Schiedsrichterin Wacker: Durch Idee der Mutter in der Bundesliga

Obwohl FIFA-Schiedsrichterin Karoline Wacker aus dem württembergischen Murrhardt gerade einmal 28 Jahre ist, leitet sie bereits seit mehr als 15 Jahren Fußballspiele. International, in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga, aber auch bei den Männern schon bis zur Regionalliga. Im DFB.de-Interview spricht die Finanzbeamtin mit Mitarbeiter Ralf Debat über eine TV-Dokumentation über Deniz Aytekin und die Unterschiede zwischen der Frauen-Bundesliga und der Männer-Regionalliga.

DFB.de: Schon mit 13 Jahren wurden Sie Schiedsrichterin. Wie kam es dazu, Frau Wacker?

Karoline Wacker: Ich hatte damals noch selbst Fußball gespielt, war Rechtsverteidigerin beim VfR Murrhardt, bei dem meine Mutter Sabine auch als Jugendleiterin aktiv war. Wir hatten im Verein einen erheblichen Schiedsrichter-Mangel, so dass meine Mama zu mir meinte: "Das wäre doch etwas für dich." Schließlich wäre ich doch ein resoluter Typ. Ihr zuliebe habe ich mich dann angemeldet - und dann auch relativ schnell gemerkt, dass es eine ganz gute Idee von ihr war. (lacht)

DFB.de: Können Sie sich noch an Ihr erstes Spiel als Schiedsrichterin erinnern?

Wacker: Es war auf jeden Fall ein B-Juniorinnen-Spiel in Fichtenberg. Ich war ziemlich aufgeregt. Schließlich waren fast alle Spielerinnen älter als ich. Aber es hat auf Anhieb ganz gut geklappt.

DFB.de: Hatten Sie von Beginn an das klare Ziele, es bis in den Spitzenfußball zu schaffen?

Wacker: Nein, überhaupt nicht. Vielmehr wächst man erst nach und nach in jede Aufgabe hinein. Es war allerdings schon so, dass es mir gleich mehr Spaß gemacht hat, Schiedsrichterin zu sein, als selbst Fußball zu spielen. Das lag wohl auch daran, dass mein Talent überschaubar war. (lacht) An höhere Spielklassen oder gar die Frauen-Bundesliga habe ich damals nie gedacht. Es war immer nur mein Ziel, mich weiterzuentwickeln und zu verbessern. Damit bin ich bisher gut gefahren.

DFB.de: Was waren die wichtigsten Schritte und Stationen auf Ihrem Weg?

Wacker: Ab 2010 erstmals auf Verbandsebene mit einem Gespann, also mit zwei Assistenten oder Assistentinnen, Spiele leiten zu dürfen, war schon etwas Besonderes. Ab dieser Zeit wurde ich auch schon als Assistentin in der Frauen-Bundesliga eingesetzt. 2012 kamen die ersten Spiele als Schiedsrichterin in der 2. Frauen-Bundesliga, ab 2014 in der Frauen-Bundesliga. Gleichzeitig bin ich in die Männer-Oberliga Baden-Württemberg und drei Jahre später in die Regionalliga Südwest aufgestiegen. 2017 wurde ich dann auch zur FIFA-Schiedsrichterin berufen und hatte erste internationale Einsätze.

DFB.de: Gab es besonders wichtige Förderer*innen?

Wacker: Ich habe von Beginn an sehr viel Unterstützung bekommen. Das fing bei unserem regionalen Obmann Peter Röhrle an. Die langjährige Bundesliga-Schiedsrichterin Christine Baitinger, bei der ich auch als Assistentin im Team war und die zu dieser Zeit in unserem Landesverband im Schiedsrichter-Ausschuss engagiert war, hat mir mit ihrer großen Erfahrung sehr geholfen. Vom DFB bekommen wir inzwischen auch eigene Coaches zugeteilt, die uns unterstützen. Außerdem steht meine Familie immer voll hinter mir.

