Schröder vs. Kellermann: Urgestein gegen "Welttrainer" im Finale

DFB-Pokalfinale der Frauen reloaded: Schon 2013 standen sich der VfL Wolfsburg und der 1. FFC Turbine Potsdam im Endspiel in Köln gegenüber: Auf dem Weg zum Triple siegte Wolfsburg damals mit 3:2. Gerne würde Potsdams Trainer Bernd Schröder diese Scharte auswetzen, um nach 2006 endlich wieder den DFB-Pokalsieg zu feiern. VfL-Kollege Ralf Kellermann dagegen will "ohne Druck" erfolgreich sein und erwartet so oder so ein "Fußballfest". Im DFB.de-Doppelinterview sprechen das Turbine-Urgestein und der Welttrainer 2014 über das große Endspiel im Kölner RheinEnergieStadion am Freitag (ab 17.15 Uhr, live in der ARD).

DFB.de: Herr Schröder, Sie stehen zum dritten Mal mit Turbine Potsdam im DFB-Pokalendspiel in Köln. Zweimal haben Sie verloren. Sind aller guten Dinge drei?

Bernd Schröder: Wir würden uns natürlich nicht dagegen wehren, wenn es so kommen würde. Aber es wird sehr schwer. Wolfsburg ist ein extrem starker Gegner. Wir werden alles tun, um ein Duell auf Augenhöhe zu erreichen. Mein Gefühl sagt mir, dass wir in diesem Jahr mal wieder an der Reihe sind.

DFB.de: Was sagt Ihnen Ihr Gefühl, Herr Kellermann?

Ralf Kellermann: Mein Gefühl sagt mir, dass wir wieder ein gemeinsames Fußballfest erleben werden. Ein Sieg im DFB-Pokal hat ja keine Auswirkungen auf die neue Saison, dass man sich zum Beispiel für die Champions League qualifiziert. Deshalb fahren wir völlig ohne Druck nach Köln und freuen uns einfach wahnsinnig auf dieses tolle Event. In diesem Jahr ist auch der Termin perfekt, es passt einfach alles.

DFB.de: Zuletzt gab es dieses Duell im DFB-Pokal im Endspiel 2012/2013. Am Ende stand es 3:2 für den VfL Wolfsburg. Wie haben Sie das Spiel damals erlebt?

Schröder: Wolfsburg ist ziemlich schnell mit 3:0 in Führung gegangen. Wir sind zwar zurückgekommen. Aber es hat nur gereicht, um auf 2:3 zu verkürzen. Wir waren danach sehr niedergeschlagen, wir hätten damals gerne den Titel geholt.

Kellermann: Für uns war es eine ganz spezielle Situation. Wenige Tage zuvor hatten wir erstmals die Deutsche Meisterschaft gewonnen. Vier Tage darauf stand das Endspiel um die Champions League auf dem Programm. Ich weiß noch, dass wir damals sicher nicht den besten Tag hatten und dass das zwischenzeitliche 3:0 viel zu deutlich war. Potsdam hatte vor unserem Führungstreffer eine riesige Chance, die sie nicht genutzt haben. Danach haben wir dann zugeschlagen. Ich denke gerne an diesen außergewöhnlichen Tag zurück. Im Vorfeld der Neuauflage haben wir der Mannschaft nochmal Szenen von damals vorgespielt, um die tolle Stimmung zu transportieren und die Vorfreude zu wecken.

DFB.de: Herr Schröder, solche Sätze hören Sie sicher nicht gerne. Kann man sagen, dass Sie noch eine Rechnung offen haben?

Schröder: Ja, so kann man es formulieren. Die Niederlage vor zwei Jahren hat wehgetan. Das haben wir noch nicht vergessen. Wir wollen die Sache gerne wieder gerade rücken – auch für unsere Anhänger. Zudem ist es für uns inzwischen lange her, dass wir den DFB-Pokal zuletzt in den Händen halten durften. Das war 2006 und fühlt sich wie eine kleine Ewigkeit an. Viele Spielerinnen aus dem aktuellen Kader waren damals noch nicht dabei. Für sie wäre es eine Premiere. Wir wollen es unbedingt schaffen.

