Schmidt zurück in Potsdam: "Turbine gehört in die Bundesliga"

Mit der Rückkehr von Ex-Nationalspielerin Bianca Schmidt sorgte der 1. FFC Turbine Potsdam nach dem Abstieg in die 2. Frauen-Bundesliga für ein Ausrufezeichen. Die zweimalige Europameisterin soll mit ihrer Erfahrung das junge Team führen. Im DFB.de-Interview spricht die 33 Jahre alte Polizei-Kommissarin über ihre Ziele mit Turbine, ihren Auslandsaufenthalt in Schweden und die Frauen-WM.

DFB.de: Gegen den langjährigen Bundesligarivalen FC Carl Zeiss Jena steigt heute um 14 Uhr die Heimpremiere der neuen Saison. Wie groß ist die Vorfreude vor Ihrem Comeback vor eigenem Publikum, Frau Schmidt?

Bianca Schmidt: Das Karl-Liebknecht-Stadion ist so etwas wie mein Wohnzimmer. Ich freue mich sehr auf die Rückkehr, will mit dem Team den ersten Saisonsieg feiern. Während der Vorbereitung hatten wir - noch vor meiner Verpflichtung - ein Testspiel gegen Jena 1:4 verloren. Diesmal wollen wir es unbedingt besser machen.

DFB.de: Im Berufsleben haben Sie ein Studium zur Polizei-Kommissarin absolviert. Mit einem Augenzwinkern gefragt: Wie wollen Sie den Fall gegen Carl Zeiss Jena lösen?

Schmidt: Auf unser Tor darf niemand schießen. Falls doch, werde ich mir meine schusssichere Weste anziehen. (lacht) Aber jetzt im Ernst: Wir wissen, dass Jena schnelle Angreiferinnen im Kader hat, die wir nicht zur Entfaltung kommen lassen dürfen.

DFB.de: Zum Saisonstart beim Mitabsteiger SV Meppen wurden Sie in der Schlussphase eingewechselt. Wie bewerten Sie die 0:1-Auftaktniederlage im Emsland?

Schmidt: Beide Teams hatten genügend Möglichkeiten, um das Spiel für sich zu entscheiden. Uns wollte an diesem Tag einfach kein Treffer gelingen. Wir müssen in den nächsten Partien besonders in der Offensive deutlich gefährlicher werden und bei Standardsituationen gegen uns noch aufmerksamer sein.

DFB.de: In den beiden zurückliegenden Spielzeiten standen Sie beim schwedischen Topklub FC Rosengard unter Vertrag. Warum sind Sie nach Deutschland zurückgekehrt?

Schmidt: Die Polizei des Landes Brandenburg hat mit nach der Beendigung meines Studiums zur Kommissarin ermöglicht, für zwei Jahre vom Dienst freigestellt zu werden. Daher ging es für mich zurück nach Brandenburg. Ich habe in Potsdam mein halbes Leben verbracht. Deshalb war klar, wohin mich der Weg führen wird. Mein Herz hängt an Turbine.

DFB.de: Welche Erfahrungen haben Sie in Schweden gesammelt?

Schmidt: Ich bin auf jeden Fall sehr froh, dass ich diesen Schritt ins Ausland gemacht habe. Die Mentalität in Skandinavien ist ganz anders. Um bei Spielerinnen Bestleistungen abzurufen, wird vor allem mit viel Lob und positiver Energie gearbeitet. Der Fokus wird weniger auf die Schwächen, sondern auf Dinge gerichtet, die man bereits gut macht und noch verbessern könnte.

DFB.de: Sie feierten mit Turbine Potsdam einst vier Deutsche Meisterschaften sowie den Sieg in der Champions League. Woran erinnern Sie sich am liebsten oder welchen Moment werden Sie niemals vergessen?