DFB.de: Worauf kommt es aus Ihrer Sicht an, um es als Schiedsrichter*in weit zu bringen?

Wacker: Regelkenntnis ist die absolute Basis. Wichtig sind aus meiner Sicht aber vor allem Fußballverständnis, Einsatz- und Leistungsbereitschaft sowie der Wille, sich ständig weiterentwickeln zu wollen. Außerdem sollte jeder auch mit Spaß bei der Sache sein.

DFB.de: Wie würden Sie Ihren Stil beschreiben?

Wacker: Ich würde schon sagen, dass ich ein kommunikativer Typ bin, Spielern und Trainern auf Augenhöhe begegne. Ein Allheilmittel ist Kommunikation allerdings nicht. Vielmehr muss man sein Verhalten auf dem Platz situativ anpassen, eine möglichst klare Linie verfolgen und, wenn es sein muss, diese auch mal konsequent durchziehen. Jeder, der am Spiel beteiligt ist, muss dem Gegenüber mit Respekt begegnen. Wir alle zusammen stehen schließlich für den Fußball und sollten dabei ein gutes Bild abgeben.

DFB.de: Sind Sie vor Spielen noch nervös?

Wacker: Ich würde nicht sagen, dass ich nervös bin. Eine gewisse Anspannung ist aber immer da und das sollte auch so sein.

DFB.de: Haben Sie ein persönliches Vorbild?

Wacker: Kein spezielles Vorbild, aber grundsätzlich inspirieren mich erfolgreiche Kolleginnen und Kollegen. Man versucht, sich das eine oder andere abzuschauen oder zumindest auch mal selbst auszuprobieren. Wie verhält sich der eine oder andere in bestimmten Situationen, wie ist seine Körpersprache? Sehr spannend und aufschlussreich fand ich beispielsweise kürzlich die Dokumentation mit Deniz Aytekin.

DFB.de: Im Frauenfußball haben Sie es schon auf die FIFA-Liste geschafft, bei den Männern leiten Sie Spiele bis zur Regionalliga. Wie lauten Ihre persönlichen Ziele? Würden Sie gerne auch in der Männer-Bundesliga pfeifen?

Wacker: Auch wenn es sich wie eine Floskel anhört: Auch für mich als Schiedsrichterin ist das nächste Spiel am wichtigsten. Darauf liegt mein Fokus. Ich möchte meinen Job einfach so gut wie möglich machen und mich weiterhin durch gute Leistungen für höhere Aufgaben und noch bessere Spiele empfehlen. Nicht mehr und nicht weniger.

DFB.de: Dann mal anders gefragt: Was halten Sie grundsätzlich von Schiedsrichterinnen im Profibereich der Männer?

Wacker: Ich freue mich für jede, die es bis dorthin schafft und sich dort behauptet. Bibiana Steinhaus, Riem Hussein und Katrin Rafalski haben es sich durch ihre Leistungen definitiv verdient.

DFB.de: In der 1. und 2. Frauen-Bundesliga pfeifen - zumindest derzeit - ausschließlich Frauen. Wäre es nicht konsequent, auch dort mal männliche Schiedsrichter einzusetzen?

Wacker: Eines vorweg: Wie der DFB die Schiedsrichterinnen fördert, ist beispielhaft und ein Vorbild für andere Nationen, in denen bei weitem nicht so viele Frauen in den oberen Ligen aktiv sind. Dass in der 1. und 2. Frauen-Bundesliga nur weibliche Unparteiische pfeifen, ist ein Mittel, um möglichst viele Schiedsrichterinnen zu fördern. UEFA und FIFA leben dieses Modell übrigens vor und besetzen die Frauenspiele ausschließlich mit Frauen. Das ist eine große Chance für uns alle und das kann ich deshalb nur unterstützen.

DFB.de: Was sind die gravierendsten Unterschiede bei der Leitung von Frauen- und Männerfußball-Spielen? Was ist vielleicht einfacher oder schwieriger?