DFB.de: Wollen Sie es auch unbedingt schaffen, um eine eher durchwachsene Saison in der Allianz Frauen-Bundesliga doch noch mit einem Titel zu krönen?

Schröder: Ja, natürlich. Wir haben uns einige wirklich bittere Niederlagen geleistet, die heute wehtun. Zum Beispiel haben wir zweimal 0:1 gegen Bayern München verloren. Darüber ärgere ich mich noch immer. Man muss sich ja nur mal eine Sache überlegen: Wir haben in den vergangenen zehn Jahren seit 2005 insgesamt 18 Titel geholt. Sechsmal die Deutsche Meisterschaft, zweimal die Champions League, dreimal den DFB-Pokal, siebenmal den DFB-Hallenpokal. Natürlich können wir mal ein oder zwei Jahre ohne Titel überbrücken. Aber viel länger sollte diese Phase nicht anhalten, das würde auch nicht unserem eigenen Anspruch entsprechen. Es wird allerdings immer schwerer.

DFB.de: Herr Kellermann, Ihre Mannschaft hingegen hat zuletzt fast alles gewonnen, was man gewinnen kann. Von sechs möglichen Titeln fünf – eine großartige Serie, oder?

Kellermann: Ja, viel mehr ging wirklich nicht. Das waren zwei unglaubliche Jahre. Und auch in dieser Saison ist ja noch einiges möglich. Es wäre schön, wenn jetzt auch wieder der DFB-Pokal dazukommen würde. Das ist einfach ein herausragender Wettbewerb verbunden mit einer großen Medienpräsenz und der Live-Übertragung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen.

Schröder: Ich ziehe wirklich meinen Hut vor diesen Leistung der Wolfsburgerinnen zuletzt – so fair muss man bei allem Konkurrenzdenken schon sein. Besonders an den Erfolgen in der Champions League sieht man mal wieder, dass der deutsche Fußball weltweit führend ist. Meiner Meinung nach müssten wir deshalb mindestens drei Teilnehmerplätze in der Champions League zugesprochen bekommen.



DFB-Pokalfinale der Frauen reloaded: Schon 2013 standen sich der VfL Wolfsburg und der 1. FFC Turbine Potsdam im Endspiel in Köln gegenüber: Auf dem Weg zum Triple siegte Wolfsburg damals mit 3:2. Gerne würde Potsdams Trainer Bernd Schröder diese Scharte auswetzen, um nach 2006 endlich wieder den DFB-Pokalsieg zu feiern. VfL-Kollege Ralf Kellermann dagegen will "ohne Druck" erfolgreich sein und erwartet so oder so ein "Fußballfest". Im DFB.de-Doppelinterview sprechen das Turbine-Urgestein und der Welttrainer 2014 über das große Endspiel im Kölner RheinEnergieStadion am Freitag (ab 17.15 Uhr, live in der ARD).

DFB.de: Herr Schröder, Sie stehen zum dritten Mal mit Turbine Potsdam im DFB-Pokalendspiel in Köln. Zweimal haben Sie verloren. Sind aller guten Dinge drei?

Bernd Schröder: Wir würden uns natürlich nicht dagegen wehren, wenn es so kommen würde. Aber es wird sehr schwer. Wolfsburg ist ein extrem starker Gegner. Wir werden alles tun, um ein Duell auf Augenhöhe zu erreichen. Mein Gefühl sagt mir, dass wir in diesem Jahr mal wieder an der Reihe sind.

DFB.de: Was sagt Ihnen Ihr Gefühl, Herr Kellermann?

Ralf Kellermann: Mein Gefühl sagt mir, dass wir wieder ein gemeinsames Fußballfest erleben werden. Ein Sieg im DFB-Pokal hat ja keine Auswirkungen auf die neue Saison, dass man sich zum Beispiel für die Champions League qualifiziert. Deshalb fahren wir völlig ohne Druck nach Köln und freuen uns einfach wahnsinnig auf dieses tolle Event. In diesem Jahr ist auch der Termin perfekt, es passt einfach alles.

DFB.de: Zuletzt gab es dieses Duell im DFB-Pokal im Endspiel 2012/2013. Am Ende stand es 3:2 für den VfL Wolfsburg. Wie haben Sie das Spiel damals erlebt?