Schmidt: Meine erste Deutsche Meisterschaft 2008/2009 mit Turbine werde ich nie vergessen. Beim Saisonfinale hatten mit dem FC Bayern München, dem FCR Duisburg und uns noch drei Mannschaften die Chance, den Titel holen. Wir hatten unsere Partie gegen den VfL Wolfsburg 3:0 gewonnen, standen nach dem Schlusspfiff auf dem Platz und warteten auf die anderen Ergebnisse. Der FC Bayern, der nur ein Tor mehr als wir hätte erzielen müssen, führte beim TSV Crailsheim ebenfalls 3:0. Als in Potsdam abgepfiffen wurde, waren in Crailsheim noch fünf Minuten zu spielen. Zum Glück fiel kein weiterer Treffer für die Münchnerinnen. Der Jubel im Karl-Liebknecht-Stadion kannte damals keine Grenzen. Auch der Sieg im Champions League-Finale 2010 gegen Olympique Lyon, das wir im Elfmeterschießen gewonnen hatten, bleibt bei mir immer in Erinnerung.

DFB.de: Wie sehr blutet Ihnen das Herz, wenn Sie die aktuelle Entwicklung des Vereins mit dem erstmaligen Abstieg aus der Google Pixel Frauen-Bundesliga betrachten?

Schmidt: Ich kenne den Verein seit Ewigkeiten und die Abläufe hinter den Kulissen ganz genau. Nach meiner Karriere möchte ich wieder dauerhaft Erstligafußball in Potsdam sehen. Ich werde alles dafür geben, damit Turbine in die Bundesliga zurückkehrt.

DFB.de: Sie haben 51 Spiele für die deutsche Nationalmannschaft bestritten, wurden zweimal Europameisterin. Wie haben Sie die Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland verfolgt?

Schmidt: Am Anfang habe ich gar nicht so viele Spiele gesehen, weil mich mein dreijähriger Sohn Leon mächtig auf Trab gehalten hatte. Als ich richtig eingestiegen bin, war das Turner für Deutschland leider bereits vorbei. Insgesamt kann man festhalten, dass sich der Frauenfußball weltweit extrem weiterentwickelt hat, was sehr positiv ist. Der Sieg der Spanierinnen ist umso erstaunlicher, weil sich vor der WM noch einige der besten Spielerinnen abgemeldet hatten und deshalb gar nicht dabei waren.

DFB.de: In Deutschland genießt der Frauenfußball mit den deutlich gestiegenen Zuschauerzahlen mittlerweile eine hohe Akzeptanz. Dennoch haben andere Länder kräftig aufgeholt. Wie sind Ihre Erfahrungen?

Schmidt: England ist beispielsweise bei der Vermarktung und der Professionalisierung des Frauenfußballs noch weiter. Mit Rosengard habe ich in der Champions League auch gegen den FC Barcelona im Camp Nou gespielt. Die Fankultur in Spanien ist eine ganz andere. Dort fahren die Fans komplett auf ihr Team ab, was in Deutschland bei den Spielen der Frauen-Bundesliga noch nicht ganz so der Fall ist.

DFB.de: Zurück zu Turbine Potsdam: Wie lautet Ihre Zielsetzung für diese Saison?

Schmidt: Vor 17 Jahren begann für mich als junges Mädchen bei Turbine Potsdam meine sportliche Karriere in der Frauen-Bundesliga. Ich habe mit dem Verein fast alles gewonnen, was man nur gewinnen kann. Jetzt möchte ich durch meine Erfahrung helfen, wieder den Weg zurück in die Bundesliga zu finden. Dort gehört Turbine Potsdam hin.

DFB.de: Wie bewerten Sie nach den ersten Eindrücken die Chancen?

Schmidt: Keine Frage: Die Niederlage zum Auftakt beim SV Meppen war ein Dämpfer. Das hatten wir uns ganz anders vorgestellt. Wir haben mit 20 Spielerinnen einen relativ kleinen Kader. Die Qualität ist allerdings so gut, dass wir oben mitspielen können.

