Schmidt: "Wird eine Weltmeisterschaft ganz eigener Prägung"

Die nächste Fußball-Weltmeisterschaft findet 2010 in Südafrika statt. Horst R. Schmidt, Schatzmeister des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), ist im Auftrag des Weltverbandes FIFA als Berater des südafrikanischen WM-OK zum zehnten Mal seit 1974 in die Organisation einer Fußball-Weltmeisterschaft eingebunden.

Im Interview mit dem Sport-Informations-Dienst (sid) spricht Schmidt über den Stand der Vorbereitungen für die erste WM auf dem afrikanischen Kontinent.

Frage: Horst R. Schmidt, nachdem Sie seit 1974 jede Fußball-Weltmeisterschaft mitorganisiert haben, hat die FIFA Sie gebeten, den südafrikanischen Organisatoren ihre Erfahrung zur Verfügung zu stellen. Seit fast zwei Jahren verbringen Sie neben ihrer Aufgabe als DFB-Schatzmeister jetzt fast jeden Monat eine Woche in Johannesburg. Welche Weltmeisterschaft dürfen wir erwarten?

Horst R. Schmidt: Es wird eine Weltmeisterschaft ganz eigener Prägung, nicht zu vergleichen mit einem Turnier in Europa, in Amerika oder Asien. Bekanntlich wird die Fußball-WM zum ersten Mal auf dem afrikanischen Kontinent ausgetragen. Ich erwarte eine große Begeisterung des ganzen Landes und darüber hinaus aller anderen Länder des Kontinents mit der ganzen Vielfalt ihrer Traditionen. Südafrika möchte nicht nur als Stellvertreter der Länder Afrikas auftreten, sondern wann immer es geht, sie auch einbeziehen, zum Beispiel bei der Unterbringung ausländischer Gäste in Nachbarländern. Die Südafrikaner wollen wie jeder andere Ausrichter vor ihnen die beste WM aller Zeiten austragen und unternehmen alle Anstrengungen, um dieses Ziel zu erreichen. Im Übrigen weisen sie mit Recht darauf hin, dass sie auch in der Vergangenheit sportliche Großveranstaltungen, wie den African Cup of Nations, Rugby- und Cricket-Weltmeisterschaften ohne Zwischenfälle ausrichtet haben.

Frage: Was wird denn so anders?

Schmidt: Zunächst einmal denke ich, dass die Stadien sich in weiten Teilen mit ihren Vorgängern messen können. Derzeit sind 1500 bis 2000 Arbeiter pro Stadion beschäftigt. Die Verkehrsinfrastruktur verbessert sich von Monat zu Monat, aber sie muss auf den landestypischen Gegebenheiten aufsetzen.

Frage: Was heißt das konkret?

Schmidt: Die Bahn spielt mit Sicherheit nicht die dominierende Rolle wie bei den Weltmeisterschaften in der Vergangenheit. Das Bus- und Taxensystem muss nachhaltig ausgebaut werden. Die Regierung hat eine Vielzahl von Bussen und Taxen gekauft, die sie vor allem kleineren Unternehmern zu günstigen Konditionen überlässt, um so die Wirtschaft anzukurbeln. Die Kapazitäten der Flughäfen werden deutlich erweitert, es wird eine große Zahl von zusätzlichen Charterkapazitäten geben, um insbesondere ausländische Besucher von ihren außerhalb der Spielorte gelegenen Unterkünften zu den Spielen und zurück zu bringen.



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Die nächste Fußball-Weltmeisterschaft findet 2010 in Südafrika statt. Horst R. Schmidt, Schatzmeister des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), ist im Auftrag des Weltverbandes FIFA als Berater des südafrikanischen WM-OK zum zehnten Mal seit 1974 in die Organisation einer Fußball-Weltmeisterschaft eingebunden.

Im Interview mit dem Sport-Informations-Dienst (sid) spricht Schmidt über den Stand der Vorbereitungen für die erste WM auf dem afrikanischen Kontinent.

