultz die Tabelle in der Staffel Nord/Nordost der A-Junioren-Bundesliga an. Der Vorsprung auf den zweitplatzierten VfL Wolfsburg beträgt zwei Punkte. Die bislang beste Platzierung des FC St. Pauli war Rang fünf in den Spielzeiten 2012/2013 und 2013/2014. Im DFB.de -Interview spricht Timo Schultz mit Mitarbeiter Dominik Dittmar über die Tabellenführung, die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft und den Sprung zu den Profis.

DFB.de: Wie froh waren Sie, dass Winterpause war und Sie Ihre Spieler nicht mehr täglich gesehen haben, Herr Schultz?

Timo Schultz: Meine Spieler waren darüber vermutlich glücklicher. (lacht) Nein, die Winterpause kam nicht ungelegen. In den zurückliegenden Partien hatte man uns schon etwas angemerkt, dass die Akkus nicht mehr ganz so voll waren. Wir konnten in der Winterpause Zeit mit unseren Familien verbringen und etwas durchschnaufen, bevor die Vorbereitung am 7. Januar begonnen hat. Ich kann nur den Hut vor meinen Spielern ziehen. Sie spulen mit der Doppelbelastung aus Schule und Fußball ein enormes Pensum ab.

DFB.de: Ihre Mannschaft belegt zur Winterpause die Spitzenposition in der Staffel Nord/Nordost der A-Junioren-Bundesliga. Sind zu Silvester ein paar Sektkorken mehr geknallt?

Schultz: Ich bin eigentlich nicht so der Sekttyp. (lacht) Aber klar: Wir können die Tabellenführung genießen und haben auch etwas gefeiert. Bei uns ragt kein Spieler individuell heraus, indem er schon zweistellig getroffen hat. Wir kommen über das Kollektiv. Dass wir dabei vor den großen Nachwuchsleistungszentren des VfL Wolfsburg, von Werder Bremen oder RB Leipzig stehen, ist eine coole Sache.

DFB.de: Müssen Sie sich manchmal noch kneifen, um die Situation zu realisieren?

Schultz: Wir stehen nicht ausversehen ganz oben. In der bisherigen Saison waren wir an jedem Spieltag unter den drei besten Mannschaften platziert. Daher ist die Tabellenführung auch keine Momentaufnahme.

DFB.de: Hat Ihre Mannschaft die Außenseiterrolle abgestreift?

Schultz: Im Vergleich mit den anderen Nachwuchsleistungszentren werden wir auch nach der Winterpause Außenseiter sein. Die U 19 Mannschaften des VfL Wolfsburg, von RB Leipzig und Werder Bremen haben finanziell und von der Infrastruktur her andere Möglichkeiten. Für uns gilt es daher, einen eigenen Weg zu gehen. Wir legen viel Wert darauf, Spieler aus dem Raum Hamburg zu verpflichten und diese lange bei uns auszubilden. Es gibt nichts schöneres, wenn ein Spieler, der schon seit der U 15 das St. Pauli-Trikot trägt, eines Tages am Millerntor für die Profis aufläuft.

DFB.de: Die beiden einzigen Niederlagen in der Liga kassierte Ihre Mannschaft in zwei aufeinanderfolgenden Spielen. Welche Schlüsse haben Sie aus den Partien gezogen?

Schultz: Vor allem das 1:4 gegen den VfL Wolfsburg hat uns vor Augen geführt, dass wir als Mannschaft funktionieren müssen, um gegen die individuell starken Gegner zu bestehen. Die Reaktion, die die Mannschaft nach dem 0:2 bei Hannover 96 und der Niederlage gegen Wolfsburg gezeigt hat, spricht umso mehr für ihren Charakter. Bis zur Winterpause sind uns in der Liga sechs Siege in Serie gelungen.

DFB.de: Trübt das 0:2 im Viertelfinale des DFB-Pokals der Junioren gegen RB Leipzig ein wenig das Jahresfazit?

Schultz: Überhaupt nicht. Klar: Wir wären schon gerne bis ins Finale nach Potsdam gekommen. Allerdings sind wir nicht so vermessen, dass wir es für selbstverständlich nehmen, auch das dritte Duell mit RB Leipzig für uns zu entscheiden. Bei unseren 4:2 und 1:0-Erfolgen war Leipzig nicht die schlechtere Mannschaft und hat nun verdient gewonnen.

