Schult: "Wir wollen nicht auf andere angewiesen sein"

Die Frauen des VfL Wolfsburg können mit einem Sieg gegen Juventus Turin heute (ab 18.45 Uhr, live auf DAZN) einen großen Schritt in Richtung Viertelfinale der Champions League machen. Im DFB.de-Interview ordnet die deutsche Nationaltorhüterin Almuth Schult (30) die Ausgangslage ein, blickt noch mal auf den Sieg beim FC Bayern zurück und spricht über die extrem spannende Situation an der Tabellenspitze der FLYERALARM Frauen-Bundesliga.

DFB.de: Almuth Schult, mit einem Sieg gegen Juventus Turin können Sie einen riesigen Schritt in Richtung Viertelfinale der Champions League machen.

Almuth Schult: Ja, die Begegnung gegen Juventus ist sehr wichtig für uns. Wir hätten die drei Punkte gerne schon im Hinspiel geholt. Das ist uns leider nicht gelungen. Umso bedeutender ist es, dass uns das nun im eigenen Stadion gelingt. Mit einem Sieg können wir Turin distanzieren und uns eine super Ausgangslage erarbeiten. Wir wollen die K.o.-Phase erreichen. Deshalb müssen wir gewinnen.

DFB.de: Wie ärgerlich ist aufgrund der genannten Konstellation der späte Gegentreffer im Hinspiel zum 2:2?

Schult: Sehr ärgerlich. In dieser Szene in der Nachspielzeit in Italien waren wir zu passiv. Das hätten wir besser lösen können. Aber so ist der Fußball, auch dafür lieben wir ihn. Man hat gesehen, welche Emotionen dieser Treffer bei Juventus ausgelöst hat. Auch wir hatten in dieser Saison in der Frauen-Bundesliga gegen Eintracht Frankfurt schon die Situation, dass wir mit einem ganz späten Tor zum Sieg gekommen sind. Für die einen ist es toll, für die anderen fühlt sich die Niederlage oder das Unentschieden doppelt bitter an. Wir können das 2:2 aus dem Hinspiel gegen Juve nicht mehr ändern. Wir müssen es so annehmen und nun besser machen.

DFB.de: Das Positive ist, dass Sie alles weiterhin in der eigenen Hand haben.

Schult: So ist es. Selbst ein Unentschieden wäre für uns in Ordnung. Aber wir wollen nicht in die Situation kommen, dass wir auf andere angewiesen sind. Mit der Ausgangslage zur Halbzeit der Gruppenphase sind wir zufrieden, aber wir wollen sie weiter verbessern.

DFB.de: Wieviel Selbstvertrauen hat Ihnen der Sieg in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga zuletzt bei Bayern München für die anstehenden Aufgaben gegeben?

Schult: In München zu gewinnen, ist nie einfach. In der Bundesliga ist uns das länger nicht gelungen, im DFB-Pokal schon. Die drei Punkte am Samstag können im Rückblick entscheidend sein. Um das zu erkennen, reicht ein Blick auf die Tabelle. Wir haben vermieden, dass wir noch hinter andere Teams zurückfallen, was bei einer Niederlage der Fall gewesen wäre. Vielleicht war unser Sieg in München nicht verdient, wenn man das Chancenverhältnis zugrunde legt. Aber er war auf jeden Fall hart erkämpft und wichtig für unseren weiteren Weg.

DFB.de: Vor zwei Wochen waren Sie noch Vierter, plötzlich sind Sie wieder Spitzenreiter.

Schult: Es ist wahnsinnig spannend an der Tabellenspitze. Es passieren immer häufiger Ergebnisse, mit denen niemand rechnen konnte. Ich denke zum Beispiel an das 7:1 von Hoffenheim gegen Leverkusen, die bis dahin eine super Saison gespielt haben. Oder an die Niederlage der Bayern gegen Frankfurt oder unser 1:2 in Hoffenheim. Darüber hinaus gibt es zahlreiche enge Spiele. Das ist super! Wir wollen gerne mehr Fans für unsere Sportart begeistern. Nur so geht es.

DFB.de: Die ersten fünf Teams trennt nur ein Punkt. Können Sie sich an eine so spannende Konstellation erinnern?