[mspw]

Mit der Rückkehr von Ex-Nationalspielerin Bianca Schmidt sorgte der 1. FFC Turbine Potsdam nach dem Abstieg in die 2. Frauen-Bundesliga für ein Ausrufezeichen. Die zweimalige Europameisterin soll mit ihrer Erfahrung das junge Team führen. Im DFB.de-Interview spricht die 33 Jahre alte Polizei-Kommissarin über ihre Ziele mit Turbine, ihren Auslandsaufenthalt in Schweden und die Frauen-WM.

DFB.de: Gegen den langjährigen Bundesligarivalen FC Carl Zeiss Jena steigt heute um 14 Uhr die Heimpremiere der neuen Saison. Wie groß ist die Vorfreude vor Ihrem Comeback vor eigenem Publikum, Frau Schmidt?

Bianca Schmidt: Das Karl-Liebknecht-Stadion ist so etwas wie mein Wohnzimmer. Ich freue mich sehr auf die Rückkehr, will mit dem Team den ersten Saisonsieg feiern. Während der Vorbereitung hatten wir - noch vor meiner Verpflichtung - ein Testspiel gegen Jena 1:4 verloren. Diesmal wollen wir es unbedingt besser machen.

DFB.de: Im Berufsleben haben Sie ein Studium zur Polizei-Kommissarin absolviert. Mit einem Augenzwinkern gefragt: Wie wollen Sie den Fall gegen Carl Zeiss Jena lösen?

Schmidt: Auf unser Tor darf niemand schießen. Falls doch, werde ich mir meine schusssichere Weste anziehen. (lacht) Aber jetzt im Ernst: Wir wissen, dass Jena schnelle Angreiferinnen im Kader hat, die wir nicht zur Entfaltung kommen lassen dürfen.

DFB.de: Zum Saisonstart beim Mitabsteiger SV Meppen wurden Sie in der Schlussphase eingewechselt. Wie bewerten Sie die 0:1-Auftaktniederlage im Emsland?

Schmidt: Beide Teams hatten genügend Möglichkeiten, um das Spiel für sich zu entscheiden. Uns wollte an diesem Tag einfach kein Treffer gelingen. Wir müssen in den nächsten Partien besonders in der Offensive deutlich gefährlicher werden und bei Standardsituationen gegen uns noch aufmerksamer sein.

DFB.de: In den beiden zurückliegenden Spielzeiten standen Sie beim schwedischen Topklub FC Rosengard unter Vertrag. Warum sind Sie nach Deutschland zurückgekehrt?

Schmidt: Die Polizei des Landes Brandenburg hat mit nach der Beendigung meines Studiums zur Kommissarin ermöglicht, für zwei Jahre vom Dienst freigestellt zu werden. Daher ging es für mich zurück nach Brandenburg. Ich habe in Potsdam mein halbes Leben verbracht. Deshalb war klar, wohin mich der Weg führen wird. Mein Herz hängt an Turbine.

DFB.de: Welche Erfahrungen haben Sie in Schweden gesammelt?

Schmidt: Ich bin auf jeden Fall sehr froh, dass ich diesen Schritt ins Ausland gemacht habe. Die Mentalität in Skandinavien ist ganz anders. Um bei Spielerinnen Bestleistungen abzurufen, wird vor allem mit viel Lob und positiver Energie gearbeitet. Der Fokus wird weniger auf die Schwächen, sondern auf Dinge gerichtet, die man bereits gut macht und noch verbessern könnte.

DFB.de: Sie feierten mit Turbine Potsdam einst vier Deutsche Meisterschaften sowie den Sieg in der Champions League. Woran erinnern Sie sich am liebsten oder welchen Moment werden Sie niemals vergessen?

