Schmücker vor Pokalduell: "Cool, sich mit den Besten zu messen"

Ungleicher könnten die Voraussetzungen kaum sein: Im Viertelfinale um den DFB-Pokal der Frauen trifft Zweitligist FSV Gütersloh 2009 heute (ab 19 Uhr, live auf DFB-TV) auf Titelträger VfL Wolfsburg. Im DFB.de-Interview erklärt Güterslohs 33 Jahre alte Leistungsträgerin Birgitta Schmücker, warum sie kaum Hoffnungen auf eine Sensation hat, sich aber dennoch sehr auf das Kräftemessen freut.

DFB.de: Frau Schmücker, seit Mitte März haben Sie kein Pflichtspiel mehr bestritten. Wie haben Sie die vergangenen fast drei Monate verbracht?

Birgitta Schmücker: Ich bin ganz ehrlich: Zwischendurch hat es sich wie Sommerpause angefühlt. Das Wetter war super und wir haben uns alle irgendwie individuell fit gehalten. Niemand wusste richtig, ob und wie es weitergeht. Anfang Mai wurde dann nach und nach klar, dass unsere Saison in der 2. Bundesliga abgebrochen, aber dass das DFB-Pokalspiel stattfinden wird. Zuletzt haben wir viel in Kleingruppen trainiert. Das fand ich ehrlich gesagt gar nicht so schlecht. Es war eine schöne Abwechslung und man konnte nochmal Dinge üben, für die man sonst keine Zeit hat.

DFB.de: Zum Beispiel?

Schmücker: Eigentlich alles, was auf Distanz möglich ist. Wir haben zum Beispiel viel Passspiel und Flanken im Programm gehabt.

DFB.de: Und vergangene Woche wurde dann offiziell entschieden, dass die Saison der 2. Bundesliga abgebrochen wird. Damit haben Sie mit dem FSV Gütersloh den Klassenverbleib geschafft.

Schmücker: Aus meiner Sicht ist dieser Abbruch die einzig richtige Entscheidung. Für uns als Zweitligist wäre es nicht sinnvoll und möglich gewesen, die Saison in kürzester Zeit beenden zu müssen. Bei uns gehen alle arbeiten, zur Uni oder sogar noch zur Schule. Dass wir durch den Abbruch den Abstieg vermeiden konnten, ist ein schöner Nebeneffekt. Ich bin mir allerdings sicher, dass wir das auch sportlich geschafft hätten. Wir stehen zum Zeitpunkt des Abbruchs im sicheren Mittelfeld. Und wenn ich mich nicht täusche, haben wir nicht einmal in dieser Saison einen Abstiegsplatz belegt. Deshalb freuen wir uns jetzt mit gutem Gewissen über den Klassenverbleib.

DFB.de: Und nun kommt noch das Duell im Pokalviertelfinale mit dem VfL Wolfsburg.

Schmücker: Wir hatten diesem Kräftemessen mit der besten Mannschaft Deutschlands entgegen gefiebert. Aber die vergangenen Wochen haben die Situation bei uns leider stark verändert. Wir werden gegen Wolfsburg mit einem ziemlich neu zusammengestellten Kader antreten müssen. Einige Führungsspielerinnen können aus beruflichen Gründen nicht dabei sein. Stattdessen bekommen einige Talente, teilweise aus unserer U 17, nun die Chance, sich auf diesem Niveau zu zeigen. Ich bin auch gespannt, wie sie sich präsentieren werden. Es ist ja quasi ein Sprung ins kalte Wasser für sie.

DFB.de: Wie sehen Sie vor diesem Hintergrund die Chance auf ein Weiterkommen?

Schmücker: Unsere Hoffnungen waren vorher schon minimal. Jetzt ist es so, dass sie aus meiner Sicht noch geringer sind. Wir sind ja keine Träumer und können es ganz gut realistisch einschätzen. Das ist auf den ersten Blick bitter. Aber andererseits können wir die Gelegenheit nutzen, um uns nochmal gut zu präsentieren. Wenn wir das Ergebnis in einem erträglichen Rahmen halten könnten, hätten wir schon viel erreicht. Das muss jetzt unser Anspruch sein.

DFB.de: Für viele Ihrer Mitspielerinnen wird das Duell auch wegen der genannten Bedingungen eine besondere Herausforderung sein. Wie gehen Sie persönlich damit um?

Schmücker: Ich weiß in etwa, was auf uns zukommt. Ich kann mich noch daran erinnern, dass wir vor vier oder fünf Jahren mal gegen die SGS Essen gespielt haben. Wir haben damals glücklich 1:0 gewonnen. Daran musste ich zuletzt im Vorfeld der aktuellen Partie einige Male denken. Aber natürlich ist Wolfsburg nochmal eine ganz andere Hausnummer im Frauenfußball als Essen. So ehrlich muss man sein.