Wacker: Der direkte Vergleich ist schwierig, auch wenn die Bedingungen und die Regeln identisch sind. Ich persönlich habe festgestellt, dass bei den Männern die Entscheidungsdichte höher ist. Das heißt, ich muss mehr Entscheidungen treffen. Dafür ist die Aufmerksamkeit in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga - beispielsweise durch die Live-Übertragungen im TV, das Mitwirken zahlreicher Nationalspielerinnen oder den Kampf um die Deutsche Meisterschaft - deutlich höher als etwa in der Regionalliga Südwest der Männer, die medial längst nicht so präsent ist.

DFB.de: Gab es während Ihrer Laufbahn auch schon negative Erlebnisse?

Wacker: Sicherlich muss man sich als Schiedsrichterin von außen mal das eine oder andere anhören, in bleibender Erinnerung ist mir aber nichts geblieben. So gravierend kann es also nicht gewesen sein. Zum Glück war ich auch noch nie irgendwelchen Angriffen ausgesetzt. Ich kann dazu nur sagen, dass es bei uns voll akzeptiert wird, dass Frauen in der Regional- oder in der Oberliga pfeifen, und dass der Umgang sehr respektvoll ist. Da kann ich mich wirklich nicht beschweren.

DFB.de:Macht es Ihnen zu schaffen, wenn Sie merken, dass ein Spiel mal nicht so gut gelaufen ist?

Wacker: Wir alle machen mal Fehler. Als Schiedsrichter haben wir oft weniger als nur eine Sekunde Zeit, um eine Entscheidung zu treffen. Wenn sich dann später herausstellt, dass ich falsch lag, versuche ich bei der Nachbereitung der Spiele zu ergründen, warum ich womöglich eine falsche Wahrnehmung hatte und was ich beim nächsten Mal besser machen kann.

DFB.de: Sie sind hauptberuflich als Finanzbeamtin im Bereich der Betriebsprüfung tätig. Helfen Ihnen Ihre beruflichen Erfahrungen auf dem Platz?

Wacker: Ich würde sogar sagen, dass es in beide Richtungen funktioniert. Schließlich muss ich mich auch als Schiedsrichterin sehr konzentrieren, Entscheidungen treffen, gute Lösungen finden und auch mit Kritik umgehen. Dazu hinterfragen wir uns auch immer selbst, was wir besser machen und wie wir uns weiterentwickeln können. Von daher kann ich von meiner Schiedsrichter-Tätigkeit auch am Arbeitsplatz zehren.

DFB.de: Ist es für Sie noch ein Hobby, Schiedsrichterin zu sein, oder schon mehr?

Wacker: Ich bin bei meinem Arbeitgeber nach wie vor in Vollzeit tätig, gehe daher in meiner Freizeit dem Hobby nach, als Schiedsrichterin tätig zu sein. Da versuche ich jedoch, mich bestmöglich und professionell auf die Spiele vorzubereiten und sie anschließend zu analysieren. Das bedingt auch ein nahezu tägliches Training, um die notwendige Fitness aufzubauen oder zu bewahren.

DFB.de: Betreiben Sie noch ein anderes Hobby?

Wacker: Die Sommer- und Winterpause nutze ich gerne, um zu reisen und etwas von der Welt zu sehen. Dabei gehe ich häufig zum Wandern oder auch zum Bergsteigen.

DFB.de: Noch einmal zurück zum Anfang: Welchen Tipp würden Sie jungen Nachwuchs-Schiedsrichter*innen mit auf den Weg geben?

Wacker: Ich würde ihnen raten, es auszuprobieren und dann auch dabei zu bleiben, wenn sie merken, dass es ihnen Freude und Spaß bereitet. Das sollte man auf jeden Fall nicht vergessen. Dazu sollten sie nicht zu ehrgeizig sein und sich auch von einem schlechten Spiel nie unterkriegen lassen. Das gehört zur Entwicklung einfach dazu.