Schult: Nein, ich weiß nicht, ob es das schon mal in dieser Form gab. Nach zwei oder drei Spieltagen war das vielleicht schon mal der Fall. Aber wir gehen inzwischen auf das Ende der Hinrunde zu. Das ist schon außergewöhnlich.

DFB.de: Ein ähnliches Bild sieht man auch in der Champions League. Teilen Sie die Ansicht, dass auch international die Spitze enger zusammenrückt?

Schult: Ja, definitiv. Spontan fallen mir Wolfsburg, Bayern, Chelsea, Lyon und Barcelona ein, denen ich es durchaus zutraue, die Champions League zu gewinnen. Und den einen oder anderen Verein habe ich jetzt sicher noch vergessen. Wie eng es ist, konnte man bei uns ja schon in der Qualifikation für die Gruppenphase erkennen. Da haben wir ein Elfmeterschießen gebraucht, um uns nach Hin- und Rückspiel gegen Girondins Bordeaux durchzusetzen. Schon da mussten wir alles geben, um dabei zu bleiben.

DFB.de: Wie ordnen Sie die neue Struktur der Champions League mit der Gruppenphase ein?

Schult: Die Belastung für uns Spielerinnen ist deutlich höher als zuvor. Wir spielen gefühlt jetzt alle drei Tage. Das ist anstrengend. Aber bei mir überwiegt ganz klar die Freude über diesen neuen Modus. Das macht die Champions League attraktiver, und wir haben mehr internationale Partien auf hohem Niveau. Ich sehe es als Privileg an, alle drei Tage spielen zu dürfen. Wenn man will, findet man immer Argumente, um etwas zu kritisieren. Aber das ist nicht mein Ansatz. Ich freue mich jetzt auf das Duell mit Juventus - und dann treffen wir am Sonntag schon auf Essen...

DFB.de: ... um die Tabellenführung in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga zu verteidigen.

Schult: Das ist unser Ziel. Aber Essen ist ein gefährlicher Gegner. Das haben sie in den vergangenen Jahren immer wieder gezeigt. Sie haben eine sehr junge Mannschaft und stehen meiner Meinung nach derzeit etwas zu schlecht in der Tabelle. Wir sind gewarnt und werden sie sicher nicht unterschätzen.  

[sw]

Die Frauen des VfL Wolfsburg können mit einem Sieg gegen Juventus Turin heute (ab 18.45 Uhr, live auf DAZN) einen großen Schritt in Richtung Viertelfinale der Champions League machen. Im DFB.de-Interview ordnet die deutsche Nationaltorhüterin Almuth Schult (30) die Ausgangslage ein, blickt noch mal auf den Sieg beim FC Bayern zurück und spricht über die extrem spannende Situation an der Tabellenspitze der FLYERALARM Frauen-Bundesliga.

DFB.de: Almuth Schult, mit einem Sieg gegen Juventus Turin können Sie einen riesigen Schritt in Richtung Viertelfinale der Champions League machen.

Almuth Schult: Ja, die Begegnung gegen Juventus ist sehr wichtig für uns. Wir hätten die drei Punkte gerne schon im Hinspiel geholt. Das ist uns leider nicht gelungen. Umso bedeutender ist es, dass uns das nun im eigenen Stadion gelingt. Mit einem Sieg können wir Turin distanzieren und uns eine super Ausgangslage erarbeiten. Wir wollen die K.o.-Phase erreichen. Deshalb müssen wir gewinnen.

DFB.de: Wie ärgerlich ist aufgrund der genannten Konstellation der späte Gegentreffer im Hinspiel zum 2:2?

Schult: Sehr ärgerlich. In dieser Szene in der Nachspielzeit in Italien waren wir zu passiv. Das hätten wir besser lösen können. Aber so ist der Fußball, auch dafür lieben wir ihn. Man hat gesehen, welche Emotionen dieser Treffer bei Juventus ausgelöst hat. Auch wir hatten in dieser Saison in der Frauen-Bundesliga gegen Eintracht Frankfurt schon die Situation, dass wir mit einem ganz späten Tor zum Sieg gekommen sind. Für die einen ist es toll, für die anderen fühlt sich die Niederlage oder das Unentschieden doppelt bitter an. Wir können das 2:2 aus dem Hinspiel gegen Juve nicht mehr ändern. Wir müssen es so annehmen und nun besser machen.