Frage: Horst R. Schmidt, nachdem Sie seit 1974 jede Fußball-Weltmeisterschaft mitorganisiert haben, hat die FIFA Sie gebeten, den südafrikanischen Organisatoren ihre Erfahrung zur Verfügung zu stellen. Seit fast zwei Jahren verbringen Sie neben ihrer Aufgabe als DFB-Schatzmeister jetzt fast jeden Monat eine Woche in Johannesburg. Welche Weltmeisterschaft dürfen wir erwarten?

Horst R. Schmidt: Es wird eine Weltmeisterschaft ganz eigener Prägung, nicht zu vergleichen mit einem Turnier in Europa, in Amerika oder Asien. Bekanntlich wird die Fußball-WM zum ersten Mal auf dem afrikanischen Kontinent ausgetragen. Ich erwarte eine große Begeisterung des ganzen Landes und darüber hinaus aller anderen Länder des Kontinents mit der ganzen Vielfalt ihrer Traditionen. Südafrika möchte nicht nur als Stellvertreter der Länder Afrikas auftreten, sondern wann immer es geht, sie auch einbeziehen, zum Beispiel bei der Unterbringung ausländischer Gäste in Nachbarländern. Die Südafrikaner wollen wie jeder andere Ausrichter vor ihnen die beste WM aller Zeiten austragen und unternehmen alle Anstrengungen, um dieses Ziel zu erreichen. Im Übrigen weisen sie mit Recht darauf hin, dass sie auch in der Vergangenheit sportliche Großveranstaltungen, wie den African Cup of Nations, Rugby- und Cricket-Weltmeisterschaften ohne Zwischenfälle ausrichtet haben.

Frage: Was wird denn so anders?

Schmidt: Zunächst einmal denke ich, dass die Stadien sich in weiten Teilen mit ihren Vorgängern messen können. Derzeit sind 1500 bis 2000 Arbeiter pro Stadion beschäftigt. Die Verkehrsinfrastruktur verbessert sich von Monat zu Monat, aber sie muss auf den landestypischen Gegebenheiten aufsetzen.

Frage: Was heißt das konkret?

Schmidt: Die Bahn spielt mit Sicherheit nicht die dominierende Rolle wie bei den Weltmeisterschaften in der Vergangenheit. Das Bus- und Taxensystem muss nachhaltig ausgebaut werden. Die Regierung hat eine Vielzahl von Bussen und Taxen gekauft, die sie vor allem kleineren Unternehmern zu günstigen Konditionen überlässt, um so die Wirtschaft anzukurbeln. Die Kapazitäten der Flughäfen werden deutlich erweitert, es wird eine große Zahl von zusätzlichen Charterkapazitäten geben, um insbesondere ausländische Besucher von ihren außerhalb der Spielorte gelegenen Unterkünften zu den Spielen und zurück zu bringen.

Frage: Gibt es genügend Hotelkapazitäten?

Schmidt: Die bisher von der FIFA beauftragten Agentur MATCH unter Vertrag genommenen Kapazitäten sind noch nicht ausreichend, so dass in den kommenden Monaten noch verstärkt akquiriert werden muss. Das zum ersten Mal seit 1998 wieder aufgelegte Tour Operator Programm ist ein wichtiger Beitrag, um die Reise- und Unterbringungsprobleme in den Griff zu bekommen. Dieses Programm wird aber auch die Verbindung von Fußballerlebnis und touristischer Aktivität tatkräftig unterstützen.

Frage: Mit wie vielen ausländischen Gästen rechnet Südafrika?