[mspw]

Obwohl FIFA-Schiedsrichterin Karoline Wacker aus dem württembergischen Murrhardt gerade einmal 28 Jahre ist, leitet sie bereits seit mehr als 15 Jahren Fußballspiele. International, in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga, aber auch bei den Männern schon bis zur Regionalliga. Im DFB.de-Interview spricht die Finanzbeamtin mit Mitarbeiter Ralf Debat über eine TV-Dokumentation über Deniz Aytekin und die Unterschiede zwischen der Frauen-Bundesliga und der Männer-Regionalliga.

DFB.de: Schon mit 13 Jahren wurden Sie Schiedsrichterin. Wie kam es dazu, Frau Wacker?

Karoline Wacker: Ich hatte damals noch selbst Fußball gespielt, war Rechtsverteidigerin beim VfR Murrhardt, bei dem meine Mutter Sabine auch als Jugendleiterin aktiv war. Wir hatten im Verein einen erheblichen Schiedsrichter-Mangel, so dass meine Mama zu mir meinte: "Das wäre doch etwas für dich." Schließlich wäre ich doch ein resoluter Typ. Ihr zuliebe habe ich mich dann angemeldet - und dann auch relativ schnell gemerkt, dass es eine ganz gute Idee von ihr war. (lacht)

DFB.de: Können Sie sich noch an Ihr erstes Spiel als Schiedsrichterin erinnern?

Wacker: Es war auf jeden Fall ein B-Juniorinnen-Spiel in Fichtenberg. Ich war ziemlich aufgeregt. Schließlich waren fast alle Spielerinnen älter als ich. Aber es hat auf Anhieb ganz gut geklappt.

DFB.de: Hatten Sie von Beginn an das klare Ziele, es bis in den Spitzenfußball zu schaffen?

Wacker: Nein, überhaupt nicht. Vielmehr wächst man erst nach und nach in jede Aufgabe hinein. Es war allerdings schon so, dass es mir gleich mehr Spaß gemacht hat, Schiedsrichterin zu sein, als selbst Fußball zu spielen. Das lag wohl auch daran, dass mein Talent überschaubar war. (lacht) An höhere Spielklassen oder gar die Frauen-Bundesliga habe ich damals nie gedacht. Es war immer nur mein Ziel, mich weiterzuentwickeln und zu verbessern. Damit bin ich bisher gut gefahren.

DFB.de: Was waren die wichtigsten Schritte und Stationen auf Ihrem Weg?

Wacker: Ab 2010 erstmals auf Verbandsebene mit einem Gespann, also mit zwei Assistenten oder Assistentinnen, Spiele leiten zu dürfen, war schon etwas Besonderes. Ab dieser Zeit wurde ich auch schon als Assistentin in der Frauen-Bundesliga eingesetzt. 2012 kamen die ersten Spiele als Schiedsrichterin in der 2. Frauen-Bundesliga, ab 2014 in der Frauen-Bundesliga. Gleichzeitig bin ich in die Männer-Oberliga Baden-Württemberg und drei Jahre später in die Regionalliga Südwest aufgestiegen. 2017 wurde ich dann auch zur FIFA-Schiedsrichterin berufen und hatte erste internationale Einsätze.

DFB.de: Gab es besonders wichtige Förderer*innen?

Wacker: Ich habe von Beginn an sehr viel Unterstützung bekommen. Das fing bei unserem regionalen Obmann Peter Röhrle an. Die langjährige Bundesliga-Schiedsrichterin Christine Baitinger, bei der ich auch als Assistentin im Team war und die zu dieser Zeit in unserem Landesverband im Schiedsrichter-Ausschuss engagiert war, hat mir mit ihrer großen Erfahrung sehr geholfen. Vom DFB bekommen wir inzwischen auch eigene Coaches zugeteilt, die uns unterstützen. Außerdem steht meine Familie immer voll hinter mir.