DFB.de: Wie war denn die Stimmung in den Tagen vor dem Duell?

Schmücker: Wir haben Respekt vor dem Duell. Denn wir wissen natürlich, was da auf uns zukommt und dass es unter Umständen auch ein böses Ende nehmen kann. Ich persönlich spüre allerdings Vorfreude. Ich sehe es trotz allem einfach als coole Gelegenheit, sich mal mit den besten Spielerinnen in Deutschland zu messen. Wann haben wir als Zweitligist schon mal diese Möglichkeit?

DFB.de: Sie stehen bereits seit 2006 in Gütersloh unter Vertrag. Wie ist diese lange Verbindung zu erklären?

Schmücker: Mir liegt der Verein am Herzen. Aber für mich ist es natürlich auch sehr vorteilhaft, dass ich in der Nähe wohne und so Beruf und Fußball perfekt verbinden kann.

DFB.de: Sie haben mit Gütersloh Aufstiege gefeiert und Abstiege erlebt. Was ist aus dieser Zeit hängen geblieben?

Schmücker: Es gab tatsächlich einige Höhen und Tiefen. Wir sind 2012 aufgestiegen und mussten im Jahr danach leider direkt wieder runter. Die Bundesliga war zu dieser Zeit einfach eine Klasse zu stark für uns.

DFB.de: Ist es Ihrer Meinung nach möglich, den Blick in den kommenden Jahren wieder nach oben zu richten?

Schmücker: Ja, klar. Das sollte unser Ziel sein. Aber es ist gleichzeitig auch ein schwieriger Weg, weil wir nicht als reiner Frauenfußballverein nicht über die finanziellen Mittel verfügen wie einige Konkurrenten. Wir sind ein kleiner Klub. Aber wir machen das Beste aus unseren Möglichkeiten und setzen sehr auf den Nachwuchs. Es ist normal, dass die jungen Spielerinnen manchmal etwas Zeit brauchen, um sich im Frauenfußball zurecht zu finden. Wenn das geklappt hat, werden schnell andere Vereine auf unsere Talente aufmerksam. Das macht die Entwicklung für uns nicht einfach. Aber so ist halt der Kreislauf im Fußball.

[sw]

Ungleicher könnten die Voraussetzungen kaum sein: Im Viertelfinale um den DFB-Pokal der Frauen trifft Zweitligist FSV Gütersloh 2009 heute (ab 19 Uhr, live auf DFB-TV) auf Titelträger VfL Wolfsburg. Im DFB.de-Interview erklärt Güterslohs 33 Jahre alte Leistungsträgerin Birgitta Schmücker, warum sie kaum Hoffnungen auf eine Sensation hat, sich aber dennoch sehr auf das Kräftemessen freut.

DFB.de: Frau Schmücker, seit Mitte März haben Sie kein Pflichtspiel mehr bestritten. Wie haben Sie die vergangenen fast drei Monate verbracht?

Birgitta Schmücker: Ich bin ganz ehrlich: Zwischendurch hat es sich wie Sommerpause angefühlt. Das Wetter war super und wir haben uns alle irgendwie individuell fit gehalten. Niemand wusste richtig, ob und wie es weitergeht. Anfang Mai wurde dann nach und nach klar, dass unsere Saison in der 2. Bundesliga abgebrochen, aber dass das DFB-Pokalspiel stattfinden wird. Zuletzt haben wir viel in Kleingruppen trainiert. Das fand ich ehrlich gesagt gar nicht so schlecht. Es war eine schöne Abwechslung und man konnte nochmal Dinge üben, für die man sonst keine Zeit hat.

DFB.de: Zum Beispiel?

Schmücker: Eigentlich alles, was auf Distanz möglich ist. Wir haben zum Beispiel viel Passspiel und Flanken im Programm gehabt.

DFB.de: Und vergangene Woche wurde dann offiziell entschieden, dass die Saison der 2. Bundesliga abgebrochen wird. Damit haben Sie mit dem FSV Gütersloh den Klassenverbleib geschafft.

Schmücker: Aus meiner Sicht ist dieser Abbruch die einzig richtige Entscheidung. Für uns als Zweitligist wäre es nicht sinnvoll und möglich gewesen, die Saison in kürzester Zeit beenden zu müssen. Bei uns gehen alle arbeiten, zur Uni oder sogar noch zur Schule. Dass wir durch den Abbruch den Abstieg vermeiden konnten, ist ein schöner Nebeneffekt. Ich bin mir allerdings sicher, dass wir das auch sportlich geschafft hätten. Wir stehen zum Zeitpunkt des Abbruchs im sicheren Mittelfeld. Und wenn ich mich nicht täusche, haben wir nicht einmal in dieser Saison einen Abstiegsplatz belegt. Deshalb freuen wir uns jetzt mit gutem Gewissen über den Klassenverbleib.