Schröder: Wolfsburg ist ziemlich schnell mit 3:0 in Führung gegangen. Wir sind zwar zurückgekommen. Aber es hat nur gereicht, um auf 2:3 zu verkürzen. Wir waren danach sehr niedergeschlagen, wir hätten damals gerne den Titel geholt.

Kellermann: Für uns war es eine ganz spezielle Situation. Wenige Tage zuvor hatten wir erstmals die Deutsche Meisterschaft gewonnen. Vier Tage darauf stand das Endspiel um die Champions League auf dem Programm. Ich weiß noch, dass wir damals sicher nicht den besten Tag hatten und dass das zwischenzeitliche 3:0 viel zu deutlich war. Potsdam hatte vor unserem Führungstreffer eine riesige Chance, die sie nicht genutzt haben. Danach haben wir dann zugeschlagen. Ich denke gerne an diesen außergewöhnlichen Tag zurück. Im Vorfeld der Neuauflage haben wir der Mannschaft nochmal Szenen von damals vorgespielt, um die tolle Stimmung zu transportieren und die Vorfreude zu wecken.

DFB.de: Herr Schröder, solche Sätze hören Sie sicher nicht gerne. Kann man sagen, dass Sie noch eine Rechnung offen haben?

Schröder: Ja, so kann man es formulieren. Die Niederlage vor zwei Jahren hat wehgetan. Das haben wir noch nicht vergessen. Wir wollen die Sache gerne wieder gerade rücken – auch für unsere Anhänger. Zudem ist es für uns inzwischen lange her, dass wir den DFB-Pokal zuletzt in den Händen halten durften. Das war 2006 und fühlt sich wie eine kleine Ewigkeit an. Viele Spielerinnen aus dem aktuellen Kader waren damals noch nicht dabei. Für sie wäre es eine Premiere. Wir wollen es unbedingt schaffen.

DFB.de: Wollen Sie es auch unbedingt schaffen, um eine eher durchwachsene Saison in der Allianz Frauen-Bundesliga doch noch mit einem Titel zu krönen?

Schröder: Ja, natürlich. Wir haben uns einige wirklich bittere Niederlagen geleistet, die heute wehtun. Zum Beispiel haben wir zweimal 0:1 gegen Bayern München verloren. Darüber ärgere ich mich noch immer. Man muss sich ja nur mal eine Sache überlegen: Wir haben in den vergangenen zehn Jahren seit 2005 insgesamt 18 Titel geholt. Sechsmal die Deutsche Meisterschaft, zweimal die Champions League, dreimal den DFB-Pokal, siebenmal den DFB-Hallenpokal. Natürlich können wir mal ein oder zwei Jahre ohne Titel überbrücken. Aber viel länger sollte diese Phase nicht anhalten, das würde auch nicht unserem eigenen Anspruch entsprechen. Es wird allerdings immer schwerer.

DFB.de: Herr Kellermann, Ihre Mannschaft hingegen hat zuletzt fast alles gewonnen, was man gewinnen kann. Von sechs möglichen Titeln fünf – eine großartige Serie, oder?

Kellermann: Ja, viel mehr ging wirklich nicht. Das waren zwei unglaubliche Jahre. Und auch in dieser Saison ist ja noch einiges möglich. Es wäre schön, wenn jetzt auch wieder der DFB-Pokal dazukommen würde. Das ist einfach ein herausragender Wettbewerb verbunden mit einer großen Medienpräsenz und der Live-Übertragung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen.

Schröder: Ich ziehe wirklich meinen Hut vor diesen Leistung der Wolfsburgerinnen zuletzt – so fair muss man bei allem Konkurrenzdenken schon sein. Besonders an den Erfolgen in der Champions League sieht man mal wieder, dass der deutsche Fußball weltweit führend ist. Meiner Meinung nach müssten wir deshalb mindestens drei Teilnehmerplätze in der Champions League zugesprochen bekommen.

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DFB.de: Die Situation in Deutschland ist tatsächlich außergewöhnlich: Inzwischen streiten sich mit Potsdam, Wolfsburg, München und Frankfurt vier Klubs um die Titel. Wird es auch deshalb immer schwerer?