DFB.de: Worauf kommt es aus Ihrer Sicht an, um es als Schiedsrichter*in weit zu bringen?

Wacker: Regelkenntnis ist die absolute Basis. Wichtig sind aus meiner Sicht aber vor allem Fußballverständnis, Einsatz- und Leistungsbereitschaft sowie der Wille, sich ständig weiterentwickeln zu wollen. Außerdem sollte jeder auch mit Spaß bei der Sache sein.

DFB.de: Wie würden Sie Ihren Stil beschreiben?

Wacker: Ich würde schon sagen, dass ich ein kommunikativer Typ bin, Spielern und Trainern auf Augenhöhe begegne. Ein Allheilmittel ist Kommunikation allerdings nicht. Vielmehr muss man sein Verhalten auf dem Platz situativ anpassen, eine möglichst klare Linie verfolgen und, wenn es sein muss, diese auch mal konsequent durchziehen. Jeder, der am Spiel beteiligt ist, muss dem Gegenüber mit Respekt begegnen. Wir alle zusammen stehen schließlich für den Fußball und sollten dabei ein gutes Bild abgeben.

DFB.de: Sind Sie vor Spielen noch nervös?

Wacker: Ich würde nicht sagen, dass ich nervös bin. Eine gewisse Anspannung ist aber immer da und das sollte auch so sein.

DFB.de: Haben Sie ein persönliches Vorbild?

Wacker: Kein spezielles Vorbild, aber grundsätzlich inspirieren mich erfolgreiche Kolleginnen und Kollegen. Man versucht, sich das eine oder andere abzuschauen oder zumindest auch mal selbst auszuprobieren. Wie verhält sich der eine oder andere in bestimmten Situationen, wie ist seine Körpersprache? Sehr spannend und aufschlussreich fand ich beispielsweise kürzlich die Dokumentation mit Deniz Aytekin.

DFB.de: Im Frauenfußball haben Sie es schon auf die FIFA-Liste geschafft, bei den Männern leiten Sie Spiele bis zur Regionalliga. Wie lauten Ihre persönlichen Ziele? Würden Sie gerne auch in der Männer-Bundesliga pfeifen?

Wacker: Auch wenn es sich wie eine Floskel anhört: Auch für mich als Schiedsrichterin ist das nächste Spiel am wichtigsten. Darauf liegt mein Fokus. Ich möchte meinen Job einfach so gut wie möglich machen und mich weiterhin durch gute Leistungen für höhere Aufgaben und noch bessere Spiele empfehlen. Nicht mehr und nicht weniger.

DFB.de: Dann mal anders gefragt: Was halten Sie grundsätzlich von Schiedsrichterinnen im Profibereich der Männer?

Wacker: Ich freue mich für jede, die es bis dorthin schafft und sich dort behauptet. Bibiana Steinhaus, Riem Hussein und Katrin Rafalski haben es sich durch ihre Leistungen definitiv verdient.

DFB.de: In der 1. und 2. Frauen-Bundesliga pfeifen - zumindest derzeit - ausschließlich Frauen. Wäre es nicht konsequent, auch dort mal männliche Schiedsrichter einzusetzen?

Wacker: Eines vorweg: Wie der DFB die Schiedsrichterinnen fördert, ist beispielhaft und ein Vorbild für andere Nationen, in denen bei weitem nicht so viele Frauen in den oberen Ligen aktiv sind. Dass in der 1. und 2. Frauen-Bundesliga nur weibliche Unparteiische pfeifen, ist ein Mittel, um möglichst viele Schiedsrichterinnen zu fördern. UEFA und FIFA leben dieses Modell übrigens vor und besetzen die Frauenspiele ausschließlich mit Frauen. Das ist eine große Chance für uns alle und das kann ich deshalb nur unterstützen.

DFB.de: Was sind die gravierendsten Unterschiede bei der Leitung von Frauen- und Männerfußball-Spielen? Was ist vielleicht einfacher oder schwieriger?