Schmidt: Die Schätzungen reichen bis 500.000. Im Gegensatz zur WM 2006 in Deutschland, wo wegen der geringen Distanzen viele Gäste aus dem benachbarten Ausland nur für ein Spiel anreisten, gehen wir bei der WM 2010 davon aus, dass die ausländischen Besucher sich im Schnitt mindestens drei Spiele anschauen werden. Wenn diese Annahmen richtig sind, dann wären schon 1,5 Millionen der rund drei Millionen Karten an den Mann oder an die Frau gebracht. Das Hospitality-Programm, das sich im Wesentlichen an Wirtschaftsunternehmen und Incentive-Anbieter wendet, hat eine Ausstattung von etwa 300.000 Paketen, die im Schnitt deutlich unter den Preisen der WM 2006 liegen. Der angelaufene Verkauf in Südafrika brachte erfreuliche Ergebnisse, die Erwartungen für die internationalen Märkte sind deshalb ausgesprochen positiv. Die für den südafrikanischen Markt vorgesehene Kategorie 4, die deutlich unter den Preisen der anderen Kategorien liegt, soll dazu beitragen, dass auch Menschen mit geringerem Einkommen an diesem einmaligen Weltereignis teilnehmen können. Im Moment richten sich die Blicke auf den Konföderationen-Cup, der im Juni 2009 mit acht Ländern in vier Stadien ausgetragen wird. Wie auch in Deutschland 2005 wird es sich bei den Besuchern fast ausschließlich um einheimische Fans handeln. Der KFC ist der große Test vor der WM, der allen Beteiligten ein klares Bild vermitteln wird, welche Anforderungen auf sie ein Jahr später zukommen werden, also organisatorische Abläufe, Nahverkehr, Sicherheit, und so weiter."

Frage: Spannend wird auch sein, wie die Sicherheitsfrage gelöst wird.

Schmidt: Rund um die Stadien, die Pressezentren, die offiziellen Hotels und die Trainingsplätze habe ich keine Sorge. Südafrika hat 30.000 Polizisten zusätzlich angestellt und weitet beispielsweise die technischen Überwachungssysteme in erheblichem Umfang aus. Es gibt bis ins Detail gehende Sicherheitskonzepte sowohl auf der Seite der Sicherheitsbehörden als auch des lokalen Organisations-Komitees LOC, um die ohne jeden Zweifel bestehenden Herausforderungen zu meistern. Aber natürlich gibt es in den Städten Bereiche, deren Besuch ich nicht empfehlen würde, doch solche Warnungen würde ich auch für einige Viertel in anderen Metropolen aussprechen.

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Frage: Dann soll die Stromversorgung noch Probleme bereiten.

Schmidt: Eskom, die nationale Energie-Agentur, hat der FIFA und dem LOC eine Garantie zur Versorgungssicherheit gegeben. In den Stadien selbst, im internationalen Fernsehzentrum, in den offiziellen Hotels und Team Base Camps und vergleichbaren Einrichtungen sind Generatoren vorhanden, die bei kurzfristigen Ausfällen darüber hinaus zur Verfügung stehen. Ich kann nur hoffen, dass die bevorzugte Versorgung der WM-Einrichtungen nicht dazu führt, dass die anderen Regionen darunter leiden müssen.

Frage: Was sind aktuell die dringendsten Probleme?

Schmidt: Wie bei allen Großveranstaltungen in vergleichbarer Dimension gilt es aufgrund von Risiken, Baumaßnahmen und Verbesserung der Infrastruktur mit Budget-Überziehungen zu kämpfen, die notwendigen Nachfinanzierungen sind zum Teil nur mit erheblicher Anstrengung zu gewährleisten. Ich bin trotzdem optimistisch, dass die Planungen im Bereich der Infrastruktur und den Stadien vollständig umgesetzt werden können. Normal ist auch, dass in der Umsetzungsphase, in welcher man sich in vielen Bereichen jetzt befindet, Überraschungen auftreten, die flexibel geregelt werden müssen. In wenigen Monaten richten sich die Blicke aller Fußball-Freunde auf den Ticketverkauf, der am 23.11.2008 für den Konföderationen-Cup und im Februar 2009 für die WM via Internet beginnt. Die Tour Operator Programme kommen im Laufe der nächsten Wochen auf den Markt und wie immer spielt das Internet dabei die entscheidende Rolle und erlaubt den weltweiten Zugriff auf die Angebote.

Frage: Eine immer wieder ins Gespräch gebrachte kurzfristige Verlegung der WM in ein anderes Land schließen sie aus?

Schmidt: Die Gefahr einer Wegnahme der WM sehe ich nicht. Die Perspektiven sind so, dass das Motto jetzt heißt: arbeiten, testen, trainieren.

Frage: Alles in allem klingen sie sehr optimistisch.

Schmidt: Wer eine WM über Jahre begleitet, muss positiv eingestellt sein.