DFB.de: Wie groß ist der Ansporn, mit der U 19 des FC St. Pauli Historisches zu schaffen?

Schultz: Auf die Frage habe ich gewartet (lacht). Die erste Teilnahme an der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft ist noch weit weg. Bei uns wird es vermutlich Phasen geben, in denen es nicht ganz so rund läuft. Es wird spannend zu beobachten sein, ob dann die Konkurrenten zur Stelle sind. Unser Vorteil ist, dass wir nicht den großen Erfolgsdruck haben, wie die anderen Vereine. Wir spielen über unseren Erwartungen und können uns so mehr auf die Ausbildung der Spieler konzentrieren.

DFB.de: Was wird nötig sein, um die gute Ausgangssituation zu verteidigen?

Schultz: Grundstein wird - wie schon im Sommer - eine gute Vorbereitung sein. Wenn wir konzentriert arbeiten und weiterhin von Verletzungen verschont bleiben, werden wir die nächsten Schritte machen. Ein bisschen Spielglück kann auch nicht schaden. In der Hinrunde haben wir einige enge Spiele erst in der Schlussphase für uns entschieden.

DFB.de: Spielen bei den A-Junioren die beiden besten Jahrgänge aller Zeiten?

Schultz: Beim Blick auf die Tabelle kann man das sagen. Wir haben aber auch jetzt schon einige sehr vielversprechende Spieler in den anderen Altersklassen. Da machen sich die Entwicklungen bemerkbar, die wir vor ein paar Jahren unter anderem mit der Verpflichtung von Roger Stilz als Leiter des Nachwuchsleistungszentrums angestoßen haben. Insgesamt sind wir nun personell breiter und besser aufgestellt.

DFB.de: Mit Niclas Nadj wurde bereits der fünfte Spieler aus der U 19 mit einem Profivertrag ausgestattet. Sind Sie in den Momenten stolz wie Oskar?

Schultz: Definitiv. Das ist gleichzeitig auch Ansporn für die Mannschaft, diesen Weg ebenfalls zu gehen. Ich glaube auch, dass noch weitere Spieler dazukommen werden. Bei der U 19 sehe ich noch ein paar Kandidaten für einen Profivertrag. Andere Spieler können sich über unsere zweite Mannschaft in der Regionalliga Nord an den Herrenfußball gewöhnen und sich körperlich weiterentwickeln. Ein oder zwei Jahre, in denen die Spieler nicht die Doppelbelastung aus Schule und Fußball haben, kann für die Entwicklung förderlich sein.

DFB.de: Wenn man mit Ihnen redet, strahlen Sie norddeutsche Gelassenheit aus. Was lässt Sie aus der Haut fahren?

Schultz: Als Ostfriese aus Esens bin ich quasi von Natur aus gelassen. Was ich aber überhaupt nicht abhaben kann, sind Spieler, die sich auf ihrem Talent ausruhen. Auf dem Weg in den Herrenfußball gibt es keine Abkürzung. Der Satz "Mentalität schlägt Qualität" ist nicht nur eine Phrase. Unsere Spieler sollen mutig sein und dürfen auch Fehler machen.

DFB.de: Sie waren jahrelang Profi, unter anderem auch beim FC St. Pauli. Was raten Sie Ihren Spielern für den weiteren Weg?

Schultz: Als Fußballer bekommst du nichts geschenkt. Ich war nicht für meine filigrane Spielweise bekannt und habe mir alles hart erarbeitet. Besonders wichtig ist, dass bei den Spielern immer der Spaß am Fußball im Mittelpunkt steht. Dann fällt es auch leichter, mit Rückschlägen umzugehen.

DFB.de: Mit dem Derby gegen den Hamburger SV geht es nach der Winterpause direkt ans Eingemachte, oder?

Schultz: Auf jeden Fall. Interessanter könnte das erste Spiel kaum sein. Schon Wochen vor der Partie wird die Spannung spürbar sein. Die Spieler kennen sich aus der Schule oder haben schon gemeinsam im Verein gespielt. In den Duellen ist immer Feuer drin. Das Derby gegen den Hamburger SV wird immer etwas Besonderes sein.

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