Wacker: Der direkte Vergleich ist schwierig, auch wenn die Bedingungen und die Regeln identisch sind. Ich persönlich habe festgestellt, dass bei den Männern die Entscheidungsdichte höher ist. Das heißt, ich muss mehr Entscheidungen treffen. Dafür ist die Aufmerksamkeit in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga - beispielsweise durch die Live-Übertragungen im TV, das Mitwirken zahlreicher Nationalspielerinnen oder den Kampf um die Deutsche Meisterschaft - deutlich höher als etwa in der Regionalliga Südwest der Männer, die medial längst nicht so präsent ist.

DFB.de: Gab es während Ihrer Laufbahn auch schon negative Erlebnisse?

Wacker: Sicherlich muss man sich als Schiedsrichterin von außen mal das eine oder andere anhören, in bleibender Erinnerung ist mir aber nichts geblieben. So gravierend kann es also nicht gewesen sein. Zum Glück war ich auch noch nie irgendwelchen Angriffen ausgesetzt. Ich kann dazu nur sagen, dass es bei uns voll akzeptiert wird, dass Frauen in der Regional- oder in der Oberliga pfeifen, und dass der Umgang sehr respektvoll ist. Da kann ich mich wirklich nicht beschweren.

DFB.de:Macht es Ihnen zu schaffen, wenn Sie merken, dass ein Spiel mal nicht so gut gelaufen ist?

Wacker: Wir alle machen mal Fehler. Als Schiedsrichter haben wir oft weniger als nur eine Sekunde Zeit, um eine Entscheidung zu treffen. Wenn sich dann später herausstellt, dass ich falsch lag, versuche ich bei der Nachbereitung der Spiele zu ergründen, warum ich womöglich eine falsche Wahrnehmung hatte und was ich beim nächsten Mal besser machen kann.

DFB.de: Sie sind hauptberuflich als Finanzbeamtin im Bereich der Betriebsprüfung tätig. Helfen Ihnen Ihre beruflichen Erfahrungen auf dem Platz?

Wacker: Ich würde sogar sagen, dass es in beide Richtungen funktioniert. Schließlich muss ich mich auch als Schiedsrichterin sehr konzentrieren, Entscheidungen treffen, gute Lösungen finden und auch mit Kritik umgehen. Dazu hinterfragen wir uns auch immer selbst, was wir besser machen und wie wir uns weiterentwickeln können. Von daher kann ich von meiner Schiedsrichter-Tätigkeit auch am Arbeitsplatz zehren.

DFB.de: Ist es für Sie noch ein Hobby, Schiedsrichterin zu sein, oder schon mehr?

Wacker: Ich bin bei meinem Arbeitgeber nach wie vor in Vollzeit tätig, gehe daher in meiner Freizeit dem Hobby nach, als Schiedsrichterin tätig zu sein. Da versuche ich jedoch, mich bestmöglich und professionell auf die Spiele vorzubereiten und sie anschließend zu analysieren. Das bedingt auch ein nahezu tägliches Training, um die notwendige Fitness aufzubauen oder zu bewahren.

DFB.de: Betreiben Sie noch ein anderes Hobby?

Wacker: Die Sommer- und Winterpause nutze ich gerne, um zu reisen und etwas von der Welt zu sehen. Dabei gehe ich häufig zum Wandern oder auch zum Bergsteigen.

DFB.de: Noch einmal zurück zum Anfang: Welchen Tipp würden Sie jungen Nachwuchs-Schiedsrichter*innen mit auf den Weg geben?

Wacker: Ich würde ihnen raten, es auszuprobieren und dann auch dabei zu bleiben, wenn sie merken, dass es ihnen Freude und Spaß bereitet. Das sollte man auf jeden Fall nicht vergessen. Dazu sollten sie nicht zu ehrgeizig sein und sich auch von einem schlechten Spiel nie unterkriegen lassen. Das gehört zur Entwicklung einfach dazu.

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