DFB.de: Das Positive ist, dass Sie alles weiterhin in der eigenen Hand haben.

Schult: So ist es. Selbst ein Unentschieden wäre für uns in Ordnung. Aber wir wollen nicht in die Situation kommen, dass wir auf andere angewiesen sind. Mit der Ausgangslage zur Halbzeit der Gruppenphase sind wir zufrieden, aber wir wollen sie weiter verbessern.

DFB.de: Wieviel Selbstvertrauen hat Ihnen der Sieg in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga zuletzt bei Bayern München für die anstehenden Aufgaben gegeben?

Schult: In München zu gewinnen, ist nie einfach. In der Bundesliga ist uns das länger nicht gelungen, im DFB-Pokal schon. Die drei Punkte am Samstag können im Rückblick entscheidend sein. Um das zu erkennen, reicht ein Blick auf die Tabelle. Wir haben vermieden, dass wir noch hinter andere Teams zurückfallen, was bei einer Niederlage der Fall gewesen wäre. Vielleicht war unser Sieg in München nicht verdient, wenn man das Chancenverhältnis zugrunde legt. Aber er war auf jeden Fall hart erkämpft und wichtig für unseren weiteren Weg.

DFB.de: Vor zwei Wochen waren Sie noch Vierter, plötzlich sind Sie wieder Spitzenreiter.

Schult: Es ist wahnsinnig spannend an der Tabellenspitze. Es passieren immer häufiger Ergebnisse, mit denen niemand rechnen konnte. Ich denke zum Beispiel an das 7:1 von Hoffenheim gegen Leverkusen, die bis dahin eine super Saison gespielt haben. Oder an die Niederlage der Bayern gegen Frankfurt oder unser 1:2 in Hoffenheim. Darüber hinaus gibt es zahlreiche enge Spiele. Das ist super! Wir wollen gerne mehr Fans für unsere Sportart begeistern. Nur so geht es.

DFB.de: Die ersten fünf Teams trennt nur ein Punkt. Können Sie sich an eine so spannende Konstellation erinnern?

Schult: Nein, ich weiß nicht, ob es das schon mal in dieser Form gab. Nach zwei oder drei Spieltagen war das vielleicht schon mal der Fall. Aber wir gehen inzwischen auf das Ende der Hinrunde zu. Das ist schon außergewöhnlich.

DFB.de: Ein ähnliches Bild sieht man auch in der Champions League. Teilen Sie die Ansicht, dass auch international die Spitze enger zusammenrückt?

Schult: Ja, definitiv. Spontan fallen mir Wolfsburg, Bayern, Chelsea, Lyon und Barcelona ein, denen ich es durchaus zutraue, die Champions League zu gewinnen. Und den einen oder anderen Verein habe ich jetzt sicher noch vergessen. Wie eng es ist, konnte man bei uns ja schon in der Qualifikation für die Gruppenphase erkennen. Da haben wir ein Elfmeterschießen gebraucht, um uns nach Hin- und Rückspiel gegen Girondins Bordeaux durchzusetzen. Schon da mussten wir alles geben, um dabei zu bleiben.

DFB.de: Wie ordnen Sie die neue Struktur der Champions League mit der Gruppenphase ein?

Schult: Die Belastung für uns Spielerinnen ist deutlich höher als zuvor. Wir spielen gefühlt jetzt alle drei Tage. Das ist anstrengend. Aber bei mir überwiegt ganz klar die Freude über diesen neuen Modus. Das macht die Champions League attraktiver, und wir haben mehr internationale Partien auf hohem Niveau. Ich sehe es als Privileg an, alle drei Tage spielen zu dürfen. Wenn man will, findet man immer Argumente, um etwas zu kritisieren. Aber das ist nicht mein Ansatz. Ich freue mich jetzt auf das Duell mit Juventus - und dann treffen wir am Sonntag schon auf Essen...

DFB.de: ... um die Tabellenführung in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga zu verteidigen.

Schult: Das ist unser Ziel. Aber Essen ist ein gefährlicher Gegner. Das haben sie in den vergangenen Jahren immer wieder gezeigt. Sie haben eine sehr junge Mannschaft und stehen meiner Meinung nach derzeit etwas zu schlecht in der Tabelle. Wir sind gewarnt und werden sie sicher nicht unterschätzen.  

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