Schröder: Ja, natürlich. Früher war es meist ein Zweikampf zwischen uns und Frankfurt, ein paar Jahre lang war auch Duisburg noch mit in der Verlosung. Aber so eng wie in diesem Jahr war es wirklich selten.

DFB.de: Ist das nicht gut für den Frauenfußball in Deutschland?

Schröder: Das kann man so und so sehen. Für die Spannung im Titelkampf ist das sicher eine gute Entwicklung. Was mir allerdings Sorge bereitet ist die Tatsache, dass der Abstand zu den danach folgenden Vereinen immer größer wird. Es ist eine echte Zwei-Klassen-Gesellschaft entstanden.

Kellermann: Tabellarisch gebe ich Bernd Schröder Recht. Auf Dauer können die Klubs ab Rang fünf nicht mit den vier Topteams mithalten. Da fehlt einfach die Konstanz. Aber im direkten Aufeinandertreffen finde ich die Unterschiede nicht mehr so groß wie früher. Egal ob man zum Beispiel nach Essen, Jena, Freiburg oder Sand fährt, ein Selbstläufer ist keine dieser Begegnungen mehr. Das hat man ja auch in dieser Saison gesehen, als es durchaus die eine oder andere Überraschung gab.

DFB.de: Wird das so bleiben mit dem tabellarischen Abstand oder sehen Sie einen Verein in Deutschland, der die Lücke schließen könnte?

Schröder: Ich im Moment ehrlich gesagt nicht. Ich weiß nicht, wer diese Ambitionen haben könnte. Und es gibt ja außerdem das Problem, dass es zusätzlich immer schwieriger wird, Spielerinnen zu verpflichten, die auf diesem Niveau mithalten können. Wir versuchen, das Problem über eine gute Nachwuchsarbeit zu lösen. Das ist uns in den vergangenen beiden Jahren mit Ausnahme von Pauline Bremer leider nicht gelungen. So ehrlich muss man sein.

Kellermann: Ich sehe kurz- und mittelfristig auch keinen Klub, der dauerhaft zu den vier Topteams aufschließen kann. Es wird inzwischen überall professionell und sehr gut gearbeitet. Aber die Lücke ist doch noch ziemlich groß. Das ist ein längerer Prozess.

DFB.de: Werfen wir schon mal einen Blick nach vorne auf die nächste Saison. Wie sind Sie aufgestellt?

Schröder: Wir sind schon ziemlich weit mit den Planungen. Ich habe das Gefühl, dass wir uns gut verstärkt haben. Aus Leverkusen beispielsweise haben wir mit Lisa Schmitz eine gute Torhüterin verpflichtet. Ich bin froh, dass wir Svenja Huth und Bianca Schmidt aus Frankfurt holen konnten. Vom SC Sand konnten wir Patricia Hanebeck und Allison Scurich unter Vertrag nehmen. Dafür wird uns Lisa Evans Richtung Bayern München verlassen. Genoveva Anonma geht zu Portland Thorns FC in die USA. Ich freue mich für sie über diese Chance. Sie hat wirklich viel für Turbine geleistet.

DFB.de: Herr Kellermann, wie sind bei Ihnen die Aussichten?

Kellermann: Wir haben im Winter Julia Simic geholt, weil wir auf den Ausfall von Nadine Keßler reagieren mussten. Dazu haben wir bereits Yuki Ogimi aus England verpflichtet. Dieser Transfer war eigentlich für den Sommer geplant. Aber dann hatten wir die Möglichkeit, das schon vorzuziehen. Im Sommer werden dann aus Lyon Lara Dickenmann und Elise Bussaglia kommen, beide werden uns sofort weiterhelfen. Dazu wollen wir Synne Jensen aus Norwegen langsam an das Niveau heranführen. Sie ist 19 Jahre und hat viel Talent. Leider hat ja kürzlich Martina Müller bekannt gegeben, dass sie nach der Saison ihre Karriere beenden wird. Das tut uns weh, weil sie eine sehr wichtige Spielerin war. Wir werden sehen, wie wir das auffangen werden. Aber wir sehen uns nicht in der Not, ganz dringend irgendjemanden verpflichten zu müssen.