DFB.de: Und nun kommt noch das Duell im Pokalviertelfinale mit dem VfL Wolfsburg.

Schmücker: Wir hatten diesem Kräftemessen mit der besten Mannschaft Deutschlands entgegen gefiebert. Aber die vergangenen Wochen haben die Situation bei uns leider stark verändert. Wir werden gegen Wolfsburg mit einem ziemlich neu zusammengestellten Kader antreten müssen. Einige Führungsspielerinnen können aus beruflichen Gründen nicht dabei sein. Stattdessen bekommen einige Talente, teilweise aus unserer U 17, nun die Chance, sich auf diesem Niveau zu zeigen. Ich bin auch gespannt, wie sie sich präsentieren werden. Es ist ja quasi ein Sprung ins kalte Wasser für sie.

DFB.de: Wie sehen Sie vor diesem Hintergrund die Chance auf ein Weiterkommen?

Schmücker: Unsere Hoffnungen waren vorher schon minimal. Jetzt ist es so, dass sie aus meiner Sicht noch geringer sind. Wir sind ja keine Träumer und können es ganz gut realistisch einschätzen. Das ist auf den ersten Blick bitter. Aber andererseits können wir die Gelegenheit nutzen, um uns nochmal gut zu präsentieren. Wenn wir das Ergebnis in einem erträglichen Rahmen halten könnten, hätten wir schon viel erreicht. Das muss jetzt unser Anspruch sein.

DFB.de: Für viele Ihrer Mitspielerinnen wird das Duell auch wegen der genannten Bedingungen eine besondere Herausforderung sein. Wie gehen Sie persönlich damit um?

Schmücker: Ich weiß in etwa, was auf uns zukommt. Ich kann mich noch daran erinnern, dass wir vor vier oder fünf Jahren mal gegen die SGS Essen gespielt haben. Wir haben damals glücklich 1:0 gewonnen. Daran musste ich zuletzt im Vorfeld der aktuellen Partie einige Male denken. Aber natürlich ist Wolfsburg nochmal eine ganz andere Hausnummer im Frauenfußball als Essen. So ehrlich muss man sein.

DFB.de: Wie war denn die Stimmung in den Tagen vor dem Duell?

Schmücker: Wir haben Respekt vor dem Duell. Denn wir wissen natürlich, was da auf uns zukommt und dass es unter Umständen auch ein böses Ende nehmen kann. Ich persönlich spüre allerdings Vorfreude. Ich sehe es trotz allem einfach als coole Gelegenheit, sich mal mit den besten Spielerinnen in Deutschland zu messen. Wann haben wir als Zweitligist schon mal diese Möglichkeit?

DFB.de: Sie stehen bereits seit 2006 in Gütersloh unter Vertrag. Wie ist diese lange Verbindung zu erklären?

Schmücker: Mir liegt der Verein am Herzen. Aber für mich ist es natürlich auch sehr vorteilhaft, dass ich in der Nähe wohne und so Beruf und Fußball perfekt verbinden kann.

DFB.de: Sie haben mit Gütersloh Aufstiege gefeiert und Abstiege erlebt. Was ist aus dieser Zeit hängen geblieben?

Schmücker: Es gab tatsächlich einige Höhen und Tiefen. Wir sind 2012 aufgestiegen und mussten im Jahr danach leider direkt wieder runter. Die Bundesliga war zu dieser Zeit einfach eine Klasse zu stark für uns.

DFB.de: Ist es Ihrer Meinung nach möglich, den Blick in den kommenden Jahren wieder nach oben zu richten?

Schmücker: Ja, klar. Das sollte unser Ziel sein. Aber es ist gleichzeitig auch ein schwieriger Weg, weil wir nicht als reiner Frauenfußballverein nicht über die finanziellen Mittel verfügen wie einige Konkurrenten. Wir sind ein kleiner Klub. Aber wir machen das Beste aus unseren Möglichkeiten und setzen sehr auf den Nachwuchs. Es ist normal, dass die jungen Spielerinnen manchmal etwas Zeit brauchen, um sich im Frauenfußball zurecht zu finden. Wenn das geklappt hat, werden schnell andere Vereine auf unsere Talente aufmerksam. Das macht die Entwicklung für uns nicht einfach. Aber so ist halt der Kreislauf im Fußball.

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