Schmidt: Meine erste Deutsche Meisterschaft 2008/2009 mit Turbine werde ich nie vergessen. Beim Saisonfinale hatten mit dem FC Bayern München, dem FCR Duisburg und uns noch drei Mannschaften die Chance, den Titel holen. Wir hatten unsere Partie gegen den VfL Wolfsburg 3:0 gewonnen, standen nach dem Schlusspfiff auf dem Platz und warteten auf die anderen Ergebnisse. Der FC Bayern, der nur ein Tor mehr als wir hätte erzielen müssen, führte beim TSV Crailsheim ebenfalls 3:0. Als in Potsdam abgepfiffen wurde, waren in Crailsheim noch fünf Minuten zu spielen. Zum Glück fiel kein weiterer Treffer für die Münchnerinnen. Der Jubel im Karl-Liebknecht-Stadion kannte damals keine Grenzen. Auch der Sieg im Champions League-Finale 2010 gegen Olympique Lyon, das wir im Elfmeterschießen gewonnen hatten, bleibt bei mir immer in Erinnerung.

DFB.de: Wie sehr blutet Ihnen das Herz, wenn Sie die aktuelle Entwicklung des Vereins mit dem erstmaligen Abstieg aus der Google Pixel Frauen-Bundesliga betrachten?

Schmidt: Ich kenne den Verein seit Ewigkeiten und die Abläufe hinter den Kulissen ganz genau. Nach meiner Karriere möchte ich wieder dauerhaft Erstligafußball in Potsdam sehen. Ich werde alles dafür geben, damit Turbine in die Bundesliga zurückkehrt.

DFB.de: Sie haben 51 Spiele für die deutsche Nationalmannschaft bestritten, wurden zweimal Europameisterin. Wie haben Sie die Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland verfolgt?

Schmidt: Am Anfang habe ich gar nicht so viele Spiele gesehen, weil mich mein dreijähriger Sohn Leon mächtig auf Trab gehalten hatte. Als ich richtig eingestiegen bin, war das Turner für Deutschland leider bereits vorbei. Insgesamt kann man festhalten, dass sich der Frauenfußball weltweit extrem weiterentwickelt hat, was sehr positiv ist. Der Sieg der Spanierinnen ist umso erstaunlicher, weil sich vor der WM noch einige der besten Spielerinnen abgemeldet hatten und deshalb gar nicht dabei waren.

DFB.de: In Deutschland genießt der Frauenfußball mit den deutlich gestiegenen Zuschauerzahlen mittlerweile eine hohe Akzeptanz. Dennoch haben andere Länder kräftig aufgeholt. Wie sind Ihre Erfahrungen?

Schmidt: England ist beispielsweise bei der Vermarktung und der Professionalisierung des Frauenfußballs noch weiter. Mit Rosengard habe ich in der Champions League auch gegen den FC Barcelona im Camp Nou gespielt. Die Fankultur in Spanien ist eine ganz andere. Dort fahren die Fans komplett auf ihr Team ab, was in Deutschland bei den Spielen der Frauen-Bundesliga noch nicht ganz so der Fall ist.

DFB.de: Zurück zu Turbine Potsdam: Wie lautet Ihre Zielsetzung für diese Saison?

Schmidt: Vor 17 Jahren begann für mich als junges Mädchen bei Turbine Potsdam meine sportliche Karriere in der Frauen-Bundesliga. Ich habe mit dem Verein fast alles gewonnen, was man nur gewinnen kann. Jetzt möchte ich durch meine Erfahrung helfen, wieder den Weg zurück in die Bundesliga zu finden. Dort gehört Turbine Potsdam hin.

DFB.de: Wie bewerten Sie nach den ersten Eindrücken die Chancen?

Schmidt: Keine Frage: Die Niederlage zum Auftakt beim SV Meppen war ein Dämpfer. Das hatten wir uns ganz anders vorgestellt. Wir haben mit 20 Spielerinnen einen relativ kleinen Kader. Die Qualität ist allerdings so gut, dass wir oben mitspielen können.

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